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Historisches Kalenderblatt im Juli: Dorfstraßenszene um 1907 in Schmalensee

Schmalensee, den 30. 06. 2022

Corona-bedingt musste in Schmalensee nach 2020 auch im Dezember 2021 die Seniorenweihnachtsfeier der Gemeinde abgesagt werden, um Kontakte zu beschränken. Statt einer Feier erhielten die Seniorinnen und Senioren des Dorfes einen Präsentbeutel mit einem Premieren-Inhalt: Einem Schmalensee-Kalender für 2022 mit historischen Aufnahmen. Wenige Restexemplare gingen in den Verkauf für den guten Zweck.

 

Für alle Schmalenseer und Freunde, ob nun Besitzer eines solchen Kalenders oder nicht, sei im Jahr 2022 stets vor dem Monatsersten das nächste Kalenderblatt auf der Gemeinde-Homepage gezeigt und erläutert. Heute also das Kalenderblatt für den Juli.

 

Und dabei handelt es sich um eine sehr schöne Aufnahme, die uns Dierk Harder als Fotografie im Glasrahmen zur Verfügung gestellt (und natürlich zurück erhalten) hat. Sie zeigt eine Straßenszene mitten im Dorf auf der Chaussee, wie die heutige Bundesstraße 430 früher bezeichnet wurde. Die „Szene“ ist sehr wahrscheinlich gestellt, der Fotograf muss viele Klinken geputzt haben, um die Menschen im Bild zu bewegen, sich so zu positionieren, dass ein Stück Dorfleben abgebildet wird.

 

Das soll den Wert des Bildes aber nicht schmälern, wir erkennen viel darin, auch wenn uns die Namen der Menschen nicht geläufig sind. Eine zeitliche Einordnung ist dadurch möglich, dass die Aufnahme – wie damals üblich – auch als Postkarte vertrieben wurde. Eine im Jahr 1907 gestempelte Karte liegt uns vor, und so ordnen wir die Szenerie in die frühen Jahre nach der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert ein, als Schmalensee längst nicht mehr dänisch sondern preußisch war – aber noch nicht elektrifiziert.

 

Denn das ist ein Merkmal des Bildes: Es gibt noch keine Strom- beziehungsweise Telegraphenmasten im Dorf. Lediglich in der Bildmitte, auf dem rechten Bürgersteig, erkennen wir eine Laterne. Diese dürfte noch mit Petroleum befeuert und täglich von Hand entzündet und gelöscht worden sein – vielleicht vom Nachtwächter des Dorfes, oder sie war privates Eigentum der Anwohner. Erst 1910, so berichtet Zeitzeuge und Chronist Heinrich Göttsch, erhielt Schmalensee elektrisches Licht.

 

Zum Vergleich ist dem Bericht ein Bild aus der Zeit zwischen 1930 und 1950 beigefügt, das mit fast identischer Blickrichtung diesen Abschnitt der Dorfstraße aufgreift. Auffällig hier: Die hölzernen Masten für Strom und Telefon, an denen zum Teil Lampen befestigt sind.

 

Das Vergleichsbild lässt erkennen, dass zumindest in diesem Abschnitt des Dorfes Breite und Belag der Fahrbahn noch wenig Veränderung erfahren haben. Dafür hat sich links und rechts der Straße etwas getan. Wir sehen im Bild von 1907 rechts den Hof der Familie Harder (Johannes, Heinrich, Werner, Gerhard). Der Mann in hohen Stiefeln vor dem Wagen mit Speichenrädern aber steht am damaligen Hof Saggau (später Wulf, heute Griese). Beide Höfe haben noch nicht die heute auffällige Einfriedung aus Feldsteinmauern, sie sind stattdessen mit Zaunelementen eingefasst.

 

Einen Zaun sehen wir auch vorn links, wo heute die Meierei (erbaut erst im Jahre 1909/10) und das Altenteilerhaus zum Harder-Hof stehen. Vielleicht liegt für letzteres im Bild schon das Baumaterial parat? Im Vergleichsbild hat es sich vorn links eingefunden.

 

Wir bleiben links, sehen das Gebäude, in dem heute Jo Wolff seinen Salon für Haut und Haar betreibt. Das Gehöft ist in der Familie geblieben, mit wechselnden Familiennamen von Schnohr über Hammerich zu Wolff. Im Treppenaufgang zu den im alten Haupthaus ausgebauten Wohnungen hängt (oder hing) übrigens eine Replik des Bildes von 1907 als schöne Vergrößerung.

 

Auffällig sind – wieder nach rechts geschaut – die Bäume vor dem Harder-Haus. Die gibt es heute nicht mehr, im Vergleichsbild sind sie noch vorhanden, obwohl es da schon eine deutliche Veränderung gegeben hat: Denn wenn man beim nächsten Spaziergang durch das Dorf genau hinschaut, wird man feststellen, dass vor der Längswand zur Straße hin eine Aufschüttung stattgefunden hat, wodurch die Rasenfläche mit Blumen und Sträuchern, gestützt durch die Feldsteinmauer, deutlich höher liegt als früher.

 

Zum Schluss noch einmal zu den Menschen im Bild, deren Anwesenheit es zusätzlich besonders macht. Es hat den Anschein, als zöge das Gespann auf der Chaussee, das vom Betrachter wegfährt und dem zwei Pferde mit einem Reiter folgen, alle Aufmerksamkeit auf sich: Vier Männer links am Straßenrand, alle in dunkler Kleidung (ein Sonntagsfoto?) sowie zwei auf der rechten Seite, die sich ihrer Jacken entledigt haben (ein Frühlingsbild?) scheinen im Austausch mit den Männern auf der Fahrbahn.

 

Nur der ältere Mann im Vordergrund mit den hohen Stiefeln und einem Rechen in der Hand wirkt abwesend, schaut in eine ganz andere Richtung, und lässt erahnen, dass diese Fotografie eine „Komposition“ des Fotografen ist.

 

Kann man für uns alle sprechen wenn man sagt, „beim Entstehen dieses Bildes wäre ich gern dabei gewesen“?

 

 

Bild zur Meldung: Straßenszene von 1907, Bild von Dierk Harder

Fotoserien


Kalenderblatt (29. 06. 2022)

 
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Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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