Was ist denn das in Schmalensee? – Der Gedenkstein an der Dorfeiche

26. 03. 2020

In der Vergangenheit haben Kriege auch in Schmalensee ihre Wirkung gezeigt. Dem Verlust ihrer Gefallenen beziehungsweise der Teilnahme von Söhnen des Dorfes an den Kämpfen haben die Schmalenseer Denkmäler gesetzt. Das große in der Ortsdurchfahrt wurde 1923 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet und nach dem Zweiten Weltkrieg erweitert.

 

Der Findling an der Dorfeiche, auf dem sogenannten Dreiecksplatz, der eine Tafel mit Krone, gekreuzten Säbeln und den Jahresangaben 1848-51 und 1870-71 trägt, erinnert an weitere kriegerische Auseinandersetzungen, an denen Schmalenseer beteiligt waren: Die Erhebung der Schleswig-Holsteiner gegen das Königreich Dänemark und an den Deutsch-Französischen Krieg.

 

Am 24. März 1898, dem 50. Jahrestag der Erhebung der Schleswig-Holsteiner, waren von den Schmalenseer Kriegsteilnehmern noch Matthias Christian Suhr, Christian Tietgen, Marx Schnohr und Peter Denker unter den Feiernden, wie Chronist Heinrich Göttsch berichtet. Aus Gefallenenlisten erfahren wir, dass der Musketier Hans Jürgens bei Idstedt tödlich verwundet wurde und als „gefallen“ gilt, während der zweite Kriegstote, Musketier Jürgen Jürgens an der Cholera verstarb. Außerdem wurde ein Cl. J. Saggau aus Schmalensee bei Idstedt verwundet.

 

Vom Deutsch-Französischen Krieg erfuhren die Menschen umfangreich aus den Tageszeitungen. Im Segeberger Kreis- und Wochenblatt wurden „Verlustlisten“ abgedruckt, die Tote, Verwundete und Vermisste aufführten. So erfahren wir, dass am 18. August 1870 bei Bois de la Cusse der Musketier Nikolaus Heinrich Stegelmann verwundet wurde. Insgesamt, so Heinrich Göttsch, kämpften Schmalenseer bei Metz, Gravelotte, Beaumont und Sedan. Gefallene waren offenbar hier nicht zu beklagen.

 

Beide auf dem Stein an der Eiche verzeichneten Ereignisse sind aus dem preußisch-deutschen patriotischen Blickwinkel zu betrachten, der in Holstein tatsächlich erst nach der Reichsgründung 1871 aufkam – dann aber mit großer Inbrunst und vielfachem „Hoch“ auf den jeweiligen Deutschen Kaiser. 1866/67 noch, als die Herzogtümer zur preußischen Provinz wurden, hielt sich die Begeisterung in Grenzen.

 

Unter diesem Gesichtspunkt ist heute abzuleiten, warum die Jahreszahlen 1813/14 und 1864 sich nicht in der Erinnerungskultur wiederfinden, die sich durch die Denkmäler unseres Dorfes ziehen: In diesen beiden militärischen Konflikten, Befreiungskrieg (von napoleonischer Herrschaft) und Deutsch-Dänischer Krieg genannt, standen die Holsteiner und somit auch die Schmalenseer auf der Seite der Verlierer – also auf dänischer Seite.

 

Das war freilich politisch bedingt: Holstein gehörte zum Königreich Dänemark, Männer dienten in der dänischen Armee. Die Truppen etwa, die im Dezember 1813 bei Bornhöved einen schwedischen Angriff abzuwehren hatten, waren zum großen Teil Holsteinische. 1864, als Preußen und Österreich sich anschickten, eine sogenannte Bundesexekution des Deutschen Bundes gegen Dänemark anzuführen, bildeten auch holsteinische Truppen einen Teil der dänischen Streitkräfte.

 

Diese wurden zwar laut Wilhelm Sager (Heere zwischen den Meeren – Heeres- und Kriegsgeschichte Schleswig-Holsteins, Husum, 2003) vor Beginn des bewaffneten Konflikts nach Kopenhagen und Helsingör verlegt, nahmen vermutlich zum Teil gar nicht an den Kämpfen teil – den Krieg verloren sie aber mit.

 

So erklärt sich auch, warum es in Bornhöved und Umgebung zwei Kriegervereine gegeben hat: Die 1848er und die 1870/71er, deren Mitglieder bei feierlichen Anlässen stets besonders gewürdigt wurden. 1864er gab es hingegen nicht. Und die Ereignisse von 1813/14 blieben eher in bedrückender Erinnerung, bekannt als „Kosakenwinter“.

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Der Gedenkstein auf dem Dreiecksplatz an der Dorfeiche