Oktober-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1
Auch im Jahr 2024 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Eine Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Aber immer mehr Quellen und Bildmaterial aus Familienalben runden die Beiträge mitunter ab.
Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus veröffentlichen wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat Oktober.
Erste Amtsspitze kommt aus Schmalensee: Basierend auf der Kreisordnung vom Mai 1888 sind vor 135 Jahren im preußischen Kreis Segeberg die Amtsbezirke gebildet worden. Diese sind kleiner als die heutigen. So wird das Amt Stocksee, der 7. Segeberger Amtsbezirk, aus den Gemeinden Damsdorf, Stocksee, Tarbek, Tensfeld und dem fiskalischen Gutsbezirk Stocksee (Stockseehof) gebildet. Es hat 970 Einwohner. Das Amt Bornhöved, 6. Bezirk, besteht aus den Gemeinden Bornhöved (835 Einwohner), Gönnebek (282) und Schmalensee (304), zusammen 1421 Einwohner. Zum 1. Oktober 1889 werden erstmals Amtsvorsteher und ihre Stellvertreter ernannt. Erster Amtsvorsteher des Amtes Bornhöved wird der Hufner Heinrich Christian Saggau. Saggau ist Schmalenseer, wie auch sein Stellvertreter, Hufner Johannes Detlef Harder. Dieser ist zudem Gemeindevorsteher in Schmalensee.
Seit 25 Jahren Amtsvorsteher: Am 1. Oktober 1914, vor 110 Jahren, ist Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee noch immer Amtsvorsteher des Amtes Bornhöved. Damit übt er sein Amt genau 25 Jahre aus. Die Mitglieder des Amtsausschusses gratulieren mit einer öffentlichen Grußnote, abgedruckt im Segeberger Kreis- und Tageblatt: „Am 1. Oktober hat Herr Amtsvorsteher Saggau die Geschäfte des Amtsbezirks Bornhöved 25 Jahre geführt. Er hat es verstanden, die Vaterlandsliebe zu fördern, was besonders in dieser schweren Zeit zu Tage getreten ist. Er war stets bemüht, mit viel Freundlichkeit und Pflichttreue in selbständiger Tätigkeit den Amtseinwohnern in jeder Art zu dienen, wofür ihm nicht nur wir, sondern auch alle Einwohner herzlichen Dank wissen. Möge es ihm vergönnt sein, in körperlicher und geistiger Frische noch recht lange seines Amtes zu walten, zum Wohle unseres Amtsbezirks und zum Heile unseres Vaterlandes!“ – Tatsächlich wird Heinrich Christian Saggau über das Kriegsende hinaus und in der auf das Kaiserreich folgenden Republik Amtsvorsteher bleiben und 1924 in den Ruhestand gehen.
Wechsel an der Spitze der NSDAP-Ortsgruppe: Apotheker Dr. Ahrens aus Bornhöved übernimmt am 1. Oktober 1934, vor 90 Jahren, eine Apotheke am Kieler Dreiecksplatz und zieht nach dorthin um. Bisher war Dr. Ahrens Ortsgruppenleiter der NSDAP für Bornhöved und Umgebung. Am 12. Oktober ist nach einer Mitgliederversammlung, von der das Segeberger Kreis- und Tageblatt an diesem Tag berichtet, die Nachfolge geregelt und der bisherige stellvertretende Ortsgruppenleiter Alfred Dau zum Ortsgruppenleiter ernannt. Dazu ist Kreisleiter Stiehr angereist. Nach Vorträgen Stiehrs und Daus berichtet Andreas Hein über seine Teilnahme am Reichsparteitag.
„Teure Tasse Tee“ für Schmalensee vor 35 Jahren: Sitzung der Gemeindevertretung Schmalensee am 3. Oktober 1989. Nachdem mit dem Bau der Wasserver- und Abwasserentsorgung begonnen worden ist, werden nun die notwendigen Satzungen für die Anschlussgebühren beschlossen. Schmalensee muss in seinen Haushalten 1,7 Millionen DM als Eigenanteil verrechnen. „Eine teure Tasse Tee“, wie Bürgermeister Hans Siebke einräumt. Für die Wasserversorgung werden Anschlussgebühren von 1.400 DM (Wohnfläche 50 Quadratmeter) bis 4.000 DM (über 170 Quadratmeter) festgesetzt. Bei der Abwasserentsorgung sind es 3.000 DM (bis 50 Quadratmeter) bis 8.500 DM (über 170 Quadratmeter). Die Gebühren werden in einer späteren Sitzung beraten.
