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Jungwildrettung am 20. Mai: Wenn Erfolglosigkeit ein Erfolg sein kann

Schmalensee, den 21. 05. 2023

Nichts zu finden kann ein Erfolg sein. Eine steife These eines „Ersttäters“ in der Jungwildrettung. In diesem Fall der vom Naturschutzverein Ruhwinkel in Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern aus Schmalensee am 20. Mai. Was damit gemeint ist...

 

Wenn nachts um kurz vor Vier vor dem Gasthof Voß in Schmalensee ein großes „Hallo“ herrscht, sollte man meinen, die Party im Gemeindesaal muss besonders intensiv gewesen sein. Oder: es handelt sich, wie früher vor den Auswärtsspielen der Fußballjugend, um den Treffpunkt einer Gruppe, die ein gemeinsames Ziel hat. In diesem Fall traf Letzteres zu: Ein Dutzend Schmalenseer*innen war zusammengetrommelt worden, um auf den Wiesen der Familie Griese einer neuen Leidenschaft nachzugehen – der Jungwildrettung.

 

Ein motivierte Truppe bricht auf

 

In Fahrgemeinschaften ging es zunächst nach Schipphorst – wo es übrigens auch eine sehr schöne Landschaft gibt, um in aller Herrgottsfrühe auf Wiesen, die Jonas Griese an diesem Samstag zu mähen hatte, nach darin von ihren Müttern abgelegte Rehkitze zu suchen. Heino Müller aus Rohwinkel und sein Brüder Jörg Müller aus Stolpe erwarteten den kleinen Convoi bereits. Sie und ihre Mitstreitenden aus dem Naturschutzverein Ruhwinkel sind der Schlüssel zum Erfolg, weil sie über Drohnen mit Wärmebildkamera und Funkausstattung verfügen, um die Helfer*innen auf den Wiesen zu Wärmequellen zu lotsen.

 

Deshalb auch der frühe Morgen: Dann hebt sich die Körpertemperatur der Kitze im Kamerabild von ihrer Umgebung ab. Aber auch andere Wärmequellen können die Kitzretter schon mal foppen: Nicht nur der Hase, der erst im letzten Moment aufspringt und davon flitzt, allein sein Ruheplatz mit Losung hinterlässt eine Wärmespur...

 

Doch zunächst gab es eine Schnelleinweisung in Vorgehensweise und Equipment. Körbe wurden ausgegeben, mit denen etwaige Kitze abgedeckt werden sollten, dazu Stangen mit Müllsäcken dran zum stabilisieren der Körbe und als Kennzeichnung für den Landwirt, der später drumherum mähen sollte. Neu für manchen Teilnehmenden war die Aufforderung Heino Müllers, bei aufspringenden Kitzen „schnell und beherzt“ mit dem Korb zu agieren und diesen über die Tiere, notfalls mit „ein wenig Gewalt“, drüber zu stülpen. Hatte es nicht geheißen, die Kitze verfügten noch nicht über den Fluchtreflex und würden sich nur an den Boden kauern? „Ja, das ist die Regel.“ - Von der es bekanntlich immer Ausnahmen geben kann...

 

Einschub zu den Akteuren der Veranstaltung

 

Heino Müller ist übrigens so etwas wie Herz und Seele der Jungwildrettung im Naturschutzverein Ruhwinkel. Denn damit, dass ein Landwirt seine Absicht, bestimmte Flächen zu mähen, direkt bei ihm oder einem Jagdkameraden oder dem Jagdvorsteher – in Schmalensee ist das Dirk Griese – anzumelden, zu diesen Flächen zu fahren und die freiwilligen Suchtrupps mittels Kamerabild und Funk zu lenken, ist es nicht getan: Alle Flächen werden mit bestimmter Software eingelesen und die Drohne für jede Fläche so programmiert, dass sie in gleichbleibender Flughöhe (40 Meter) gleichmäßige Schleifen fliegt . Jede Fläche ist somit eine „Mission“, die immerhin für das nächste Mal gespeichert werden kann. Allein für diesen Morgen waren acht Flächen vorzubereiten. Zu Recht bezeichnet Heino Müller diese Mahdzeit bis Mitte Juni als „Fulltimejob“.

