1928

Jahrgang 1928

(fett gedruckte Daten sind tatsächliche, nicht fett gedruckte die des Erscheinens)

 

03./04.01.1928

Das Jahr 1928 ist stark geprägt von den Einigungsbestrebungen in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft. Vier Organisationen, die vom Reichsverband hinunter in die Provinz- und zumeist auch in die Kreisebene gegliedert sind, werden als ernst zu nehmende Akteure betrachtet: Die Vereinigung der Deutschen Bauernvereine, der Reichslandbund, die Deutsche Bauernschaft (klein- und Mittelbauern) und der Reichsverband der Grundbesitzer (also Großgrundbesitzer). Letzterer hat bislang den Weg in die Öffentlichkeit gemieden und man sagt ihm nach, Einfluss auf den Reichslandbund auszuüben. Allerdings: Die Großgrundbesitzer halten sich aus der öffentlichen Debatte und den Verhandlungen heraus. Auch die Provinzialregierung, die mit Jahresbeginn bestrebt ist, eine Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Organisationen zu fördern, um die Notlage der Landwirtschaft zu beheben, betrachtet nur drei Verbände, die sie gern vereint sähe.

Während der Landbund Schleswig-Holstein eine Verschmelzung aller drei Organisationen als beste Lösung auf dem Wege der Einigung betrachtet, hält der Provinzialverband der Klein- und Mittelbetriebe (Bauernschaft) den Zeitpunkt für verfrüht. Eine Zusammenarbeit auf der Grundlage einer Not- und Arbeitsgemeinschaft sei aber anzustreben. Der Schleswig-Holsteinische Bauernverein ist zwar auch der Meinung, dass eine Verschmelzung die beste Lösung ist, hat aber aufgrund der Haltung der Klein- und Mittelbauern Vorbehalte.

Der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein bezieht ganz klar Position dafür, dass die Landwirte Schleswig-Holsteins ausschließlich in einem Verband vereint sein sollten. Er schiebt weitere Verhandlungen an und besteht darauf, dass die derzeit bestehenden Verbände einen Burgfrieden einhalten und sich nicht durch Agitation etc. bekämpfen.

 

03.01.1928

Im Reichstag wird der Entwurf eines neuen Reichsschulgesetzes diskutiert, der vom Allgemeinen Schleswig-Holsteinischen Lehrerverein kritisch betrachtet wird. Am Ende der Debatte soll man sich möglicherweise im Parlament darauf festlegen, ob die heutige Volksschule zu einer Bekenntnis- oder einer Gemeinschaftsschule wird. Die Bekenntnisschule wird kirchlich gelenkt. Die Volksschule Schleswig-Holsteins sollte nach Ansicht des Lehrervereins eher zur (preußischen) Gemeinschaftsschule umgeformt werden, die auf religiös-sittlicher Grundlage auch die Werte der deutschen Volkskultur vermittelt.

 

11.01.1928

In Weede gibt es eine Bauernversammlung zur Einigungsfrage der Landwirtschaft. Fast 200 Bauern, Mitglieder der zwei Hauptorganisationen Landbund und Bauernverein, kommen zusammen. Der Bericht zur Versammlung im Segeberger Kreis- und Tageblatt zeigt, was die Bauern in diesen Wochen und Monaten umtreibt und wie verschieden offenbar „Basis“ und Verbandsführungen in ihren Ansichten auseinander liegen. Die Weeder Versammlung fordert auf Initiative von Stahmer (Quaalerteich) die „unbedingte Einigung und Verschmelzung der drei großen Bauernorganisationen und hat sie für die Versammelten gleich vollzogen“. Auch fordert Stahmer Steuerfreiheit für Landwirte. Es wird eine Entschließung verfasst:

„Mit Bedauern haben wir davon Kenntnis genommen, daß die Verhandlungen zur Einigung der Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaft ergebnislos geblieben sind. Wir sprechen den Vorständen der schleswig-holsteinischen Organisationen bezüglich ihrer Haltung in der Einigungsfrage unser schärfstes Mißtrauen aus. […] Es geht heute nicht mehr um die Durchsetzung von parteipolitischen Meinungen und Weltanschauungen. Für uns Landwirte gilt es, mit allem Nachdruck unsere wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen und zwar auf wirtschaftlicher Grundlage und auf rein wirtschaftspolitischen Wegen. […] Ob Kleinbauer oder Großgrundbesitzer, ob Katholik oder Protestant, das spielt heute keine Rolle mehr. Uns eint gemeinsame Not. […] Wir wollen die straffe Gewerkschaft der Landleute. Wir sind zu Opfern und zur Disziplin bereit, wenn eine gemeinsame Stelle für uns ganze Arbeit leisten will. Unsere Berufsgenossen allüberall in deutschen Gauen rufen wir zu gemeinsamem Vorgehen auf. Von unseren Führern erwarten wir, daß sie unserem Willen gemäß handeln. Wenn sie das nicht können oder wollen, dann haben sie unser Vertrauen nicht mehr.“

 

13.01.1928

So wie schon in Weede, kommt es auch in Bad Bramstedt zu einer großen Bauernversammlung. 500 Bauern erhoffen sich von einer Einigung der Landwirtschaft die entscheidende Hilfe in letzter Stunde. Vom Strohhalm, nach dem man in größter Not greift, ist die Rede. Während der Kreisvorsitzende des Landbundes, Meyer, den deutlichen Willen seines Verbandes zur Einigung herausstellt und damit den Weeder Forderungen entspricht, geht der Kreisvorsitzende des Bauernvereins, Rickers, auf Distanz zu den Forderungen von Stahmer (Quaalerteich). Von anderen Rednern werden Bedenken gegen einen „Linksrutsch“ der Landwirtschaft befürchtet, sollte es zu einer Einheitsorganisation kommen. Solche Äußerungen aber wollen die meisten der Anwesenden ebenso wenig hören wie Worte der Kreisvorsitzenden beider großen Organisationen: „Ihr habt lange genug Zeit gehabt zu reden, jetzt wollen wir handeln“, lauten Zwischenrufe. Am Ende kommt es zu einer einstimmigen Entschließung ganz im Sinne der Weeder Versammlung: Reichslandbund und Bauernverein sollen sich vereinen.

 

14.01.1928

in Hein's Gasthof findet die Generalversammlung des Krieger- und Militärvereins für Bornhöved und Umgegend statt. Der Vorsitzende Bolln kann 51 Mitglieder begrüßen. Nach der Entlastung wird der ganze Vorstand wiedergewählt.

 

14.01.1928

In Hein's Gasthof in Bornhöved findet um 14.30 Uhr eine Versammlung der Ortsgruppen Bornhöved, Schmalensee, Gönnebek, Tarbek, Tensfeld, Damsdorf und Stocksee des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins statt. Einladender ist u.a. Willy Siebke aus Schmalensee, der stellvertretende Kreisvorsitzende. Einziger Tagesordnungspunkt sind die „Einigungsbestrebungen in der Landwirtschaft“. Redner sind der Kreisvorsitzende Rickers und sein Geschäftsführer Spies.

Rickers betont die Notsituation der Landwirtschaft, mahnt aber, dass man mit einer Vereinigung der Organisationen allein die Katastrophe nicht wird aufhalten können. Rickers will „ruhig und kühl abwägend an die Dinge herangehen“. Außerdem solle man, ehe man das Alte stürzt, das Neue darauf prüfen, ob es wirklich besser sei. Zur Forderung Stahmers (Quaalerteich) nach einer Verschmelzung sagt Rickers „Nein“. Er begründet dies mit den politischen Lagern in der Landwirtschaft: „Weit links stehen die deutschen Bauernschaften, dann in der Mitte der Deutsche Bauernverein; weiter nach rechts folgt der Landbund und ganz rechts steht der Großgrundbesitzerverein. [...] Alle unter einen Hut zu bringen, ist nicht möglich.“ Gänzlich sperrt sich Rickers nicht, aber er hat Vorbehalte.

Geschäftsführer Spies schlägt in eine andere Kerbe: Er habe immer einen Zusammenschluss der landwirtschaftlichen Organisationen zu einem Kartell befürwortet. Was Stahmer wolle, sei die Zerschlagung des Bauernvereins. Das sei nicht Einigung sondern Zersplitterung der Landwirtschaft. Stahmer werfe dem Bauernverein vor, nichts geleistet zu haben. „Ich darf nur daran erinnern, daß wir das Kreisbauernhaus gekauft haben, daß nicht einmal eine Nachzahlung verlangt wurde, daß wir eine Bauernbank und eine Genossenschaft gegründet haben, die so gesund sind, wie keine anderen. [...]“. Im Besonderen greift Spies die Forderung Stahmers auf, dass die Landwirtschaft von der Steuerlast zu befreien sei. „[...] als Staatsbürger kann ich nicht zustimmen, daß die Landwirtschaft keine Steuern zahlt. Denn dann kämen wir in einen Zustand, der der Anarchie vergleichbar wäre; es würde der Ruin des Staates sein, und in einem zugrunde gerichteten Staat können wir erst recht nicht leben.“ Spies betont, dass der Bauernverein eine Einigung wolle, diese müsse sich bevorzugt von oben nach unten vollziehen. Da die Gegensätze auf der Reichsebene noch größer als in den Ländern und Kreisen sei und man schnell handeln müsse, sei eine Arbeitsgemeinschaft anzustreben, um das vorrangigste Ziel, die Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft, zu erreichen. Spies fasst noch einmal zusammen: „Was heute im Kreis Segeberg geschieht, ist nicht Organisation, nicht Reorganisation, sondern Revolution im schlimmsten Maße. Denken wir doch einmal an die Revolution 1918. Auch damals glaubte mancher, das goldene Zeitalter sei angebrochen. Halten Sie sich von dieser neuen Revolution fern.“

In der Aussprache gibt es Wortmeldungen verschiedenster Richtung. Rauert aus Bornhöved etwa ist unsicher, ob nicht eine große Organisation doch besser wäre. Bewarder aus Damsdorf sieht keine Gefahr in der neuen Bewegung. Dahm (Tarbek) zeigt sich enttäuscht darüber, dass Vertrauensmänner des Bauernvereins die Weeder Entschließung mit unterschrieben hätten. Amtsvorsteher i.R. Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee wendet sich an die Redner Rickers und Spies: „Ich kann Ihre Erregung verstehen, aber ich gebe Ihnen die Mahnung mit auf den Weg: Bleiben Sie ruhig und besonnen; der Weg, den Sie beschritten haben, ist der richtige.“

(Heinrich) Harder aus Schmalensee erklärt, er sei Mitglied sowohl des Bauernvereins als auch des Landbundes, nicht zu seinem Vergnügen, sondern weil er beide Organisationen für notwendig halte. Leider ständen heute noch viele Landwirte den Organisationen überhaupt fern. Auch er empfehle einen noch engeren Zusammenschluss, aber es gelte, den richtigen Weg dafür zu finden:

„Wir sind alle davon überzeugt, daß unsere Organisation sehr viel erreicht hat; daß sie nicht alles erreichen konnte, liegt an unserem parlamentarischen System. Landwirte des Kreises Segeberg! Überlegt Euch, bevor ein übereilter Schritt uns das nimmt, was wir bis heute geschätzt und als wichtig und lebensnotwendig erkannt haben. Eine Einigung kann nur erzielt werden, wenn die bestehenden Organisationen bereit sind, alle lebenswichtigen Fragen innerhalb der Landwirtschaft positiv zu bearbeiten, zu erwägen und zu prüfen, was unserer gesamten Landwirtschaft nützt. Wir werden aber nur etwas erreichen, wenn wir die bestehenden Organisationen Bauernverein und Landbund behalten und nicht etwas Zweifelhaftes an ihre Stelle setzen. Helft alle durch engeren Anschluß an die bestehenden Organisationen diese stärken.“

Die Bornhöveder Versammlung verständigt sich zu einer Entschließung mit folgendem Wortlaut: „Die Versammlung fordert, daß wenn irgend möglich, mit sofortiger Wirkung eine enge Arbeitsgemeinschaft der bestehenden wirtschaftspolitischen landwirtschaftlichen Organisationen gegründet werden soll, sowohl im Kreise wie in der Provinz. Sie soll so lange in Kraft bleiben, bis die Zentralstellen in Berlin die Grundlagen für eine Einheitsorganisation im ganzen Deutschen Reiche gefunden haben. Gez. Amtsvorsteher i.R. Saggau, Schmalensee, Karl Rauert, Bornhöved, Hans Hinz, Stocksee, Friedrich Meyer, Tarbek, Adolf Biß, Gönnebek.“

 

15.01.1928

Der „Stahlhelm“, Bund der Frontkämpfer, Kreisgruppe Segeberg, begeht im Bad Segeberger Hotel Germania eine Reichsgründungsfeier. Diese besteht aus Festreden, Film- und Musikaufführungen, Theater und turnerischen Aufführungen.

 

16.01.1928

Approbierter Tierarzt in Bornhöved ist Dr. Sarpe.

 

16.01.1928

Der Regierungspräsident der Provinz Schleswig-Holstein erstattet dem preußischen Landwirtschaftsminister Dr. Steiger Bericht über die Notlage der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft und deren Auswirkung auf die Gesamtsituation in der Provinz. Auslöser seien die Rentenbank-Grundschuld, die aktuelle Art der Einschätzung zur Einkommenssteuer, Belastungen durch die Steuer vom Grundvermögen und die Einziehung von Krediten durch die preußische Zentral-Genossenschaftskasse. Zu niedrige Preise für Vieh und tierische Produkte, insbesondere für Schweine, Rinder, Milch und Milchprodukte verschärfen gerade in Schleswig-Holstein die Situation aller in der Landwirtschaft Tätigen.

