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Vor 85 Jahren: Frontkämpferauszeichnung für Schmalenseer

Schmalensee, den 13. 07. 2019

Vor ihrer Machtergreifung hatten die Nationalsozialisten versprochen, die vermeintliche Schmach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und den sogenannten „Schandfrieden“ von Versailles, verbunden mit der „Kriegsschuldlüge“, die eine Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des großen Krieges attestierte, vergessen machen zu wollen. Damit griffen sie auch den Wunsch vieler Kriegsteilnehmer auf, die sich zu Unrecht in Unehre versetzt sahen, etwa durch geringe Wertschätzung im System der Weimarer Republik. Mit einer Verordnung, die am 13. Juli 1934, vor 85 Jahren in Kraft trat, stellten die Nationalsozialisten diese nicht anerkannte Ehre vieler Deutscher nachträglich her – mit dem Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer. Auch in Schmalensee kam diese nachträgliche Ehrung zum Tragen.

 

Zur Erinnerung an die unvergänglichen Leistungen des deutschen Volkes im Weltkriege 1914/18 stifte ich ein Ehrenkreuz für alle Kriegsteilnehmer sowie für die Witwen und Eltern gefallener, an den Folgen von Verwundung oder in Gefangenschaft gestorbener oder verschollener Kriegsteilnehmer.“, heißt es in der Verordnung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. In drei Stufen wird diese Auszeichnung vergeben – für Frontkämpfer, Kriegsteilnehmer und die Witwen und Eltern.

 

Zahlreiche Männer aus der Kirchengemeinde Bornhöved wurden ab Sommer 1914 zu den Waffen gerufen. 30 Schmalenseer standen laut Chronik von Heinrich Göttsch bereits nach wenigen Kriegsmonaten im Felde, und es sollten noch mehr werden. 13 Schmalenseer fielen in Kampfhandlungen oder starben an den Folgen oder blieben vermisst. Eingezogen wurden Männer aller sozialer Gruppen, sowohl einfache Landarbeiter als auch Besitzer der großen Höfe. Selbst Ludwig Saggau als stellvertretender Gemeindevorsteher war unter den Kämpfern – und wurde 1917 in Abwesenheit wiedergewählt.

 

Am 16. Juni 1917 trat auch der 1899 geborene Johannes Behrend als Musketier in das Ersatzbataillon des Infanterieregiments Nr. 84 Neumünster ein. Die Ausbildung erfolgte im Lokstedter Lager, wo ganze Einheiten „fronttauglich“ gemacht wurden. Behrend wurde noch zur Armee-Minenwerferschule geschickt, von dort ging es an die Westfront. Ein Foto dokumentiert die Verwendung Behrends als Teil einer Geschützbedienung. Laut Überlieferung in der Familie überlebten nur drei Mann der Minenwerferkompanie.

 

Johannes Behrend, der im Kriege keine öffentlich erwähnte Auszeichnung empfangen hatte, erhielt laut Verleihungsurkunde vom 26. März 1935 das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. Dieses stand laut Verordnung nur solchen Männern zu, die „an einer Schlacht, einem Gefecht, einem Stellungskampf oder einer Belagerung teilgenommen“ hatten.

 

Wie Johannes Behrend diese späte Auszeichnung aufgenommen hat, ist nicht überliefert. Sie setzt einen gewissen Schlusspunkt unter das Kapitel Erster Weltkrieg in der Geschichtsschreibung unseres Dorfes. Obwohl auch das nicht ganz richtig ist. Denn gerade Johannes Behrend ist auch ein Beispiel für jene Männer, die den Ersten Weltkrieg überlebten und auch im zweiten zum Einsatz kommen sollten. Eine neuerliche militärische Ausbildung nach 1939 in Munsterlager ist ebenso dokumentiert wie die Einteilung 1942 zur „Heimatflak“ im Bereich des Marinesperrwaffenarsenals Trappenkamp, in welchem Behrend Magazinarbeiter war. 1944 erhielt er die Kriegsverdienstmedaille.

 

Das Bildmaterial zum Bericht hat Volker Behrend dem Arbeitskreis Dorfgeschichte zugänglich gemacht. Vielen Dank dafür.

 

 

Bild zur Meldung: Johannes Behrend, vorn knieend, mit seiner Geschützbedinung an der Westfront

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Frontkämpfer (07. 07. 2019)

 
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