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Mai-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1

Schmalensee, den 01. 05. 2023

Auch im Jahr 2023 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist insbesondere das Archiv der Segeberger Zeitung. Bildmaterial aus Familienalben und das Studium der Literatur zur Regionalgeschichte runden die Beiträge mitunter ab. Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus werden wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt veröffentlichen – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat Mai.

 

Vor 90 Jahren eine Hitler-Eiche für Schmalensee: In der Kirche zu Bornhöved findet ein Festgottesdienst zum 1. Mai 1933, dem „Tag der nationalen Arbeit“ statt. Alle Verbände und Vereine des Kirchspiels sind eingeladen, mit ihren allgemein zugelassenen Fahnen teilzunehmen. Auch die Ortsgruppe der NSDAP nimmt mit allen Untergliederungen teil. Um 17.45 Uhr findet ein Umzug durch das geschmückte Bornhöved statt. Anschließend begeben sich die Teilnehmer nach Schmalensee und nehmen beim Ehrenmal für die Gefallenen zur Weihe einer „Hitler-Eiche“ Aufstellung. Gemeindevorsteher Heinrich Harder hält eine Ansprache und verspricht, die Eiche in Obhut und Pflege zu nehmen. Nach Liedervorträgen des Männergesangsvereins Eintracht aus Bornhöved spricht der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Dr. Ahrens aus Bornhöved, die Weiherede. Diese schließt mit dem Wunsch, dass die Eiche wachsen und nach 100 Jahren Kunde geben möge von dem einigen Deutschen Reich. Nach einem Umzug durch Schmalensee begeben sich alle Teilnehmer in den Gasthof von Meta Voß, um eine Rundfunkübertragung zum 1. Mai vom Tempelhoferfeld zu hören. Die NS-Frauenschaft veranstaltet während des abschließenden Konzerts mit Tanz eine Verlosung.

 

Zwei Monate Ungewissheit: Am 3. Mai 1918, vor 105 Jahren, gilt laut Verlustliste des deutschen Militärs, Seite 23.381, der Schmalenseer Max Kröger als „vermisst“. In den grausamen Stellungskämpfen des Ersten Weltkriegs kann dies bedeuten, dass man niemals die sterblichen Überreste eines Frontsoldaten wird identifizieren können. Eine schlimme Ungewissheit vor allem für die Familie daheim. Am 8. Juli 1918 aber wird es dann (gute) Gewissheit geben: Auf Seite 24.907 der Verlustliste heißt es zu Max Kröger: „bisher vermisst, in Gefangenschaft“. Max Kröger, geboren am 19. Mai 1897, wird diesen Krieg (und auch den nächsten) überleben. Er verlobt sich an Weihnachten 1924 mit Rosa Siebke, gründet eine Familie und führt in der heutigen Belauer Straße eine Gärtnerei. Sterben wird er am 30. September 1969.

 

Kampf dem Maikäfer vor 85 Jahren: Die Amtsbezirke Bornhöved und Stocksee werden laut Meldungen im Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 3. und 16. Mai 1938, vor 85 Jahren, ein Großversuchsgebiet für die Maikäferbekämpfung sein. Das Pflanzenschutzamt der Landesbauernschaft entsendet einen Mitarbeiter, der für mehrere Wochen Quartier in Bornhöved nimmt und die Aktionen anleitet. Auch zwei Kräfte der Universität Bonn begleiten in Bornhöved das Projekt. Es werden u.a. während der Flugzeit des Maikäfers 270 Hitlerjungen aus Landjahrlagern in Bornhöved, Schmalensee, Ruhwinkel, Belau, Gönnebek, Tarbek, Tensfeld und Damsdorf das Einsammeln durch die örtlichen Schulen, BDM (Bund Deutscher Mädel) und HJ sowie verfügbare Bevölkerung unterstützen. Das tägliche Einsammelsoll pro Haushalt beträgt 10 Liter. Die Maikäfer-Weibchen sollen möglichst vor der Eiablage eingesammelt und getötet werden. Auch der Einsatz von Gift wird erprobt: Mittels Pferde bespannter Motorspritze sollen Festgifte auf die Knicks gesprüht werden.