 

16.01.1928

In Bad Segeberg tagt ein Ausschuss aus Vertrauensleuten von Bauernverein und Landbund aller Amtsbezirke. Die Versammlung hat das Ziel, alle Landwirte „unter einen Hut zu bringen“. Am 25.01.1928 sollen Generalversammlungen beider Organisationen in Bad Segeberg stattfinden. Bis dahin sollen, außer einer großen Versammlung in Kaltenkirchen am 17.01.1928, keine Zusammenkünfte stattfinden und auch keine Gegenagitationen, wie sie der Kreisbauernverein zuletzt vorgenommen habe, stattfinden. (Der Bauernverein sagt deshalb mittels Anzeigen alle schon einberufenen eigenen Versammlungen im Kreisgebiet ab.) Der Ausschuss wählt einen „vorläufigen Vorstand“, der Vorarbeiten zum 25.01.1928 leisten soll. Für den Fall der Auflösung der dann tagenden Organisationen soll dieser vorläufige Vorstand die provisorische Führung einer neuen Organisation darstellen. Die Führer des Landbundes und des Bauernvereins hätten signalisiert, dass an ihnen die Einigungsbestrebungen nicht scheitern sollen, ein neuer „Führer“ (für alle, Anmerkung) sei später zu bestimmen.

 

17.01.1928

Eine Kaltenkirchen versammeln sich 300 Mitglieder des lokalen Landwirtschaftlichen Vereins, des Bauernvereins und des Landbundes sowie anderer Berufsstände unter dem Motto „Landvolk in Not“. Die Einigung der Landwirtschaft wird erörtert. Auch vor dem Hintergrund, dass die Situation der Landwirte immer ernster wird. Der preußische Landwirtschaftsminister habe bereits eingeräumt, dass sich die Zahl der Zwangsversteigerungen von landwirtschaftlichem Grundbesitz seit 1913 verdoppelt hätte. Vom Gedeihen der Landwirtschaft aber hänge die ganze Wirtschaft ab. Die Einigungsbestrebungen in der Landwirtschaft werden von einigen Anwesenden als letzter Strohhalm betrachtet, die Landwirtschaft über Wasser zu halten und dafür zu sorgen, dass heutige Bauern einmal die Höfe an die nächste Generation weitergeben können.

Auch in Kaltenkirchen kommt es zu einer Entschließung: „Die Unterzeichneten sind gewillt, im Kreise Segeberg die Einigung und Verschmelzung der landwirtschaftlichen Organisationen herbeizuführen. [...]“

 

18.01.1928

In Schmalensee findet eine gut besuchte Versammlung der Deutschen Volkspartei statt, die in den Auftakt des nächsten Wahlkampfes fällt. Aus Kiel sind der Landtagsabgeordnete Schröter und ein Herr Umbeck angereist und tragen „zur gegenwärtigen wirtschaftlichen Not des platten Landes“ vor. Ihnen schwebt vor allem eine Verwaltungsreform als Heilmittel vor.

 

19.01.1928

An der Generalversammlung des Beerdigungsvereins Bornhöved (Sterbekasse) in Thodes Gasthof nehmen nur 21 Mitglieder teil. Diese wählen erneut den Lokomotivführer Petersen zu ihrem Vorsitzenden. Zu Vertrauensleuten in Schmalensee werden Heinrich Sienknecht, Emil Tietgen und Otto Saggau gewählt.

 

19.-20.01.1928

Erneut bricht auf Höfen in Gönnebek die Maul- und Klauenseuche aus. Die ganze geschlossene Ortschaft wird zum Sperrbezirk.

 

21.01.1928

In Bad Segeberg findet zum zweiten Mal der vom Kreisreiterverein organisierte Segeberger Reitertag statt. Am Vormittag bzw. Mittag finden die Generalversammlungen des Kreisreitervereins, des Kreispferdezuchtvereins und des Segeberger Kreispferdezuchtvereins für das Holsteiner Pferd statt. Der schlicht „Kreispferdezuchtverein“ genannte Verein wird vom Schmalenseer Heinrich Harder geführt und ist der im Raum Bornhöved verbreitete Verein. Da Harder aufgrund einer parallel stattfindenden Versammlung des Landwirtschaftlichen Kreisvereins (s.u.) verhindert ist, übernimmt sein Stellvertreter Greve aus Högersdorf zeitweilig die Leitung.

Am Nachmittag kommen alle Gruppen im Kreisbauernhaus zusammen, um nach einer Filmvorführung am Abend dann gemeinsam Reiterkommers, Aufführungen und Ball zu erleben. Die Musik kommt von der Stahlhelm-Kapelle Kiel.

 

23.01.1928

Trotz des am 18.01.1928 verkündeten „Burgfriedens“ im Zuge der Einigungsbestrebungen der Landwirtschaft, ist es doch zu Gegenagitationen gekommen. Spies, Geschäftsführer des Bauernvereins, hat Übervorteilung vermutet und diese Bestrebungen als persönliche Interessen weniger hingestellt. Der Einigungsausschuss im Kreis Segeberg, der den „großen Segeberger Bauerntag“ am 25.01.1928 vorbereitet, kritisiert Spies scharf und ruft alle Bauern des Kreises auf, einig zu sein, die bestehenden Organisationen aufzulösen und eine neue zu bilden. Letzteres soll in einer großen Bauernversammlung im Anschluss an die außerordentlichen Mitgliederversammlungen der landwirtschaftlichen Organisationen stattfinden.

 

25.01.1928

Aufgrund der laufenden Ereignisse rund um eine mögliche Einigung der Landwirtschaft finden in Bad Segeberg Veranstaltungen der landwirtschaftlichen Kreisorganisationen statt: Gut 1.500 Mitglieder strömen in die Kreisstadt, die beiden Säle des Kreisbauernhauses reichen nicht aus, alle aufzunehmen, viele harren im strömenden Regen auf dem Marktplatz aus.

Um 9 Uhr tagt im Hotel Germania die Kreisgruppe Segeberg des Landbundes Schleswig-Holstein, um 10 Uhr im Kreisbauernhaus eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Segeberg des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins. Beide scheinen laut Einladung willens, ihre Satzungen um einen Passus zur Selbstauflösung zu ergänzen und unter einem letzten Tagesordnungspunkt die jeweilige Auflösung zu beschließen. Im Vorwege aber hat sich, gerade in den Reihen des Bauernvereins, eine Opposition gebildet. „Lasst Euch Euren Bauernverein nicht zerstören“, ist einer der öffentlichen Aufrufe, der Auflösung nicht zuzustimmen.

Der Kreisvorsitzende Rickers nutzt seine Begrüßung, ein Schreiben des Finanzamtes zu verlesen. Demnach werden, aufgrund des ungünstigen Ausgangs der 1927er Ernte und der dadurch bedingten geringen Einkommen der Landwirte diesen, rückwirkend zum 15.11.1927, Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. Danach gibt Rickers den Beschluss des Kreisvorstands und eines Ausschusses bekannt, wonach die Einigung der Landwirtschaft wie folgt geschehen soll: Dem Kreisvorsitzenden des Landbundes wird das Amt des Stellvertretenden Kreisvorsitzenden im Bauernverein angeboten. Daneben sollen für Mitglieder des jetzigen Landbundes vier weitere Positionen im Kreisvorstand des Bauernvereins geschaffen werden. „Ich hoffe, daß diese Hand zum Frieden nicht ausgeschlagen wird“, schließt Rickers.

Köhler (Bühnsdorf) spricht für den erst vor wenigen Tagen eingesetzten Einigungsausschuss. Er fordert dazu auf, dass alle Vorstandsmitglieder des jetzigen Bauernvereins, wolle man den vorgedachten Weg gehen, von ihren Ämtern zurück treten sollten. Nur so könne man eine wirkliche „Gewerkschaft aller Bauern“ schaffen. Der Tarbeker Dahm, selbst Mitglied des Kreisvorstandes, stimmt dem zu und willigt ein, zurück zu treten. Da schaltet sich der Anwalt Medow als Rechtsbeistand des Bauernvereins ein. Er erklärt, dass (angesichts der Zustände – etliche Stimmberechtigte befinden sich auf dem Marktplatz) eine juristisch unanfechtbare Abstimmung nicht durchführbar sei. Spies, im zuvor ausgesprochenen Vorschlag Rickers noch derjenige, der seinen Posten im Vorstand räumen sollte (er ist Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender), erklärt sowohl unter Jubelrufen als auch unter Unmutsbekundungen, dass „der Vorstand des Bauernvereins nicht zurücktreten wird.“ Willi Siebke aus Schmalensee ergänzt, dass Bauernverein und Landbund sich eigene Kommissionen wählen sollten, die in neue Verhandlungen eintreten sollten.

Auch der Landbund wählt sich eine Kommission für weitere Verhandlungen. Um 12.30 Uhr gibt es an diesem Tag eine dritte Versammlung, nun in der Harmonie. Köhler als Sprecher des Einigungsausschusses betont die Neutralität dieser Veranstaltung, an der Landwirte aus beiden Organisationen teilnehmen. Er unterstreicht, dass die Bildung zweier Verhandlungskommissionen positiv zu werten sei und unter lautem Jubel der Zuhörer bekräftigt er den Wille, eine Landwirte-Gewerkschaft zu erschaffen, die alle Bauern im Kreis und in der Provinz umfassen soll.

 

25.01.1928

Beim Regierungspräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein treffen sich die Spitzen des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins und des Landbundes Schleswig-Holstein in derselben Sache. Der Bauernverein schlägt vor, dass der Landbund in ihn verschmelzen solle. Die zukünftige Provinzial-Organisation solle sich unter die Spitzenorganisation (also auf Reichsebene) „Vereinigung der Deutschen Bauernvereine und Deutsche Bauernschaft“ stellen. Diese Bedingungen sind für den Landbund nicht hinnehmbar – während er seine Mitgliedschaft im Reichslandbund aufgeben solle, dürften die übrigen Organisationen weiter ihren Spitzenverbänden unterstehen. Insgesamt seien die Forderungen des Bauernvereins sehr scharf gestellt worden.

Es kommt zu einem Kompromiss: Bauernverein und Landbund bilden eine auf zwei Jahre unkündbare Arbeitsgemeinschaft als Vorstufe zur Verschmelzung.

 

26.01.1928

Der Reiterverein Bornhöved und Umgegend feiert in Hein's Gasthof sein Wintervergnügen. Mehrere Filme kommen zur Vorführung: Reichspräsident Hindenburg in Flensburg, Kiel und Oldenburg, der Stapellauf des Kreuzers „Karlsruhe“, das Landesturnier 1927 in Kiel und Leistungsprüfungen von Warmblutpferden.

 

28.01.1928

Mit Claus Suhr trägt der Krieger- und Militärverein für Bornhöved und Umgebung den letzten Veteranen von 1848 zu Grabe. 25 Teilnehmer an der Erhebung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark liegen nun auf dem Friedhof zu Bornhöved.

 

28.01.1928

Aus ganz Schleswig-Holstein bringen rund 140.000 Bauern bei einer Notstandskundgebung des Landvolkes ihren Wunsch nach einer Einigung der Landwirtschaft zum Ausdruck. Ein Ereignis und eine Aussage, auf die sich vor allem Köhler (Bühnsdorf) als Vorsitzender des Segeberger Einigungsausschusses immer wieder berufen wird.

 

30.01.1928

Landrat und Schulrat interessieren sich für den Einsatz des Rundfunks im Unterricht der Segeberger Schulen. Diese werden aufgefordert, zu berichten ob sie im Besitz von Rundfunkgeräten sind, ob das Lehrpersonal pädagogische Inhalte der „Deutschen Welle“ verfolgt und ob diese auch im Unterricht zur Anwendung kommen.

 

01.02.1928

Die auf einem Hof in Gönnebek festgestellte Maul- und Klauenseuche wird für erloschen erklärt.

 

01.02.1928

Ein Rückschlag für die Einigungsbestrebungen der Landwirtschaft. Eine eilig einberufene Provinzialversammlung des Landbundes Schleswig-Holstein verwirft die am 25.01.1928 beschlossene Arbeitsgemeinschaft mit dem Bauernverein. In der Begründung unterstellt der Landbund dem Bauernverein, in letzter Konsequenz eine Einigung gar nicht zu wollen. Dafür stünden die Forderungen an den Landbund, die dieser ganz offensichtlich nicht annehmen könne. So sei eine Unterordnung auch unter die „linksgerichtete, dem Marxismus gegenüber freundlich eingestellte Deutsche Bauernschaft“ unannehmbar. Auch die Forderung, der Landbund solle im Bauernverein aufgehen sei nicht akzeptabel. Und deshalb sei auch die Bildung der Arbeitsgemeinschaft nicht mehr gewollt. Der Landbund sagt offen der Sozialdemokratie den Kampf an und bietet sich dem ganzen Landvolk an, für dieses einen eigenen weg der Einigung zu beschreiten – den Landvolksbund.

 

08.02.1928

Die Reaktion des Bauernvereins Schleswig-Holstein auf das Ausscheren des Landbundes lässt nicht lange auf sich warten. Eine Vertreterversammlung in Neumünster (aus der offenbar der so genannte Sechserausschuss hervorgeht, Anmerkung) nimmt entschieden Abstand zu den Anschuldigungen durch den Landbund und distanziert sich vor allem vor dem Vorwurf, linken Parteien entgegen zu kommen. Der Landbund habe durch seine Aufkündigung der Arbeitsgemeinschaft in Zeiten der Not und trotz des Einsatzes des Regierungspräsidenten große Schuld auf sich geladen. Die Idee vom Landvolksbund diene nur dem Bestreben, ganz schnell neue Mitglieder zu gewinnen, die man mit Lügen über den Bauernverein auf die eigene Seite zu ziehen gedenke. - Der Konflikt ist ganz offenbar aufs Neue entbrannt. In der Folge machen sich Landbund und Bauernverein gegenseitig über die Presse Vorwürfe und tauschen Anschuldigungen aus.

