Oktober-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1
Auch im Jahr 2023 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist insbesondere das Archiv der Segeberger Zeitung. Bildmaterial aus Familienalben, alte Protokollbücher und das Studium der Literatur zur Regionalgeschichte runden die Beiträge mitunter ab. Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus werden wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt veröffentlichen – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat Oktober.
Ein neuer Stellvertreter für H.C. Saggau: Der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein ernennt mit Wirkung zum 1. Oktober 1913, vor 110 Jahren, den Schmalenseer Hufner Heinrich Christian Saggau erneut für die Dauer von sechs Jahren zum Vorsteher des Amtes Bornhöved. Neuer stellvertretender Amtsvorsteher wird der Gönnebeker Hufner und Gemeindevorsteher Hermann Schnoor, der damit Nachfolger des Schmalenseers Johannes Detlef Harder wird.
Pferdezüchter im NS-Staat vereint: Auf Anregung des Kreisbauernführers Köhler handeln der Kreispferdezuchtverein für das schleswig-holsteinische Warmblutpferd und der Kreispferdezuchtverein für das Holsteiner Pferd (im Allgemeinen als „Kreispferdezuchtverein“ bekannt, Anmerkung), dessen Vorsitzender der Schmalenseer Heinrich Harder ist, am 1. Oktober 1933, vor 90Jahren, ihre Fusion aus. Ergebnis ist die Bildung des Kreisvereins für die schleswig-holsteinischen Warmblutzuchten. Vorsitzender wird Heinrich Harder, sein Stellvertreter wird Willi Harder aus Kükels, Geschäftsführer A. Reher aus Bad Segeberg.
Das Ende der landwirtschaftlichen Vereine und Verbände vor 90 Jahren: Der Landwirtschaftliche Kreisverein und mit ihm seine angeschlossenen Lokalvereine wie der für Bornhöved und Umgebung lösen sich zum 1. Oktober 1933 auf, um im „Kreislandstand“ aufzugehen. (Gemeint ist die Kreisbauernschaft als Untergliederung der Reichsnährstandorganisation). Das Vermögen des Kreisvereins, das zur Durchführung von Tierschauen angespart wurde, wird dem Kreisbauernführer für denselben Zweck überwiesen. Der Landwirtschaftliche Kreisverein geht zurück auf den 1829 gegründeten Landwirtschaftlichen Verein für Segeberg. 1869 entstand der Kreisverein, indem die Lokalvereine sich diesen als Dachorganisation schufen. Ein letztes Mal werden Ehrungen des Landwirtschaftlichen Kreisvereins vorgenommen. Einer der Geehrten ist der Schmalenseer Landarbeiter August Jürgens, der seit 25 Jahren auf dem Hof von Heinrich Harder tätig ist.
Ein weiteres Beispiel: Am 7. Oktober findet im Bad Segeberger Hotel Germania eine Außerordentliche Mitgliederversammlung des Land- und Bauernbundes Segeberg statt. Einziger Tagesordnungspunkt ist dessen Überführung in den Reichslandstand. „Fortan gibt es im Kreise Segeberg keinen Land- und Bauernbund mehr, sondern nur noch eine Kreisbauernschaft Segeberg, die ausschließlich vom Kreisbauernführer geführt wird.“ Der „Uneinigkeit“ der Landwirtschaft, nach dem Ersten Weltkrieg verschiedene berufsständische Interessenverbände herausbildete, die zum Teil ideologischen Zielen folgten, ist durch die „Gleichschaltung“ im Nationalsozialismus ein Ende gesetzt.
