1919

Jahrgang 1919

(fett gedruckte Daten sind tatsächliche, nicht fett gedruckte die des Erscheinens)

 

04.01.1919

Im Gasthof Voß hält die Deutsche Volkspartei im Zuge des Wahlkampfes zur Besetzung der Nationalversammlung eine Veranstaltung ab. Redner ist Dr. Georges aus Segeberg. Die DVP fordert dazu auf, auch die Frauen und Töchter mit zur Versammlung zu bringen.

 

12.01.1919

Die Kirchengemeinde Bornhöved begrüßt die heimgekehrten Kriegsteilnehmer mit einem Dank- und Begrüßungsgottesdienst. Unter Glockengeläut halten diese mit angelegten Orden und Ehrenzeichen geschlossen Einzug in die festlich geschmückte Kirche. Fahnenabordnungen der Militärvereine und eine Musikkapelle sorgen für einen feierlichen Rahmen. Pastor Schlüter hält den Gottesdienst. Pastor Schlüter, dessen Sohn unter den Heimgekehrten ist, mahnt, nicht zu verzweifeln, denn Deutschland habe schon früher große und schwere Zeiten durchgemacht. Und „ein Volk, das an sich verzweifelt, an dem verzweifelt die Welt und die Geschichte schweigt ewig von ihm.“ Pastor Schlüter fragt die anwesenden gut 600 Gemeindeglieder, ob sie für den Erhalt ihrer Religion und Kirche seien, worauf sich diese erheben und das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ anstimmen. Am Abend gestaltet der Vaterländische Frauenverein Bornhöved und Umgebung eine Feier im Hotel zur Post.

 

14.01.1919

Zurück vom Militärdienst öffnet in Bornhöved der approbierte Tierarzt Dr. Sarpe seine Praxis wieder. Die Approbation wurde bereits am 07.01.1919 erteilt.

 

17.01.1919

Der Demokratische Verein für Segeberg und Umgegend hält im Gasthof Voß eine öffentliche Wählerversammlung ab. Thema des Abends: „Die politische Lage und die deutsch-demokratische Partei“. Referent ist Herr Jessen aus Segeberg.

 

19.01.1919

Die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung werden durchgeführt. In Schmalensee (310 Einwohner) ist der Gemeindevorsteher Schnohr Wahlleiter. Sein Stellvertreter ist Hufner Saggau, der zugleich stellvertretender Gemeindevorsteher ist.

Im Kreis Segeberg stimmen zusammen 13.218 Wähler für das bürgerliche Lager, dem u.a. die Deutsche Volkspartei, die Deutsche Demokratische Partei und die Bauern- und Landarbeiterdemokratie angehören. Auf die Sozialdemokraten entfallen 8.847 Stimmen. In Schmalensee haben 54 Wähler dem Kandidaten Legien ihre Stimme gegeben. Für Waldstein stimmten 34, Runkel 24, Thomsen 25 und Obersohren 11.

 

26.01.1919

Bei den Wahlen zur Preußischen Landesversammlung gelingt es den bürgerlichen Parteien in Land und Kreis nicht, ihre Wäherinnen und Wähler im selben Umfang wie am Vorsonntag zu mobilisieren. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt ermittelt, dass ca. 1.180 Bürgerliche weniger an die Urne gingen – gegenüber 128 Sozialdemokraten, deren Partei sich als Gewinner der Wahl erweist. In Schmalensee stimmten für den Kandidaten Brecour 48, für Siemen 37, Görck 9, Iversen 35 und Frahm 12 Wählerinnen und Wähler.

 

30.01.1919

Die behördliche Stelle „Öffentlicher Arbeitsnachweis“ in Segeberg richtet einen Aufruf an die Landwirte, nach dem Abzug der Kriegsgefangenen und so genannten Ostarbeiter offene Stellen sofort zu melden, um Arbeitskräfte vermitteln zu können.

 

01.02.1919

Im Segeberger Zentral-Hotel wird ein Landwirtschaftlicher Arbeitgeberverband für den Kreis Segeberg gegründet. Mitglieder sind Landwirte mit großem, mittlerem und kleinem bäuerlichen Besitz. Die Gründung des Verbandes ist eine Reaktion auf die Gründung des Landarbeiterverbandes bzw. dessen Neugründung. Der Arbeitgeberverband verfolgt den Zweck, Lohnstreitigkeiten mit den Landarbeitern einheitlich zu begegnen und wird daher in Tarifverhandlungen als Interessenvertretung agieren.

In den Vorstand wählen die Anwesenden paritätisch Vertreter des Großgrundbesitzes und bäuerliche Vertreter. Zu letzteren gehört auch Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee. Vorsitzender wird Gutsbesitzer Isenberg, Travenort.

 

02.02.1919

Noch immer halten sich zahlreiche Kriegsgefangene in Schleswig-Holstein, auch im Kreis Segeberg, auf und verrichten wie zu Kriegszeiten Arbeit. Der Grund dafür liegt nicht, wie vielfach vermutet wird, darin, billige Arbeitskräfte zurückzuhalten. Vielmehr hindert der Zustand der Eisenbahnverbindungen und nicht hinreichend verfügbarer Transportraum an der Rückführung in die Heimatländer.

 

05.02.1919

Im Standesamtsbezirk Bornhöved wird der Gastwirt Wilhelm Oberweg (Bornhöved) zum Standesbeamten ernannt. Stellvertreter werden Arnold Kaack und Richard Jensen, beide aus Bornhöved.

 

08.02.1919

Basierend auf einer „Verordnung des Stellvertreters des Reichkanzlers über Eier vom 12.08.1916“ ist der Bevölkerung der freie Handel mit Hühner-, Gänse- und Enteneiern vom 01.02.1919 bis zum 31.01.1920 verboten worden. Die Geflügelhalter haben alle Eier, die sie nicht zur Beköstigung der in ihrem Haushalt lebenden Personen benötigen, abzuliefern. Saisonarbeiter und noch vorhandene Kriegsgefangene dürfen dabei nicht berücksichtigt werden.