 

08.02.1928

Schon nach einer Woche wird die auf dem Gönnebeker Hof festgestellte Maul- und Klauenseuche wieder für erloschen erklärt. Auch ein bislang befallener Hof in Bornhöved ist wieder seuchenfrei.

 

08.02.1928

Der Landwirtschaftliche Kreisverein hält im Bad Segeberger Hotel Germania seine Hauptversammlung ab. Direktor Jasper aus Kiel trägt zur „Lage auf dem Geldmarkt unter besonderer Berücksichtigung der Landwirtschaft“ vor. Weiterhin wird über die Einführung einer obligatorischen Eberkörung und das (Ab-)Dichten der Weiden gesprochen. Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins ist A. Langbehn.

 

10.02.1928

Aus Einkommenssteuereinnahmen des Reiches werden der Gemeinde Schmalensee 137,80 RM überwiesen.

 

10.02.1928

In Bad Segeberg scheint die Einigungsbewegung der Landwirtschaft in ein weiteres Tief zu fallen. Die auf Kreisebene unter der Leitung des Vorsitzenden des Einigungsausschusses, Köhler (Bühnsdorf) tagenden Kommissionen von Bauernverein und Landbund kommen zu keiner Einigung. Die Arbeitsgemeinschaft, die beide Kommissionen bilden, sieht sich der völligen Ablehnung (Landbund) bzw. Anerkennung (Bauernverein) ausgesetzt. Köhler sieht mit diesem Patt seine Mission als beendet an.

Unterdessen treffen Meldungen aus einigen anderen Landkreisen ein, wo sich zwei bis drei landwirtschaftliche Organisationen zu einer Einigung scheinbar durchringen können.

 

11.02.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania findet eine Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes des Kreises Segeberg statt.

 

12.02.1928

Die Allgemeine Ortskrankenkasse Bornhöved erhebt ab sofort 5,5 Prozent des Grundlohnes als Krankenkassenbeitrag. Die Kasse hat ihre Geschäftsstelle in Tarbek und verfügt in den umliegenden Gemeinden über Sammler. In Bornhöved dienen auch zwei Gaststätten als Anlaufpunkt. Denn im Fall einer Erkrankung hat das Mitglied auf der Geschäftsstelle oder bei einem der Sammler beziehungsweise Gastwirte eine Mitgliedsbescheinigung zu empfangen, die dem behandelnden Arzt zu übergeben ist.

 

14.02.1928

Auf dem zur Gemeinde Tarbek gehörenden Ausbau Trappenkamp ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

 

14.02.1928

Der Verband Schwarzbunter Schleswig-Holsteiner (Provinzialverband), dem die Kreisrindviehzuchtvereine Bordesholm, Stormarn, Segeberg, Lauenburg, Oldenburg, Plön, Eckernförde, Angeln, Rendsburg und Pinneberg angehören, hält in Kiel seine 31. Abgeordnetenversammlung ab. Die Nachrichten an die Versammlung, die der Vorsitzende Otto Matzen (Lensahn) zu geben hat, sind durchweg positiv: Die Durchschnittsleistungen der Tiere sind deutlich gesteigert worden und die in Lübeck gegen einige Widerstände errichtete Auktionshalle habe so gute Erträge erwirtschaftet, dass man die Beiträge pro Stück Vieh von 1 Mark auf 50 Pfennig senken kann.

 

15.02.1928

Köhler (Bühnsdorf) äußert sich im Segeberger Kreis und Tageblatt zu den Vorgängen um die Einigung der Landwirtschaft im Kreise Segeberg. Er warnt davor, dass die Einigungsbewegung in Schleswig-Holstein und im Kreis in einen organisationspolitischen Machtkampf eintreten könnte. Das dürfe auf keinen Fall geschehen.

 

15.02.1928

Am selben Tag tagt der Gesamtausschuss der Einigungsbewegung im Kreise Segeberg im Bad Segeberger Hotel Germania. Köhler, der Vorsitzender des Ausschusses ist, fasst die bisherigen Geschehnisse zusammen und unterstreicht, dass ein Zusammenschluss von Bauernverein und Landbund im Kreis Segeberg bisher an Einzelpersonen aus beiden Verbänden gescheitert sei. Auch die Arbeitsgemeinschaft beider sei daran gescheitert. In anderen Kreisen Schleswig-Holsteins habe man sich einigen können. Man habe eine Organisation auf Kreisebene gebildet, sich aber beiden Spitzenorganisationen angeschlossen. Das habe den Vorteil der breiten Einflussnahme nach oben. Die weitere Initiative, eine Einigung auch im Kreis Segeberg herbeizuführen, liege allein beim Ausschuss, so Köhler.

Stahmer (Quaalerteich), eine der treibenden Kräfte in der Segeberger Einigungsbewegung, macht die drei bedeutendsten Personen des Bauernvereins im Kreis Segeberg für das Scheitern verantwortlich: Den Vorsitzenden Rickers, seinen Stellvertreter und Geschäftsführer Spies und Willy Siebke aus Schmalensee. „Ein Zusammenarbeiten mit diesen Herren ist in Zukunft nicht mehr möglich“, wird Stahmer wiedergegeben.

Köhler (Bühnsdorf) ergänzt, dass das Hauptargument des Bauernvereins zu entkräften sei: Dieser hatte das Kreisbauernhaus, die Bauernbank und Bauerngenossenschaft im Kreis initiiert und falle er weg, seien diese Werte gefährdet. Mittlerweile würden aber alle diese wirtschaftlichen Unternehmen unabhängig existieren, eine geeinte Landwirtschaft wäre nur von Vorteil, um sie in ihrem Bestand zu sichern.

Der Einigungsausschuss beschließt das weitere Vorgehen. Er will zunächst beim Bauernverein ansetzen und dessen Generalversammlung mit folgender Tagesordnung zu beantragen: 1. Vereinigung der Kreisgruppe Segeberg des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins und der Kreisgruppe Segeberg des Reichslandbundes. Der Spitzenanschluss hat so zu erfolgen, dass man sich sowohl der Spitze des Bauernvereins, als auch des Reichslandbundes anschließt. 2. Abberufung des Vorstands und des Ausschusses. 3. Wahl eines provisorischen Vorstands. 4. Wahl einer Satzungskommission.

 

16.02.1928

In Neumünster kommen erneut Vertreter der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft, der so genannte Sechserausschuss zusammen und sind bemüht, die Einigungsbestrebungen voranzubringen. Die bisher gegen die Notlage der Landwirtschaft seitens der Reichsregierung eingeleiteten Schritte fordert man zu erweitern. Dazu wiederum fordert man ein geeintes Auftreten aller Landwirte – was sich auch organisatorisch unter einer „neutralen Spitze“ widerspiegeln müsse. Ein Gremium wird gewählt, die Bestrebungen voranzubringen.

Landbund und Bauernverein Schleswig-Holstein reagieren in den folgenden tagen positiv auf die Versammlung und ihre Beschlüsse. Von einer „Rückkehr zur Notgemeinschaft“ spricht man im Bauernverein; der Landbund sieht die Hauptaufgabe des gewählten überparteilichen Gremiums darin, Abhilfe aus der aktuellen Not der Landwirtschaft herbeizuführen. Der Weg zu Verhandlungen sei wieder frei gemacht.

 

17.02.1928

In Thodes Gasthof findet die Generalversammlung des Vaterländischen Frauenvereins für Bornhöved und Umgebung statt. Vorsitzende ist Frau Pastor Schlüter. Die Zahl der Mitglieder in Bornhöved und Schmalensee beträgt 200.

 

20.02.1928

Für die Erntezeit wird im Kreis Segeberg ein Mangel an jugendlichen Arbeitskräften erwartet. Aus diesem Grunde beabsichtigt das Kreisarbeitsamt, Jugendliche, die zum Teil schon mit landwirtschaftlichen Arbeiten vertraut sind, aus dem Ruhrgebiet anzufordern. Die Landwirte des Kreises sind angehalten, ihren Bedarf zu melden.

 

21.02.1928

Ein weiterer Hof in Gönnebek, auf dem man die Maul- und Klauenseuche festgestellt hatte, gilt wieder als seuchenfrei.

 

21.02.1928

Die politischen Parteien haben sich bisher aus dem Streit um die Einigungsfrage der Landwirtschaft, zumindest im Kreis Segeberg, weitgehend herausgehalten. Die Deutschnationale Volkspartei DNVP hält nun in Kaltenkirchen eine öffentliche Kundgebung ab. Der Reichstagsabgeordnete Thomsen spricht über „Landwirtsnot und Deutschnationale“. Der DNVP-Kreisvorsitzende Hüttmann (Nahe) wirbt: „Landwirte, erscheint in Massen!“

 

25.02.1928

In Damsdorf findet ein Heimatabend der „Jungbauernschaft am Grimmelsberg“ statt. Jungbauernführer ist Hellmut Saggau aus Schmalensee, der die zahlreichen Teilnehmer begrüßt und dann Lehrer Heinrich Göttsch das Wort erteilt, der die Festrede des Heimatabends hält:

„Die Heimattreue ist eine Frucht der Heimatliebe. Wo ist die Heimat? Unser Jugendparadies ist unsere Heimat, hier schöne Wälder und Seen, dort Hügel und Täler. Wir wollen uns vertiefen in die Schönheit und Pracht unserer Heimat. Selbst wer in der Ferne sein Brot sucht, trägt das Bild der Heimat in sich. Wer die Heimat liebt, hält Zwiesprache mit seinen Ahnen. Vor 1.000 Jahren war unsere Heimat eine Wildnis, viele Generationen mussten Wald roden und Furchen ziehen, die Dörfer wurden von den feindlichen Wenden zerstört. Aber immer wieder fanden unsere Vorfahren den Mut, sich zu behaupten. Die Notzeiten bildeten ein hartes Geschlecht heran, dass in diesen Kämpfen die Heimat behauptete. Die Heimat, die ererbte Scholle, soll den Jungbauern übermittelt werden und zwar wiederum in einer Notzeit. 'Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.' Das Erbe soll nicht als Geschenk betrachtet werden, sondern soll erworben werden und sei es im harten Kampfe. Die heutige Lage des Bauernstandes ist nicht glücklich und die heutige Politik nimmt sich des platten Landes nicht genügend an. Infolgedessen ist das Land auf Selbsthilfe angewiesen. Ohne Selbsthilfe keine Zukunft. Der Jugend muss das Beste gegeben werden, um aus dem heutigen Elend heraus zu kommen, hoffen wir auf die Jungbauern. Eine Stütze sei ihr die Weiblichkeit. Aber ein Teil von ihr, besonders der in der Großstadt lebende, ist in dem Streben nach Vermännlichung der Frau (kurzes Haar, Rauchen) von dem Beruf des Hausstandes abgekommen. Das Land ist in dieser Hinsicht noch vernünftiger; die Kinder wachsen von Jugend an im Betriebe auf. Wer herrschen will, muss dienen lernen. Das platte Land soll und muss gesund bleiben, große Gefahren drohen, man möge mit Iven Kruse, unserm Landsmann wünschen:

Ja Holstensinn und Holstenart

ist wieder in vielen Gefahren.

O, schlagt sie nieder, kräftig und hart,

wie vor 700 Jahren.

O, rufet zusammen Mann für Mann,

daß sie jetzt stehen wie die Alten.

O, schirme die Heimat, wer da kann,

vor fremden Wehen und Walten.“

Weitere Redner an diesem Abend sind der Kreisjungbauernführer Ramm aus Högersdorf und Landesjungbauernführer Clausen aus Rendsburg.

 

27.02.1928

In Tarbek und Schmalensee findet durch den Kreisverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner die Körung der weiblichen Tiere statt.

 

28.02.1928

Der Einigungsausschuss der Landwirtschaft im Kreise Segeberg unter Vorsitz des Herrn Köhler (Bühnsdorf) hält im Kreisgebiet große Bauernversammlungen ab und lädt zu einer solchen am 05.03.1928 beim Gastwirt Hein in Bornhöved ein. Am 02.03.1928 jedoch erfolgt die Absage der Veranstaltung. Die in Bad Bramstedt und Kaltenkirchen finden aber statt.

 

01.03.1928

Während der Bauernversammlung in Bad Bramstedt benennt Köhler (Bühnsdorf) die Schuldigen für die aktuelle Notlage der Landwirtschaft: „die rote Linke“. Köhler weiter: „Die ganze Landwirtschaft muss heute Front machen und einheitlich um ihre Existenz kämpfen. […] Noch nie war die Not der Landwirtschaft so groß als heute, und nie war die innere Zerrissenheit größer als jetzt. Mit diesem Zustand will die Einigungsbewegung aufräumen.“ Für den Bauernverein entgegnet Rickers (Kükels), dass es Unterschiede zwischen den Organisationen gebe, eine Arbeitsgemeinschaft aber gewünscht sei. Sein Stellvertreter und Geschäftsführer Spies wird an einer Wortmeldung gehindert. Köhler kritisiert Rickers für die stete Betonung des Trennenden, statt auf das Einigende zu schauen. Für den Landbund sagt Schmidt (Bahrenhof), dass seine Organisation zu größtem Entgegenkommen bereit sei. Andere Kreise hätten vorgemacht, wie man sich einigen könne.

 

03.03.1928

Während sich die beiden landwirtschaftlichen Organisationen Bauernverein und Landbund im Kreis Segeberg offensichtlich wieder annähern, regt sich weiter Widerstand gegen eine Verschmelzung. Dieser kommt aus den Reihen der so genannten Kleinbauern innerhalb des Bauernvereins (vormals in der Deutschen Bauernschaft organisiert, Anmerkung). Die Landwirte mit Betriebsgrößen bis 20 Hektar, so Meyer (Wiemersdorf), würden nach ihm bekannt gewordenen Ideen zur neuen Organisationsform nicht hinreichend vertreten sein. „Wir würden weiter nichts bedeuten, als zahlende Mitglieder, gut genug, um die Mitgliederlisten aufzufüllen und für andere die Kastanien aus dem Feuer zu holen […]“, so Meyer im Segeberger Kreis- und Tageblatt.