Kriegsnachbereitung in der Vicelin-Kirche: Auch im Oktober 1919 ist der im Vorjahr beendete Weltkrieg tonangebend. Noch befinden sich Männer aus unserer Region in Kriegsgefangenschaft oder gelten weiter als vermisst. Doch das Gedenken für die, deren Tod feststeht, soll bereits durch ein Denkmal ausgedrückt werden. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt meldet am 4. Oktober 1919, vor 105 Jahren, dass die Gremien der Kirchengemeinde Bornhöved die Beschaffung einer eichenen Gedenktafel für die Gefallenen des Kirchspiels bei der Firma Berendsen in Neumünster beschlossen haben. (Von diesem hängen heute im Turm der Kirche noch die Namenstafeln, während der Rahmen in Einzelteile zerlegt auf dem Dachboden der Kirche verstaubt.) Außerdem soll vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen gesetzt werden.
Im Krieg musste eine der bronzenen Glocken für die Waffenproduktion an den Staat abgegeben werden. Eine neue, 900 Kilogramm schwere Glocke aus Stahl, wird am 5. Oktober 1919 geweiht. Sie ist im thüringischen Apolda gefertigt worden und trägt die Inschrift „In eiserner Zeit dem Frieden geweiht“. Dazu „Bornhöved, 12.07.1919. Der Kirchenvorstand: Pastor J. Schlüter. Die Kirchenältesten H. Saggau-Schmalensee, W. Dohse-Bornhöved, A. Dunker-Damsdorf, J. Scheel-Ruhwinkel.“
Bezugskarten aus Schmalenseer Meierei geklaut: In den Mittagsstunden des 5. Oktober 1944, vor 80 Jahren, werden aus der Schmalenseer Meierei zwei Pakete mit Lebensmittel-, Raucher- und Kleiderkarten entwendet. „Die Karten sind gezeichnet und nummeriert. Personen, die Angaben über den Verbleib der Karten machen können, werden ersucht, sich als Zeugen bei der Kriminalpolizeistelle, 1. Kriminalkommissariat Kiel, Blumenstraße 2, oder bei einer anderen Polizeidienststelle unter Hinweis auf die Veröffentlichung zu melden. Auf Wunsch werden alle Hinweise vertraulich behandelt“, heißt s im Segeberger Kreis- und Tageblatt.
Neuerungen beim Militärverein vor 115 Jahren: Unter dem neuen Vorsitzenden, Dr. Franz Voß, beschließt die Generalversammlung des Militärvereins für Bornhöved und Umgebung am 10. Oktober 1909 den Erwerb von 8 Gewehren nebst Munition, um damit auf dem von Vereinswirt Hauschildt errichteten Schießstande zu praktizieren. Auch sollen die Versammlungen des Vereins zukünftig auch in anderen Ortschaften, in denen Mitglieder wohnen, stattfinden. Auch die Anlage einer Vereinsbibliothek wird beschlossen. Auf dem Schießstand wird es am 24. Oktober ein erstes Preisschießen geben. Unter den Gewinnern wird auch Schmalensees Zimmermeister Christian Stölting in.
Schmalenseer vermisst im Kriege: Am 10. Oktober 1914, vor 110 Jahren, werden im Segeberger Kreis- und Tageblatt Auszüge aus Preußischen Verlustlisten abgedruckt, die Namen von Männern aus dem Kreis Segeberg enthalten. Die Liste Nr. 44 führt den Füsilier August Stegelmann aus Schmalensee, Füsilier-Regiment Nr. 86 (Flensburg), als „vermisst“. Offizielles Organ für den Abdruck kompletter Verlustlisten ist das Armee-Verordnungsblatt. In dessen Ausgabe vom 7. Oktober wird Stegelmann beim II. Bataillon des Regiments aufgeführt, das bei „Neuvy am 6., und Barguy am 9.9.14“ gekämpft habe.
Ein Datum der Geschichte Trappenkamps:Landeigentümer aus Gönnebek verkaufen am 11. Oktober 1879, vor 145 Jahren, vertreten durch den Bornhöveder Kaufmann Julius Bruhn, alle Heideländereien an das IX. Armeekorps, das seinen Sitz in Altona hat. Im Jahr 1901 wird der auf der Gönnebeker Heide eingerichtete und vorrangig von den Husarenregimentern aus Schleswig und Wandsbek genutzte Exerzierplatz (Truppenübungsplatz) wieder rekultiviert werden. Die Aufforstungen mit schnell wachsenden Nadelhölzern qualifizieren die „Gönnebeker Heide“ in den 1930er-Jahren für die Anlage einer Munitionsfabrik, des Marinesperrwaffenarsenals. Dieses wird nach einem am Rand der Heide liegenden und zu Tarbek gehörenden Hof „Trappenkamp“ genannt. Nach Kriegsende 1945 wird von der britischen Besatzungsmacht genehmigt, in den Gebäuden Flüchtlinge aus dem deutschen Osten unterzubringen. Aus diesem baldigen Ortsteil der Gemeinde Bornhöved wird die heutige Gemeinde Trappenkamp werden. Die es ohne besagten Verkauf aus dem Jahr 1879 vielleicht nie gegeben hätte.