 

Zurück zu den Helfenden und ihrer achtfachen Mission. Ausgestattet mindestens mit hohen Gummistiefeln, möglichst aber mit Regenhosen dazu, wurde in mehreren Dreier- oder Viererteams jedes Feld abgegangen, koordiniert von der Stimme Jörg Müllers aus dem Funkgerät und begleitet von den Tierstimmen des Morgens: Fasane und aufgeregte Ricken krächzten um die Wette. Doch von Kitzen war in Schipphorst keine Spur – dafür unheimlich schöner Himmel und eine gelöste Stimmung.

 

Von Schipphorst nach Schmalensee

 

Weiter ging es nach Schmalensee, wo in der Belauer Straße und im Grasweg Flächen abzusuchen waren. Eine Fläche, die in Bornhöved angekündigt worden war, hatte sich eine bereits parallel operierende zweite Mannschaft unter den Nagel gerissen. Mittlerweile musste gegen die Uhr und somit gegen die Sonne gearbeitet werden – die nämlich erwärmt die Wiesen recht rasch und das macht die Suche mittels Wärmebild irgendwann unmöglich. Und die Zeit verrinnt auf kleinen wie auf großen Flächen gleichermaßen: schnell.

 

Die letzte Fläche am geplanten Schmalenseer Neubaugebiet hatte es noch einmal in sich: Ein Hase spielte hier sein Spiel mit Kamerateam und einem Suchtrupp, der dem Zickzack-Kurs von Meister Lampe folgen durfte. Unterdessen sorgten Gerhard Harder und Frau Annelene auf der Siloplatte für ein kräftiges Frühstück. Eine letzte Drohnenlandung – nicht ohne gemeinsames Winken in die Höhe – und die Arbeit war getan, zumindest für die Suchtrupps: Jonas Griese hatte nun noch alle Flächen zu mähen und Heino Müller sämtliche Missionen des Tages nachzubereiten.

 

Nun muss Bilanz gezogen werden

 

Und wie war das jetzt mit der Erfolglosigkeit und dem Erfolg? Die Bilanz dieses Samstagmorgens: Es wurde kein Kitz gefunden, auch nicht bei der anderen Truppe. Natürlich hätte man sich darüber gefreut, ein Kitz zu finden und zu retten. Und auch für die Kamera und diesen Bericht wäre das zweifelsohne ein Erfolg gewesen. Aber letztlich ist doch die Tatsache, dass sich viele Helfende gefunden und in fröhlicher Stimmung in den Morgenstunden eine gute Tat in der Natur taten ebenso ein Erfolg wie das Wissen des Landwirts, dass seine Flächen abgesucht wurden und somit kein Kitz vom sogenannten Mähtod gefährdet sein dürfte. Laut diesem Absatz steht es 2:1 für den Erfolg! - Nur gut, dass es nicht geregnet hat :-).

 

In Schmalensee hat die Jungwildrettung nun erst einmal eine Pause. Nur der Reiterhof steht noch aus, der jedoch Heu für die Pferde macht – das Gras muss noch höher wachsen und das dürfte erst in drei Wochen soweit sein. Vor dem zweiten Schnitt, so die Erfahrungen der Kitzretter, ist eine vorherige Suche nicht mehr nötig, weil dann alle Jungtiere groß genug sind, mit ihren Müttern die Flächen zu verlassen.  Wieder was gelernt.

 

Wer die Jungwildrettung unterstützen möchte

 

Zum Beispiel als aktives Vereinsmitglied, als Helfer / Drohnenpilot bei der Jungwildrettung oder als Förderer unserer Arbeit durch eine Spende. Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Auf Wunsch kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Bei Fragen gern eine Nachricht schicken an 01523 3993 512 (WhatsApp) oder (Mail).“

 

Bankverbindung:

VR Bank zwischen den Meeren

BIC: GENODEF1NSH; IBAN: DE55 2139 0008 0002 1678 24

 

Bild zur Meldung: Die Suche der Jungwildretter geht los

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Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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