1888

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03.01.1888

Ein Erlass der Königlichen Regierung zu Schleswig vom 10.10.1887, der das Züchtigungsrecht der Lehrer einschränkte, wird ab sofort aufgehoben. In diesem hatte es geheißen, „den Lehrern [….] ist das Schlagen an den Kopf und das Reißen oder Raufen an Ohren und Haaren sowie überhaupt jede Berührung des Kopfes der Schulkinder zum Zweck der Züchtigung verboten.“ Das Oberverwaltungsgericht, das diesen und in anderen Provinzen ähnlich lautende Erlasse aufhebt, sieht die „Schulzucht“ in ihrer Gesamtheit gefährdet. Allerdings weisen die Schulbehörden die Lehrkräfte darauf hin, dass sie sich disziplinarrechtliche Schritte bei gemeldeten „Berührungen des Kopfes“ zum Zwecke der Züchtigung weiter vorbehalten.

 

21.01.1888

Der Landwirtschaftliche Generalverein für die Provinz Schleswig-Holstein schließt einen Vertrag mit einem nach London übersiedelnden Kaufmann. Dieser soll die Interessen der schleswig-holsteinischen Meiereiverbände am Absatz ihrer Butter in Großbritannien vertreten. Maßgeblich beteiligt ist auch der Ostholsteinische Meiereiverband.

 

26.01.1888

Approbierter Tierarzt in Bornhöved ist Herr Elend.

 

02.02.1888

Dem Herrenhaus (dem Preußischen Landtag, Anmerkung) ist der Entwurf einer Provinzialordnung für Schleswig-Holstein zugegangen und soll zum 01.04.1889 erlassen werden. Die Provinzialordnung beinhaltet auch eine Kreisordnung. Nach dieser zerfallen die weitgehend schon bestehenden Landkreise in Stadt- und Amtsbezirke. Ein Amtsbezirk wiederum besteht aus einer oder mehreren Landgemeinden, einem oder mehreren Gutsbezirken oder einer Vermischung von Landgemeinden und Gutsbezirken.

Die Spitze der Verwaltung des Kreises ist der Landrat, die des Amtsbezirks der Amtsvorsteher und die der Gemeinde der Gemeindevorsteher. Der Amtsvorsteher wird vom Kreistag vorgeschlagen und durch den Oberpräsidenten auf 6 Jahre ernannt. Er verwaltet die Polizei, insbesondere die Sicherheits-, Ordnungs-, Sitten-, Gesundheits-, Gesinde-, Armen-, Wege-, Wasser-, Forst-, Fischerei-, Gewerbe-, Bau-, Feuerpolizei u.a.

Aus der Kreisversammlung (Kreistag, Anmerkung) heraus wird ein Kreisausschuss, bestehend aus dem Landrat und 6 Abgeordneten gewählt, der die Wahrnehmung von Geschäften der allgemeinen Landesverwaltung inne hat.

 

18.02.1888

Sitzung des Segeberger Kreistages. Dieser wählt sechs Mitglieder der Klassensteuer-Reklamations-Begutachtungskommission für 1888/89, darunter den Schmalenseer Hufner A. Dunker.

 

28.02.1888

Ein schwerer Arbeitsunfall ereignet sich auf Perdöl. Dort gerät der Arbeiter Karl Hartwig mit der Hand zwischen die Kammräder der von acht Pferden angetriebenen Dreschmaschine. Die Hand wird komplett vom Arm getrennt und der Arzt aus Wankendorf sieht sich zur Amputation des ganzen Armes gezwungen.

 

03.03.1888

Aus dem Kirchspiel Bornhöved wird das Ende eine Diphtherie-Epidemie gemeldet. Dafür würden in Gönnebek und Kalübbe nun Masern auftreten. Und auch das Auftreten von Lungenentzündungen fällt auf.

