April-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1

Schmalensee, den 01. 04. 2020

Auch im Jahr 2020 wollen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung werfen. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung.

Weil seit Mitte März das neuartige Coronavirus das gesellschaftliche Leben beeinträchtigt und wir sehr wahrscheinlich bis zum 20. April 2020, vielleicht sogar darüber hinaus, mit einer sogenannten Kontaktsperre belegt sind, gibt es für die treue Leserschaft in diesem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr in dieser schweren Zeit ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil.

 

Gasthof wechselt den Besitzer: Am 1. April 1900, vor 120 Jahren, verkauft der frühere Bauernvogt Matthias Christian Suhr seine Landstelle mit Dorfkrug, die Hufe 1, die nebst Wiesen und Hölzungen 71 ha misst, für 85.000 Mark an den Hufnersohn Ludwig Saggau. Damit wird aus Suhr's Gasthof Ludwig Saggau's Gasthof. Saggau wird im Juli 1901 den Saal angebaut haben und in der Gastwirtschaft im Oktober 1901 die Petroleum-Lichtanlage durch eine wesentlich hellere und sicherere Acetylenlichtanlage ersetzen. Am 17. April 1907 wird Ludwig Saggau die Landstelle mit Dorfkrug an einen Kellinghusener Makler verkaufen, der das Land teilweise parzelliert. Einen Tag später wird Friedrich Voß die Gastwirtschaft und 32 Tonnen Land erwerben.

 

Tischlerei seit 70 Jahren: Am 1. April 1950, vor 70 Jahren, blickt die Tischlerei Tietgen auf das 70-jährige Firmenbestehen zurück. Zunächst in der heutigen Tarbeker Straße 8 gelegen, wird die Tischlerei im Jahr 1900 am Standort Dorfstraße 4 von Claus Tietgen errichtet. Es handelt sich um eine Bau- und Möbeltischlerei. Aber Tietgen hat auch Versicherungsagenturen, vertreibt Fahrräder und öffnet 1901 im Haus ein Kolonialwarengeschäft, wie Chronist Heinrich Göttsch berichtet. Seit 1911 (Segeberger Zeitung) bzw. 1934 (Heinrich Göttsch) ist Sohn Emil Tietgen Besitzer und im gleichen Umfang tätig. Getrübt wird das Jubiläum dadurch, dass Emil Tietgens Sohn noch als im Osten vermisst gilt.

 

Hohe Aufgabe der Bürgermeister: Am 1. April 1895, vor 125 Jahren, tritt in Preußen das Kommunalabgabengesetz in Kraft. Es sieht vor, dass die Gemeindebehörden verpflichtet sind, sämtliche Staatssteuern in ihrer Gemeinde zu erheben und vierteljährlich an die Königliche Kreiskasse abzuführen. Für den Verfasser eines Leserbriefes im Segeberger Kreis- und Wochenblatt aus dem Vorjahr eine bedeutende Überforderung der Gemeindevorsteher, deren Arbeitsaufwand zunehmend steige und denen immer mehr Zeit zur korrekten Erfüllung ihrer Pflichten fehle.

 

Ab sofort Blaue Tonne: Am 4. April 2005, vor 15 Jahren, beginnt der Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg (WZV) damit, alle Privathaushalte mit der blauen Abfalltonne für die Sammlung von Altpapier auszustatten. Die Zufriedenheit mit der Tonne war zuvor in sieben Modellgemeinden, darunter Bornhöved und Trappenkamp, sehr groß. Nach Umfragen zeigten sich 95 Prozent der Haushalte dort zufrieden. Die blaue Tonne soll die in großer Zahl im WZV-Gebiet stationierten Altpapiercontainer ablösen.

 

Der Bus parkt in Schmalensee: Am 5. April 1950, vor 70 Jahren, meldet die Segeberger Zeitung, dass nach langem Warten und zahlreichen Beschwerden Bewegung in die Wieder-Anbindung Schmalensees an den Öffentlichen Personennahverkehr gekommen ist. Die Lütjenburger Firma Kähler erklärt sich bereit, Schmalensee als Endstation der Linie Plön-Wankendorf anzuerkennen. Der Bus wird dazu in Schmalensee fest stationiert und auf der Diele des Gasthof Voß untergestellt.