Den Gemeinden wird auferlegt, Hühnerverzeichnisse zu führen und eine eigene Eierveranlagungskommission zu bilden. Diese Kommission hat die vom Kreis geforderte Mindestmenge abzuliefernder Eier zu veranlagen. Grob betrachtet sind dies für freilaufende Hühner 30 Eier im Jahr, für Hühner ohne Auslauf zehn Eier, die der Eiersammelstelle zuzuführen sind. Für Schmalensee wird für den Zeitraum 01.02.1919 bis 31.01.1920 eine Mindestabgabemenge von insgesamt 19.386 Eiern (Bornhöved 33.777; Gönnebek 17.955; Tarbek 11.016 Eier) durch den Kreis vorveranschlagt.

Die Ämter Bornhöved und Stocksee bilden den Sammelbezirk 14, in dem der Bornhöveder Kaufmann Hermann Bolln die zentrale Sammelstelle betreibt. In einigen Gemeinden sind Aufkäufer beheimatet. Nur an diese sind die Eier abzuliefern. Ludwig Jürgens in Schmalensee ist Aufkäufer für Bornhöved, Schmalensee und Tarbek.

In Geld ausgedrückt sieht der Weg eines Eies wie folgt aus: Der Hühnerhalter erhält vom Aufkäufer gemäß Höchstpreisverordnung 27 Pfennig pro Ei. Der Aufkäufer erhält von der Sammelstelle pro Ei 30 Pfennig. Die Sammelstelle erhält pro Ei von der Kreissammelstelle 31 Pfennig und gelangt von dort für maximal 33 Pfennig an den Verbraucher.

 

16.02.1919

Witwe Voß, nun Wirtin im gleichnamigen Gasthof, veranstaltet wieder einen Fastnachts-Ball.

 

19.02.1919

Heinrich Harder führt in seinem an der Chaussee gelegenen Gehölz eine öffentliche Holzversteigerung durch.

 

23.02.1919

Der Militärverein Bornhöved und Umgebung hält seine Generalversammlung ab. Neben den üblichen Regularien ist auch die Begrüßung heimgekehrter Krieger Bestandteil der Tagesordnung.

 

27.02.1919

Der Kreisrindviehzuchtverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner hält seine jährlichen Körungen ab. Bornhöved, Gönnebek und Schmalensee sind die letzten Stationen.

 

16.03.1919

28 Jahre lang nutzte der Militärverein Bornhöved und Umgebung den Gasthof Zur Linde der Bornhöveder Familie Hauschildt als Vereinslokal. Nun siedelt der Verein um in den Gasthof von J. Hein – Heins Gasthof.

 

16.03.1919

Auch die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved verändert sich räumlich: In der Bornhöveder Mühlenstraße hat das noch als private Sparkasse geführte Geldunternehmen für 15.000 RM von den Erben des Kaufmanns Bruhn ein eigenes Gebäude erworben. Die bisherige Geschäftsstelle im Gasthof Zur Linde wird nicht mehr benötigt.

 

30.03.1919

Der Krieger- und Militärverein für Bornhöved und Umgegend hält zur Begrüßung heimgekehrter Soldaten einen Kommers mit anschließendem Ball ab. Pastor Schlüter referiert über den „Bolschewismus – seine Entstehung, sein Wesen und Wirken.“ Auf Anregung Pastor Schlüters sendet der Verein ein Telegramm an die Nationalversammlung mit der Bitte, dem deutschen Volk seine Nationalfarben Schwarz-Weiß-Rot zu erhalten. Für noch in Gefangenschaft befindliche Soldaten ist in allen Kirchspieldörfern eine ergiebige Spendensammlung durchgeführt worden.

 

01.04.1919

Der Kreistag beschließt, dass er zukünftig aus 21 Kreistagsabgeordneten bestehen soll. 17 davon werden von den Landgemeinden, 3 von der Bevölkerung der Stadt Segeberg und einer aus Bad Bramstedt gewählt. Die Landgemeinden werden Wahlbezirken zugeteilt. Schmalensee gehört zum Wahlbezirk Nr. 2, dieser besteht aus den Amtsbezirken Bornhöved (1.481 Einwohner), Rickling, Blunk, Geschendorf, Traventhal und Bebensee, zusammen 9.766 Einwohner.

Mitglied des Kreistages und Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee beantragt erfolgreich die Bereitstellung von zusätzlich 2.000 RM für die Errichtung einer Anstalt zur Behandlung räude- und läusekranker Pferde.

 

05.04.1919

Seit einigen Wochen finden innerhalb der Bornhöveder Kirche Innenreparaturen statt, die nun ihr Ende nehmen.

 

05.04.1919

Die Generalversammlung des Vereins für die Zucht schwarzbunter Holsteiner im Kreise Segeberg tagt unter dem Vorsitz von Heinrich Christian Saggau im Segeberger Zentral-Hotel. Am 01.01.1919 zählte der Verein 274 Mitglieder mit zusammen 101 Stieren und 1.864 Kühen. In der Diskussion wird festgestellt, dass sich die schwarzbunte Rasse weiter in den Norden der Provinz ausbreitet. Nach dem Krieg muss auch in der Rinderzucht ein Neuaufbau erfolgen. Vorrang hat aber, da sind die Züchter als Landwirte realistisch, die Schweinezucht. Das Erreichen des Vorkriegsniveaus der Schwarzbuntzucht erwartet man binnen 15 bis 20 Jahren.