 

10.03.1888

Trauer im Reich, Kaiser Wilhelm der I. ist tot. „Gott gebe uns Kraft, den schweren Schlag zu tragen“, heißt es im Segeberger Kreis- und Wochenblatt.

 

11.03.1888

Die Ortskrankenkasse Bornhöved, deren Vorsitzender H. Bewarder aus Damsdorf ist, hält in Tarbek ihre Generalversammlung ab.

 

19.03.1888

Das Königliche Amtsgericht Segeberg hält in Bornhöved einen Gerichtstag ab.

 

07.04.1888

Der Königliche Kirchspielvoigt zu Segeberg weist die Gemeindevorsteher seines Bezirkes darauf hin, die nach Ende des Winters nötige Pflege von Wegen, Geleisen, Knicks und Gräben anzumahnen bzw. vornehmen zu lassen.

 

07.04.1888

Im ganzen Deutschen Reich wird Anteil an verheerenden Überschwemmungen an den großen Flussläufen genommen. Im Kreis Segeberg wird ein Komitee zum Sammeln von Spenden gebildet, für dessen Unterstützung u.a. Pastor Voß aus dem Kirchspiel Bornhöved wirbt. In den folgenden Tagen und Wochen gehen u.a. aus Gönnebek 71,00 RM, Bornhöved 124,80 RM, Damsdorf 32,00 RM, Stocksee 71,90 RM und Schmalensee 90,25 RM ein.

 

12.04.1888

Beim Bornhöveder Gastwirt Suhr findet die Frühjahrskontrollversammlung im Bezirk der Landwehrkompanie Segeberg statt. Sämtliche Ersatzreservisten des Bezirks haben vorstellig zu werden.

 

19.04.1888

Der Königliche Landrat von Willemoes-Suhm gibt eine die „Dienstinstruktionen für die Nachtwächter in den Landgemeinden des Kreises Segeberg“ vom 22.11.1877 ergänzende Weisung heraus. Danach sind die Nachtwächter zusätzlich dazu verpflichtet, in den Schanklokalen die Einhaltung der Polizeistunde zu überwachen.

 

24.04.1888

In Segeberg erfolgt die Musterung der 1867, 1866 und früher geborenen Wehrpflichtigen aus Schmalensee und zahlreichen weiteren Orten des nördlichen und östlichen Kreises Segeberg.

 

05.05.1888

Im „Reichsanzeiger“ hat das für Landwirtschaft zuständige Preußische Ministerium die Namen der Beisitzer der im ganzen Staate auf Ebene der Landkreise eingerichteten Schiedsgerichte der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften bekannt gemacht. Darunter ist im Kreis Segeberg auch der Hufner Heinrich Saggau aus Schmalensee als stellvertretender Beisitzer.

 

06.06.1888

In Schmalensee findet die Maß- und Gewichtsrevision statt.

 

16.06.1888

Kaiser Friedrich III., der bereits sterbenskrank das Erbe Wilhelms I. angetreten hatte, stirbt auf dem Krankenbett. Erneute Trauer in allen Landen. Zwei Tage später wendet sich der dritte Kaiser des Jahres, Wilhelm II., mit dem Aufruf „An mein Volk“ an die Deutschen.

 

21.06.1888

In dem vom Kirchspiel Bornhöved abgetrennten Kirchspiel Wankendorf werden umfangreich Spenden für den Bau einer Kirche gesammelt. Man geht davon aus, dass diese in Stolpe als zentralem Ort des Kirchspiels errichtet werden wird. Zurzeit wird abwechselnd in der Stolper Schule und auf dem Saal eines Lokales Gottesdienst gehalten. Der Pastor Petersen lebt in Wankendorf.

 

04.-31.07.1888

Da der in Bornhöved stationierte berittene Gendarm Radüge Urlaub hat, wird sein Patrouillenbezirk auf zwei andere Gendarmen verteilt. Somit bestreift der in Schlamersdorf stationierte Fußgendarm Schoeneck im genannten Zeitraum zusätzlich die Orte Damsdorf, Grönwohld, Muggesfelde, Nehms, Schmalensee, Stocksee, Tarbek und Tensfeld.