Erntedank im Zeichen des Hakenkreuzes: Am 1. Oktober 1933, vor 90 Jahren, wird in der Bornhöveder Vicelin-Kirche St. Jakobi der Erntedankgottesdienst gefeiert. Nach dem Festchoral „Nun danket alle Gott“ spricht Pastor Erich: „Der heutige Tag klopft an die Tür eines jeden Menschen. Er will ihn aufrufen zum Dank. Wir alle fühlen, dass es wieder aufwärts geht. 'Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Same und Ernte.' Zwar hat der Bauer auch in den früheren Jahren gepflügt, gesäet und geerntet. Aber die Frucht seiner Arbeit entglitt seinen Händen. Immer weiter abwärts ging es mit Stand und Volk. Aber es ist uns ein Führer geschenkt. In Ruhe konnte die Ernte geborgen werden. Gott hat uns fühlen lassen: Ich bin bei Euch in der Not. Deshalb wollen wir dankbar sein.“
Landjugend op Platt und Japanisch: Anfang Oktober 1968, vor 55 Jahren, feiert die Landjugendgruppe Schmalensee im Gasthof Voß ihr 15-jähriges Bestehen. Das Festprogramm das die Vorsitzenden Karla Suhr und Reimer Saggau mit der Gruppe zusammengestellt haben und von dem die Segeberger Zeitung am 2. Oktober berichtet, stellt die breite Palette des Könnens der Schmalenseer Landjugend vor: Volkstänze, Potpourri aus Volks- und Jagdliedern, plattdeutsche Sketche und ein Theaterstück. Natürlich wird zum Ausklang ausgiebig getanzt. Zwei Japaner, die in Stocksee und Schmalensee ein landwirtschaftliches Praktikum absolvieren, überbringen ihre Glückwünsche in ihrer und der deutschen Sprache. Gerhard Mühlenberg dankt im Namen der Landjugendgruppe den beiden Vorsitzenden für ihre Arbeit und Gastwirt Hans Voß dankt der Gruppe für 15 Jahre Treue zum Gasthof. Er überreicht ein Gästebuch, in dem sich fortan die geladenen Referenten verewigen mögen.
Bornhöved bereit für die Realschule: Einmütig beschließen die Bornhöveder Gemeindevertreter am 4. Oktober 1963, vor 60 Jahren, dem Kreisschulamt die Bereitschaft zum Bau einer Mittelschule in der Gemeinde zu signalisieren. Schon jetzt umfasse der an die örtliche Volksschule angeschlossene Aufbauzug 104 Schülerinnen und Schüler. Eine Mittelschule mit dem Einzugsbereich nördlicher Kreis Segeberg sowie Teile des Kreises Plön mit rund 12.400 Einwohnern lasse bis zu 200 Schüler für eine Mittelschule erwarten. Die Gemeinde Bornhöved möchte sich zu einem kulturellen Mittelpunkt entwickeln. Um dies noch deutlicher voranzutreiben, wird auch über die Bildung einer Dörfergemeinschaftsschule mit rund 700 bis 750 Kindern gesprochen.
Ein Großfeuer mitten in Schmalensee: Ein Großfeuer vernichtet am frühen Morgen des 5. Oktober 1973, vor 50 Jahren, den Wirtschaftsteil des Hofes von Landwirt Burkhard Saggau. Die nach Alarmierung ab 4 Uhr eintreffenden Feuerwehren aus Schmalensee, Bornhöved, Damsdorf, Trappenkamp, Stocksee und Belau können den Brand in kurzer Zeit unter Kontrolle bringen. Dennoch entsteht ein geschätzter Schaden von rund 150.000 DM. Landwirtschaftliche Maschinen, elf Schweine, 600 Zentner Getreide und 30 Fuder Stroh werden ein Raub der Flammen.
Maggi in Bornhöved vor 95 Jahren: Ein Vertreter der Firma Maggi ist am 6. Oktober 1928 Gast des Vaterländischen Frauenvereins Bornhöved und Umgebung und des Bornhöveder Sparklubs „Freundschaft“. Er zeigt im Hotel Stadt Kiel den Film „Ein Gang durch die Maggi-Gutswirtschaft und die Maggi-Werke in Singen am Hohentwiel“. Die Veranstaltung ist von „einigen hundert Personen“ besucht.
„163er“ musizieren beim Gastwirt Voß: In Friedrich Voß’ Gastwirtschaft gibt das Musikkorps des Infanterieregiments Nr. 163 am 9. Oktober 1908, vor 115 Jahren, unter der Leitung des königlichen Musikdirigenten W. Treichel ein Militärkonzert. Im Anschluss gibt es einen Ball, der bis in den frühen Morgen andauert.
