Vor 85 Jahren: Der 1. Mai 1934 in Bornhöved und Umgebung

01. 05. 2019

Hier der Bericht aus dem Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 3. Mai 1934:

 

Der Feiertag der nationalen Arbeit wurde in Bornhöved und Gönnebek festlich begangen. An der Veranstaltung beteiligten sich Tarbek, Damsdorf, Stocksee und Schmalensee. Die Dörfer prangten im Flaggenschmuck und jedes Haus war mit Maiengrün geschmückt.

 

In den frühen Morgenstunden spielte die Feuerwehrkapelle auf dem Marktplatz. Um 9 Uhr hörten die Schüler die Rundfunkübertragung aus Berlin. Um 12 Uhr wurde auf dem Adolfsplatz der Festzug zusammengestellt. Jedes Gewerbe hatte seinen Wagen sinngemäß ausgestattet.

 

Durch die herrliche Frühlingslandschaft ging es nach Gönnebek. Nach dem Umzug durch den Ort mit einem schönen Dorfplatz hob der stellvertretende Ortsgruppenleiter Alfred Dau in einer Ansprache hervor, daß Gönnebek schon früh dem Führer gefolgt sei und daß viele bereits das Braunhemd getragen haben zu einer Zeit, da es noch verboten war.

 

Darauf ging es zurück nach Bornhöved, wo auf dem Adolfsplatz der Festgottesdienst stattfand. Pastor Erich nannte das verflossene Jahr ein Jahr der Erfüllung. Als der Führer Adolf Hitler das Steuer ergriff, erbat er sich vier Jahre Zeit, um die Arbeitslosigkeit zu beseitigen, die der Tod alles Gesunden ist. Die Hälfte der Arbeitslosen hat schon jetzt wieder Arbeit und Brot. Ein organisatorisches Werk ist abgeschlossen, 20 Millionen stehen fest zusammen in der Arbeitsfront und jeder ist ein Glied der Kette, die das ganze Volksleben umspannt.

 

Durch die Arbeit fühlen sich alle verbunden, und hierin liegt der sittliche Grundgedanke, der im Christentum ausgesprochen ist. Jesus sagt: 'Mein Vater wirket, und deshalb wirke ich auch.“ Der Führer stellt uns vor die Wirklichkeit und klar und offen wird gesagt: Da ist Not und es muss gekämpft werden, um diese Not zu beseitigen.

 

Dann setzte sich der Festumzug durch alle Straßen des Ortes fort. Auf dem Marktplatz betonte der Ortsgruppenbetriebsobmann Emil Bock in einer Rede den Erfolg des Jahres, wie jetzt Hand- und Kopfarbeiter Schulter an Schulter marschieren. Der deutsche Arbeiter hat die Ehre und Gleichberechtigung erlangt, die ihm bisher versagt war. Abends war deutscher Tanz.“

 

Kommentierung: Der Bericht vom Maifeiertag 1934 zeigt eindrucksvoll, wie sehr der Nationalsozialismus in die Gesellschaft der Region Bornhöved eingedrungen ist. Angefangen bei der Beteiligung der Feuerwehrkapelle bis hin zum Pastor als Vertreter der Kirche, der einen politischen Vortrag hält. Nicht an einer Stelle wird der Name der Partei genannt – das ist überflüssig geworden, denn alle anderen Parteien sind beseitigt.

 

Alfred Dau, der nach Wegzug von Apotheker Dr. Ahrens noch neuer Ortsgruppenleiter der NSDAP im Amt Bornhöved (Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek) werden sollte, lobt die Gönnebeker für ihren vermeintlichen Mut, das braune Hemd der SA getragen zu haben, als das verboten war. Es ist wahrscheinlich, dass damit nicht das Verbot der NSDAP nach dem 1923 gescheiterten Putschversuch gemeint ist, sondern das von April bis Juni währende SA-Verbot von 1932.

 

Der Redner Emil Bock steht für die Betriebszellenorganisation innerhalb der Deutschen Arbeitsfront, die die Gewerkschaften abgelöst und die Arbeiterschaft mit den Arbeitgebern zwangsvereinigt hat. Der 1. Mai als Tag der nationalen Arbeit soll insbesondere jene, die ursprünglich sozialdemokratisch, sozialistisch, kommunistisch dachten, in den Nationalsozialismus integrieren. Allen Adressaten wird mitgeteilt, dass zumindest im Bereich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit das Werk des „Führers“ so gut wie abgeschlossen ist – nach gerade mal etwas mehr als einem Jahr der Regierungsführung.

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Bornhöved - Adolf-Hitler-Straße