 

07.08.1888

Nach einer Auflistung im Zuge bevorstehender Schöffenwahlen gehören die Kreis Segeberger Dörfer des Kirchspiels Bornhöved, darunter Schmalensee, zum Amtsgerichtsbezirk Segeberg.

 

13.-31.08.1888

Im Zuge der Herbstmanöver ist Schmalensee Einquartierungsort für eine Zweidrittel-Eskadron des Husarenregiments 15. Damit hat das Dorf Raum für drei Offiziere, 75 Mannschaften und 80 Pferde vorzuhalten. Die Truppe verpflegt sich selbst. Die weiteren Kräfte dieses Regiments liegen in den umliegenden Orten des Kreises Segeberg bis nach Rickling und Fehrenbötel. Die militärischen Übungen dauern bis in den September.

 

14.08.1888

Die Schleswig-Holsteinische Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft veröffentlicht die Namen ihrer Vertrauensmänner. Im Kreis Segeberg, Bezirk 5, der Bornhöved, Damsdorf, Gönnebek, Schmalensee, Stocksee, Tarbek, Tensfeld und den Forstgutsbezirk Stocksee umfasst, ist Hufner August Kaack aus Bornhöved Vertrauensmann. Hufner Fritz Saggau aus Gönnebek ist sein Stellvertreter.

 

21.08.1888

In der Militärorganisation ist ein Armeekorps stets für seine Rekrutierungsregion zuständige Parallelbehörde zur zivilen Verwaltung. In Altona sitzt das IX. Armeekorps, das u.a. auch für Schleswig-Holstein zuständig ist. Neuer Kommandierender General des IX. Armeekorps wird Generalleutnant von Leszczynsky, der damit Nachfolger des Generals der Infanterie von Treskow ist.

 

20.09.1888

In der Kirche zu Bornhöved finden umfangreiche Innenarbeiten statt. „Alles ist heruntergerissen, um neu aufgebaut zu werden“, schreibt die Zeitung. Auch soll eine neue Orgel bei Markussen & Sohn in Apenrade für 10.000 RM beschafft werden. Zugleich wird das Amt des Organisten mit dem des Ersten Lehrers in Bornhöved zusammengelegt, dessen Gehalt entsprechend erhöht.

 

08.10.1888

Sitzung des Segeberger Kreistages. Es werden verschiedene Kommissionen für das Jahr 1889 neu zusammengesetzt. So bilden die Schiedsleute zur Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen im neuen Jahr zugleich die Gruppe der Sachverständigen nach dem Gesetz zur Lieferung von Naturalleistungen an die bewaffnete Macht (also die Versorgung von Truppe im Manöver, Anmerkung). Im Bezirk Bornhöved sind dies die Hufner Blöcker (Gönnebek), Nero (Tarbek) und Kaack (Bornhöved).

Für den Zeitraum 1889-1894 werden neue Pferdemusterungskommissionen gebildet. Am Musterungsort Bornhöved, der die Orte Bornhöved, Schmalensee, Damsdorf, Gönnebek, Stocksee, Tarbek, Tensfeld, Daldorf, Rickling und die Gutsbezirke Kuhlen, Alt-Erfrade sowie den Forstgutsbezirk Neu-Erfrade zusammenfasst, bilden die Hufner Jürgens (Damsdorf) und Suhr (Schmalensee) sowie Bornhöveds Gemeindevorsteher Lantau die Musterungskommission. Ihre Stellvertreter sind Hofbesitzer Behr (Stockseehof), Gastwirt Saggau (Gönnebek) und Hufner Pries aus Tensfeld.

Ferner wählt der Kreistag den Schmalenseer Hufner Suhr erneut zum Schiedsmann im Bezirk 13, Tensfeld. Hierzu gehören die Gemeinden Schmalensee, Tarbek, Tensfeld, Damsdorf und Stocksee inklusive Forstgutsbezirk Stocksee.

