Vor 70 Jahren - Eine Chronik für Schmalensee

Schmalensee, den 07. 12. 2018

Zu Weihnachten wird erscheinen, als Festgeschenk geeignet, die Chronik von Schmalensee, mit vielen Bildern und Karten von H. Göttsch“

 

So steht es in einer Anzeige vom 7. Dezember 1948 im Anzeigenblatt für den Kreis Segeberg – zwischen 1948 und 1949 Vorläufer der Segeberger Zeitung. Erhältlich ist das Büchlein in C.H. Wäsers Druckerei oder beim Verfasser, der mittlerweile in der Lindenstraße 37 in Bad Segeberg lebt.

 

Wohl niemand anderer als Heinrich Göttsch (1872-1956) war geeigneter, dem Dorf, in dem er von 1896 bis 1933 Schulleiter war, eine Chronik zu hinterlassen. Einerseits war es seine Aufgabe, Vorkommnisse in der Gemeinde im Rahmen der Schulchronik festzuhalten. Zum anderen war Göttsch umfangreich in das gesellschaftliche Leben, in Vereine und Organisationen eingebunden.

 

Göttsch heiratete 1897 die Schmalenseer Bauerstochter Sophie Stegelmann und wuchs rasch in vielfältige Funktionen, meist als Schriftführer und Kassierer hinein, u.a. bei der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee, im Landwirtschaftlichen Verein für Bornhöved und Umgebung oder im Zweigverein Bornhöved vom Deutschen Roten Kreuz. Er hatte als Revisor mit der Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek mit Sitz in Bornhöved eng zu tun und führte im Ersten Weltkrieg aufgrund des Frontdienstes seiner Berufskollegen auch Sparkassen in den Nachbardörfern. Eng verwoben war er mit den führenden Landwirten des Dorfes u.a. durch seine Mitarbeit als Geschäftsführer im Kreisrindviehzuchtverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner. So und durch emsige Mitarbeit in Lehrerorganisationen sowie in konservativen Parteien, im Militär- und im Flottenverein, knüpfte Göttsch ein umfangreiches Netzwerk, dass ihm sicherlich bedeutende Quellen erschloss, um eine Schmalenseer Chronik schreiben zu können. Die darin aufgeführten Besitzverhältnisse hatte er bereits vor 1933 zusammengetragen, recherchiert vor allem in den Schuld- und Pfandprotokollen des Segeberger Amtsarchivs.

 

Die Göttsch-Chronik ist ein bedeutender Schatz im Archiv der Gemeinde Schmalensee. Durchschimmernde konservative Ansichten eines im Kaiserreich zum Beamten gewordenen Mannes, der im Ersten Weltkrieg einen Sohn verlor und anschließend seine gesellschaftliche Stellung geschmälert sah, halten sich in Grenzen. Nur im Ansatz weist Göttsch, der 1933 noch Mitglied des NS-Lehrerbundes wurde, kurz darauf aber in den Ruhestand ging, auf die Zeit des Nationalsozialismus hin; eine dunkle Zeit, die Leid und Not gebracht habe. Aber über diese zu schreiben, gibt er als Auftrag an spätere Chronisten weiter – zu sehr war er verbunden mit denen, die diese Zeit in Schmalensee und Umgebung aktiv mitgestalteten.

 

Eine Folge dieser Zeit: Fertiggestellt war die Chronik laut Vorwort bereits im Mai 1946 – nur fand sich da noch keine Druckerei, fehlte es an Material zur Herstellung des Buches, dessen Fortschreibung sich der Arbeitskreis Dorfgeschichte zur Aufgabe gemacht hat, dem wiederum der im Jahr 2018 leider verstorbene Heinz Kröger ein umfangreiches Manuskript als Grundlage hinterlassen hat – das die Göttsch-Chronik umfangreich berücksichtigt. 

 

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