 

Zwei Schmalenseer führen die Schwarzbunten: Am 6. April 1920, vor 100 Jahren, tritt um 14 Uhr im Segeberger Central-Hotel der Kreisverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner unter dem Vorsitz von Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee zu seiner Generalversammlung zusammen. Der Name des Vereins ist neu. Er musste geändert werden, weil der Landesverband sich in „Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner“ umbenannt hat. Vorher hieß es einfach nur „Holsteiner“. Schmalensees Lehrer Heinrich Göttsch wird zum neuen Geschäftsführer des Kreisvereins gewählt.

 

Maul- und Klauenseuche geht um: Im April 1930, vor 90 Jahren, geht in Schmalensee die Maul- und Klauenseuche um. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt veröffentlicht im Rahmen der amtlichen Nachrichten die betroffenen Höfe: Stegelmann (8. April), Siebke (17. April), Theodor Schnohr und Ernst Saggau (28. April) sowie Peter Nagel (5. Mai). Von Mai bis Juni erfolgen dann die Meldungen darüber, dass auf den jeweiligen Höfen die Seuche wieder erloschen ist.

 

Eine neue Dampfmaschine für die Meierei: Am 11. April 1905, vor 115 Jahren, meldet das Segeberger Kreis- und Wochenblatt, dass die Meiereigenossenschaft Schmalensee-Tarbek-Belau die Anschaffung einer leistungsstärkeren Dampfmaschine beschlossen habe. Die alte 12-PS-Maschine reiche nicht mehr aus, zumal auch eine Schrotmühle anzutreiben sei. Von der Neumünsteraner Firma Bestmann, die die alte Dampfmaschine im Tausch nimmt, soll ein 18-PS-Modell beschafft werden. Die Meierei befindet sich zu dieser Zeit noch auf dem heutigen Grundstück Damsdorfer Straße 1.

 

Begrüßung der Heimkehrer: Noch immer kehren im Ersten Weltkrieg in Gefangenschaft geratene Deutsche in ihre Heimat zurück. Am 11. April 1920, vor 100 Jahren, hält Pastor Schlüter einen Begrüßungsgottesdienst für alle Heimkehrer. Mit Fahnen und Musik und unter Glockengeläut geleiten die Militärvereine die Heimkehrer vom Pastoratsgarten in die Kirche.

 

De rieke Deern wird ein großer Erfolg: Am 13. April 1985, vor 35 Jahren, berichtet die Segeberger Zeitung vom Auftritt der Theatergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee: Zum ersten Mal habe diese ihren Feuerwehrball mit der Aufführung eines plattdeutschen Theaterstücks im Gasthof Voß kombiniert. Gerhard Mühlenberg hatte mit der Laiengruppe der Wehr das Stück „De rieke Deern“ einstudiert. Schauspieler sind Wiebke Stegelmann, Wilfried Hahne, Uwe Nagel, Werner Suhr, Petra Saggau, Wolfgang Hahne und Egon Blitza. Der Kommentator der Segeberger Zeitung äußert sich geradezu entzückt:

Die Darsteller … spielten so lebensnah, daß die Zuschauer vor Lachen fast unter den Stühlen lagen. Mit Fug und Recht kann gesagt werden, hier ist den Laiendarstellern ein echter Bühnenknüller gelungen, der noch so manche Heiterkeitserfolge nach sich ziehen dürfte.“

 

Rauchwaren für Frontsoldaten: Am 15. April 1915, vor 105 Jahren, berichtet das Segeberger Kreis- und Tageblatt von der Generalversammlung der Bornhöved-Schmalenseer Totengilde. Diese wählt u.a. Johannes Hansen zum Kassierer in Schmalensee. Den derzeit 13 zum Militärdienst beorderten Mitgliedern der heute als Sterbekasse bekannten Vereinigung werden laut Zeitungsmeldung „Zigarren und Rauchtabak“ geschickt.

 

Unfall mit geborgtem Auto – und ohne Führerschein: Bei einem Verkehrsunfall am Ortseingang in Richtung Plön kommt es zu einem Totalschaden am Fahrzeug, als ein Soldat in den Graben fährt. Wie die Segeberger Zeitung in ihrer Ausgabe vom 16. April 1970, vor 50 Jahren berichtet, hatte der Mann den Wagen von einer Wankendorferin geborgt, die das Fahrzeug ihrerseits in Hohenwestedt geliehen hatte. Da der Soldat keinen Führerschein besaß, entfernte er sich leicht verletzt vom Unfallort. Die Polizei erfuhr erst von einem Abschleppunternehmen von dem Unfall.

 

Bild zur Meldung: Ludwig Saggaus Gasthof

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Historische Meldungen (31. 03. 2020)