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Vor 95 Jahren - Die Inflationsspirale in Schmalensee und Umgebung

09. 08. 2018

Wir wurden Millionäre, Milliardäre und schließlich Billionäre, und wurden immer ärmer, bis wir nichts mehr hatten.“ So beschreibt Lehrer Heinrich Göttsch in seiner 1948 veröffentlichten Chronik von Schmalensee, was sich nach dem Ersten Weltkrieg und insbesondere 1923 abspielte. Auf den verlorenen Krieg „folgte eine bunte, verworrene Zeit, die in ihren üblen Begleiterscheinungen den wirtschaftlichen Existenzen gefährlicher war als der Krieg.“

 

Vor 95 Jahren fallen beim Durchblättern des Segeberger Kreis- und Tageblatts, des Vorläufers der Segeberger Zeitung, ab Sommer Artikel und Anzeigen ins Auge, die beispielhaft für das stehen, was heute allgemein als Inflation von 1923 bezeichnet wird. Nachdem bereits im Juli einige Fälle geschildert wurden, blicken wir in einem zweiten Teil auf die Preisentwicklung im August 1923:

 

01.08.1923: Die Post- und Telegrafen-Gebühren werden erhöht; u.a. kostet der Versand von Postkarten im Ortsverkehr nun 200 Mark und im Fernverkehr 400 Mark.

 

01.08.1923: Der Geldwert von Naturalbezügen wird angeglichen. Demnach beträgt der Gegenwert der vollen Verpflegung einschließlich Wohnung, Heizung und Beleuchtung für weibliche und männliche Angestellte in leitender oder gehobener Stellung (z.B. Lehrer, Hausdamen, Geschäftsführer, Ärzte, Apotheker, Verwalter usw.) 54.000 Mark pro Tag.

Im Falle sonstiger Hausangestellter (z.B. Gesellen, Gehilfen, Knechte, Verkäuferinnen usw.) liegt der Wert bei 45.000 Mark, für sonstige weibliche Hausangestellte (Mägde, Dienstmädchen) oder gering bezahlte weibliche Arbeitskräfte (Flick- und Reinemachefrauen) bei 33.000 Mark pro Tag.

 

09.08.1923: Die Mehl- und Brotpreise sind erneut dem Wertverlust des Geldes angeglichen worden. Ein 1.900 Gramm Roggengrobbrot kostet nun maximal 15.000 Mark, ein 2.850 Gramm Roggengrobbrot liegt bei 22.500 Mark.

 

10.08.1923: „An unsere Zeitungsbezieher. Infolge der katastrophalen Entwertung der Papiermark setzen wir den Bezugspreis des Segeberger Kreis- und Tageblatts für den Monat August auf 70.000 Mark fest.“

 

10.08.1923: Die Hebammengebühren werden in ihren wesentlichen Punkten um das 400-fache erhöht. Das Wegegeld der Hebammen wird auf 5.000 Mark pro Kilometer angehoben.

 

18.08.1923: Die Gebühren der Fleischbeschau werden angeglichen. Für die Trichinenschau werden statt 65.000 nun 327.000 Mark erhoben.

 

27.08.1923: Neue Höchstpreise für Brot und Mehl treten in Kraft. Das Roggengrobbrot von 1.900 Gramm kostet maximal 110.000 Mark.

 

30.08.1923: Aufgrund der fortschreitenden Geldentwertung gibt die Landesversicherungsanstalt Kiel neueste Honorarsätze für ärztliche Gutachten bekannt. Demnach wird zurzeit eine „große Begutachtung“, also eine umfangreiche körperliche Untersuchung von Rentenbewerbern, mit 480.000 Mark honoriert. Für die Teilnahme an einer Sitzung eines Versicherungsamtes erhält ein Arzt 240.000 Mark für die erste und je 160.000 Mark für jede weitere angefangene Stunde.

 

 

Bild zur Meldung: Vor 95 Jahren - Die Inflationsspirale in Schmalensee und Umgebung

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24638 Schmalensee

 

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