Teilen auf Facebook   Teilen auf X   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Mai-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2

Schmalensee, den 15. 05. 2023

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Darüber hinaus liefern der Blick in die Literatur zur Regionalgeschichte und in Alt-Schmalenseer Familienalben wichtige Informationen. Für die treue Leserschaft gibt es auch im Monat Mai die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr ein hoffentlich interessantes Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil.

 

1928 wählt Schmalensee deutschnational, aber nicht die Nazis: In Deutschland finden am 20. Mai 1928, vor 95 Jahren, die Wahlen zum Deutschen Reichstag statt. Zugleich müssen die Einwohner Preußens, also auch die Schleswig-Holsteiner, einen neuen Preußischen Landtag wählen. Neben den etablierten Parteien werben auch solche Parteien um Unterstützung, die für sich selbst proklamieren, weniger politische Partei denn Interessenvertretung zu sein: Die christlich-nationale Bauern- und Landvolkpartei und die Partei des Mittelstandes. Aber auch große Parteien wie die DNVP verstehen es, gezielt auf diese zwei Wählergruppen zuzugehen. Ihre Losung lautet „deutschnational“. Die Nationalsozialisten treten zur Wahl an, es bewirbt sich unter dem Zeichen des Hakenkreuzes aber auch die „Deutsch-völkische Freiheitsbewegung“ - der völkisch-nationale Block. Reichsweit werden die Sozialdemokraten stärkste Kraft, danach folgen die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), das Zentrum, die Kommunisten und die Deutsche Volkspartei (DVP). Der Völkisch-Nationale Block geht im Reich leer aus. Bei der Wahl zum Preußischen Landtag gibt es ein fast identisches Bild, hier gelingt den Völkischen der Einzug von zwei Abgeordneten ins Parlament.

In Schmalensee entfallen im Zuge der Reichstags- bzw. preußischen Landtagswahl auf SPD 36/39 Stimmen, DNVP 51/49, DVP 50/44, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 2/2, Deutsche Demokratische Partei (DDP) 5/5, Reichspartei des Mittelstandes (Wirtschaftspartei) 12/13, NSDAP 1/1, Deutsche Bauernpartei 1/1 und Völkisch-nationaler Block 1/1 Stimmen.

 

Die Gründung der Landjugendgruppe Schmalensee: Im Beisein von Mitarbeitern der Landwirtschaftsschule Segeberg, die seit April die Bildung von Landjugendgruppen im Kreisgebiet initiieren, nehmen am 20. Mai 1953, vor 70 Jahren, 53 junge Leute am Landjugendabend teil und wählen sich einen Vorstand unter dem Vorsitz von Andreas Thomsen und Elke Saggau. Zum 50-jährigen Bestehen der Gruppe schreibt der spätere Vorsitzende Harald Saggau über die ersten Jahre: „Überwiegend kamen die Mitglieder aus Schmalensee und aus der Landwirtschaft. Die Gruppenabende hatten deshalb unter anderem viele landwirtschaftliche Fachthemen zum Inhalt. […] Unter Anleitung von Frl. Mohr und Dr. Petersen von der Landwirtschaftsschule wurden Volkstänze eingeübt. Auf dem Ernteball führte die Landjugend einen Bändertanz unter der Erntekrone vor. Auch ein Abend mit Rudolf Kienau als plattdeutscher Geschichtenerzähler wurde veranstaltet. Interessant waren die Vorträge unseres Dorfschullehrers Wilhelm Stüben über unsere schleswig-holsteinische Geschichte.  In Bad Segeberg gab es eine Kreisbildstelle, die Filme auslieh. Um die Geräte auszuleihen, musste ich einen Lehrgang absolvieren. So manchen Dia-Abend haben wir im Gasthof Voß veranstaltet. Auch eine Theatergruppe haben wir ins Leben gerufen. [...]“

 

Eine Sparkasse für Schmalensee vor 160 Jahren: Zur Gründung der Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved gibt es zwei Daten aus dem Jahr 1863: Das offizielle ist der 21. Mai, der Bornhöveder Chronist Bruhn nennt den 22. Januar als Gründungsdatum. Am Maitermin wird laut Dorfchronist Heinrich Göttsch das Statut, die Satzung der Spar- und Leihkasse, vom Königlichen Amt Segeberg genehmigt. Die Kasse hatte anfangs 80 „Interessenten“, also Mitglieder, davon 20 aus Schmalensee. Überschüsse der Kasse werden, gewichtet nach der Zahl der Mitglieder, für wohltätige Zwecke in den drei Orten verteilt – es liegt also in deren Interesse, die Mitgliederzahl möglichst zu halten. Großen Einfluss haben die neun Administratoren, je drei pro Ort. Vorsitzende der Mitgliederversammlung sind bis 1900 Matthias Christian Suhr und dann Heinrich Christian Saggau, beide aus Schmalensee. Bis 1917 unterhält die Spar- und Leihkasse im Bornhöveder Gasthof Zur Linde (Hauschildt) ihre Geschäftsräume. Später hat sie eigene Räume in der Bahnhofstraße. Die Spar- und Leihkasse wird 1919 als Verbands-Spar- und Leihkasse eine öffentliche Kasse und Saggau bis 1924 der Verbandsvorsteher. Sein Nachfolger wird mit Heinrich Harder ein weiterer Schmalenseer. Er amtiert, bis die Verbands-Spar- und Leihkasse 1938 in der Sparkasse des Kreises Segeberg aufgehen wird. Die wiederum ist in der heute existierenden Sparkasse Südholstein aufgegangen.

