Dezember-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1
Auch im Jahr 2024 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Eine Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Aber immer mehr Quellen und Bildmaterial aus Familienalben runden die Beiträge mitunter ab.
Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus veröffentlichen wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat Dezember.
Fuchsjagd bei Schmalensee vor 95 Jahren: Der Reiterverein für Bornhöved und Umgebung weitet sein Betätigungsfeld aus und unternimmt am 1. Dezember 1929 ein Jagdreiten. Als Fuchs reitet der Schmalenseer Hellmut Saggau voran, gefolgt von 27 Jagdreitern, die Master Otto Schlätel anführt. Nach hindernisreichem Kurs wird bei Schmalensee unter den Augen zahlreicher Zuschauer die Jagd freigegeben. Walter Pries (Glaskoppel) gelingt es, den Fuchsschwanz zu ergreifen.
Ballons aus Schmalensee fliegen ganz schön weit: Die Freiwillige Feuerwehr veranstaltet am 1. Dezember 1989, an ihrem Gründungstag, vor 35 Jahren eine Adventsfeier im Gasthof Voß. Bei diesem Anlass werden die Sieger des Ballonwettbewerbs gekürt, der während der Festwoche im September zum 100-jährigen Bestehen der Wehr durchgeführt wurde. Siegerin ist Yvonne Harder, Tochter des aus Schmalensee stammenden Wolfgang Harder aus Bad Segeberg, deren Ballon bis in den Christians-Koog bei Meldorf geflogen war. Auf Rang zwei liegt Sven Hagedorn aus Schmalensee. Sein Ballon landete in Sarzbüttel und wurde vom dortigen Wehrführer Walter Pieper gefunden. Den dritten Platz müssen sich vier Schmalenseerinnen teilen, deren Ballons sich verheddert hatten: Jutta und Linda Buchholz, Frederike und Aneke Harder. Wo ihre Ballons niedergingen, verschweigt der Berichterstatter jedoch.
Bedeutender Kommers der Feuerwehr vor 25 Jahren: Mit einem Festkommers im Gasthof Voß feiert die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee am 1. Dezember 1999 ihr 110-jähriges Bestehen. Gleichzeitig übergibt Jürgen Stegelmann die Führung der Wehr an seinen im November gewählten Nachfolger Rolf Kasch. Jürgen Stegelmann wird von Kreiswehrführer Walter Burmeister für sein langjähriges und verdienstvolles Wirken um die Feuerwehr mit dem Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Eine Gruppe Schmalenseer Feuerwehr-Kameraden, Dierk Harder, Sönke Siebke, Dirk Griese und Andreas Neumann, hat unter dem Titel „Tagebuch einer Feuerwehrlaufbahn“ Anekdoten und Geschichten um den scheidenden Wehrführer gesammelt, aus dem Dierk Harder vorliest. Für die Bebilderung sorgte Helmut Nagel. Befördert werden: Der neue Gemeindewehrführer Rolf Kasch zum Oberbrandmeister, Rudolf Mahler zum Brandmeister und Sönke Nagel zum Oberlöschmeister.
Reaktivierung der Freiwilligen Feuerwehr: Am 3. Dezember 1949 findet das 60-jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee statt. In einem kurzen Rückblick, den die Segeberger Zeitung offensichtlich unter Mithilfe des Bürgermeisters vornimmt, wird auch auf die aktuelle Situation der (Nachkriegs-)Wehr eingegangen. So heißt es im vor dem Fest erschienen Artikel: „Heute, am 1. Dezember, besteht die hiesige Freiwillige Feuerwehr 60 Jahre. […] Der jetzige Hauptmann ist der Landmann Hellmuth Saggau, der es nicht so leicht hat wie seine Vorgänger. In den letzten Jahren ist vieles liegengeblieben, was hätte getan werden müssen, um die Freiwillige Feuerwehr in der Dorfgemeinschaft auf ihrer alten Höhe zu halten. Dafür kann man niemandem die Schuld geben, die Zeitverhältnisse waren nicht danach. Das demnächst stattfindende Gründungsfest soll mit dazu beitragen, das harmonische und kameradschaftliche Zusammenarbeiten der Einwohner zu fördern. […]“ Das Fest findet unter reger Anteilnahme aus dem Amtsbereich statt. Zugegen sind u.a. Amtmann Rauert und Amtswehrführer Fick mit ihren Ehefrauen. Die Laiengruppe der Schmalenseer Wehr zeigt das Theaterstück „Een Sündagnömdag bi den Burn Harm“ und die Musikkapelle von Wallberg unterhält mit schmetternden Klängen bis in den frühen Morgen hinein.
