Vor 130 Jahren – Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee

Schmalensee, den 01. 12. 2019

Wohltätig ist des Feuers Macht,

wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,

und was er bildet, was er schafft,

das dankt er dieser Himmelskraft,

wenn sie der Fessel sich entrafft,

einhertritt auf der eigenen Spur,

die freie Tochter der Natur.

 

Mit diesem Auszug aus Friedrich von Schillers „Das Lied von der Glocke“ beginnt das Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee, die am 1. Dezember 1889, vor 130 Jahren, gegründet worden ist.

 

130 Jahre sind für eine Feuerwehr kein Grund für ausufernde Feierlichkeiten – das hat die Wehr zu ihrem 125-jährigen Bestehen unternommen, unter anderem eine Festschrift veröffentlicht, die als Chronik der Wehr betrachtet werden kann (und mit Restbeständen auch noch vorhanden ist).

 

Glücklich schätzen können sich Wehr und Gemeinde, dass das alte Protokollbuch erhalten blieb – und durch Iris Kasch und den früheren stellvertretenden Wehrführer Helmut Nagel () aus alten Handschriften „übersetzt“ wurden. Hinzu kommt der Blick ins Archiv der Segeberger Zeitung, der die Angaben aus den Protokollen bestätigt, ergänzt, erklärt.

 

Von einer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr konnte man um das Gründungsdatum herum nicht gerade reden: Erst nach dem Weihnachtsfest 1889 erreichte die Nachricht die Redaktion der Zeitung, die damals noch Segeberger Kreis- und Wochenblatt hieß. Am 28. Dezember 1889 war das für Schmalensee besondere Ereignis dem SKWB dreieinhalb Zeilen wert: „In Schmalensee hat sich eine Freiwillige Feuerwehr gebildet, der 24 Mann activ beigetreten sind. Als Hauptmann dieser Wehr ist der Meiereivorsteher Peter Landschoof gewählt worden.“

 

Die Gründung der Feuerwehr Schmalensee kam nicht von ungefähr. Die Beweggründe wurden ebenfalls im Protokollbuch festgehalten. Nach einem Großbrand im Jahr 1867, der drei Bauernhöfe vernichtete, und dem Dorfbrand des Jahres 1885, der fast alle Gebäude – die alle mit Stroh oder Reet eingedeckt waren – in Schutt und Asche legte, lag es nahe, den Brandschutz neu zu organisieren. Verstärkt wurde dieses durch staatlichen Druck. Die preußische Provinzialregierung drängte darauf, so genannte Zwangsfeuerwehren einzuführen.

 

Der dahinter stehende „Zwang“ ging offenbar über die Pflichten zum Helfen in der in allen Orten mindestens vorhandenen Brandwehr hinaus – unter anderem die Möglichkeit, Pflichtverstöße hart zu bestrafen. Eine Brandwehr hatte Schmalensee vor 1889, ausgestattet mit einer Feuerspritze, die, so ist es im Zeitungsarchiv dokumentiert, etwa bei der Feuersbrunst im April 1884, die in Bornhöved 32 Gebäude kostete, zum Einsatz kam. Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr – diese sei einer Zwangsfeuerwehr vorzuziehen, hatte eine gemeindliche Kommission festgestellt – wurde die Ausstattung der Brandwehr dieser übergeben, also auch die Feuerspritze.

 

Die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee bestand zunächst aus dem Vorstand, einer Steigerabteilung (heute wären das die Angriffstrupps), einer Spritzenmannschaft (Wasser- und Schlauchtrupps) und dem Spritzenmeister (Gerätewart). Schriftführer und Kassierer wurde der Volksschullehrer, erst Lehrer Scheller, ab 1897 Lehrer Heinrich Göttsch, der auch die „Chronik von Schmalensee“ (1948) geschrieben hat.

 

Zahlreiche Einsätze, auch im eigenen Dorf, hatte die Wehr zu bestehen, die seit 1893 dem Kreisfeuerwehrverband Segeberg angehört. Höhepunkt der frühen Jahre war zweifelsohne die Ausrichtung des X. Kreisfeuerwehrverbandstages am 8. Juni 1902. Zwei Jahre später feierte Carl Schübeler, der Peter Landschoof 1894 im Amt des Wehrführers (Hauptmann) abgelöst hatte, sein zehnjähriges Wehrführer-Jubiläum.

