Vor 100 Jahren - Ein Bauernrat für Schmalensee

Schmalensee, den 21. 11. 2018

Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Die so genannte Novemberrevolution, ausgelöst durch den Kieler Matrosenaufstand, wirkte sich in bekanntem Umfang auf das Deutsche Reich aus: Die Monarchie brach zusammen und sollte durch die erste deutsche Republik abgelöst werden. Auf dem Weg dahin waren Arbeiter- und Soldatenräte bestrebt, die Nachkriegskrise zu bewältigen. Auch in Schmalensee wurde am 21. November 1918 ein solches Gremium neben der Gemeindevertretung gebildet, der Bauernrat.

 

In öffentlicher Versammlung, die aus allen Kreisen der Bewohner unseres Dorfes gut besucht war, wurde aufgrund des gleichen und geheimen Wahlrechts ein Bauernrat gebildet ...“, wird ein nicht namentlich genannter Berichterstatter aus Schmalensee am 22. November 1918 im Segeberger Kreis- und Tageblatt, der heutigen Segeberger Zeitung, zitiert. Vielleicht war es Lehrer Heinrich Göttsch, vielleicht aber auch Gemeindevorsteher Theodor Schnohr, der die Geschicke des Dorfes von 1899 bis 1924 lenkte.

 

Die Bauernräte wurden auf dem Lande als Pendant zu Arbeiter- und Soldatenräten der Städte gewählt. Meist gab es „Arbeiter- und Bauernräte“, aber so bezeichneten sich die Schmalenseer nicht, obwohl es freilich Landarbeiter im Dorf gab, sofern sie nicht noch Militärdienst leisteten und somit irgendwo im Felde standen. Grundsätzlich war es Hauptaufgabe der Räte, die Sicherung von Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Auch hatten sie dafür zu sorgen, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln – insbesondere in den Städten – gewährleistet wurde.

 

Die Schmalenseer wählten Amtmann Heinrich Christian Saggau, den von 1889 bis 1924 amtierenden Amtsvorsteher für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek, Landmann W. Harder, den Kaufmann Peter Landschoof und den Arbeiter J. Hansen zu ihrem Bauernrat. W. Harder war sehr wahrscheinlich Willi Harder (1882-1964), der von 1945 bis 1949 Bürgermeister war. Johannes Hansen bewohnte mit seiner Familie eine Kate in der Belauer Straße und war offenbar bei Harder angestellt.

 

Als Aufgaben führte die „neue Körperschaft“ für sich an: „Unterstützung der Ortsbehörden in allen wirtschaftlichen Maßnahmen der Übergangszeit, Zurückführung der heimkehrenden Krieger in gesicherte Erwerbsverhältnisse, Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Schutz der Bewohner gegen willkürliche Übergriffe.“ Der Bauernrat, so heißt es abschließend, werde „mit dem Soldaten- und Arbeiterrat der Städte Hand in Hand arbeiten.“

 

Wann die Arbeit der Räte endete, lässt sich nicht datieren. Die Meldung aus Schmalensee verdeutlicht, dass man sich nur als Körperschaft des Übergangs verstand, nicht als Ersatz für die Gemeindevertretung, die es in ihrer Arbeit zu unterstützen galt. Auch blieb dies die einzige Meldung zum hiesigen Bauernrat. In den Amtsbezirken wählten die Räte Vertrauensmänner, die sich am 18. Dezember 1918 im Segeberger Kreishaus versammelten, um die weitere Tätigkeit zu beraten. Nach den Wahlen zur Nationalversammlung Anfang 1919 und der Schaffung relativ geordneter Verhältnisse dürfte die Arbeit der Räte eingestellt worden sein. Für Heinrich Christian Saggau blieb sie ein Einschnitt in einer langen kommunalpolitischen Karriere, die erst 1924 mit der Übergabe der Funktion des Amtsvorstehers an den Bornhöveder und gebürtigen Schmalenseer Hans Hinrich Saggau endete.

 

 

Bild zur Meldung: Vor 100 Jahren - Ein Bauernrat für Schmalensee

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