Vor 70 Jahren – Flüchtlinge wollen umsiedeln

Schmalensee, den 26. 01. 2020

Flucht und Vertreibung sind ein tägliches Thema der Nachrichten. Weit näher und intensiver erlebte Schmalensee das Thema Flucht in Folge des Zweiten Weltkriegs. Wie viele holsteinische Dörfer hatte Schmalensee zahlreiche Menschen aufnehmen müssen, die ihre Heimat verloren hatten. Am 26. Januar 1950, vor 70 Jahren, berichtete die Segeberger Zeitung zur Situation in Schmalensee.

 

Es waren Deutsche aus den so genannten verlorenen Ostgebieten, die in Schmalensee zu einem großen Teil darauf hofften, endgültig umgesiedelt zu werden in Regionen in Westdeutschland, wo sie sich Arbeit und Unterkunft erhofften. Zugleich hatten sie sich im Bund der Heimatvertriebenen organisiert, der auch als politische Gruppe bei Wahlen antrat und, aufgrund hoher Flüchtlingszahlen, auch etliche Mandate gewann.

 

Die Lage am 26. Januar 1950

 

Drückend hoch ist die Zahl der nach Schmalensee eingewiesenen Flüchtlinge. Das Dorf zählt 706 Einwohnerinnen und Einwohner. 328 davon sind Einheimische, 378 Eingewiesene.

133 schulpflichtige Kinder gehen in drei Schichten in die örtliche Schule, der Unterricht läuft von 7 Uhr früh bis 17 Uhr am Nachmittag. Insgesamt leben 203 Kinder im Ort, gegenüber 53 Personen, die 70 bis 93 Jahre alt sind.

Eine Hoffnung auf Entlastung bringen anlaufende Umsiedlungsprojekte in den Südwesten und Westen Deutschlands, wo Arbeitskräfte gebraucht und neue Existenzen gestaltet werden können.

35 Flüchtlingsfamilien aus Schmalensee haben bereits Umsiedlungsanträge gestellt; allerdings fanden kleinere Gemeinden bislang keine Berücksichtigung.

 

Die Situation fünf Jahre später

 

1955 ist die Situation in Schmalensee entspannter. Die Segeberger Zeitung schreibt am 19. Januar 1955, dass von im Dezember 1947 in Schmalensee polizeilich gemeldeten 382 Heimatvertriebenen und Evakuierten noch 79 Personen am Ort sind. Das besagt eine veröffentlichte Statistik vom September 1954, die die Einwohnerzahl auf 447 beziffert. Für sechs Familien besteht demnach weiterhin Wohnungsnot.

 

152 Personen haben laut Zeitungsmeldung in den Jahren 1950 bis 1954 Schmalensee verlassen; davon 40 Familien mit 143 Personen, die nach Nordrhein-Westfalen abgewandert sind.

 

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Vor 70 Jahren – Flüchtlinge wollen umsiedeln

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Flüchtlinge (26. 01. 2020)