 

 

18.04.1919

Mit einem Leserbrief, der im Segeberger Kreis- und Tageblatt abgedruckt wird, setzt sich Schmalensees Lehrer Heinrich Göttsch mit Nachdruck für die Landschule als 8-jährige Grundschule ein. Göttsch schreibt:

„Landvolk ans Werk! Art. 31 des Verfassungsentwurfs enthält folgenden Satz: Auf einer für alle gemeinsamen Grundschule (der allgemeinen Volksschule) baut sich das mittlere und höhere Schulwesen auf. – Jetzt ist der Augenblick gekommen, für die Landschule, die bisher mit Unrecht schwer gelitten hat, einzutreten. Man hört bis zum Überdruss, dass sich die Landleute über Viehablieferung, Beschlagnahmen usw. unterhalten, aber an die Schule denkt kein Mensch. Und doch haben jene Sorgen vorübergehende Bedeutung, während von der Landschule auch in Zukunft das Ansehen der Landbevölkerung abhängt. Soll denn ewig das Lied vom dummen Bauern gesungen werden? Ihr wisst doch, dass die Kinder der Landschule ebenso klug sind und ebenso viel können als die der Stadt. Soll auch in Zukunft der Hohlkopf, der sich den Einjährigen durch Sitzen verdient hat, über denjenigen hinwegsehen und hinweg schreiten, der in seinem kleinen Finger mehr Verstand hat, als jener im Gehirn, nur weil diesem die paar fremdsprachlichen Brocken fehlen? Sollen noch Kindeskinder, die in erreichbarer Nähe der Stadt wohnen, auf Bahnhöfen und im Zuge jahrelang täglich der Gefahr ausgesetzt sind, zu verbummeln, gerade in den Jahren, wo sie landwirtschaftliche Arbeiten lernen sollten? Soll den Kindern, die auf höhere Bildung verzichten müssen, weil die Stadt zu weit und das Geld zu knapp ist, die ganze Beamtenwelt verschlossen bleiben, Post, Bahn, Gericht, Bank, und wenn sie noch so tüchtig sind? Sollen die unbegabten Kinder auch künftig mit 9 Jahren Französisch lernen, nur weil es der Stand erfordert? Wisst Ihr wie viel Jugendglück dadurch unnötig zerstört worden ist? Wenn das alles anders und besser werden soll, dann fordert jetzt einmütig, dass alle Kinder in Stadt und Land die Grundschule bis zum 14. Lebensjahre besuchen. Dann wird es auch den tüchtigsten Lehrern eine Freude sein, in der Landschule zu arbeiten, und die Kinder werden zeigen, dass sie mit den Städtern leicht Schritt halten können. Wer dann begabt ist und Neigung hat, geht mit 14 Jahren in die Gelehrtenschule, wo mit fremden Sprachen der Anfang gemacht wird, immer noch früh genug. Wer einst studieren will, besucht später Volksschulen und Fachschulen und bringt von dort für seinen Beruf oder sein Amt wirklich Brauchbares mit nach Hause. Darum Arbeiter, Bauern, Handwerker, schart Euch um Eure Lehrer und fordert die Beseitigung des Berechtigungsunwesens und Einführung einer allgemeinen Grundschule, die 8 Jahre umfasst. Richtet sowohl Bittschriften mit v i e l e n Unterschriften an das Ministerium für Kunst und Wissenschaft, wie auch an die Nationalversammlung. Der Unterzeichnete ist gern bereit, die Bogen zu sammeln und einzureichen. Aber Eile tut not. Schmalensee bei Bornhöved, den 9. April 1919, H. Göttsch, Lehrer“

 

25.04.1919

Schmalensees Lehrer Heinrich Göttsch äußert sich im Segeberger Kreis- und Tageblatt erneut kritisch zur Reaktion der Landbevölkerung auf die avisierte Einheitsschule. Hierzu kursieren bereits Unterschriftenlisten. Göttsch schreibt zu verschiedenen Punkten:

„Unterzeichnete Bewohner des platten Landes betrachten die im Art. 31 des Verfassungsentwurfs vorgesehene Einheitsschule als die einzige Rettung aus dem bisherigen Elend der Landschulverhältnisse. Wir (Göttsch spricht hier vermutlich für den Lehrerverein Bornhöved und Umgebung, Anmerkung) fordern aber, dass die Grundschule sechs, lieber noch acht Schuljahre umfasst, damit die Kinder, die eine höhere Schule besuchen wollen, bis zum 12. resp. 14. Lebensjahre im Elternhause erzogen werden können. Wir fordern ferner die Beseitigung aller Berechtigungen, die dem tüchtigen Landschüler den Weg in diejenigen Berufe versperren, die auf fremdsprachliche Vorkenntnisse verzichten könnten, als da sind Post, Eisenbahn, Gericht, Bank u.a. Die Erfüllung dieser Forderungen ist nicht nur ein Gebot sozialer Gerechtigkeit, sondern auch eine Staatsnotwendigkeit; denn die Landjugend würde der nie versiegende Jung…. (Druckfehler, Anmerkung) einer treuen, zuverlässigen Beamtenschaft sein.

Es empfiehlt sich, hinter dem Namen den Stand zu bezeichnen. Auch die Frauen möchten unterschreiben. Ich bemerke noch, dass ich den Bögen eine eingehende Begründung beilegen werde. Jeder Landbewohner, dem die Zukunft seiner Kinder und seiner Schule am Herzen liegt, tue jetzt ungesäumt seine Pflicht.

Schmalensee b. Bornhöved, 17. April 1919 H. Göttsch, Lehrer

Anm.: Im Aufruf ist ein Satz verdruckt. Er sollte lauten: Wer n i c h t studieren will, besucht später die Volks h o c h schule usw.“

 

30.04.1919

Im Wahlbezirk 2 des Kreises Segeberg für die Wahl von Kreistagsabgeordneten, stellt Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau als Wahlkommissar die zugelassenen Wahlvorschläge fest. Vorschlag I: 1. Landmann Fock (Altengörs), 2. Landmann Heinrich Saggau (Schmalensee), 3. Landmann Schlätel (Neuengörs), 4. Mühlenbesitzer Rickers (Kükels); Vorschlag II ist ein Viererbündnis um den Amtsvorsteher Greve aus Daldorf.

 

06.05.1919

Der Kreisausschuss legt die Kreisumlagen der Gemeinden für das Rechnungsjahr 1919 fest. Schmalensee hat in zwei Raten – die erste bis Ende August, die zweite bis Ende Februar 1920 – 3.790,39 Mark zu entrichten.

 

09.05.1919

Die Mitgliederversammlung der „Privat Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved“ beschließt die Auflösung derselben. Unter dem bislang allgemein gebrauchten Namen „Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved“ soll sie als öffentliche Sparkasse unter Garantie des Sparkassenverbandes weiter geführt werden. Auf die Aktiva und Passiva der bisherigen Kasse hat dies keine Auswirkungen. Die entsprechende Satzungsänderung soll zum 01.01.1920 in Kraft treten. Der Sparkassenverbandsausschuss hat sie zuvor zu genehmigen.

