Juli-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1

Schmalensee, den 01. 07. 2020

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung.

Weil seit Mitte März das neuartige Coronavirus das gesellschaftliche Leben beeinträchtigt und wir sehr wahrscheinlich noch einige Zeit mit Beschränkungen des gesellschaftlichen Lebens belegt sind, gibt es für die treue Leserschaft im Monat Juli die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr in dieser schweren Zeit ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil.

 

Lauter schlimme Nachrichten: Am 2. Juli 1935, vor 85 Jahren, vermeldet das Segeberger Kreis- und Tageblatt aus Schmalensee keine guten Nachrichten. Ein Gewitter spielt gleich zweimal eine Rolle: Es fährt ein sogenannter „kalter Schlag“ in die Scheune von Willi Harder. Dabei entsteht viel Rauch aber kein offenes Feuer. Schlechter trifft es die Wirtin und Bäuerin Meta Voß: Zwei Starken werden ihr auf der Weide erschlagen. Die Tiere waren in einer Niederung mit dem Umzäunungsdraht in Berührung gekommen. Außerdem wird gemeldet, dass sich der frühere Schuhmacher und Rentner Sch. (vermutlich Christian Schuhmacher) in einem Stallgebäude erhängt habe. Da keine wirtschaftliche Not vorgelegen habe, bleibe unbekannt, was Sch. zum Selbstmord trieb.

 

Preise und Kuchen zum Vogelschießen: Das Kindervogelschießen in Schmalensee, ausgerichtet am 1. und 2. Juli 1960, vor 60 Jahren von der örtlichen Schule, wird zum Volksfest. Zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung ermöglichen den Kauf von Preisen. Hinzu kommen zahlreiche leckere Kuchen. Das große Königspaar bilden in diesem Jahr Claus Nagel und Melitta Herbst, kleine Könige werden Reiner Schramm und Karin Nagel. Die Majestäten werden in der festlich geschmückten Kutsche durchs Dorf geleitete, ehe es auf dem Saal des Gasthof Voß Kindertanz und einen Dorfgemeinschaftsabend gibt.

 

Telefonkosten nach Entfernung: Wie das Segeberger Kreis und Wochenblatt am 6. Juli 1900, vor 120 Jahren meldet, sind die Gemeinden Bornhöved, Wankendorf, Ruhwinkel und Perdoel durch die Oberpostdirektion an das öffentliche Fernsprechnetz angeschlossen worden. Öffentliche Fernsprechstellen sind installiert. Um die jährlich geforderte Mindesteinnahme von 190 Mark, für die größtenteils Bornhöved garantiert, zu gewährleisten, werden Gesprächsgebühren erhoben. So zahlt man für ein dreiminütiges Gespräch von Bornhöved nach Bordesholm, Neumünster, Plön, Preetz oder Wankendorf 20 Pfennig. Fünf Pfennig mehr kosten Gespräche nach Eckernförde, Rendsburg, Kiel oder Eutin und sogar 50 Pfennig nach Heide, Husum, Flensburg oder Schleswig.

 

Vorschlag für eine Umgehungsstraße: Das Planungsamt Neumünster hat der Gemeinde Schmalensee Unterlagen über eine mögliche Linienführung der Ortsumgehung Schmalensee (B430) vorgelegt. Bürgermeister Hans Siebke bittet am 8. Juli 1980, vor 40 Jahren, zur Einwohnerversammlung in den Gasthof Voß, um mit den Bürgerinnen und Bürgern über den Trassenverlauf zu diskutieren. Über 70 Interessierte erscheinen und lassen sich drei mögliche Trassenverläufe vorstellen. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass der enge Trassenverlauf, der auch seit Jahren schon im Flächennutzungsplan der Gemeinde festgeschrieben ist, der kostengünstigste sei. Bürgermeister Hans Siebke bringt den Wunsch des Ortsbauernverbandes nach der engen Trassenführung zum Ausdruck. So würde der geringste Eingriff in Natur und Jagd erfolgen. Bis heute ist diese Trasse – die, grob umrissen, den Verkehr von Bornhöved kommend zwischen Dorfstraße und Hirtenweg und entlang des Grasweges in Richtung Plön und identisch in der entgegengesetzten Richtung lenken würde – im F-Plan der Gemeinde enthalten. Die Gemeindevertretung treibt aktuell Planungen zur Ansiedlung eines Unternehmens im Grasweg an, wird dabei den F-Plan ändern und sich endgültig von der nie realisierten Ortsumgehung verabschieden – zumindest auf dieser Trasse.