Schmalenseer spenden für die „Arbeiterkolonie“: In Rickling erfolgt am 10. Oktober 1883, vor 140 Jahren, die feierliche Einweihung der so genannten Arbeiterkolonie. Mit einem Aufruf, der von namhaften Personen des Kreises Segeberg unterstützt wird, bittet der Landesverein für die Innere Mission um Spenden für die weitere Ausgestaltung der Einrichtung. Im November gehen aus einer Schmalenseer Haussammlung 22 Mark ein. Welchem Zweck die Einrichtung unter anderem dient, geht aus einer Meldung vom 2. Oktober 1883 hervor. Demnach sollen im Kreis Segeberg Verpflegungsstationen errichtet werden, in denen mittellose und Arbeit suchende Wanderer ein kleines Mittagsessen („Mittagsbrot“) auf Kosten des Kreises erhalten können. Eine dieser Stationen, die für eine Eindämmung der Bettelei sorgen sollen, ist für Bornhöved vorgesehen. Wer die Station aufsucht, wird an die Arbeiterkolonie in Rickling weitergeleitet. In Segeberg und Bramstedt werden Stationen errichtet, in denen Unterkunft und Verpflegung gewährt werden.
Hohn und Spott für die Feuerwehr?:Oberbrandmeister Hauschildt, der Amtswehrführer, überprüft am 11. Oktober 1908, vor 115 Jahren, den aus den Freiwilligen Feuerwehren Bornhöved, Gönnebek und Schmalensee bestehenden Löschverband. Unter anderem wird gemessen, wie weit die jeweiligen Spritzen das Wasser tragen. Laut Jahresbericht der Schmalenseer Wehr schlägt dabei die Gönnebeker die eigene um 2 Meter. In der Fehlersuche der offenbar frustrierten Schmalenseer werden die Ventile als Schuldige ausgemacht. „Wäre es da nicht am Platze, Abhilfe zu schaffen, damit unsere Wehr nicht als Hohn anderer dastehen darf?“, fragt Schriftführer Heinrich Schumacher.
Weg frei für den Bolzplatz: In ihrer Sitzung am 12. Oktober 1978, vor 45 Jahren, beschließt die Schmalenseer Gemeindevertretung, die Sandkuhle in der Ortslage zu einem Bolzplatz mit Kleinspielplatz umzuwandeln. Außerdem spricht sich die Vertretung für eine Ortsumgehung der B430 und eine Mitnutzung des Klärwerks in Bornhöved aus und billigt einen vorliegenden Vertragsentwurf. Die erneute Wahl von Hermann Heidens zum Wehrführer wird durch die Gemeindevertretung bestätigt und Bürgermeister Hans Siebke ernennt Heiden zum Ehrenbeamten.
Schlimme Schlägerei beim „Dienstboten-Ernteball“: Bei der Schmalenseer Ernteball-Veranstaltung für Dienstboten am 13. Oktober 1913, vor 110 Jahren, kommt es zu einer argen Schlägerei, in deren Verlauf der Gärtnergehilfe Sievers (später „L.“) schwer verletzt wird, sodass der Arzt von Bornhöved gerufen werden muss. Der Gendarm stellt die Schuldigen fest. Als Haupttäter wird der Schmalenseer Höker St. (Christian Stegelmann, Anmerkung) verdächtigt. Am 18. Oktober 1913 teilt das Segeberger Kreis- und Tageblatt allerdings mit, Kaufmann Stegelmann habe wissen lassen, nicht als Beklagter in Betracht zu kommen. Am 20. November 1913 aber stellt das SKTB diese Aussage in Abrede, da sich Stegelmann und sein Schwager mit dem Opfer, dass sie laut neuster Meldung „im bewusstlosen Zustande mitten auf der Chaussee liegen ließen“ außergerichtlich geeinigt habe. Am 20. November 1913 wird der Fall dennoch vor dem Schöffengericht in Segeberg verhandelt.
Bild zur Meldung: Militärkonzert und Ball bei Voß, SKTB 06.10.1908