Schmalensee, Dezember und der Krieg: Dem Segeberger Kreis- und Tageblatt sind in den ersten Dezembertagen des Jahres 1914, vor 110 Jahren, einige Informationen zu entnehmen, die das Leben der Schmalenseer im Krieg schildern. So findet am 5. Dezember 1914 im Segeberger Zentral-Hotel die Generalversammlung des Vereins für die Zucht schwarzbunter Holsteiner im Kreise Segeberg statt. Einladender ist der stellvertretende Vorsitzende, Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee. Er führt den Kreisverein, da der Vorsitzende Isenberg Kriegsdienst leistet.
Zwei Tage zuvor hat das Tageblatt berichtet, dass 23 der 55 Mitglieder des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung im Felde stehen. Am 15. Dezember berichtet die Zeitung zudem, dass 35 Männer aus Schmalensee Dienst an den Fronten leisten. Sie alle erhalten Weihnachtspakete aus dem Heimatdorf. Aber die Zahl wird bald steigen. Im Zeitraum 10. bis 12. Dezember haben sich alle noch unausgebildeten landsturmpflichtigen Männer, die in den Jahren 1876 bis 1894 geboren wurden, der Musterung zu stellen.
Die Zeitung beinhaltet am 15. Dezember 1914 weitere Meldungen. So die, dass für den zum Militär einberufenen Tarbeker Lehrer Flenker Schmalensees Lehrer Heinrich Göttsch und der Kollege aus Damsdorf, Havemeister, den Schuldienst im Nachbarort übernehmen. Und: Für das Kreislazarett in Segeberg stellen die Einwohner Schmalensees 22 Flaschen Saft, 5 Häfen Eingemachtes, 14 Hühner, 2 Tauben, 3 Spint Wurzeln, 15 Bund Zwiebeln, 15 Pfund Rosenkohl, je 30 Kopf Weiß- und Rotkohl, 50 Pfund Rüben, 1 Kiste Schwarzwurzeln, 1 Spint Äpfel, 6 Tüten Kolonialwaren, 1 Dose Kekse, 1 Kiste Sellerie, 1 Kiste Petersilie und Porree sowie einige Bücher zur Verfügung.
Meiereigenossenschaft will neu bauen: In einer Versammlung der Meiereigenossenschaft Schmalensee am 8. Dezember 1909, vor 115 Jahren, wird beschlossen, auf einem Grundstück des Hufners Ludwig Saggau neben der Gastwirtschaft ein neues Meiereigebäude zu errichten. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt berichtet davon und, am 15. Dezember, auch dies: Mittlerweile habe man von Hufner Ludwig Saggau den Bauplatz neben der Gastwirtschaft für 1000 RM erworben und plane einen baldigen Baubeginn. Die neuen Maschinen sollen für 12.700 RM von der Flensburger Firma Jepsen & Sohn bezogen werden. Diese will auch die alten Maschinen für 4000 RM aufkaufen.
Bischof Vicelin stirbt vor 870 Jahren: Der Oldenburger Bischof Vicelin, der im Jahr 1149 die St. Jacobi-Kirche zu Bornhöved geweiht hatte, stirbt am 12. Dezember 1154. Einem Text des Königlich Privilegierten Wochenblatts vom 30. Mai 1830 zufolge ist die Lage zu dieser Zeit folgende: „Das Oldenburger Bistum befand sich aber noch damals in aller Hinsicht in einem höchst kümmerlichen Zustande. Der Bischof hatte das tägliche Brot nicht, hatte weder Domkirche noch Domkapitel; der nördliche Teil Wagriens war noch ganz heidnisch, und in dem übrigen Teile des Bistums befanden sich nur in Bosau, Bornhöved und Segeberg Pfarrkirchen.