 

19.-20.10.1888

In Kaltenkirchen bzw. Bramstedt finden politische Veranstaltungen statt. Der Vertreter des Kreises im Preußischen Landtag, Amtsrichter Muhl, und der Reichstagsabgeordnete Peters aus Kiel, halten Bericht. Alle Wahlberechtigten des Kreises Segeberg sind dazu eingeladen. Amtsrichter Muhl, der sich gerade um eine Wiederwahl bemüht, besucht außerdem ausgewählte Orte des Kreisgebietes, um dort ebenfalls seinen Tätigkeitsbericht abliefern zu können. So gastiert er am 23.10.1888 in Bornhöved beim Gastwirt Suhr. Im Anschluss an Muhls Versammlungen rufen so genannte Unterstützerkomitees zur Wahl Muhls auf.

 

20.10.1888

Im Segeberger Kreis- und Wochenblatt wird ein dringlicher Appell an die Stadt Segeberg und die Gemeinde Bornhöved abgedruckt, sich für eine Bahnlinie nach dem Kriegshafen Kiel (Süd-Nord-Trasse) hin einzusetzen. Gerade Bornhöved dürfe sich nicht erneut durch Wankendorf den rang ablaufen lassen. Denn als eine West-Ost-Trasse, die Ostholsteinische Eisenbahn, angelegt wurde, da sei Bornhöved übergangen worden und liege nun „auf dem Sand nebenher wie ein aus dem Fahrwasser geratener Nachen“.

 

30.10.1888

In Preußen findet die Wahl zum Haus der Abgeordneten, dem Preußischen Landtag statt. Teil 1 ist die Wahl der Wahlmänner in den Urwahlbezirken. Den Urwahlbezirk 12 im 15. Schleswig-Holsteinischen Wahlkreis (Kreis Segeberg, Anmerkung) bilden die Gemeinden Schmalensee, Gönnebek, Tarbek und der Gutsbezirk Kuhlen. Das entspricht 758 Einwohnern. Wahlvorsteher ist der Gönnebeker Gemeindevorsteher Blöcker, sein Stellvertreter der Schmalenseer Gemeindevorsteher Johannes Detlef Harder.

Gewinner des ersten Wahlganges ist Amtsrichter Muhl, der sich mit 104:38 Stimmen gegen Professor Hänel durchsetzt. Beide sind „Freisinnige“.

 

06.11.1888

Teil 2 der Wahl zum Haus der Abgeordneten ist die Wahl der Abgeordneten durch die Wahlmänner.

 

11.11.1888

Die Ortskrankenkasse Bornhöved hält eine weitere Generalversammlung in Tarbek ab.

 

13.11.1888

Der Kreis Segeberg wird von einem vorzeitigen Wintereinbruch überrascht. Die Landwirte haben noch nicht alle ihre abgeernteten Flächen nachbereitet, mancherorts ist die Wintersaat noch gar nicht ausgebracht.

 

15.11.1888

Beim Bornhöveder Gastwirt Suhr findet die Herbstkontrollversammlung der Militärreservisten im Bezirk der Landwehrkompanie Segeberg statt.

 

22.12.1888

Für den Kreis Segeberg wird eine Ämterreform in Aussicht genommen. Größere Amtsbezirke sollen gebildet werden. So lautet der Vorschlag für den Amtsbezirk 6 Bornhöved, die Gemeinden Bornhöved, Damsdorf, Gönnebek, Schmalensee, Stocksee, Tarbek, Tensfeld, und den fiskalischen Gutsbezirk Stocksee zu vereinen. Dieses Amt hätte 2.391 Einwohner und einen Umfang von 7.667,2757 Hektar. An direkten Staatssteuern würde es jährlich 16.434,97 RM aufbringen. Es handelt sich lediglich um einen Vorschlag, zu dem die Gemeinden noch gehört werden sollen.