 

03.03.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania findet eine Vertrauensmännerversammlung des Kreislandbundes Segeberg statt. Diese beschließt: „Die Kreisgruppe Segeberg des Landbundes Schleswig-Holstein hält nach wie vor die Verschmelzung mit der Kreisgruppe Segeberg mit dem Schleswig-Holsteinischen Bauernverein für das einzige und wirksamste Mittel, die Interessen unseres Berufes am wirksamsten zu vertreten und den Frieden innerhalb der Landwirtschaft des Kreises herzustellen und zu wahren. An alle Berufskollegen ergeht der Ruf, für die Vereinigung im Kreise Segeberg tatkräftig mitzuarbeiten.“

 

05.03.1928

Die auf dem Hof Trappenkamp und beim Schmalenseer Landwirt Ernst Saggau festgestellte Maul- und Klauenseuche wird für erloschen erklärt.

 

06.03.1928

Der Landwirtschaftliche Verein für Bornhöved und Umgebung hält in Hein's Gasthof eine Versammlung ab. Dr. Hinrichs aus Bad Segeberg referiert über „Betriebswirtschaftliche Tagesfragen“, Dr. Heydemann aus Kiel hält einen Lichtbildervortrag zum Thema „Schädlinge und Krankheiten im Obst- und Gartenbau“. In der Aussprache zum Vortrag erfahren die Mitglieder, dass man in Schmalensee im Begriff ist, eine Spritze zur Bekämpfung des Apfelblattsaugers anzuschaffen.

Dann spricht Dr. Hinrichs über betriebswirtschaftliche Tagesfragen. In seinem Vortrag geht der Rektor der Landwirtschaftsschule Bad Segeberg nur bedingt mit der Politik und der von ihr begangenen Vernachlässigung der Landwirtschaft ein, die durch ein 25 Millionen Reichsmark-Notprogramm nur unzureichend gelindert sei. Dr. Hinrichs äußert sich auch über den geringen wirtschaftlichen Weitblick der Landwirte, die zu viel produzieren würden, insbesondere Schweine. Bei Kartoffeln würden zu viele Sorten produziert und insgesamt schaffe man mehr Masse als Klasse. Hinrichs Empfehlung: Die Produktion von Qualitätsware. Markenbutter, Sortierung von Eiern und Früchten, Zucht herausragender Pferde, Lieferung von Markenschweinen. Damit stößt Hinrichs nicht nur auf Gegenliebe, einige Versammlungsteilnehmer wollen sich nicht so weit einschränken, wie vorgeschlagen.

 

09.03.1928

Zum dritten Mal tagt in Neumünster der so genannte Sechserausschuss der landwirtschaftlichen Organisationen. Es können zarte Fortschritte bei der Einflussnahme auf die Landwirtschaftspolitik im Reich und in Preußen vermeldet werden. Da der Reichstag vor der Auflösung steht und die politischen Parteien um die Gunst der Wählerstimmen aus den Reihen der Landwirtschaft zu buhlen beginnen, will man Forderungen an die Parteien formulieren, um sie „wählbar“ zu machen. Grundsätzlich bewahre man aber Neutralität.

 

10.03.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania findet die Hauptversammlung des Jagdschutzvereins Segeberg-Ost statt. Vorsitzender ist Gutsbesitzer Isenberg auf Travenort. Neben einer Trophäenschau gibt es auch einen eineinhalbstündigen Vortrag zum Thema „waidgerechtes Jagen“. In der Aussprache erfahren die Teilnehmer, dass die Provinzialregierung das Auslegen von mit Phosphor vergifteten Eierschalen zur Bekämpfung von Elster, Rabe und Nebelkrähe gebilligt hat. Das Mitglied Cornehls aus Kükels führt eine effektive Wieselfalle vor.

 

11.03.1928

In Neumünster treffen Vertreter der Jugendorganisationen des Bauernvereins (Jungbauernschaft) und des Landbundes (Junglandbund) zusammen. Unabhängig von ihren übergeordneten Verbänden beschließen sie eine engere Zusammenarbeit. Diese soll in der endgültigen Verschmelzung gipfeln. Eine Arbeitsgemeinschaft aus je drei Vertretern wird gebildet, ein Hauschildt aus Bornhöved gehört ihr an. Die Zeitschrift „Der Jungbauer“ soll ab sofort beiden Jugendorganisationen dienen. Außerdem wollen sie erwirken, dass Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft im „Schleswig-Holsteinischen Bauer“ (Organ des Bauernvereins) und im „Landboten für Schleswig-Holstein“ (Landbund) erscheinen.

 

14.03.1928

Die Kreisgruppe Segeberg des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins hält im Bad Segeberger Kreisbauernhaus ihre ordentliche Generalversammlung mit turnusgemäßen Vorstandswahlen ab. Auch ein Sachstandsbericht zur Einigungsbestrebung wird gegeben. Die Tagesordnung entspricht damit nicht der vom Einigungsausschuss beantragten. Dieser, namentlich der Vorsitzende Köhler (Bühnsdorf) ruft daher die Mitglieder des Bauernvereins mit Nachdruck dazu auf, über den gestellten Antrag zu sprechen – die Einberufung durch den Kreisvorstand mit dessen Tagesordnung zeige, dass er der Gegner der Vereinigung ist.

Zur Versammlung erscheinen gut 600 Landwirte. Auch der stellvertretende Präsident des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins, Lübcke (Augaard) und der Geschäftsführer Schulz (Rendsburg) sind zugegen. Der Kreisvorsitzende Rickers (Kükels) berichtet zunächst von den letzten Verhandlungen des Bauernvereins mit dem Einigungsausschuss unter dem Vorsitz von Köhler (Bühnsdorf). Da man mit Köhler nicht einig geworden sei, habe man die Generalversammlung einberufen. Dahm (Tarbek) unterstreicht dies. Er selbst habe die Generalversammlung empfohlen, da sie die entscheidende Instanz des Bauernvereins sei. Anschuldigungen gegen den Kreisvorstand, Gegner der Einigung zu sein, seien haltlos.

Köhler (Bühnsdorf) ergreift dann das Wort. Er äußert den Verdacht, der Vorstand habe vor, die Generalversammlung dazu zu nutzen, einer Einigung den Weg zu verbauen und kritisiert, dass die außerordentliche Mitgliederversammlung am 25.01.1928 nicht korrekt protokolliert worden sei. Nach dem Verlauf der damaligen Versammlung seien Vorstand und Ausschuss des Segeberger Bauernvereins nur noch bis zum heutigen tage im Amt und müssten nun ihre Ämter niederlegen. Auch hätten beide das Vertrauen der Mehrheit der Mitglieder verloren und müssten allein deshalb zurücktreten.

In die anschließenden konträren Wortmeldungen schaltet sich auch Heinrich Harder aus Schmalensee ein. Er äußert sich ähnlich, wie schon am 14.01.1928 in Bornhöved:

„Es handelt sich bei der Landwirtschaft um die Existenz und um die Rentabilität des Betriebes. Alles, was unternommen wird, soll diesem Grundsatz dienen. Vor wenigen Tagen erst hat man in einer Vertrauensmännerversammlung den führenden Männern des Bauernvereins das Vertrauen ausgesprochen. Sind denn die Mitglieder des Bauernvereins so wankelmütig, daß sie heute 'Hosianna!' und morgen 'Kreuziget ihn!' rufen? Ich bin der Ansicht, daß im Kreise Segeberg Landbund und Bauernverein ihre Existenzberechtigung haben.“

Dann schaltet sich auch Lübcke (Augaard) ein. Er setzt sich dafür ein, eine Arbeitsgemeinschaft beider landwirtschaftlicher Organisationen im Kreis Segeberg zu bilden. Die Verschmelzung komme schon noch, sie aber übers Knie zu brechen, treibe einen Keil in die schleswig-holsteinische Landwirtschaft.

Nun kommt es zur Abstimmung über den Antrag Köhlers (Bühnsdorf) bezüglich Rücktritt des Vorstands. Mit 315:258 Stimmen wird dem Vorstand, darunter Siebke (Schmalensee) das Misstrauen ausgesprochen – er tritt geschlossen zurück. Lübcke (Augaard) übernimmt die Versammlungsleitung und lässt über Köhlers zweiten Antrag abstimmen. Mit 377:154 Stimmen wird eine Verschmelzung (und nicht die Arbeitsgemeinschaft) beschlossen. Anschließend wird ein provisorischer Ausschuss mit der Leitung des Segeberger Bauernvereins gebildet. Ihm gehören unter anderem als Vorsitzender Rickers (Kükels) sowie Köhler (Bühnsdorf) an. Unter den weiteren 13 Mitgliedern sind Dahm (Tarbek) und Bewarder (Damsdorf).

 

15.03.1928

Inmitten des Ringens um eine Einigung der Landwirtschaft im Deutschen Reich, der Provinz Schleswig-Holstein und ganz besonders im Kreis Segeberg blickt der Schleswig-Holsteinische Bauernverein auf sein zehnjähriges Bestehen zurück.

 

17.03.1928

Der Kreislehrerverein hält in der Bad Segeberger Harmonie seine Frühjahrsversammlung ab. U.a. spricht Gymnasial-Musiklehrer Rissen aus Rendsburg über „Sprechtechnik in der Schule“.

 

19.03.1928

Der provisorische Ausschuss des Segeberger Bauernvereins tritt zu seiner ersten Sitzung und wählt einen dreiköpfigen kommissarischen Vorstand mit Köhler (Bühnsdorf) an der Spitze. Rickers (Kükels) gehört nicht dem Vorstand an. Der bisherige Geschäftsführer Spies wird mit sofortiger Wirkung beurlaubt und statt seiner Witte gewählt. Der Ausschuss möchte alsbald die Verhandlungen mit dem Landbund im Kreis Segeberg bezüglich einer Verschmelzung aufnehmen.

 

22.03.1928

In Kiel findet die 68. Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein statt. Die Leitung hat der Vorsitzende, Graf zu Rantzau-Breitenburg. Mit Beginn der Versammlung werden zwei Schriftführer gewählt, darunter Heinrich Harder aus Schmalensee.

 

24.03.1928

Angeblich hat das Gericht den Antrag des kommissarischen Vorstands des Kreisbauernvereins auf Eintragung der drei gewählten Mitglieder ins Vereinsregister verweigert. Abweichend von der Besetzung des kommissarischen Vorstands habe man Köhler (Bühnsdorf) und Rechtsanwalt Medow zu Vorstandsmitgliedern bestellt, die mit Geschäftsführer Spies die Geschäfte weiterführen sollen. Später bewahrheitet sich diese Maßnahme. Es wurde erfolgreich Einspruch gegen Teile der Ergebnisse der Versammlung vom 14.03.1928 eingelegt.

 

24.03.1928

Im Bad Segeberger Kreisbauernhaus findet die Frühjahrsgeneralversammlung des Kreisvereins Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner statt. Die Mitglieder erhalten umfangreich Bericht aus dem Landesverband, um dessen Entwicklung es sehr positiv aussieht. Die Einrichtung einer Auktionshalle in Lübeck sei ein voller Erfolg und die Schwarzbunten erfreuten sich immer größerer Beliebtheit.

Der Schmalenseer Heinrich Harder soll zukünftig an den Vorstandssitzungen des Kreisvereins teilnehmen. Der Grund ist seine Zugehörigkeit zur Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

 

24.03.1928

Auch wenn es nun keinen Veteranen der Erhebung von 1848 mehr in Bornhöved gibt, erhält die Erhebungsfeier des Militärvereins für Bornhöved und Umgebung ein sehr positives Echo. Die Leitung hat Kaufmann Bolln.

Nach einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof an jedem der 25 Veteranen-Gräber findet am Nachmittag ein Umzug durch Bornhöved statt. Gefolgt von Abordnungen benachbarter Vereine mit ihren Fahnen und Standarten, marschiert eine Gruppe Krieger aus der Zeit Karls des Großen zum Adolfplatz, wo ein Erinnerungsstein an die „Schlacht bei Sventana 798“ eingeweiht wird. Am Abend findet in Hein's Gasthof die Hauptfeier statt. Einer der Festredner ist der Amtsvorsteher a.D. Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee, der in seiner Ansprache „in Liebe und Verehrung der gefallenen 48er aus Bornhöved und Umgegend und derjenigen Veteranen gedachte, die viele der Mitfeiernden noch gekannt haben, und ihre Verdienste und ihre vorbildliche Treue und Heimatliebe rühmte.“

Schließlich trägt der Bornhöveder Robert Lensch das Lied „Wenn ein neuer Bismarck kommt“ vor.

 

28.03.1928

Der Gemeinde Schmalensee werden aus Umsatzsteuereinnahmen des Reiches 361,95 RM überwiesen.

 

01.04.1928

Im Kreis Segeberg tritt eine neue Jagdsteuerordnung in Kraft und ersetzt die vom 25.11.1926. Jagdsteuer pflichtig ist jeder, der im Kreis Segeberg das Jagdrecht ausübt oder ausüben lässt. Dafür hat er jährlich 10 Prozent des Pachtpreises als Jagdsteuer abzuführen.

 

01.04.1928

Eine kleine Veränderung des Landjägereibezirks Bornhöved tritt in Kraft. Ab sofort gehört der Landjägerposten nicht mehr zum hiesigen Landjägeramt sondern zum Landjägeramt Westerrade.