 

10.05.1919

Impftermin in Bornhöved. Um 8 Uhr haben sich alle Impflinge aus Bornhöved, Schmalensee und Tarbek im Hotel Stadt Kiel einzufinden.

 

10.05.1919

Um 15 Uhr findet im Gasthof Voß die Ermittelung des Ergebnisses der Wahl der Kreistagsabgeordneten im 2. Wahlbezirk des Kreises Segeberg statt. Wahlkommissar ist Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau. Dem Wahlausschuss gehört auch der Beisitzer H. Hansen, Arbeiter aus Schmalensee, an.

 

08.06.1919

Witwe Voß lädt am ersten Pfingsttag zum großen Festball auf dem Saal des Gasthofs ein. Beginn: Nachmittags um vier.

 

11.06.1919

Die Tarbeker Windgilde hält eine außerordentliche Generalversammlung im Gasthof Schädler ab, zu der Nichtmitglieder keinen Zutritt haben. Im Anschluss gibt es einen Ball.

 

14.06.1919

Eine gut besuchte Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung wird durch den Redner Soenemann aus Kiel mit der Notwendigkeit des vermehrten Kartoffelanbaus konfrontiert, worum sich eine lebhafte, in weiten Teilen in ablehnender Haltung geführte Diskussion entwickelt.

 

14.06.1919

Sitzung des Segeberger Kreistages, dem Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee angehört. Saggau wird für die nächsten sechs Jahre in den Kreisausschuss gewählt.

 

15.06.1919

Den Gemeinden und Landwirten wird das organisierte Einsammeln von Maikäfern und Engerlingen empfohlen um die Getreidesaat zu schützen und reichlich Futter für die Hühner, Enten und Schweine zu gewinnen.

 

 

16.06.1919

Im Gasthof Voß erfolgt am Nachmittag durch den Bezirkskommissar der Landesbrandkasse Kaack (Bornhöved) die Hebung der Jahresbeiträge.

 

22.06.1919

Witwe Voß und die Schmalenseer Reiter laden zum Ringreiten ein. Beginn ist am Nachmittag um 16 Uhr.

 

03.07.1919

Die Segeberger Ortsgruppe des Volksbundes zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen hat im ersten Halbjahr 1919 über 7.600 Mark an Spenden und Beiträgen sammeln können. Aus Schmalensee wurden 62,30 Mark gespendet.

 

03.07.1919

Die landwirtschaftliche Produktion ist zur Ernährung der Bevölkerung unerlässlich. Zur Unterstützung der Landwirte, die sich nicht in der Lage sehen, die Ernte einzufahren, da ihnen die Mittel fehlen, weist das Büro des Landrates darauf hin, dass Benzol, Kohlen, Bindegarn, Sackband und sogar Erntehelfer aus den Reihen der Truppen über die Kreiskornstelle angefordert werden können. Treibriemen für Dreschmaschinen müssen bei der Landwirtschaftskammer beantragt werden.

 

05.07.1919

Im Segeberger Zentral-Hotel findet eine Mitgliederversammlung des Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes für den Kreis Segeberg statt. Der Vorsitzende Isenberg berichtet von der Gründung eines Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes für die Provinz Schleswig-Holstein, zu dessen Ausschuss der Kreisverband drei Delegierte entsenden wird. Der Provinzialverein soll einheitliche Lohnverhandlungen für Schleswig-Holstein gewährleisten.

Im eigenen Bereich sieht sich der Verband mit dem Versuch des Landarbeiterverbandes konfrontiert, Änderungen am ausgehandelten Tarif vorzunehmen. Hiergegen wehrt man sich unter Hinweis auf die im Tarifvertrag festgelegte Dauer desselben. Allerdings zeigt man sich offen für Änderungen in Fragen der Arbeitszeiten und der Lohnerhöhung für Frauen und Kinder. Schwierigkeiten bestehen weiter bezüglich der Lieferung von Deputaten, die nicht ohne weiteres mit Tarifverträgen in Einklang zu bringen sind.

 

11.07.1919

In Zeiten des Mangels verkündet das Segeberger Kreis- und Tageblatt auch einmal etwas Positives: „Es gibt wieder Seife.“

 

13.07.1919

Der Kreisvertrauensmann des Deutschen Landarbeiterverbandes, Ramm, hält in Segeberg eine Versammlung für Land- und Forstwirtschaftliche Arbeiterinnen und Arbeiter ab.

 

15.07.1919

Per Gesetz wird das Bürger- und Gemeinderecht der Frauen gestärkt. Schon im November 1918 wurden erste Gesetze zur Gleichstellung der Frauen erlassen. Erst jetzt aber sind Lücken in der politischen Gleichstellung, die sich aus der Nichtkorrespondenz vorhandener Gesetze ergaben, geschlossen.

 

16.07.1919

Der Sparkassenverbandsausschuss im Amt Bornhöved unter dem Vorsitz von Amtsvorsteher Saggau genehmigt die neue Satzung der Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek, die zum 01.01.1920 in Kraft treten und die Umwandlung von einer privaten zu einer öffentlichen Sparkasse besiegeln soll.

 

26.07.1919

Im Segeberger Hotel zur Harmonie findet eine Kreislehrerkonferenz statt. Die Versammlung steht ganz im Zeichen der laufenden Veränderungen im Deutschen Reich. Zur Durchsetzung eigener Interessen wünschen sich die Lehrer Mitsprache bei der Besetzung der Ämter von Schulinspektoren und keine Beeinträchtigung der Schule durch den Konfirmandenunterricht. Sorge bereiteten angesichts der revolutionären Vorgänge die Junglehrer, deren „Bewegung“ sich aber beruhigt habe und deren Verbleib in der Lehrerorganisation gesichert sei.