 

Zu diesem Anlas entstand das wohl bekannteste Foto der Schmalenseer Feuerwehr. Es zeigt die Kameraden in voller Montur – mit einem aufwändig gefertigten Banner, das heute leider nicht mehr existiert. Gut zu erkennen ist auf diesem Bild auch die Trommler- und Pfeiferabteilung, die 1896 gebildet worden war: Deren Mitglieder tragen an ihren Uniformen an den Schultern die so genannten „Schwalbennester“, wie es auch beim Militär üblich war.

 

Dritter Wehrführer wurde 1906 Willi Siebke, der später auch im Kreisfeuerwehrverband als Kassierer tätig werden sollte. Seine Amtszeit überdauerte den Ersten Weltkrieg – aus dem einige Kameraden nicht zurück kehrten – und die Weimarer Republik. Am 25. Februar 1933 wurde Willi Siebke ein letztes Mal wieder zum Hauptmann der Wehr gewählt. Doch schon am 27. Mai 1933 erfolgte auf Antrag durch 14 Kameraden seine Abwahl – die politischen Verhältnisse hatten sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 geändert, und der Wehrführer stand diesen nicht positiv gegenüber.

 

Ludwig Saggau, der als Oberbrandmeister bereits die Funktion des Amtswehrführers ausübte, wurde zum Nachfolger Siebkes gewählt. Offiziell war er bis Februar 1934 Wehrführer, faktisch führte bereits Hugo Saggau als stellvertretender Wehrführer die Schmalenseer Blauröcke. 1934 trat ein neues Reichsfeuerlöschgesetz in Kraft. Kleine Dorffeuerwehren, die zusammen bereits als Amtsfeuerwehr galten, wurden nun zu einer großen Freiwilligen Feuerwehr zusammengelegt, jede einzelne Ortswehr galt als ein Löschzug. Die Führung des Löschzugs III der Amtsfeuerwehr Bornhöved übernahm Hugo Saggau. Die Löschzüge I (Bornhöved) und II (Gönnebek) komplettierten die Amtsfeuerwehr.

 

Ab 1936 war Tischlermeister Christian Stölting Schmalensees Löschzugführer. Kurios: 1931 hatte ihn das Ehrengericht der Wehr aus der Feuerwehr gedrängt, weil er in einem Leserbrief im Segeberger Kreis- und Tageblatt zwar anonym, aber schnell überführt, eine mangelhafte Inübunghaltung der Schmalenseer Wehr angeprangert hatte. Bis Kriegsende 1945, vielleicht darüber hinaus, war Stölting im Amt. Seit 1934 wurden in Schmalensee nur sporadisch Protokolle geführt – die geschilderten Führungskonstellationen ergeben sich aus der Presseberichterstattung.

 

Es war dann ab 1946 am späteren Bürgermeister Hellmut Saggau, die Feuerwehr in Schmalensee wieder aufzubauen: Sieben Mitglieder, so das Protokoll vom 10. Februar 1949, nahmen an der ersten Versammlung nach dem Zweiten Weltkrieg teil. Die Gräben von 1934 mussten überwunden werden. Das gemeinsame Ziel aller Feuerwehrleute, zu retten, löschen, bergen und helfen, mag das begünstigt haben.

 

Weitere Wehrführer wurden Hermann Heiden (ab 1966), Burkhart Saggau (1980), Jürgen Stegelmann (1992), Rolf Kasch (1999), Kai Burmeister (2012), Volker Kay (2013) und Peter van het Loo, der seit 2017 in Funktion ist.

 

Am 10. Dezember 2019 findet, gute 130 Jahre nach ihrer Gründung, eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Nicht der Blick zurück wird dann im Mittelpunkt stehen, sondern der nach vorn: Es gilt, die Zahl der aktiven Mitglieder mindestens zu halten wenn nicht zu erhöhen. Und das Feuerwehrgerätehaus bedarf einer Erweiterung, unter anderem, um den Ansprüchen des gesetzlichen Arbeits- und Unfallschutzes gerecht zu werden. Eine echte Herausforderung – aber auch die wird die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee im Zusammenwirken mit ihrer Gemeinde bewältigen, so wie sie 130 Jahre lang viele Herausforderungen gemeistert hat.

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Feuerwehr Schmalensee 1904

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