 

01.04.1928

Um den Kraftfahrzeugbesitzern das Erlangen eines gültigen Kfz-Kennzeichens zu vereinfachen, ermächtigt der Landrat des Kreises Segeberg 13 Vorsteher entlegener Ämter des Kreises, darunter den in Bornhöved, zur Abstempelung der Kennzeichen und Aushändigung der Zulassungsbescheinigung. Die Anträge auf Zulassung der Kraftfahrzeuge sind allerdings weiterhin an das Landratsamt zu richten.

 

01.04.1928

Der Provinziallandtag hat eine neue Verwaltungsordnung für das Wegewesen in Schleswig-Holstein mit Ausnahme des Herzogtums Lauenburg erlassen. Demnach ist die Straße Neumünster-Plön eine Verbindungsstraße und gehört zu den Provinzialstraßen erster Ordnung (Durchgangsstraßen, Verbindungsstraßen, Seitenstraßen und Ausfallstraßen).

 

04.04.1928

Die Kreisgruppe Segeberg des Landbundes Schleswig-Holstein hält im Bad Segeberger Hotel Germania eine Generalversammlung ab. Die Tagesordnung sieht die „Annahme der mit dem Bauernverein vereinbarten Verschmelzungsbedingungen“ und die anschließende „Beschlussfassung über die Auflösung (des Landbundes)“ vor. Beides wird positiv beschieden. Der Landbund im Kreis Segeberg will sich auflösen, um im Bauernverein aufzugehen.

 

10.04.1928

In Neumünster findet eine zweite Sitzung des Sechserausschusses der Jugendorganisationen von Landbund und Bauernverein statt. Die Einigungsbestrebungen der „Landjugend“ gehen ähnlich schnell voran wie die der „großen Organisationen“ des Landvolks.

 

10.04.1928

Köhler, Medow und Spies, die nun Verantwortlichen in der Segeberger Kreisgruppe des Bauernvereins, laden zur außerordentlichen Mitgliederversammlung ins Kreisbauernhaus ein. Die Versammlung soll Passagen der Satzung so ändern, dass ein neuer Vorstand durch den Ausschuss (und nicht mehr die Versammlung) gewählt werden kann. Auch die Verschmelzung ist Thema. Aber: Die Versammlung gibt der Einigungsbewegung im Kreis Segeberg eine neue Wendung:

Zunächst fasst Köhler zusammen, dass der Landbund den vom Bauernverein vorgelegten Satzungsentwurf angenommen habe und dass der Verschmelzung nichts im Wege stehe. Spies geht mit den Vorgängen der jüngeren Vergangenheit hart ins Gericht. Man habe, als man mit den Einigungsbemühungen fast gescheitert sei, einfach die bewährten Führer, die neun Jahre gute Arbeit geleistet hätten, hinfort treiben wollen. Dann treten Köhler, Medow und Spies von ihren (vom Gericht angeordneten) Ämtern zurück, werden jedoch sogleich wieder zu kommissarischen Vorstandsmitgliedern gewählt, bis es einen neuen Vorstand gibt.

Dann kommt es zum Tagesordnungspunkt 3: „Bestätigung des in der Mitgliederversammlung vom 14.03.1928 gewählten Ausschusses bzw. Neuwahl eines Ausschusses. (Der Ausschuss wählt alsdann sofort einen neuen Vorstand, der bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Amt bleibt.).“ Willy Siebke beantragt, dass der bis zum 14.03.1928 im Amt gewesene Ausschuss (unter dem Kreisvorsitzenden Rickers, Anmerkung) geschlossen wiedergewählt werden solle. Spies pflichtet ihm bei, während Vertreter der Gruppe um Köhler auf das Ergebnis des 14.03.1928 hinweisen und den an jenem Tage gewählten Ausschuss vorschlagen. Die Abstimmung geht mit einer 57 Stimmen-Mehrheit zugunsten des Vorschlags von Willy Siebke aus. Der abgesetzte Vorstand bzw. ist wieder eingesetzt. Köhler fragt, ob der neue Ausschuss bereit sei, den Satzungsentwurf anzunehmen, Spies und Siebke lehnen dies ab. Daraufhin kommt es zum Eklat. Köhler legt sein Amt nieder und erklärt die Einigungsbemühungen in dieser Runde für gescheitert. Alle, die weiter eine Einigung wünschen, bittet er ins Hotel Germania zu einer weiteren Versammlung. Die „Sieger“ dieser Versammlung sprechen sich dafür aus, zunächst statt auf Verschmelzung auf eine Arbeitsgemeinschaft zu setzen. Und Rickers (Kükels) übernimmt, „lebhaft begrüßt“, wieder den Vorsitz. Willy Siebke wird zweiter Vorsitzender.

 

10.04.1928

Noch während der Versammlung des Segeberger Bauernvereins beginnt im Hotel Germania eine Versammlung von rund 200 Landwirten unter dem Vorsitz von Köhler (Bühnsdorf). Wie er haben einige Bauern das Kreisbauernhaus verlassen. Die Enttäuschung über den Verlauf der Versammlung des Bauernvereins und über das Verhalten von Spies und Siebke ist groß. So groß, dass eine neue wirtschaftspolitische Organisation, die Kreisbauernschaft Segeberg unter dem Vorsitz Köhlers gegründet wird.

 

11.04.1928

Die Kreislehrerkammer unter dem Vorsitz des Lehrers Ralf, der auch Vorsitzender des Kreislehrervereins ist, hat die Lehrpläne für das neue Schuljahr erstellt. Die Volksschulen des Kreises sind nun gehalten, 10 RM auf ein Konto der Segeberger Vereinsbank zu überweisen. Nach Eingang der Summe erfolgt die Zusendung durch den Verlag C.H. Wäser.

 

11.04.1928

Unter dem Vorsitz von Ernst Schümann, Gemeindevorsteher in Kaltenkirchen, tagt im Bad Segeberger Kreisbauernhaus die Kreisgruppe Segeberg des Preußischen Landgemeindeverbandes. Geladen sind alle Amts-, Gemeinde- und Gutsvorsteher sowie die Kreistagsabgeordneten.

Ein Auszug aus der Tagesordnung zeigt, was die Kommunalpolitiker in diesem Jahr u.a. beschäftigt: Aufbringung der Volksschullasten, Einrichtung ländlicher Fortbildungsschulen, die landwirtschaftliche Haftpflichtversicherung, die Arbeitslosenversicherung, Fragen der Wegeunterhaltung, die Kraftfahrzeugsteuer, die Auflösung der Gutsbezirke und Sparmaßnahmen der Gemeinden.

In der Frage der ländlichen Fortbildungsschulen bleibt die Versammlung nach intensiver Diskussion ohne Beschluss. Geheimrat Dr. Ilsemann setzt sich für diese Einrichtung, derer es im Kreis Plön schon 60 gibt, nachdrücklich ein. Er erklärt, dass es sich um eine Einrichtung, die auf den Besuch der Landwirtschaftsschule vorbereite, indem sie die Lücke zwischen Verlassen der Volksschule und Eintritt in die Landwirtschaftsschule schließe. Unter den Versammlungsteilnehmern bestehen dennoch Vorbehalte.

Der Provinzialvorsitzende, Gemeindevorsteher Rüß aus Stellingen, trägt dann zu aktuellen kommunalen Fragen vor. Die Gemeinden leiden derzeit an einer Verwaltungsreform, dem Finanzausgleich und der Aufbringung von Mitteln für die Volksschulunterhaltung. Die vom Staat an die Gemeinden übertragenen Aufgaben würden 80 Prozent ihrer Mittel verschlingen. Aufgrund der schlechten Lage der Landwirtschaft hätten die Gemeinden, die durch eine laufende Verwaltungsreform mehr Nach- als Vorteile hätten, noch weniger Mittel und somit Handlungsspielräume. Insbesondere die Schulkosten müssten anders verteilt werden, um eine Entlastung kommunaler Kassen herbeizuführen.

 

12.04.1928

Die Segeberger Kreisgruppe des Landbundes Schleswig-Holstein reagiert unverzüglich auf das Ergebnis der Mitgliederversammlung des Bauernvereins und dessen Abkehr von einer Verschmelzung. Damit, so der Landbund.Kreisvorsitzende Bernhard Meyer im Segeberger Kreis- und Tageblatt, sei der Auflösungsbeschluss zugunsten einer Verschmelzung mit dem Bauernverein ungültig. Die neu gegründete Kreisbauernschaft aber sei nun die richtige Option, die Einigkeit der Landwirtschaft im Kreis Segeberg herzustellen. Man will zügig daran gehen, den Landbund in diese zu überführen und empfiehlt schon jetzt den eigenen Mitgliedern, der Kreisbauernschaft beizutreten.

 

12.04.1928

In der Bad Segeberger Harmonie tritt der Kreiswirteverein zu einer Versammlung zusammen. Emil Köster, Präsident des Vereins, spricht angesichts der Wahlen am 20. Mai über „die Schicksalsstunde des Deutschen Mittelstandes“.

 

14.04.1928

Spies (Krems II) ist von seinem Amt als Geschäftsführer des Segeberger Bauernvereins zurückgetreten.

 

14.04.1928

Die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes für den Kreis Segeberg treten zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammen, um Lohn- und Tariffragen zu beraten.

 

15.04.1928

In Tensfeld, beim Gastwirt Prieß, findet eine parzellenweise Verpachtung des Tensfelder Moores statt.

 

15.04.1928

Die Kommission für Kontrollvereine im Kreisverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner hält im Kreisbauernhaus eine gemeinsame Aussprache mit den (Milch-)Kontrollbeamten des Kreises Segeberg ab. Um letzteren die Teilnahme schmackhaft zu machen, sagt der Kreisverein die Übernahme der Reisekosten zu.

 

19.04.1928

Um 10.30 Uhr findet in Schmalensee die amtliche Körung schwarzbunter Zuchtbullen statt. Die Körkommission kommt vom Körort Gönnebek und wird bereits um 11.30 Uhr in Tarbek erwartet.

 

19.04.1928

In Bornhöved findet eine öffentliche Versammlung der Deutschnationalen Volkspartei statt. In Anbetracht der Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Landtag am 20.05.1928 ist der Vortragsteil überschrieben mit der Frage „Warum nur deutschnational?“

 

22.04.1928

Im Bad Segeberger Hotel Stadt Hamburg wird das 25-jährige Bestehen des Kreisvereins der Fleisch- und Trichinenbeschauer gefeiert. Von den damals, nach Erlass des Fleischbeschaugesetzes ihren Dienst angetretenen Beschauern sind noch acht tätig, darunter auch Fürst aus Bornhöved.

 

23.04.1928

Die Imker des Kreises Segeberg erfahren aus der Presse, dass die schleswig-holsteinische Imkerschule von Preetz nach Bad Segeberg verlegt werden wird, da die Bedingungen in Preetz nicht mehr geeignet seien. Die Preetzer Imkerschule war die älteste Deutschlands.

 

27.04.1928

In Hein's Gasthof findet die Generalversammlung des Krieger- und Militärvereins Bornhöved und Umgebung statt. Der Verein beabsichtigt, seinen Schießstand instand zu setzen und monatliche Schießtage abzuhalten. Weiterhin wird beschlossen, zu einer Veranstaltung im nun dänischen Hadersleben eine Abordnung mit Fahne zu entsenden, „um den Kameraden im abgetretenen Gebiet die Treue zu halten.“

 

29.04.1928

Der Kreisjunglandbund Segeberg hält im Hotel Germania eine Generalversammlung ab. Vorsitzender ist Emil Hamann jr. Junglandbundwart Petersen aus Kiel informiert die Anwesenden über den augenblicklichen Stand der Einigungsbestrebungen in der Landwirtschaft. Unabhängig davon bleibt das Hauptanliegen der Vereinigung die „gründliche Erfassung und Einigung der gesamten Landjugend“.

 

01.05.1928

Repräsentant des Segeberger Kreis- und Tageblatts in Schmalensee ist Willi Wulf. Dieser nimmt Bestellungen an.

 

01.05.1928

Stichtag für die Gemeindevorsteher und Gutsbezirke im Kreis Segeberg zur Vorlage ihres Haushaltsvoranschlages für das Jahr 1928 beim Kreisausschuss.

 

02.05.1928

Die Kreisbauernschaft scheint einigen Angriffen durch den Bauernverein ausgesetzt zu sein, die dieser durch Flugblätter und in seinen Publikationen verbreitet. Über das Segeberger Kreis- und Tageblatt nimmt die Kreisbauernschaft dazu Stellung und kritisiert den Bauernverein scharf. Der Schlusssatz des langen Leserbriefes, der mit „der Vorstand“ unterzeichnet ist, lässt aufhorchen: „Nach Ansicht führender Kreise in der Einigungsbewegung darf man damit rechnen, daß sich eine Tages alle diejenigen Landwirte, klein und groß, die rechts von der Demokratie stehen, in einer Einheitsorganisation zusammenschließen werden. Hierzu will auch die Kreisbauernschaft beitragen.“

 

05.05.1928

Im Zuge des Wahlkampfes – am 20. Mai werden der Reichstag und der Preußische Landtag gewählt – findet in Bornhöved eine Veranstaltung der Deutschen Volkspartei DVP statt. Den Vorsitz hat Hauptlehrer Piening. Redner ist Hofbesitzer Iversen aus Munkbrarup, der an zweiter Stelle der DVP-Landesliste stehende Kandidat.

 

06.05.1928

Stahlhelm und Militärverein Bornhöved halten ein gemeinsames Schießen ab.

 

06.05.1928

Es darf gelacht werden im Bornhöved-Kino, dem Hotel Stadt Kiel. Dort kommen „Pat und Patachon“ zur Aufführung.