Angesichts der „gegenwärtigen Staatsform“ stellen die Lehrer fest, dass den jungen Menschen mehr als bisher die Einrichtungen des Staates vertraut zu machen sind. Dabei hält der Berichterstatter fest, dass die Jugend zum politischen Verständnis für den Staatsgedanken und nicht „zur Partei“ erzogen werden muss. Der Geschichtsunterricht und die Geographie sollen Inhalte der Staatslehre aufnehmen. In Fortbildungsschulen und im letzten Halbjahr der Volkschule soll eine Unterrichtung im neuen Fach Staats- und Wirtschaftskunde erfolgen.

 

27.07.1919

Der Krieger- und Militärverein Bornhöved führt in seinem Vereinslokal, Heins Gasthof in Bornhöved, seine Generalversammlung ab. Die Mitglieder werden mit vom Deutschen Kriegerbund herausgegebenen Satzungsänderungen konfrontiert. Neben dem Vereinszweck haben sich die Aufnahmebedingungen geändert: Ab sofort dürfen nicht nur gediente Soldaten sondern auch passive Mitglieder aufgenommen werden.

Zur Durchführung einer Begrüßungsfeier für heimkehrende Kriegsteilnehmer werden 100 Mark bewilligt, 200 Mark werden dem Vorstand für wohltätige Zwecke gegenüber Kriegshinterbliebenen zugebilligt.

 

29.07.1909

In der „Harmonie“ zu Segeberg versammeln sich Gastwirte aus dem Kreisgebiet, um die Notwendigkeit der Gründung eines Kreiswirtevereins zu diskutieren. Schmalensee ist nicht vertreten, aber Tarbek und Bornhöved. Einstimmig wird der Beschluss gefasst, einen Kreiswirteverein zu gründen, der die Interessen der Wirte angesichts der veränderten staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse vertreten soll. Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis der Wirte zu ihren Arbeitnehmern, die im neuen Staat mit mehr Rechten ausgestattet sind. Gegen unangemessene Forderungen soll zum Beispiel ein „Abwehrfonds“ gebildet werden. Auch mit den Musikern soll der Verein Tarife verhandeln. In Fragen der Konzessionserteilung möchte der Kreiswirteverein den Behörden als beratendes Organ zur Verfügung stehen.

 

30.07.1919

In Schmalensee findet ein großes Reiterfest mit anschließendem Ball statt.

 

31.07.1919

Laut Weisung des in Schleswig ansässigen Demobilisierungskommissars ist Landwirten die Beschäftigung von noch im Land befindlichen Kriegsgefangenen gestattet, wenn ihnen durch den „Öffentlichen Arbeitsnachweis“ der Arbeitsämter nachweislich keine Arbeitskräfte vermittelt werden können.

 

31.07.1919

Im Segeberger Zentral-Hotel findet eine öffentliche Versammlung des Kreisbauern- und Landarbeiterrates statt. Es werden Delegierte zur Provinzversammlung am 02.08.1919 in Kiel gewählt.

 

03.08.1919

Der Krieger- und Militärverein für Bornhöved und Umgegend veranstaltet ein großes Sommervergnügen mit Fuchsschießen, Ringfahren für Damen und Kinder, Scheibenschießen, Kinderbelustigungen und anschließendem Ball. Die Königswürde und einen ansehnlichen Geldbetrag erreicht im Ringreiten der Schmalenseer Otto Schlätel.

 

25.08.1919

Der Stromverbrauch im Kreis Segeberg muss eingeschränkt werden, da bislang die zugestandene Menge überschritten wurde. Zur gleichmäßigen Verteilung der Elektrizität werden Stromabschaltungen in Teilen des Kreises festgelegt. An Dienstagen, Donnerstagen und Sonnabenden wird der „Ostring“, die Leitung zur Versorgung des östlichen Kreises bis Stocksee abgeschaltet. Um einer völligen Abschaltung des Kreises zu entgehen, fordert der Kreisausschuss alle Einwohner zum absolut sparsamen Stromverbrauch auf.

 

01.-04.09.1919

Auf dem benachbarten Stockseehof streiken die Landarbeiter. Ein Vergleich beendet die Arbeitsniederlegung.

 

07.09.1919

Diskutiert wird eine neue Kreisordnung, die sich zuerst mit der Rolle der Amtsvorsteher befasst. Bislang ist der Amtsbezirk Polizeibezirk, in dem der Amtsvorsteher im wesentlichen Polizeibefugnisse hat. Zukünftig sollen die Ämter zu Kommunalbezirken werden, in denen dem Amtsvorsteher vornehmlich das Armen- und Wegewesen übertragen werden. Kommunale Aufgaben können an den Amtsvorsteher als kommunalem Selbstverwaltungsbeamten übertragen und so aus den kleinen Gemeinden leistungsfähigere Verbände geschaffen werden. Gewählt werden soll der Amtsvorsteher laut Entwurf der neuen Kreisordnung von der Amtsversammlung.

 

13.09.1919

Im Segeberger Hotel Germania erfolgt am Vormittag die Gründung einer Kreisgruppe Segeberg des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins. Dem zunächst provisorischen Vorstand gehört Hufner Siebke aus Schmalensee an.

 

13.09.1919

Im Segeberger Hotel Germania findet um 14 Uhr eine Versammlung der Landwirte des Kreises Segeberg statt. Die Dachorganisationen des Berufsstandes im Kreis – der Segeberger Landwirtschaftliche Kreisverein, der Kreisbauern und –Landarbeiterrat, der Bund der Landwirte und der Schleswig-Holsteinische Bauernverein, Kreisgruppe Segeberg – haben zu dieser Zusammenkunft aufgerufen und halten am Vormittag zum Teil eigene Versammlungen ab. Inhalte der Tagesordnung sind die zur Erfüllung der Auflagen des Versailler Vertrages verordnete Ablieferung von Korn und Kartoffeln, die Viehumlage, Freigabe von Mühlen und vor allem die Frage nach der Notwendigkeit des Fortbestandes der im Krieg geschaffenen Zwangswirtschaft. Noch weit über das Jahr 1919 hinaus wird gerade letztere die Situation der Bauern bestimmen.