Vor 40 Jahren geht es ums Wasser: In Schmalensee findet am 11. Oktober 1984 eine Einwohnerversammlung statt. Zwei Mitarbeiter der Wasserbehörde des Kreises Segeberg informieren zur Trinkwasserverordnung, nach der alle privaten Brunnen jährlich zu überprüfen sind. Bei einer zuletzt durchgeführten Überprüfung von sechs Brunnen in Schmalensee wiesen fünf zu hohe Nitratwerte auf. Schmalensee wird vor die Wahl gestellt: Sanierung aller privaten Wasserversorgungsanlagen durch die Eigentümer oder die Erweiterung der vorhandenen gemeindlichen Wasserversorgung durch die Gemeinde (diese versorgt bislang nur den Bereich „Am Ringreiterplatz“). Als dritter Weg eröffnet sich auch die Möglichkeit des Anschlusses an das Wasserwerk Bornhöved.
Stahlhelmer aus Bornhöved und Umgebung weihen Fahne: Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Ortsgruppe Bornhöved, begeht am 12. Oktober 1924, vor 100 Jahren, in Bornhöved seine Fahnenweihe. Der Festnachmittag beginnt mit einem von Pastor Schlüter geleiteten Feldgottesdienst auf dem Marktplatz, in dessen Verlauf die Fahne der Ortsgruppe geweiht und ein Kranz am Gefallenendenkmal niedergelegt wird. Der Ortsgruppenführer, Ludwig Saggau aus Schmalensee, nimmt die von Pastor Schlüter geweihte Fahne aus den Händen des Kreisvorsitzenden Böckmann entgegen. Nach einem Umzug und dem gemeinsamen Essen von „Feldkost“ findet ein abschließender Kommers statt. Für die Musik sorgt die Kapelle der Küstenschutzabteilung 3 Kiel. Die noch lebenden Veteranen von 1848 und 1870/71 werden zu Ehrenmitgliedern ernannt. In Schmalensee und Gönnebek finden in Zusammenhang mit der Veranstaltung des Stahlhelm Bornhöved Kranzniederlegungen an den Gefallenen-Denkmälern statt.
Eine unbekannte Umleitung vor 95 Jahren: Im Zuge der Straßenausbesserungsarbeiten zwischen Bornhöved und Schmalensee kommt es am 12. Oktober 1929 zu einer erheblichen Störung: Zwar ist eine Umleitung des Fahrzeugverkehrs von Bornhöved über die Klus zum Hof Suhr (Hornshof) angelegt, jedoch hat die Bauleitung eine entsprechende Beschilderung vergessen. Einige Fahrzeuge fahren deshalb in die falsche Richtung, es kommt zu Schäden.
Lücken im Landjugend-Vorstand: Auf dem sechsten Landjugendabend der LJG Schmalensee am 13. Oktober 1954, vor 70 Jahren, im Gasthof Voß müssen eine neue 1. Vorsitzende der Mädchengruppe und ein Kassenwart (im Bericht 2. Vorsitzender) gewählt werden, weil Otto Grage und Christel Hinrichs Schmalensee verlassen. Beide Positionen bleiben vorerst unbesetzt, weil die Teilnehmerzahl für eine Wahl zu gering ist. Harald Saggau übernimmt vorübergehend die Kassenführung. Anschließend wird getanzt, Harald Saggau spielt dazu auf dem Akkordeon.
Vorschläge zur Ortsverschönerung vor 50 Jahren: Auf Bitten von Bürgermeister Hans Voß legt der Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein der Gemeindevertretung am 13. Oktober 1974 Vorschläge für Maßnahmen zur Ortsverschönerung vor. U.a. wären dies ein Ausbau des Badestrandes, ein Ansäen von Rasen auf dem Bolzplatz, die Vergabe von Straßennamen im Ort und die Beschaffung einer Wandertafel.
Bild zur Meldung: Amtsvorsteher Heinrich Christian Sagau, SKTB 30.09.1914