 

09.05.1928

Im Reichs- und Landtagswahlkampf versuchen vor allem kleine Parteien, die Situation in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft für sich zu nutzen. In Weede findet eine Veranstaltung der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei, Kreisgruppe Segeberg statt. Otto Stahmer aus Quaalerteich spricht über den „Weg zur Rettung der Landwirtschaft“. Auch der Vorsitzende der Partei, Hofbesitzer Baum aus Thüringen, spricht zur Versammlung.

 

10.05.1928

Um 9 Uhr findet in Schmalensee die Stutenkörung durch den von Heinrich Harder geführten Kreispferdezuchtverein statt.

 

10.-12.05.1928

Laut Hebammengesetz sind bei den Kreisen Hebammenstellen eingerichtet. Für die nächsten vier Jahre sind zwei Hebammen als Mitglieder und zwei als als Stellvertreterinnen zu wählen – durch die Hebammen. Da zum Ablauf der Vorschlagsfrist nur eine Liste eingereicht worden war, stehen die Gewählten aber bereits automatisch fest. Mitglieder der Kreishebammenstelle sind die Hebammen Borchers und Teegen (beide Bad Segeberg), Ersatzmitglieder die Hebammen Ohlen (Garbek) und Steen (Bornhöved).

 

11.05.1928

In Bornhöved findet eine weitere Wahlversammlung statt, nun der Deutschnationalen Volkspartei DNVP. Die von H. Hauschildt geleitete Veranstaltung in Hein's Gasthof ist sehr gut besucht. Der Redner, von Lettow aus Berlin, spricht eineinhalb Stunden über die innen- und außenpolitische Lage des Deutschen Reiches. Er warnt vor zu großer Zersplitterung und ruft dazu auf, jede Stimme der Wahlurne zuzuführen.

 

12.05.1928

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, SPD, hält in Tensfeld eine Wählerversammlung ab.

 

14.05.1928

Das Segeberger Kreis- und Tageblatt veröffentlicht im Wortlaut eine Stellungnahme des Schmalenseers Heinrich Harder, des Vorsitzenden des Kreispferdezuchtverbandes für das Holsteiner Pferd auf Geestgrundlage, zu den jüngst durchgeführten Stutenkörungen:

„In diesen Tagen fand im Kreise Segeberg die Stutenkörung statt. Es wurden 34 Stuten gegen 51 im Vorjahre neu angekört. Unter diesen neu angekörten Stuten waren 30 Dreijährige, und es konnte erfreulicherweise festgestellt werden, daß, wie im Vorjahre, so auch die diesjährigen Dreijährigen zum größten Teil von ausgezeichneter Qualität waren. Es sind Stuten, die bei genügendem Adel, Röhrenstärke und Gurtentiefe, gute Gänge zeigen, daher dem Zuchtziel entsprechen und allen Anforderungen in der Landwirtschaft jederzeit genügen. Auch die erstrebte Ausgeglichenheit in der Zucht wird zusehends mehr erreicht.

Leider muß aber festgestellt werden, daß an Fohlen der jüngeren Jahresklassen nur wenig vorgeführt wurde. Es ist daraus zu schließen, daß in den letzten Jahren innerhalb unseres Zuchtbezirks die Pferdezucht zahlenmäßig zurückgegangen ist.

Wenn man die in den letzten Jahren erzielten Pferdepreise betrachtet, so kann man es wohl begreifen, daß dem Züchter der Mut zur Pferdezucht genommen wird. Immerhin erzielten vor allen Dingen gute Reitpferde und auch gute Wagenpferde noch annehmbare Preise. Da der Abnehmer für derartige Pferde in den meisten Fällen ein fertiggerittenes bzw. ein eingefahrenes Pferd verlangt, so hat der Verband für das schleswig-holsteinische Warmblutpferd mit der Reit- und Fahrschule Eutin einen Vertrag abgeschlossen, der es dem angeschlossenen Züchter ermöglicht, geeignete Pferde dort gegen Erstattung des Futters (zehn Pfund Hafer pro Tag) und der Versicherung, zur Ausbildung unterzustellen. Wenn man weiter bedenkt, daß in Zukunft auf Turnieren und ähnlichen Konkurrenzen Staatspreise und Prämien nur Pferden zuerkannt werden, die selber oder deren Mütter in einem anerkannten Stutbuch eingetragen sind, ebenfalls die Remontekommission, in Zukunft nur Pferde mit nachgewiesener Abstammung kauft, so kann man mit Recht den Züchtern, die der Organisation fernstehen, raten, das Versäumte nachzuholen, und sich als Mitglied die Vorteile der Organisation zu sichern. Aber auch von einem anderen Gesichtspunkt aus sollte sich der Pferdezüchter wohl überlegen, ob es nicht doch richtiger ist, gerade jetzt die guten Stuten dem geeigneten Hengst zuzuführen. Denn nach meiner Überzeugung wird sich schon in den kommenden Jahren ein Mangel an Pferden bemerkbar machen. Da aber dann an Hand der Statistik nachgewiesen wird, daß auf Grund der zurückgegangenen Zuchtstutenzahl aus eigener Aufzucht der Bedarf nicht gedeckt werden kann, wird man sich der Einfuhr ausländischer Pferde nicht erwehren können und wird mit einer vermehrten Einfuhr dänischer zu rechnen haben.

Es ist auch mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß die Preuß. Gestütsverwaltung bei weiterem Rückgang der Stutenzahl einer Verminderung der Hengstzahl auf Traventhal nähertritt, und auch dadurch würde bei Anziehen der Pferdepreise unsere Warmblutlandespferdezucht geschädigt und der Kaltblutzucht gedient sein. Darum, Warmblutzüchter, noch in diesem Jahr muß das Versäumte nachgeholt werden.“

 

15.05.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania findet eine Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Segeberg des Landbundes Schleswig-Holstein mit dem Ziel der „endgültigen Auflösung“ der Kreisgruppe statt. Einstimmig wird die Auflösung beschlossen. Den Mitgliedern wird es zur „Ehrenpflicht“ gemacht, geschlossen der Kreisbauernschaft Segeberg beizutreten und so zur Verschmelzung der landwirtschaftlichen Organisationen beizutragen.

 

15.05.1928

Die Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) hält in Bornhöved eine öffentliche Wahlversammlung ab.

 

16.05.1928

Im Bahnhofshotel Neumünster tagt die Schulpolitische Arbeitsgemeinschaft der Landlehrer Schleswig-Holsteins. Ihr Vorsitzender ist Lehrer Heinrich Göttsch aus Schmalensee. Als Referenten kann Göttsch den Hauptgeschäftsführer des Preußischen Landgemeindeverbandes, Generalsekretär Standke aus Berlin begrüßen. Dieser spricht zwei Stunden lang zu allgemeinen Landschulfragen.

 

18.05.1928

Schularzt Dr. Kruse aus Bornhöved hat seinen jährlichen Untersuchungstermin in der Schmalenseer Volksschule.

 

19.05.1928

Die Deutsch-Völkische Freiheitsbewegung, die sich mit dem Hakenkreuz kennzeichnet, hält in Bornhöved eine Wahlkampfveranstaltung ab. Der Referent, ein Dr. Hoffmann aus Altona, rechnet mit den Parteien ab, die als vermeintliche Erfüllungsgehilfen der ehemaligen Feindmächte wirkten und Deutschland im Chaos gefangen hielten. „Die Früchte seien die grenzenlose innere Zerrissenheit Deutschlands. Der Jude hohnlache über das Chaos, das sein Werk sei“, zitiert der Berichterstatter des SKTB den Redner. Und weiter: „Aber die Abrechnung werde kommen. Während Wolkenkuckucksheimer von Allmenschlichkeitsverbrüderung träumen, bereite sich die zweite Revolution vor. […] Sie werde Staat und Volk befreien aus den Klauen der Geldgeber der Welt.“

 

19.05.1928

In Damsdorf beendet die SPD den Wahlkampf mit einer abendlichen Veranstaltung beim Gastwirt Christiansen.

 

20.05.1928

In Deutschland finden die Wahlen zum Deutschen Reichstag statt. Zugleich müssen die Einwohner Preußens, also auch die Schleswig-Holsteiner, einen neuen Preußischen Landtag wählen. Neben den etablierten Parteien werben auch solche Parteien um Unterstützung, die für sich selbst proklamieren, weniger politische Partei denn Interessenvertretung zu sein: Die christlich-nationale Bauern- und Landvolkpartei und die Partei des Mittelstandes. Aber auch große Parteien wie die DNVP verstehen es, gezielt auf diese zwei Wählergruppen zuzugehen. Ihre Losung lautet „deutschnational“. Die Nationalsozialisten treten zur Wahl an, es bewirbt sich unter dem Zeichen des Hakenkreuzes aber auch die „Deutsch-völkische Freiheitsbewegung“ - der völkisch-nationale Block.

In Schmalensee agiert Gemeindevorsteher Heinrich Harder als Wahlleiter. Der stellvertretende Gemeindevorsteher Ludwig Saggau ist auch stellvertretender Wahlleiter.

Reichsweit werden die Sozialdemokraten stärkste Kraft, danach folgen die DNVP, das Zentrum, die Kommunisten und die DVP. Der Völkisch-Nationale Block geht im Reich leer aus. Bei der Wahl zum Preußischen Landtag gibt es ein fast identisches Bild, hier gelingt den Völkischen der Einzug von zwei Abgeordneten ins Parlament.

In Schmalensee entfallen im Zuge der Reichstags- bzw. preußischen Landtagswahl auf SPD 36/39 Stimmen, DNVP 51/49, DVP 50/44, KPD 2/2, DDP 5/5, Reichspartei des Mittelstandes (Wirtschaftspartei) 12/13, NSDAP 1/1, Deutsche Bauernpartei 1/1 und Völkisch-nationaler Block 1/1 Stimmen.

 

26.05.1928

Das Preußische Ministerium für Volkswohlfahrt hat am 24.03.1928 eine neue Hebammen-Gebührenordnung erlassen, die nun auch im Kreis Segeberg in Kraft tritt.

 

27.05.1928

Am Pfingstsonntag gibt es im Garten von Gastwirtin Voß Unterhaltungsmusik. Um 19 Uhr beginnt der große Festball.

 

13.06.1928

Die Tarbeker Windgilde hält am Vormittag ihre Generalversammlung ab. Nachmittags gibt es ein Ringreiten und abends beim Gastwirt Schädler einen Ball.

 

15.06.1928

Der Segeberger Landwirtschaftliche Kreisverein hält in Bad Bramstedt im Hotel Holsteinisches Haus seine Sommerversammlung ab. Generalsekretär Reinke spricht über „Die Organisation des Absatzes durch Absatzgenossenschaften“ und Dr. Christiansen trägt zur Wiesenflora Schleswig-Holsteins vor.

 

17.06.1928

Die Kreisjungbauernschaft Segeberg hält im Bad Segeberger Kreisbauernhaus ihre Frühjahrshauptversammlung ab. Aus „Familienrücksichten“ gibt der Vorsitzende Ramm aus Högersdorf sein Amt auf. Zu seinem Nachfolger wird Jungbauer Biehl aus Henstedt gewählt. Ramm wird zu dessen Stellvertreter gewählt. Landesjungbauernführer Otto Clausen stellt ein Ziel der Jungbauernbewegung in den Mittelpunkt seiner Ansprache: Die kulturelle Weiterbildung des Bauernnachwuchses. Volkshochschule und Landwirtschaftliche Schulen gebe es bereits, nun sei es Aufgabe, allen Kreisen der Provinz alle Weiterbildungsmaßnahmen zugänglich zu machen.

 

17.06.1928

In Schlamersdorf findet der Kreiskriegerverbandstag 1928 statt. Vorsitzender der 40 Vereine mit ihren 3.538 Mitgliedern ist der Rechtsanwalt Medow, der wieder gewählt wird.

 

20.06.1928

Etwas kurios ist, was dem Schmalenseer Gärtner „S.“ (Sorgenfrei, Anmerkung) passiert: Auf dem Weg von Husberg bis zur Rendswührener Mühle verschwindet ein von S. in einem fest verschnürten Sack mitgeführtes großes Ferkel spurlos.

 

20.06.1928

Um 8.20 Uhr findet in der Schmalenseer Schule die jährliche Impfung statt.

 

20.06.1928

Der Landwirtschaftliche Verein für Bornhöved und Umgebung hält in Damsdorf eine Versammlung ab. Dr. Hinrichs aus Bad Segeberg spricht über „Pilzliche und tierische Schädlinge unserer Kulturpflanzen“.

 

24.06.1928

Militärverein und Stahlhelm-Ortsgruppe Bornhöved und Umgebung veranstalten ein weiteres gemeinsames Schießen.

 

26.06.1928

Die Neuveranlagung der Vermögenssteuer steht den Landwirten im Kreis Segeberg bevor. Der Schleswig-Holsteinische Bauernverein, Kreisgruppe Segeberg, führt hierfür Sprechstunden im ganzen Kreisgebiet durch. An diesem Vormittag in Bornhöved (Hein) und nachmittags in Damsdorf (Christiansen).

 

01.07.1928

In Bornhöved findet ein Feldgottesdienst am Denkmal für die Gefallenen statt. Es wirken rund 300 Sängerinnen und Sänger sowie eine verstärkte Musikkapelle mit.

 

04.07.1928

Als Schmalenseer Schiedsmänner im Falle von Viehseuchen sind die Hufner Theodor Schnohr und Ludwig Saggau gewählt.

 

05.07.1928

Die Gemeinde Schmalensee erhält aus Einkommenssteuereinnahmen des Reiches einen Anteil von 203,90 RM.