 

15.09.1919

Im Segeberger Vereinsgewerbehaus findet der Kreiskriegerverbandstag statt. Dr. Ilsemann, der Vorsitzende des Kreisverbandes, vermeidet Äußerungen zum unerwarteten Ausgang des Krieges, weist aber auf das ehrende Andenken hin, dass man dem Kaiser weiter entgegenbringen dürfe. Als neue große Aufgabe der Kriegervereine wird neben der Kameradschaftspflege die Fürsorge gegenüber Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen genannt. Eine Aufgabe, die man nicht dem Reichsbund der Kriegsbeschädigten allein überlassen dürfe, mit dem ein Zusammenschluss auf Reichsebene aus parteipolitischen Gründen gescheitert ist. Der Reichsbund agitiere gemeinsam mit Sozialdemokraten gegen die Kriegervereine.

 

25.09.1919

In einer neuerlichen Sitzung des Sparkassenverbandsausschusses im Amt Bornhöved mit dem Vorsitzenden Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau werden Änderungen aufgrund von Druckfehlern in der Satzung der Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved, die zum 01.01.1920 in Kraft treten soll, genehmigt.

 

26.09.1919

Im Kreishaus tagt der Segeberger Kreistag, dem auch Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee angehört. Saggau wird für die Jahre 1919 bis 1924 in die Kommission für die Körung der Zuchttiere der Schwarzbunten Rasse gewählt, der er bereits seit der Vorkriegszeit angehörte.

Heinrich Christian Saggau wird vom Kreistag als Amtsvorsteher bestätigt. Sein Stellvertreter ist der Schmalenseer Hufner Ernst Stegelmann. Für den Wasserschaubezirk 8 Bornhöved wird der Schmalenseer Hufner Ernst Saggau zum ersten stellvertretenden Schaumann ernannt.

 

27.09.1919

In seinem 19. Jahr des Bestehens feiert in Bornhöved der Arbeiterbund Bornhöved sein Stiftungsfest mit Ball und Gesang.

 

27.09.1919

Im Segeberger Gewerbevereinshaus findet eine weitere Mitgliederversammlung des Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes für den Kreis Segeberg statt. Inhalt sind die Wahlen von Vertrauensleuten.

 

28.09.1919

Der Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen hält im Segeberger Gewerbevereinshaus eine Versammlung ab. Ziel ist, unter Anschluss an die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegs- und Zivilgefangener eine Vereinigung der Heimkehrer in Segeberg und Umgebung zu gründen und so dieser Gruppe eine Interessenvertretung zu schaffen.

 

01.10.1919

In der Kirchengemeinde Bornhöved wird die fei werdende Stelle eines Kirchendieners und Totengräbers ausgeschrieben.

 

04.10.1919

Im Segeberger Hotel Germania findet eine Mitgliederversammlung des Bundes der Landwirte für den Kreis Segeberg statt. Der Vorsitzende J. Schmidt (Bahrendorf) unterstreicht die Dringlichkeit vollzähligen Erscheinens.

 

04.10.1919

Die Gremien der Kirchengemeinde Bornhöved beschließen die Beschaffung einer eichenen Gedenktafel für die Gefallenen des Kirchspiels bei der Firma Berendsen, Neumünster. Außerdem soll vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen gesetzt werden. Die Mittel will die Kirchengemeinde selbst aufbringen.

 

05.10.1919

Eine neue, 900 Kilogramm schwere Glocke für die Bornhöveder Kirche wird geweiht. Sie ist im thüringischen Apolda gefertigt worden und trägt die Inschrift „In eiserner Zeit dem Frieden geweiht“. Dazu „Bornhöved, 12.07.1919. Der Kirchenvorstand: Pastor J. Schlüter. Die Kirchenältesten H. Saggau-Schmalensee, W. Dohse-Bornhöved, A. Dunker-Damsdorf, J. Scheel-Ruhwinkel.“

 

12.10.1919

Im Zeitraum 01.03. bis 30.09.1919 sind dem Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen (Ortsgruppe Segeberg) aus der Gemeinde Schmalensee an Mitgliedsbeiträgen und freiwilligen Spenden zusammen 78,30 RM zugegangen.

 

12.10.1919

Die Bornhöveder Ortsgruppe des Deutschen Landarbeiterverbandes hält im Bornhöveder Gasthof am See eine Versammlung ab.

 

14.10.1919

In der Kreisstadt Segeberg hat sich eine Ortsgruppe der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener gebildet, die Heimkehrer aus Segeberg und Umgebung zum Beitritt auffordert.

 

24.10.1919

Die Kapelle des Infanterieregiments Nr. 163 aus Neumünster gibt auf dem Saal von Witwe Voß ein Militärkonzert mit anschließendem Ball.

 

26.10.1919

Der Vaterländische Frauenverein für Bornhöved und Umgebung ist Gastgeber für ein nachmittägliches Kirchenkonzert unter Mitwirkung von Pastor Voß, das trotz schlechten Wetters gut besucht ist. Organist Piening brilliert mit seinem Orgelspiel.

 

26.10.1919

Witwe Voß lädt zum Entree-Ball auf ihren Saal ein.

 

28.10.1919

In Bornhöved und Umgebung wirbt Tanzlehrer J. Griese für seine Kurse, auch für Erwachsene.

 

28.10.1919

Zur Teilnahme an der Versammlung der Landwirte am 13.09.1919 im Segeberger Hotel Germania hatte noch der Schleswig-Holsteinische Bauernverband mit Sitz in Rendsburg aufgerufen. Eine Kreisgruppe Segeberg befindet sich seitdem im Aufbau. Unter dem kommissarischen Vorsitz von Christian Rottgardt aus Altengörs sind schon einige Ortsgruppen gebildet worden, so in Bornhöved, Gönnebek und Schmalensee.

Im Segeberger Hotel Germania treten die Vertrauensleute der Segeberger Kreisgruppe des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins zusammen. Der Bauernverein fordert angesichts drohender Zwangswirtschaft die rasche und vollständige Organisation aller Bauern und ihrer Angestellten. Bislang sind in 66 Ortsgruppen 1.500 Mitglieder beigetreten. Der Bauernverein legt Wert auf seine unpolitische und auf Schleswig-Holstein ausgerichtete Haltung sowie seine Offenheit für alle in der Landwirtschaft Tätigen.