Einen Dämpfer wird die Aktion in der zweiten Maihälfte erfahren: Die zur Bekämpfung des Maikäfers in den Raum Bornhöved geholten Hitlerjungen müssen am 21. Mai 1938 vorzeitig wieder abgerufen werden: Das Gebiet ist von der Maul- und Klauenseuche befallen und es droht die Verschleppung der Tierkrankheit durch zu viele externe Personen. Bislang sind immerhin rund 100 Zentner Maikäfer in Bornhöved und 63 Zentner in Schmalensee gesammelt worden. Insgesamt fällt der Maikäferflug geringer aus als noch im Flugjahr 1934.

 

Kommunalwahl vor 5 Jahren: In Schmalensee konkurrieren bei der Kommunalwahl am 6. Mai 2018 die Bürgerliche Wählergemeinschaft (BWS) und die Bürger für Schmalensee (BfS) um die neun Sitze in der Gemeindevertretung. Die Unabhängige Liste Schmalensee (ULS) ist nicht mehr im Rennen. Eher verhalten fiel der Wahlkampf aus, in dem die BWS auf Plakate ganz verzichtete und zwei Flyer verteilte. Die BfS betrieb einen größeren Aufwand – der Lohn sind erneut drei Listenmandate. Die gehen an Jürgen Bucksch (95 Stimmen), Lars Holldorf (79) und Lore Jungclaus (84), während die besser abschneidenden Sönke Stahl (112) und Susan Buchholz (100) nicht in die GV einziehen. Mit einem Gesamtstimmenanteil von 784 zu 470 Stimmen gewinnt die BWS alle fünf Direktmandate. Diese gehen an Bürgermeister Sönke Siebke (174), Christian Detlof (166), Julia Voß (167), Thorge Jankowski (130) und Christian Saggau (147). Außerdem steht der BWS ein Listenmandat zu, dass an Christopher Brust geht, der wie Thorge Jankowski und Lore Jungclaus erstmals Gemeindevertreter wird. Konstituieren wird sich die neue Vertretung am 21. Juni 2018.

Gewählt wird auch ein neuer Kreistag. Um das Direktmandat im Wahlkreis 1, Amt Bornhöved, ringen Schmalensees Bürgermeister Sönke Siebke als Kandidat der CDU und SPD-Frau Cordula Schultz aus Trappenkamp. Die kann lediglich in ihrer SPD-dominierten Heimatgemeinde einen Stimmenvorteil erringen, alle weiteren Dörfer des Amtes gehen an Sönke Siebke, der 1618 Stimmen und somit 44,3 Prozent auf sich vereinen kann (Schultz 25,6 Prozent). Damit kann Siebke eine zweite Amtszeit als direkt gewählter Kreistagsabgeordneter antreten.

 

Für alle gilt die Eichpflicht: Bei den Gewerbetreibenden in Schmalensee, Bornhöved und Gönnebek findet am 7. und 8. Mai 1908, vor 155 Jahren, die „technische Maß- und Gewichtsrevision“ statt. Dies betrifft auch die Hausierer und Wandergewerbetreibenden, die über keine festen Geschäftsräume verfügen. Und auch die Landwirte sind betroffen, denn sie müssen ihre Waagen vorstellen.

 

Drei Beförderungen in einer Familie: Das Segeberger Kreis- und Tageblatt meldet am 7. Mai 1918, vor 105 Jahren, dass seinerzeit sowohl die beiden Söhne Gustav und Ernst des Arbeiters Moß aus Schmalensee, als auch der Schwiegersohn Wilhelm Schlichting im Felde stehen. Alle drei werden zeitgleich vom Unteroffizier zum Sergeanten befördert.

 

30 Mark für einen Blumenkohl: Es ist ein Zeichen der Inflation. Der Gärtnerverein für den Kreis Segeberg veröffentlicht am 8. Mai 1923, vor 100 Jahren, im Segeberger Kreis- und Tageblatt seine aktuellen Frühjahrs-Richtpreise für Gemüse- und Blumenpflanzen. Demnach kosten das Stück Sellerie oder Blumenkohl 30 Mark. Für Kürbis, Gurken und Tomaten mit Topfballen können sogar 50 Mark verlangt werden. Porree kostet 15 Mark und für Astern, Zinnien und Levkojen sollen 20 Mark verlangt werden. „Der billigste Kranz kostet 3000 Mark.“