 

08.07.1928

Das Kreisfeuerwehrfest 1928 findet in Kaltenkirchen statt. Die gastgebende Freiwillige Feuerwehr feiert ihr 40-jähriges Bestehen und die Gemeinde Kaltenkirchen finanziert weite Teile der Veranstaltung, etwa Getränke und Zigarren für alle Teilnehmer am Kommers am Vorabend. Das eigentliche Fest beginnt mit einer Delegiertenversammlung unter der Leitung von Kreisfeuerwehrhauptmann Kock. 59 Freiwillige Feuerwehren mit zusammen 2.839 Mitgliedern bilden den Verband. Es gibt 70 Handdruck- und drei Motorspritzen im Kreisgebiet, dazu 12.000 Meter Schläuche. In 47 Gemeinden seien vor Ort die Wasserverhältnisse geregelt, in 12 seien diese noch völlig ungenügend, um den Brandschutz gewährleisten zu können.

Nach einem Vortrag von Landes-Oberinspektor Ernst zu Brandverhütung und Feuerlöschwesen wird auch über die Unfallfürsorge vorgetragen. Kommt ein aktives Mitglied der Feuerwehr im Einsatz zu Schaden, so erhält es bei vorübergehender Erwerbsunfähigkeit als Verheirateter 8 Mark täglich, als Unverheirateter 5 Mark. Bei dauernder Erwerbsunfähigkeit steht dem Verheirateten eine Monatsrente von 100 Mark, dem Unverheirateten von 60 Mark zu. Im Falle des Todes erhält die Witwe eine monatliche Rente von 80 Mark, zuzüglich Waisenrente werden monatlich nicht mehr als 100 Mark gezahlt.

 

10.07.1928

Unter dem Schweinebestand des Tensfelder Lehrers ist die Schweinepest festgestellt worden.

 

14.07.1928

Die Sommerversammlung des Kreislehrervereins findet in Leezen statt. Vorsitzender ist Lehrer Ralf aus Groß Gladebrügge. Thema des Vortrags von Schulrat Kiesbye ist das ländliche Fortbildungswesen.

 

14.-15.07.1928

In Sülfeld findet der 7. Kreishandwerkertag des Kreishandwerkerbundes Segeberg statt. Ursprünglich sollte das Fest am 2. und 3. Juni d.J. stattfinden.

 

16.07.1928

Für ihre langjährige ununterbrochene Dienstzeit bei ihrem Arbeitgeber werden mehrere landwirtschaftliche Arbeiter vom Landwirtschaftlichen Kreisverein mit Ehrendiplomen versehen. Darunter aus Schmalensee Willy Wulf für 12Jahre bei Ernst Stegelmann, August Kronfeldt für 15 Jahre bei W. Kaack und August Jürgens für 20 Jahre bei Heinrich Harder. Bei H. Kock auf Willingshöfen, das zu Bornhöved gehört, ist seit 17 Jahren Heinrich Wendt beschäftigt.

 

18.07.1928

Zum Erwerb eines Führerscheins ist der Besuch einer Kraftfahrschule nötig. Eine solche gibt es bei Hans Lorenzen in Bornhöved, der auch Motorräder verkauft.

 

18.07.1928

Ein Bericht des Segeberger Kreis- und Tageblatts zum Jahrmarkt in Bornhöved:

„Seit vielen Jahren ist am Mittwoch vor dem 22. Juli, dem Tage der Schlacht bei Bornhöved, Jahrmarkt in unserem Orte. Wenn auch die Zeit zwischen Heu- und Roggenernte günstig für einen Markttag liegt, so meint man doch, daß der Jahrmarkt und der 22. Juli in Beziehung zueinander stehen. Aus dem Gedenktage zur Erinnerung an die Schlacht hat sich im Laufe der Zeit ein Jahrmarkt gebildet. Nicht nur für Bornhöved, sondern auch für die Nachbardörfer ist der Jahrmarktstag einer der besten des ganzen Jahres. Die Dienstboten haben seit jeher am Jahrmarkt ihren freien Tag. Viele ältere Leute der Nachbardörfer kommen nur an diesem Tage nach Bornhöved und haben wohl noch keinen Jahrmarkt ohne ihr Beisein vorüber gehen lassen. Auch in diesem Jahre hatten sich wieder Alt und Jung nach Bornhöved aufgemacht. Das Wetter bildete eine Ausnahme, denn allgemein gilt von diesem Tage, daß der Himmel über die allzu lustigen Freuden der Jahrmarktsbummler einige Tränen vergießt. Wenn auch gegen Vorkriegsjahre die Budenreihen erheblich zusammengeschrumpft sind, so stellen sich doch immer genügend Budenbesitzer ein, um dem Markt sein Gepräge zu geben. Gänzlich ist das Schuhmachergewerbe vom Markt verschwunden, das früher einen großen Teil der zum Marktplatz führenden Straßen einnahm. Jedenfalls herrschte Hochbetrieb in Bornhöved; die Geschäftsleute, die mit geräuchertem Aal oder Smuttaal oder Eiswaffeln unter freiem Himmel stehen, hatten große Saison. Aber auch die Besucher kamen auf ihre Kosten: der stille Beobachter, der sich nicht müde sehen konnte am Jahrmarktstreiben, der flotte Tänzer, der sich von den vier Tanzsälen den wählte, wo er die Angebetete seines Herzens wußte und der ruhige Stammtischgast, dem die letzten Tage zu trocken waren. Aber was wäre ein Jahrmarkt ohne Kinder? Sie sind es, die ihn mit ihrer „Musik“ verschönern und gelten als die wahren Freunde der Budenbesitzer. Solange Geld in der Tasche ist, leuchten die Augen der Kinder ganz besonders. Alles in Allem, der Jahrmarkt ist für Bornhöved und Umgegend das Fest des Jahres.“

 

20.07.1928

Der Vorsitzende des Junglandbundes Schleswig-Holstein, Petersen (Arenholz) spricht sich in Fragen der Einigungsbemühungen der Landwirtschaft Schleswig-Holsteins für die Ideen Köhlers (Bühnsdorf) aus. Seine Generation sei weder vom Vorkriegskonservatismus noch vom (Weimarer) Liberalismus erzogen. „Die Jugend sehnt sich in ihrer Gesamtheit nach Einigung. Die […] Zersplitterung des Landvolkes muß einer kraftvollen einheitlich politisch, wirtschaftlich und kulturell gestalteten Landvolkbewegung aus dem Innern der breiten bäuerlichen Massen heraus weichen.“

 

20.-21.07.1928

In Bad Segeberg findet ein gemeinsames Turnier des Kreisreitervereins und des Rennvereins statt. Der Reiterverein Bornhöved gewinnt den Wettkampf der Reitabteilungen des Kreisreitervereins und belegt im Patrouillenspringen den zweiten Platz. In der Eignungsprüfung für Wagenpferde im Einspänner, Abteilung A, belegt „Parade“ aus dem Besitz von Ludwig Saggau, gelenkt von Hellmut Saggau, den dritten Platz.

 

21.07.1928

An Erhaltungsprämien kann der von Heinrich Harder geführte Kreispferdezuchtverein (Geestlande) in diesem Jahr 700 Mark verteilen. Eine Prämie in Höhe von 50 Mark erhält Harder selbst für eine dreijährige Stute.

 

25.07.1928

In Ulzburg findet die Generalversammlung des Kreisverbandes Segeberg des Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz statt. Die Vorsitzende, Frau Dr. Rinne, kann gut 400 Frauen und ein Dutzend Männer begrüßen. Es ist das erste Mal, dass die Generalversammlung nicht in Bad Segeberg stattfindet. Ein großer Fuhrpark an Automobilen zeigt aber, dass die Erreichbarkeit wechselnder Orte kein Problem darstellt.

In ihrem Bericht dankt Dr. Rinne u.a. dem Zweigverein Bornhöved und Umgebung, der Ferienkinder aus Nordschleswig aufgenommen hatte. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein Vortrag über die von den Vaterländischen Frauenvereinen gestellten Gemeindeschwestern. Ein weiterer Vortrag beschäftigt sich mit den Aufgaben, die den Vaterländischen Frauenvereinen aus dem neuen Reichsfürsorge-Wohlfahrts-Gesetz entstehen. Die Rednerin kommt dabei auch um den Kampf zwischen den Geschlechtern im Rahmen der Gleichberechtigung von Frau und Mann zu sprechen.

 

28.07.1928

Die Kreisjungbauernschaft Segeberg unternimmt einen Autobus-Ausflug nach Selent und Eutin. „Auch Damen können teilnehmen.“

 

29.07.1928

Militärverein und Stahlhelm-Ortsgruppe Bornhöved halten am Nachmittag ein gemeinsames Schießen ab.

 

31.07.1928

Aus Einkommenssteuereinnahmen des Reiches wird der Gemeinde Schmalensee ein Zuschuss von 350,50 RM überwiesen.

 

02.08.1928

Die Angehörigen der Landjägerei (Polizei, Anmerkung) erhalten eine neue Hiebwaffe. Der alte Armeesäbel entfällt und darf von den Beamten außerhalb der Dienstzeit „aufgetragen“ werden. An seine Stelle tritt eine Art Seitengewehr oder Hirschfänger. Weiterhin entfällt das Goldportepee. Die Beamten tragen zukünftig nur noch silbernes Portepee.

 

02.08.1928

Die amtliche Ziegenbockkörung wird im Kreis Segeberg durchgeführt. Um 14.15 Uhr macht die Körkommission Station in Damsdorf.

 

02.08.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania findet eine außerordentliche Generalversammlung der Kreisbauernschaft Segeberg statt. Neben Maßnahmen zur Notbekämpfung steht die Einigungsfrage der Landwirtschaft in den Kreisen und der Provinz auf der Tagesordnung.

 

11.08.1928

Staatlich verordnet findet in den öffentlichen Institutionen, insbesondere in den Schulen, eine Feier am Verfassungstage statt. Den öffentlichen Einrichtungen wird aufgetragen, grundsätzlich die Staats- und Landesfahnen zu hissen, also Schwarz-Rot-Gold. Schulen, die an diesem Tage „frei“ haben, müssen die Verfassungsfeier inklusive vorgeschriebener Beflaggung nachholen.

 

13.08.1928

Eine wichtige Neuerung hat die Kirche zu Bornhöved in diesem Sommer erfahren. An Stelle des erst im Vorjahr neu errichteten Ofens, der das Kirchenschiff aber nicht zu erwärmen vermochte, ist nun eine Dampfheizung installiert worden. Der Kesselraum befindet sich an der Südseite der Kirche. Seine Anlage, insbesondere die Erdarbeiten, sorgten für erhebliche Probleme. Nach reichlich Wurzelwerk stieß man im Boden auf eine dicke Schicht zerbrochener Dachpfannen. Zudem fanden sich immer wieder Überreste Verstorbener, denn über 700 Jahre lang wurden die Toten des bis 1887 wesentlich größeren Kirchspiels in unmittelbarer Nähe zum Gotteshaus bestattet.

 

15.08.1928

Aus Umsatzsteuereinnahmen des Reiches erhält die Gemeinde Schmalensee eine Überweisung von 70,35 RM.

 

19.08.1928

Der Jagdschutzverein Segeberg-Ost veranstaltet auf dem neu hergerichteten Schießstand des Segeberger Schützenvereins in Klein Niendorf ein Preisschießen.

Der Militär- und Kriegerverein für Bornhöved und Umgebung hält eine Generalversammlung zur Planung der diesjährigen Schießtage ab.

 

24.08.1928

Für den Kreis Segeberg wird eine neue Schauordnung (Polizeiverordnung bezüglich der Wasserläufe, Anmerkung) erlassen. Zugleich wird auch eine Polizeiverordnung als Unterhaltungsordnung für die Wasserläufe 2. und 3. Ordnung des Landkreises Segeberg erlassen.

 

25.08.1928

In Husum tagt ein Viererausschuss aus Spitzenfunktionären, die die Einigung der Landwirtschaft weiter voranbringen möchten.

 

22.08.1928 Als Gast nimmt Köhler (Bühnsdorf) an der Runde teil, die von ihm geführte Kreisbauernschaft hat sich Eindruck in Schleswig-Holstein verschafft.

 

27.08.1928

In Neumünster wird vermeintlich die „Einigkeit in der Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaft hergestellt.“ Die Kreiseinheitsorganisationen aus elf Kreisen kommen überein, sich allen drei Spitzenorganisationen bis April 1929 anzuschließen. Am 01.10.1928 soll ein Vorstand der Provinzeinheitsorganisation erfolgen. Den Kreisen, die noch keine endgültige Einigung herbeigeführt haben, wird dieses nun dringend geraten. Allerdings wird von verschiedenen Seiten in Frage gestellt, ob hier schon Vollzug gemeldet werden könne. Schließlich sei noch nicht deutlich geworden, ob die drei Spitzenorganisationen Reichslandbund, Vereinigung der deutschen Bauernvereine und Deutsche Bauernschaft dem Vorgehen zustimmen.

 

02.09.1928

Am ehemals gefeierten Sedantag veranstaltet die Kreisgruppe Segeberg bzw. Ortsgruppe Bad Segeberg des Stahlhelm einen öffentlichen Vortragsabend im Hotel Germania. Thema ist die „Deutsche Not“. Der Redner, Jürgen von Ramin, ein völkischer Politiker, schwort die Zuhörerschaft auf die „Kulturaufgaben des deutschen Volkes“ ein. Zu diesen gehörten das Überwinden des Kapitalismus ebenso wir die Abkehr von Parlamentarismus und Internationalismus sowie die Zuwendung zum Führerstaat. (Ein Satz, der Jahre später das Handeln eines solchen Führers bestimmen wird:) „Sollte das Schicksal des deutschen Volkes unseren Untergang wollen, so können wir diesen nicht verhindern. Verhindern aber können wir, dass Deutschland in Schmach und Schande untergeht.“

 

09. und 16.09.1928

Militärverein und Stahlhelm-Ortsgruppe Bornhöved verfügen an zwei Tagen über Wehrmachtsbüchsen und führen damit Scheibenschießen durch. Aber auch Kleinkaliber- und Tontaubenschießen werden angeboten. Der zweite Schießtag endet mit der Preisverleihung und einem Tanzkränzchen beim Gastwirt Hein.