Offen ist die Frage der Akzeptanz des Bauernvereins durch den Bund der Landwirte. Mit diesem wird eine Zusammenarbeit zwar gewünscht, jedoch wird nicht in allen Teilen des Bundes der Landwirte eine Akzeptanz, teilweise sogar eher Anfeindung beobachtet.

 

03.11.1919

Der Segeberger Kreisverband des deutschen Landarbeiterverbandes hält eine Kreiskonferenz ab. Kreisvorsitzender ist Fr. Rehder aus Sarau. Der Kreisverband umfasst 37 Ortsgruppen mit zusammen 2.890 Mitgliedern. Die Konferenz befasst sich mit der Lage des Landarbeiterstandes und den Lohnverhältnissen. Der Verband strebt eine Vertretung im Kreistag und in den Krankenkassen an. Als nächste konkrete Forderungen formulieren die Teilnehmer eine Verbesserung der Wohnverhältnisse, das Verbot der Kinderarbeit in der Landwirtschaft und eine höhere Entlohnung junger Knechte und Mägde. Am Achtstundentag, einer der Errungenschaften der Revolution von 1918, wollen die Landarbeiter festhalten, wissen aber um die Besonderheit der Erntezeit.

 

08.11.1919

Die Ortsgruppe Bornhöved des Deutschen Landarbeiterverbandes gibt im Gasthaus am See zu Bornhöved einen Ball.

 

14.11.1919

Schmalensees Bäckereibesitzer Johannes Sievers besteht in Kiel vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer die Meisterprüfung mit dem Prädikat „gut“

 

14.11.1919

Vor den Mitgliedern des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung, deren Versammlung auch von den Ehefrauen besucht wird, referiert Geschäftsführer Wurm von der Landwirtschaftskammer Kiel über die Kleintier- bzw. Hühnerzucht. Letztere habe sich nach dem Krieg zu einem reizvollen Geschäft für die Landleute entwickelt. Zur Weiterentwicklung erwägt die Kammer die Gründung von Geflügelzuchtvereinen.

 

16.11.1919

Der Kreditverein zu Bornhöved eGmbH führt in der Gastwirtschaft Kohlhase unter der Leitung des Aufsichtsratsvorsitzenden Gustav Lensch seine Generalversammlung durch.

 

19.11.1919

Pastor Schlüter hält am Buß- und Bettag einen Abendmahlsgottesdienst.

 

23.11.1919

In der Kirche zu Bornhöved hält Pastor Schlüter einen Gottesdienst mit Totenfest, eine Ehren- und Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges.

 

25.11.1919

Nachdem der Kreistag sie gewählt hat, werden vom Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein die Amtsvorsteher des Kreises Segeberg und ihre Stellvertreter bestätigt. Im Amt Bornhöved ist Heinrich Christian Saggau, Hufner in Schmalensee, Amtsvorsteher. Sein Stellvertreter ist mit dem Hufner Ernst Stegelmann ebenfalls ein Schmalenseer.

 

25.11.1919

In der Nacht auf den 26.11.1919 wird in den Bornhöveder Bahnhof eingebrochen. Gestohlen werden 200 Pfund Butter, die von der Schmalenseer Meierei eingeliefert worden waren.

 

30.11.1919

Männer und Frauen aus Bornhöved und Umgebung sind aufgefordert, eine Versammlung der Deutschen Volkspartei in Oberwegs Gasthof, Bornhöved, zu besuchen. Die einem Vortrag vorangehende Fragestellung lautet „Wohin hat man uns heute gebracht?“.

 

06.12.1919

Unter dem Vorsitz des Gutsbesitzers Hastedt, Wensin, findet im Segeberger Hotel Germania eine Vorstands- und Delegiertenversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins des Kreises Segeberg statt. Der Verein zählt 800 Mitglieder mit zusammen 36.000 Hektar Landbesitz. Aus Gründen gestiegener Kosten und zusätzlich zu erwartender Aufgaben wie Berufs- und Steuerberatung wird die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf 3 bis 5 RM vorgeschlagen. Bislang zahlt jedes Mitglied eine Mark pro Jahr. Beschlossen wird die Zahlung von 10 Pfennig pro Hektar Landbesitz als Mitgliedsbeitrag. Ein Zusammengehen in Steuerberatungsfragen mit dem Bauernverein wird ebenso beraten wie über eine Öffnung für die fachlichen Kreisverbände, wie dem Kreispferdezuchtverein oder dem Kreisverein für die Schwarzbuntzucht, die Vertreter zu den Versammlungen des Landwirtschaftlichen Kreisvereins entsenden sollen.

 

06.12.1919

Sitzung des Segeberger Kreistages, dem Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee angehört.

 

06.12.1919

Der Verein für die Zucht schwarzbunter Holsteiner im Kreise Segeberg hält im Segeberger Zentral-Hotel unter dem Vorsitz von Heinrich Christian Saggau seine Generalversammlung ab.

 

07.12.1919

Schmiedemeister Rudolf Dose sucht für die Zeit nach Ostern 1920 einen Lehrling.

 

13.12.1919

Mit einem Kommers, Theateraufführungen und Ball begeht die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee ihr 30-jähriges Bestehen. Laut Kommando ist der Beginn „präzise 18 Uhr“ festgesetzt. Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau kann zahlreiche Kameraden für 30-, 20- und zehnjährige Mitgliedschaft auszeichnen. Geboten werden dem zahlreichen Publikum die Theaterstücke „Stiftungsfest“ und „Der siegreiche Schwiegersohn“.

