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Vor 95 Jahren - Höhepunkt der Inflation

16. 10. 2018

Wir wurden Millionäre, Milliardäre und schließlich Billionäre, und wurden immer ärmer, bis wir nichts mehr hatten.“ So beschreibt Lehrer Heinrich Göttsch in seiner 1948 veröffentlichten Chronik von Schmalensee, was sich nach dem Ersten Weltkrieg und insbesondere 1923 abspielte. Auf den verlorenen Krieg „folgte eine bunte, verworrene Zeit, die in ihren üblen Begleiterscheinungen den wirtschaftlichen Existenzen gefährlicher war als der Krieg.“

 

Vor 95 Jahren fallen beim Durchblättern des Segeberger Kreis- und Tageblatts, des Vorläufers der Segeberger Zeitung, ab Sommer Artikel und Anzeigen ins Auge, die beispielhaft für das stehen, was heute allgemein als Inflation von 1923 bezeichnet wird. Nachdem einige Fälle aus dem Sommer 1923 geschildert wurden, blicken wir auf die Preisentwicklung im Oktober und November:

 

15.10.1923

Der Preußische Minister für Volkswohlfahrt veröffentlicht die aktuellen Höchstsätze der Erwerbslosenunterstützung. Männer über 21 Jahre, die im eigenen Haushalt leben, erhalten bis zu 1.200 Millionen RM (Frauen 960 Millionen RM). Diese Sätze sind bis zum 20.10.1923 gültig.

 

25.10.1923

Die Inflation erreicht einen absoluten Höhepunkt: Der 100-Milliarden-Mark-Schein ist in Vorbereitung. Die Tagesproduktion von Banknoten ist zudem auf 66.000 Billionen gesteigert worden.

 

01.11.1923

Die Post- und Fernsprechgebühren werden angehoben. Für ein Ortsgespräch von einer Teilnehmer- oder einer öffentlichen Sprechstelle sind 1.500 Millionen RM zu entrichten. So viel kosten auch eine Telefonauskunft oder ein Ferngespräch unter drei Minuten auf einer Entfernung bis zu 5 Kilometer. Zum Vergleich: Für ein Ferngespräch unter drei Minuten auf eine Entfernung zwischen 50 und 100 Kilometer müssen 13.500 Millionen RM gezahlt werden.

 

16.11.1923

Die angekündigte Einführung der Rentenmark (Goldmark) durch die Reichsregierung soll den Wertverlust des Geldes aufhalten, die Preise werden nach und nach wieder auf Normalmaß gesetzt. Dennoch haben viele Deutsche gravierende Verluste zu verzeichnen.

 

24.11.1923

Die Jagdscheingebühren im Kreis Segeberg betragen ab sofort 15 Millionen RM für einen Jahres- und 3 Millionen RM für einen Tagesjagdschein. Zusätzlich sind für den Jahresjagdschein 150 Millionen RM und für den Tagesjagdschein 30 Millionen RM an Stempelgebühr zu entrichten.

 

 

Die deutsche Inflation, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte und nur durch Einführung der Rentenmark ab 1924 eingedämmt werden konnte, hatte ihren Ursprung in der Finanzierungspolitik des Ersten Weltkriegs. Die sorgte dafür, dass im November 1918 die Schulden des Deutschen Reiches das Volkseinkommen überstiegen. Da Deutschland den Krieg verloren hatte konnte die Verschuldung nicht wie geplant durch die Kriegsgegner abgebaut werden. Statt dessen musste das Deutsche Reich die im Versailler Vertrag auferlegten Reparationen zahlen, was die Minderung der Kaufkraft der Mark bei gleichzeitiger Verteuerung der Güter befeuerte. Weil der Staat, die neue Weimarer Republik, zur Beseitigung der Staatsschulden ab 1919 die Geldmenge massiv erweiterte, kam es 1923 zur so genannten Hyperinflation.

 

 

Bild zur Meldung: Vor 95 Jahren - Höhepunkt der Inflation

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Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

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E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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