 

Geringer Erfolg im Schönheitswettbewerb: Die Gemeinde Schmalensee nimmt 2003, vor 20 Jahren, am Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“ teil. Unter Einbindung aller Vereine und Parteien findet am 21. Mai eine Führung der Wettbewerbskommission durch den Ort statt. Ein Abschlussbericht, veröffentlicht im Online-Kreisportal segeberg.de, sieht Schmalensee unter den 13 teilnehmenden Segeberger Gemeinden nach Punkten auf dem 7. Platz. Dafür gibt es 100 Euro sowie 250 Euro als Teilnahmeanerkennung.

 

Deutschnationale reden über Rasse: In der Kreisstadt Segeberg findet am 25. Mai 1923, vor 100 Jahren, eine Außerordentliche Mitgliederversammlung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), Kreisgruppe Segeberg, statt. Die Redebeiträge sind überschrieben mit „Völkische Weltanschauung und Politik“, „Die Wissenschaft von der Rasse und der Vererbung“ und „Die Entstehung des Deutschen Volkes“.

 

Endgültig preußisch: Die Kreisordnung für die Provinz Schleswig-Holstein vom 26. Mai 1888, vor 135 Jahren, gleicht die Rechte der schleswig-holsteinischen Landkreise an die der übrigen preußischen Provinzen an. Unter anderem ändert sich die Zusammensetzung des Kreistages. Es fallen außerdem die Distriktsverwaltungen fort – was eine deutliche Ausweitung der Aufgaben des Kreises nach sich zieht. Im Kreis Segeberg entstehen durch die Neuordnung 22 Ämter (etwa das Amt Bornhöved, bestehend aus Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek). Sie haben mit den bis 1867 existierenden Ämtern nur den Namen gemeinsam und bilden eine Unterinstanz für die Wahrnehmung hoheitsrechtlicher Aufgaben des Landrates (etwa als Polizeibehörde). Der jeweilige Amtsvorsteher wird vom Kreistag vorgeschlagen und vom Oberpräsidenten der Provinz ernannt.

 

23,80 Mark zum Thronjubiläum: Bis zum Stichtag 28. Mai 1913, vor 110 Jahren, sind Gemeinde- und Gutsvorsteher, Geistliche und Lehrer aufgefordert, gesammelte Beträge für eine so genannte „Nationalspende“ bei der Redaktion des Segeberger Kreis- und Tageblattes abzuliefern. Die reichsweite Spendenaktion dient der evangelischen Missionstätigkeit in Deutschlands Kolonien und Schutzgebieten. Grund für den Aufruf der Nationalspende ist das 25-jährige Thronjubiläum Kaiser Wilhelm II. 23,80 Mark werden in Schmalensee gesammelt.

 

Straßennamen für Schmalensee: Kontrovers wird in der Sitzung der Schmalenseer Gemeindevertretung am 30. Mai 1978, vor 45 Jahren, die Vergabe von Straßennamen diskutiert. Mit Abstimmungsergebnissen, die nicht lange Bestand haben, da es Anfechtungen geben wird. Einig ist man sich an diesem 30. Mai bei den Bezeichnungen Stockseer Straße, Waldweg und Grasweg. Mit 5:3 setzt sich die Belauer Straße gegen die „Twiete“ durch. Aber auch das gibt es: Die spätere Damsdorfer Straße „unterliegt“ mit 4:5 dem „Schmiedeberg“, die heutige Tarbeker Straße dem „Schusterberg“ ebenfalls mit 4:5. Der heutige Hirtenweg soll zunächst „Hirtenberg“ heißen. Und die spätere Straße Am Ringreiterplatz soll vorerst „Zum Sturmberg“ heißen – und nicht „Zur Siedlung“, was auch zur Debatte steht. An die Straßennamen Redderkoppel, Streeken und Op'n Barg war damals gar nicht zu denken.

 

25 Jahre Bürgermeister Hans Siebke: In Schmalensee am 30. Mai 2003, vor 20 Jahren, das 25-jährige Amtsjubiläum von Bürgermeister Hans Siebke gefeiert. Die Gemeinde veranstaltet einen Festabend auf dem Gemeindesaal. Federführend sind Dirk und Ruth Griese sowie Sönke und Petra Jens, die auch den Saal schmücken. In den Kieler Nachrichten wird treffend zusammengefasst, was in 25 Jahren unter Hans Siebke in Schmalensee geschafft und geschaffen wurde: Drei Neubaugebiete, ein Feuerwehrhaus mit Fahrzeug, ein Sportplatz, ein Sportlerheim, eine Sporthalle, eine Kinderspielstube, die Dorfentwicklung, der Flächennutzungsplan, die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung.

 

Auch der zweite Sohn fällt im Kriege: Mit dem 24-jährigen Schützen Johannes Burmeister fällt am 31. Mai 1918, vor 105 Jahren, bei einem Sturmangriff im Westen bereits der zweite Sohn des Landarbeiters Christian Friedrich Burmeister und seiner Frau Anna. Laut Dorfchronist Heinrich Göttsch fällt Johannes Burmeister bei Reims; laut Verlustliste war er im April 1916 schon einmal als Soldat der 8. Kompanie des Infanterie-Regiments 155 verwundet worden. Im August 1916 war sein vermutlich älterer Bruder Richard Burmeister, Unteroffizier im Füsilier-Regiment Nr. 86, 4. Kompanie, nach zunächst schwerer Verwundung verstorben und gilt deshalb auch als „gefallen“. Zwei schwere Schicksalsschläge für die Eltern, denen noch der dritte Sohn Hugo bleibt. Dieser wird mit seiner späteren Frau Amanda 1972 Goldene Hochzeit feiern können und 1981 versterben.

 

Bild zur Meldung: Johannes Burmeister, gefallen am 31. Mai 1918

Fotoserien


Historisches (15. 05. 2023)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
Veranstaltungen
 
 
 
Wetteraussichten