Ein Zwangsarbeiter-Paar in Schmalensee: Offenbar wird am 12. Dezember 1944, vor 80 Jahren, bei Hermann Cornehls ein Zwangsarbeiter-Ehepaar, bezeichnet als „Landarbeiter“, angemeldet: Juliane und Ignatz Psyk, geboren am 23.07.1916 beziehungsweise am 12.01.1910. Im Meldebuch der Gemeinde, wie alle genannten Quellen zu finden in den Arolsen-Archiven, wird zwar für beide als Anmeldedatum der 12.12.1945 genannt, aber dabei muss es sich um einen Schreibfehler handeln. Dafür spricht, dass beide laut einer Erfassungsliste der AOK Segeberg in Schmalensee im Zeitraum 15.12.1944 bis 01.06.1945 erfasst sind. Laut der „Auszüge aus Hebelisten über Ausländer, die bei Heinrich Rönnau in Gönnebek beschäftigt und bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Bad Segeberg versichert waren“, war das Paar vor dem Wechsel zu Hermann Cornehls dort tätig. Über Ignatz Psyk liegt auch ein Eintrag in einer Liste des Kreiskrankenhauses Bad Segeberg vor, wo er wohl im Zeitraum 04. bis 25.11.1943 behandelt worden ist – dann aber noch nicht als Arbeitskraft bei Cornehls. Letzten Aufschluss geben zwei 1990 vom Amt Bornhöved zu den Arolsen-Archives gegebene “Kriegskarteikarten” darüber, dass Ignatz Psyk seit 10.01.1941 und Juliane Psyk seit 19.06.1944 bei Heinrich Rönnau in Gönnebek als Landarbeiter beschäftigt und am 10.12.1944 mit Ziel Schmalensee abgemeldet wurden. Aus Schmalensee erfolgt am 01.06.1945 die Abmeldung des Paares nach Neumünster, dann aber scheinbar zu dritt: Im Meldebuch der Gemeinde Schmalensee ist ein am 12.04.1945 geborenes Kind eingetragen. Möglich, dass die Schwangerschaft der Grund war, Gönnebek verlassen zu müssen.
Noch Gründungsmitglieder in der Wehr: Mit einem Kommers, Theateraufführungen und Ball begeht die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee am 13. Dezember 1919, vor 105 Jahren, ihr 30-jähriges Bestehen. Laut Kommando ist der Beginn „präzise 18 Uhr“ festgesetzt. Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau kann zahlreiche Kameraden für 30-, 20- und zehnjährige Mitgliedschaft auszeichnen. Geboten werden dem zahlreichen Publikum die Theaterstücke „Stiftungsfest“ und „Der siegreiche Schwiegersohn“.
Weihnachtsprogramm für Kinder: Zahlreiche Kinder aus Bornhöved und den umliegenden Dörfern kommen am 14. Dezember 1929, vor 95 Jahren, trotz Regenwetters nach Bornhöved, um dort die vom Vaterländischen Frauenverein veranstaltete Weihnachtsaufführung zu erleben. Gezeigt werden „Annemies Himmelfahrt“, Die Sternsucher“ und „Tannenbaum-Krönung“. Anschließend geht der beliebte „Grabbelsack“ herum.
Eine weitere Partnerschaft unter Zwangsarbeitern: Laut Meldebuch der Gemeinde treten am 14. Dezember 1944 zwei polnische Zwangsarbeiter bei Frieda Siebke den Dienst an. Es sind Tadeus Holdyn und Wladislawa Cinil – allerdings sind die Namen falsch geschrieben. Spätere Dokumente, zu finden in den Arolsen-Archiven, geben Aufschluss, dass es Tadeusz Choldyn, geboren am 29.07.1918, und Wladyslawa Cmil, geboren am 27.06.1920 sind. Beide waren zuvor in Arpsdorf beschäftigt und werden aus Schmalensee am 04.06.1945 abgemeldet werden. Sie begeben sich nach Neumünster ins Lager Ehndorfer Straße, wo durch die Stadt Neumünster ihre Heirat am 26.06.1945 beurkundet ist. Beurkundet ist dort aber auch der Tod des Töchterchens Sophie Cmil, das am 02.12.1944 in Neumünster geboren worden und eventuell der Grund dafür war, dass Tadeusz und Wladyslawa Arpsdorf verlassen mussten. Sophie, die mit ihrer Mutter mit Eintrag ins Meldebuch in Schmalensee angemeldet worden ist, wird am 22.12.1945 im Lager Ehndorfer Straße sterben und auf dem Friedhof der Stadt Neumünster beerdigt werden.
Bild zur Meldung: Haus Damsdorfer Straße 1, hier war die alte Meierei