Vor 85 Jahren: Nationalsozialisten verbrennen Schwarz-Rot-Gold

Schmalensee, den 13. 03. 2018

Die so genannte „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten fällt in der Geschichtsschreibung auf den 30. Januar 1933 und die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Bekannt sind die Bilder vom Fackelzug der SA durch das Brandenburger Tor in Berlin. Für Bornhöved und Umgebung ist der 13. März 1933 ein Kerndatum. Damals verbrannten die ortsansässigen Nationalsozialisten auf dem Marktplatz zwei Flaggen der Weimarer Republik – und die waren Schwarz-Rot-Gold.

 

Apotheker Dr. Ahrens, Ortsgruppenleiter der NSDAP, hatte von den öffentlichen Gebäuden die Fahnen der Republik entfernen und durch Hakenkreuzfahne sowie Fahnen in den Farben des Kaiserreichs, Schwarz-Weiß-Rot, ersetzen lassen. Im Bestand des Bornhöveder Heimatmuseums gibt es einen Satz Fotografien von der Flaggenverbrennung, die unter den Augen der Bevölkerung stattfand.

 

Warum kam es erst am 13. März 1933 dazu? Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler allein war es mit der „Machtergreifung“ nicht getan. Erst musste die Macht der Nationalsozialisten untermauert werden – durch Wahlen. Am 5. März 1933 wurden der Reichstag und der Preußische Landtag gewählt; am 12. März 1933 mussten in der Provinz Schleswig-Holstein der Provinziallandtag und die Kreistage gewählt werden. Mit der Bekanntmachung der letzten Ergebnisse in der Presse war die Gewissheit vom deutlichen Sieg der Nationalsozialisten gegeben – die nun ihre sichtbaren Zeichen setzen konnten.

 

Die Bornhöveder Ortsgruppe der NSDAP, geführt vom Ortsgruppenleiter, gliederte sich in vier so genannte Zellen: Bornhöved bestand aufgrund seiner Größe aus zwei, die Dörfer Schmalensee und Gönnebek bildeten je eine Zelle. An der Spitze jeder Zelle stand ein Zellenleiter.

 

Und so wählten die Schmalenseer 1933: Zur Reichstagswahl stimmten 91 für die NSDAP, 41 für Schwarz-Weiß-Rot und 14 für die Deutsche Volkspartei DVP. 31 Schmalenseer stimmten für die SPD, einer für KPD. Bei der Wahl zum Preußischen Landtag gaben 88 ihre Stimme der NSDAP, 39 wählten Schwarz-Weiß-Rot, 16 DVP. Auf die SPD entfielen 26 Stimmen, eine auf KPD und eine auf den Christlich-Sozialen Volksbund. Das Bündnis „Mit Hindenburg“, bei der RT-Wahl nicht vertreten, erhielt in Schmalensee 4 Stimmen.

Eine Woche später stimmten bei der Wahl zum Provinziallandtag 95 für die NSDAP, 33 für SPD, je einer für die KPD und die Sozialistische Kampfgemeinschaft; außerdem 52 für Schwarz-Weiß-Rot. Leichte Verschiebungen gab es bei der parallel abgehaltenen Wahl zum Segeberger Kreistag: 91 für NSDAP, 36 für SPD und eine Stimme für die KPD. 54 Stimmen entfielen auf das Wahlbündnis Schwarz-Weiß-Rot. Zählt man die Stimmen für die NSDAP und das Wahlbündnis Schwarz-Weiß-Rot zusammen, wird der Anteil des völkisch-konservativen Lagers besonders deutlich.

 

Bild zur Meldung: Flaggenverbrennung Bornhöved 13.03.1933

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Flaggenverbrennung (13. 03. 2018)