 

Landjugend glaubt nicht an die Deutsche Einheit: Am 8. Mai 1973, vor 50 Jahren, findet ein Gruppenabend der Schmalenseer Landjugend zum Thema „Ostverträge“ statt. Die Folge des Abends, der sich u.a. mit den Gegensätzen zwischen beiden deutschen Staaten befasst, ist in interessanter Eintrag im Protokollbuch der Gruppe: „An diesem Abend waren wir alle ziemlich der gleichen Meinung, nämlich dass es kein vereintes Deutschland mehr geben wird und dass die BRD die DDR voll anerkennen soll.“

 

Vier Monate Haft für einen Sack Federn: Am 11. Mai 1908, vor 115 Jahren stiehlt „der alkoholkranke Arbeiter“ Adolf Dräger laut Segeberger Kreis- und Tageblatt dem Schmalenseer Gastwirt Friedrich Voß einen Sack Federn und verkauft diesen an den Händler Jürgens weiter. Im Juli wird die Kieler Strafkammer Dräger zu vier Monaten Gefängnis verurteilen.

 

Geschickte Treckerfahrer aus Schmalensee: Vor dem Bad Segeberger Freilichttheater am Kalkberg und im Hotel Germania findet am 11. Mai 1968, vor 55 Jahren, der Kreislandjugendtag statt, eine Woche früher als ursprünglich veranschlagt. Die Landjugendgruppe Schmalensee macht im Schleppergeschicklichkeitsfahren auf sich aufmerksam: Gerhard Harder teilt sich den Sieg in der Einzelwertung mit einem Junglandwirt aus Hartenholm; im Schlepper-Ringfahren wird die Mannschaft mit Henstedt und Neuengörs geteilter Zweiter. In der Gesamtmannschaftswertung des Schleppergeschicklichkeitsfahrens gewinnen die Schmalenseeer.

 

Das Ende des Bauernvereins 1933: In den 1920er-Jahren hatte die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und im Kreis Segeberg eine Phase innerer Zerrissenheit erlebt. Mehrere Berufsverbände existierten parallel und fochten mit verschiedenen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen für die Interessen ihrer Mitglieder. Spätestens seit 1928 floss auch der völkisch-nationalistische Gedanke, den sich insbesondere die Nationalsozialisten zu eigen machten, mit ein. Lange auf Gegenkurs gelegen hatte der Schleswig-Holsteinische Bauernverein, dessen Kreisvorsitzender Willy Siebke aus Schmalensee und seine Mitstreiter nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bald einsehen mussten, dass der zentralistischen Machtpolitik Hitlers nichts mehr entgegenzusetzen war und auch die Landwirtschaft sich einer Einheitsorganisation würde unterordnen müssen. Zum 13. Mai 1933, vor 90 Jahren, berief Willy Siebke ein letztes Mal als Kreisvorsitzender des Bauernvereins eine Mitgliederversammlung in dessen Kreisbauernhaus am Bad Segeberger Marktplatz ein. Doch um 11 Uhr an diesem Sonnabend werden die Anwesenden schon nicht mehr von Siebke begrüßt, denn er und sein Vorstand sind zurückgetreten. Hofbesitzer Köhler aus der Nähe von Bad Bramstedt leitet die von vielen in SA-Uniform erschienen Mitgliedern besuchte Versammlung in Gegenwart des Kreisleiters der NSDAP Werner Stiehr. Beschlossen werden die Auflösung und die dazugehörige Einleitung der Liquidation des Vereins, aber auch die Übertragung des Vereinsvermögens – inklusive des Kreisbauernhauses – an die Nazi-Partei. Dieser, so die Empfehlung der Versammlungsleitung, sollten sich alle bisherigen Mitglieder des Bauernvereins anschließen, sofern sie es noch nicht getan hätten. Die Vereinigung der Landwirtschaft in der sogenannten Reichsnährstandorganisation würde erst später erfolgen. Bis dahin vertrauten die Nationalsozialisten auf den Schleswig-Holsteinischen Land- und Bauernbund als Dachorganisation – dieser stand ihnen politisch am nächsten.

 

Bild zur Meldung: Über dem Gefallenendenkmal - eine Hitler-Eiche

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Historisches (01. 05. 2023)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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