 

16.12.1919

Das Segeberger Kreis- und Tageblatt veröffentlicht unter der Überschrift „Die Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich“ einen Brief des Schmalenseers Heinrich Hamann:

„A… November, 6.15 Uhr früh, ist der übliche Morgenappell. Der Adjutant hält ihn in den Baracken ab, weil es draußen noch finster ist. Er lässt bekannt machen, dass niemand, auch zur Arbeit nicht, das Lager verlassen darf, da um 8 Uhr eine Revision der Schlafdecken stattfinden soll. Wir horchen auf. Ein jeder weiß, dass es nicht bei dieser Revision bleiben wird. Alles, was der Franzose nicht sehen darf, wird noch schnell versteckt. Nach der Lagerzeit ist es 7.40 Uhr, als sich plötzlich die ganze Wachmannschaft ins Lager stürzt und auf die einzelnen Baracken verteilt. Mit aufgepflanztem Bajonett werden wir unter dem üblichen ‚Allez, allez!’ aus den Baracken gejagt. Draußen auf dem Hof nehmen uns der Adjutant und einige Wachtposten in Empfang und wir müssen barackenweise zu 5 Mann hintereinander antreten. Vor jeder Baracke – es gibt deren drei – steht ein Posten, niemand darf mehr herein. Das ganze Lager ist mit Posten umstellt, selbst beim Abort steht ein Posten. Wie eine Herde Vieh, die zusammengetrieben ist, stehen wir da und harren der Dinge, die da kommen sollen. Der Wachtkorporal ruft nun aus jeder Gruppe einen Mann heraus und die bekannte Leibesvisitation beginnt, während in den Baracken ein heftiges Hämmern und Klopfen anhebt. Der Lagerkommandant, ein junger Leutnant, der als Korporal in deutscher Gefangenschaft gewesen ist, lässt uns mitteilen, dass nur eine Durchsuchung nach scharfen Werkzeugen und zwei Revolvern, die im Lager sein sollen, stattfindet. Der Lagerfeldwebel, der beim Lagerkommandanten vorstellig wird, weil eine Durchsuchung der Lagerräume ohne Beisein der Barackenführer unzulässig ist, wird mit den Worten abgewiesen, die Franzosen seien keine Spitzbuben. Infolgedessen konnten die Franzosen, ein Sergeant und einige Posten, in den Baracken hausen, wie es ihnen beliebte. Es war 10 Uhr, als die Durchsuchung beendet war, und wir wieder in die Räume zurückkehren konnten. Aber in welchem Zustande fanden wir die Baracken wieder! Es ist kaum zu beschreiben. Unsere Habseligkeiten waren durcheinander geworfen. Kisten und sonstige Behälter, ob verschlossen oder unverschlossen, waren zertrümmert oder aufgebrochen, die Sachen durchwühlt. Und nun das Gemeinste: Als jeder seine Habseligkeiten wieder zusammen gesucht hatte, stellte sich heraus, dass die Angehörigen der ‚Grande Nation’ den armen ‚P.G.’ nicht nur Kleidungsstücke, sondern auch Ess- und Rauchwaren, Kaffee, Schokolade, Zigarren, Zigaretten und Tabak geraubt hatten. Eine sofortige Reklamation der fehlenden Sachen war erfolglos. Und das, nachdem seit Jahresfrist die Waffen ruhen und vor Monaten der Friede von Versailles unterzeichnet ist. Gibt es denn keine Regierung in Deutschland? Hat man kein Mittel, die Kriegsgefangenen, von denen schon viele im 6. Jahr hinter dem Stacheldraht sitzen, zu befreien?...“

 

20.12.1919

Die Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine werben für ihren Weihnachtsbaumverkauf.

 

20.12.1919

Der Landwirtschaftliche Arbeitgeberverband für den Kreis Segeberg hält im Segeberger Gewerbevereinshaus unter dem Vorsitz von Herrn Isenberg eine Versammlung des Vorstandes mit der Lohnkommission und den Vertrauensmännern ab. Einziger Tagesordnungspunkt: Der Lohntarif 1920/21.

 

20.12.1919

Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Kreiswirtevereins Segeberg befasst sich mit der Beschäftigung von Musikern. Gemäß Demobilisierungsausschuss dürfen Wirte und andere Saalbesitzer nur solche Musiker beschäftigen, die ihnen von den Arbeitsämtern überwiesen werden. Da diese Verordnung in erster Linie dem Schutz der Berufsmusiker dient, entbrennt eine lebhafte Diskussion, da es auf dem Lande kaum solche Musiker gibt. Eine Lösung der Problematik soll mit anstehenden Tarifverhandlungen verbunden werden. Insgesamt erhoffen sich Segebergs Wirte mehr Mitsprache in politischen Fragen zu ihrem Gewerbe, wie der Konzessionserteilung. Mit Interesse hören die Teilnehmer von der Schaffung einer während des Krieges eingerichteten Einkaufsgenossenschaft schleswig-holsteinischer Wirte in Kiel. Zum Jahresbeitrag kann man Mitglied werden und vergünstigt Weine, Spirituosen usw. beziehen. Durch den Ankauf von Braukontingenten habe man zudem Einfluss auf die Bierpreisbildung.

 

21.12.1919

Der Kreisverein Segeberg im Schleswig-Holsteinischen Bauernverein beabsichtigt, gemeinsam mit allen anderen landwirtschaftlichen Vereinen und Organisationen und betreffenden Behörden in Verhandlungen über die Schaffung einer Genossenschaft zur Bewertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu treten. Über diese Genossenschaft erhofft sich der Vorstand den Übergang von der Zwangs- in die Freie Wirtschaft. Mit dem Hofbesitzer Spieß aus Krems II hat der Kreisverein des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins nun einen Geschäftsführer. In Steuerangelegenheiten will man mit dem Landwirtschaftlichen Kreisverein eine Steuerberatungsstelle schaffen und hierfür gemeinsam einen Fachmann gewinnen.

 

29.-31.12.1919

Die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved zahlt die Zinsen auf Spareinlagen für das Jahr 1919 aus. Nicht abgehobene Zinsen werden dem Kapital gutgeschrieben und neu verzinst.

Ab 1. Januar 1920 wird die Spar- und Leihkasse zur öffentlichen Sparkasse. Schon seit 10. Dezember 1919 ist die Kasse laut Verfügung des Regierungspräsidenten von Schleswig-Holstein zur Anlage von Mündelgeld befähigt. Geöffnet ist die Spar- und Leihkasse immer mittwochs und sonnabends von 14 bis 17 Uhr.

 

30.12.1919

Die Anwälte und Notare Medow, Selig und Justizrat Reimers geben bekannt, dass sie im Jahr 1920 abwechselnd im Hotel Stadt Kiel zu Bornhöved Sprechstunden halten werden.