 

Vorerst keine Eisenbahn für Bornhöved und Umgebung: Die im Vorjahr angeregte Realisierung eines Eisenbahnprojekts zwischen Segeberg und Kiel wird vorerst ruhen gelassen: Wie das Segeberger Kreis- und Wochenblatt am 9. Juli 1870, vor 150 Jahren meldet, scheint es in der Stadt Segeberg nicht möglich, einen Bahnhof bauen zu können. Dies hat auch Auswirkungen auf den Raum Bornhöved, durch den die Bahnlinie sehr wahrscheinlich geführt worden wäre. Erst am 2. Dezember 1911 wird ein Eisenbahnprojekt in unserer Region verwirklicht: Dann kommt es zur Eröffnung der Kleinbahnlinie Kiel-Segeberg über Bornhöved, die bis in die 1960er-Jahre in Betrieb sein wird. Der Bahnhof in Bornhöved ist noch ein Zeugnis dessen.

 

Nicht SPD und schon gar nicht CDU: Landtagswahlen in Schleswig-Holstein am 9. Juli 1950, vor 70 Jahren. In Schmalensee entfallen von 336 abgegeben gültigen Stimmen 126 auf den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE), 109 auf die Deutsche Partei (DP), 85 auf die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), 10 auf die Deutsche Reichspartei (DRP) und 6 auf die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Erfolgreicher Direktkandidat im Wahlkreis 33 Segeberg-Nord ist der DP-Bewerber Otto Fiöl. Das Ergebnis zeigt, dass der CDU damals im Ort keine bedeutende Rolle zukommt – obwohl Schmalenseer 1946 bei der Gründung der Partei beitraten. Stattdessen ist die Interessenvertretung der vielen in Schmalensee befindlichen Flüchtlinge herausragend.

 

Landwirtschaftliches Musterdorf Schmalensee: Für die landtätige Jugend aus Bornhöved und Umgebung findet laut Bericht des Segeberger Kreis- und Tageblatts vom 11. Juli 1940, vor 80 Jahren, in Schmalensee ein Tag der Feldbegehung statt. Nach einer Flaggenparade und einem Lied begrüßt Bezirksbauernführer Heinrich Harder die Jugendlichen aus Bornhöved, Schmalensee, Gönnebek, Tarbek, Tensfeld, Damsdorf und Stocksee. Gemeinsam mit der männlichen Jugend besichtigt Harder Betriebe; mit dem Rad wird eine Besichtigungsfahrt durch die Feldmark angetreten. Währenddessen besichtigt die weibliche Jugend mit Bezirksbäuerin Frieda Kaack landwirtschaftliche Haushaltungen, Mustergärten und eine Geflügelfarm. Zum Abschluss gibt es eine gemeinsame Kaffeetafel.

 

Erfolgreiche Stutenzüchter: In Rohlstorf findet am 13. Juli 1925, vor 95 Jahren, die Reichsverbands-Stutenschau für den Bezirk der holsteinischen Geestlande statt. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt berichtet ganzseitig unter Verwendung von Bildern – damals eine Ausnahme. Im Text erwähnt sind auch 25 Züchter aus Schleswig-Holstein, denen für ihre Stuten die silberne Plakette des Reichsverbandes verliehen wird. Unter ihnen sind zwei Schmalenseer: Heinrich Harder und Ernst Saggau.

 

Auszeichnung der Schmalenseer Feuerwehr: Die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee gilt als bester Löschzug der Amtsfeuerwehr Bornhöved und als einer der besten des Kreises Segeberg. Eine Kommission des Kreisfeuerwehrverbandes mit dem Kreiswehrführer Hellberg an der Spitze findet sich am 14. Juli 1935, vor 85 Jahren, zur Überprüfung des Leistungsstandes der Schmalenseer Wehr ein. Nach dem Abschreiten der Front folgen Übungen im Fußdienst und an der Spritze, Steigerübungen und anderes. Alle gezeigten Tätigkeiten fallen zur Zufriedenheit der Kommission aus. Löschzugführer in Schmalensee ist Hugo Saggau.

 

 

 

Bild zur Meldung: Meierei Schmalensee DLG-Siegerpreis SZ 15.07.1950

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Historisch (28. 06. 2020)