 

10.09.1928

In Kaltenkirchen findet das 10. Kreisjugendspielfest statt. An 23 Spielen und Disziplinen beteiligen sich 463 Dreikämpferinnen und Dreikämpfer; 58 Staffeln laufen um die Wette. Im Rahmen der Mannschaftsspiele wird eines der ersten Handballspiele im Kreis Segeberg gezeigt – eine bislang weitgehend unbekannte Sportart, die auf Beliebtheit stößt. Beim Kreisjugendspielfest handelt es sich um eine Schulsportveranstaltung. Auch die Schule Schmalensee hat Sportler in den Wettbewerben, von denen es drei in die Dreikampf-Ergebnislisten schaffen. Anneliese Göttsch (später verheiratete Lewe, Anmerkung) wird in der Gruppe der Mädchen der Jahrgänge 1916 und jünger aus ein- und zweiklassigen Schulen mit 42 Punkten Achtzehnte. Unter den Knaben der Jahrgänge 1915, 14 und 13 wird Bruno Tietgen mit 49 Punkten Neunter, Heinrich Göttsch wird mit 47 Punkten Zwölfter.

 

13.09.1928

Erneut kommen Einnahmeüberschüsse des Reiches aus der Einkommenssteuer zur Verteilung. Schmalensee werden 217,70 RM überwiesen.

 

15.09.1928

Im Bad Segeberger Hotel Germania bereitet eine Vertrauensmännerversammlung der Kreisbauernschaft Segeberg die Ergebnisse der in Neumünster am 27.08.1928 abgehaltenen Versammlung auf. Das Fortschreiten der Einigungsbewegung wird begrüßt. Mit großer Skepsis wird jedoch zur Kenntnis genommen, dass vereinzelt Vertreter des Landbundes Schleswig-Holstein nun gegenteilig agitieren und offenbar die in Neumünster gefassten Beschlüsse nicht mittragen.

 

18.09.1928

Herr R. Kühn, Generalvertreter der Firma Neuhaus, wendet sich mit einer Anzeige an die Landwirte von Schmalensee und Umgebung. Kühn hat die Zusage erhalten, entweder in der Schmalenseer Meierei oder auf dem Hof von Heinrich Harder eine Saatveredelungsanlage mit Beizvorrichtung modernster Art zu installieren.

 

20.09.1928

In Bornhöved findet das Hauptschießen des Krieger- und Militärvereins Bornhöved und Umgebung statt. Frauen und Kinder betätigen sich beim würfeln und Scheffelwerfen.

 

20.09.1928

Während der Monatsversammlung des Lehrervereins für Bornhöved und Umgebung wird ein Vortrag über den Schrift- und Schreibunterricht gehört. Lehrer Hanse(n), Stocksee, wird nach Wandsbek verabschiedet.

 

21.-23.09.1928

In Neumünster findet das 5. Schleswig-Holsteinische Landesturnier der Reitvereine statt. In der Meisterschaftsklasse des Länderwettkampfes der schleswig-holsteinischen Reitervereine belegt der RV Bornhöved den 5. Platz. Rang 2 für den Bornhöveder Verein gibt es im Preis der Züchterarbeit. Ein Mitglied, Ludwig Saggau aus Schmalensee, kann zudem zwei Einzelplatzierungen verbuchen: In der schweren Klasse der Eignungsprüfung für Reitpferde aus dem Wettkampf der Reitervereine siegt Saggaus fünfjährige Stute „Parade“. Platz zwei gibt es in der Eignungsprüfung für Wagenpferde im Einspänner (leichte Klasse) für Saggaus „Paradell“.

 

22.09.1928

Der Präsident der Deutschen Bauernvereine, Dr. Hermes, erteilt der Absicht der landwirtschaftlichen Einigungsbewegung, auch eine einheitliche Spitzenorganisation zu schaffen und im Zuge dessen die bestehenden Verbände aufzulösen, eine Absage.

 

23.09.1928

In Wittenborn findet der Kreis-Sporttag des Stahlhelms und des Kleinkaliber-Schützenvereins Bad Segeberg statt.

 

25.09.1928

Schmalensee erhält aus Umsatzsteuereinnahmen des Reiches eine Überweisung in Höhe 283,70 RM.

 

26.09.1928

Landrat Geheimer Regierungsrat Dr. Ilsemann verabschiedet sich über das Segeberger Kreis- und Tageblatt von der Bevölkerung des Kreises Segeberg. Auf eigenen Wunsch geht Ilsemann zum 1. November in den Ruhestand, im Oktober ist er beurlaubt. Als Vertreter wird durch den Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein Graf zu Rantzau in Schleswig beauftragt.

 

26.09.1928

Die amtliche Hauptkörung schwarzbunter Zuchtbullen findet in Schmalensee um 10.45 Uhr statt.

 

26.09.1928

Der vom Schmalenseer Heinrich Harder geleitete Kreispferdezuchtverein führt ab 13 Uhr auf der Bad Segeberger Rennkoppel eine Füllen- und Familienschau durch. Heinrich Harder selbst gewinnt mit einer dreijährigen Stute einen 2. Preis. Ebenfalls Zweiter wird Willi Harder mit einem Saugstutfohlen. Für Ernst Saggau gibt es eine Anerkennung für eine zweijährige Stute.

 

29.09.1928

Landrat Dr. Gustav Ludwig Ludolph Otto Ilsemann legt sein Amt nieder und tritt bis zum Eintritt in den Ruhestand am 01.11.1928 einen Erholungsurlaub an. 27 Jahre lang leitete der Geheime Regierungsrat die Geschicke des Kreises Segeberg.

 

30.09.1928

Das Ende der Monarchie im Jahre 1918 und die politischen Veränderungen in Deutschland und Preußen seitdem führen nun zur Auflösung der Gutsbezirke. Dies wirkt sich umfangreich auf die kommunalen Strukturen des Kreises Segeberg aus. Im Kirchspiel Bornhöved wird der Gutsbezirk Alt-Erfrade mit der Gemeinde Tarbek vereinigt. Vom Forstgutsbezirk Stocksee fällt das Gehege Karkhop an die Gemeinde Stocksee, die Gehege Holenhop und Holm gehen an Damsdorf.

 

30.09.1928

Da in der Kirche zu Bornhöved Innenmalereien durchgeführt werden, findet der Gottesdienst an diesem Sonntag in der Kapelle auf dem Friedhof statt. Dadurch verschiebt sich im Kirchspiel Bornhöved das Erntedankfest um eine Woche.

 

01.10.1928

Auf der Grundlage des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 16.07.1927 wird die Neuorganisation der bisherigen Einrichtung des Arbeitsnachweiswesens vollzogen: Träger der öffentlichen Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung im Deutschen Reich ist nun die Rechtsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung als Körperschaft öffentlichen Rechts. Sie gliedert sich in die Hauptstelle, die Landesarbeitsämter und die Arbeitsämter. Jede Gemeinde ist von einem Arbeitsamt erfasst.

Das Landesarbeitsamt Nordmark ist in 16 Arbeitsämter aufgeteilt. Das Arbeitsamt Neumünster betreut 113.700 Einwohner und betreibt zur umfassenden Versorgung Neben- und Vermittlungsstellen. Die Vermittlungsstelle II, Wankendorf, betreut die Gemeinden Wankendorf, Altenrade, Alt-Bokhorst, Bornhöved, Belau, Bockhorn, Diekhof, Hüttenwohld, Löhndorf, Nettelau, Perdoel, Ruhwinkel, Rendswühren, Schipphorst, Schillsdorf, Schönhagen, Schönböken, Stolpe, Vierhusen, Depenau, Bunthorst, Horst, Alt-Erfrade, Dosenbek, Damsdorf, Griesenbötel, Gönnebek, Hornsmühlen, Hollenbek, Klein Buchwald, Neu-Bokhorst, Ovendorf, Stocksee, Steinbek, Tarbek und Schmalensee.

 

01.10.1928

Erneut treffen in Neumünster die Spitzen der schleswig-holsteinischen Einigungsbewegung der Landwirtschaft zusammen. Auf der Grundlage der am 27.08.1928 gefassten Beschlüsse erfolgt die Gründung einer Provinzeinheitsorganisation mit Wahl eines Vorstandes. Die neue Organisation heißt Schleswig-Holsteinischer Bauernbund e.V. Ihrem Vorstand gehört u.a. Köhler (Bühnsdorf) an.

 

06.10.1928

Ein Vertreter der Firma Maggi ist Gast des Vaterländischen Frauenvereins Bornhöved und Umgebung und des Bornhöveder Sparklubs „Freundschaft“. Er zeigt im Hotel Stadt Kiel den Film „Ein Gang durch die Maggi-Gutswirtschaft und die Maggi-Werke in Singen am Hohentwiel“. Die Veranstaltung ist von „einigen hundert Personen“ besucht.

 

07.10.1928

In der Kirche zu Bornhöved wird das Erntedankfest gefeiert. Die Malerarbeiten im Innenraum sind abgeschlossen und auch die Dampfheizung ist fertiggestellt und in Betrieb genommen.

 

07.10.1928

An diesem Tag wird der „Rotekreuztag“ begangen. Junge Mädchen des Vaterländischen Frauenvereins für Bornhöved und Umgegend nehmen Gaben für die Zwecke des Roten Kreuzes in Empfang.

 

09.10.1928

Erste Vorstandssitzung des Schleswig-Holsteinischen Bauernbundes in Neumünster. Die am 01.10.1928 gegründete Provinzeinheitsorganisation der Landwirtschaft wählt den Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Segeberg, Dr. Blöcker (Gönnebek), auch zu ihrem Geschäftsführer.

 

13.10.1928

Im Gasthof Voß findet ein großes Konzert, ausgeführt vom Musikkorps des Vereins ehemaliger Marinehoboisten statt. Im Anschluss gibt es einen Ball.

 

16.10.1928

Für die Produktkette Dr. Lübcke & Co. wird bis 1930 eine Serie von Anzeigen für deren Pflege- und Sanitätsprodukte im Segeberger Kreis- und Tageblatt geschaltet. Dabei werden stets die Landhändler, die Dr. Lübcke-Produkte führen, aufgelistet. Der Schmalenseer Höker C. Tietgen ist erstmals in der Liste der Händler enthalten.

 

17.10.1928

Der Segeberger Kreistag verabschiedet in Anwesenheit des Regierungspräsidenten aus Schleswig, Dr. Abegg, den scheidenden Landrat, Geheimer Regierungsrat Dr. Ilsemann. 27 Jahre lang lenkte Ilsemann die Geschicke der Kreisverwaltung und des Kreises. In seiner Abschiedsrede geht er darauf ein, dass man ihm nahegelegt hätte, ruhig noch ein paar Jahre weiter zu machen. Doch nach Zeiten des Krieges, der Zwangswirtschaft, Ernährungswirtschaft, Nachkriegszeit „mit ihrer neuen Einstellung“, der Wohnungszwangswirtschaft und Inflation hätten ihn Frische, Spannkraft und Nervenstärke gekostet. Nachfolger Dr. Ilsemanns ist Oberregierungsrat Graf zu Rantzau, zunächst, ab 01.11.1928 kommissarisch.

 

21.10.1928

Im Gasthof Voß wird der Ernteball gefeiert.

 

23.10.1928

Die Schulpolitische Arbeitsgemeinschaft der Landlehrer Schleswig-Holsteins hält, erneut im Bahnhofshotel Neumünster, unter Vorsitz von Heinrich Göttsch eine Landestagung ab. Redner ist Rektor Wigger aus Köthen, der in seinem Vortrag das bestehende Schulsystem vermehrt angreift. Verschiedene seiner Punkte werden aufgegriffen und in Entschließungen umgewandelt, die die Landschulen stärken sollen.

 

31.10.1928

Der Meiereiverband für Ostholstein hält in Neumünster seine Verbandstagung ab. Verbunden damit ist auch die Verbands-Butterausstellung, an der sich 84 von 154 Meiereien beteiligen. Nur sechs Meiereien erhalten das Prädikat „hochfein“ (14 Punkte), darunter Wankendorf. „Fein“ (13 Punkte“ geht u.a. an Kalübbe, Rickling und Gönnebek; „Fein“ (12,5 Punkte) an Dersau, Tensfeld und Schmalensee. Die Meierei Damsdorf erhält das Prädikat „Fein“ (12 Punkte). Die anschließende Tagung, geleitet vom Verbandsvorsitzenden G. Lemke aus Bürau, steht u.a. im Zeichen der Debatte über die in Summe unbefriedigenden Ergebnisse der Butterausstellung. Dr. Richter vom Kieler Forschungsinstitut hält einen Lichtbildervortrag zur Bedeutung der Bakteriologie in der Butterherstellung.

 

31.10.1928

Die von Dr. Hermes am 22.09.1928 getroffenen Aussagen zeigen Wirkung: Der Reichslandbund sieht nun ebenfalls „die Durchführung von Vereinheitlichungen im wirtschaftspolitischen Organisationswesen der Landwirtschaft“ für nicht mehr notwendig an. Der Landbund Schleswig-Holstein trifft die nüchterne Feststellung, dass nun „der ganzen schleswig-holsteinischen Einheitsorganisation der Boden entzogen“ sei.

 

03.11.1928

In Bad Segeberg findet eine Versammlung des Kreislehrervereins statt. Diese beginnt mit einem Festakt in der Dahlmannschule zur Ehrung der im Weltkrieg gefallenen 25 Lehrer des Kreises. Teilnehmer der Veranstaltung sind auch der kommissarische Landrat Graf Rantzau und Schulrat Kiesbye. Der Vorsitzende des Kreislehrervereins, Lehrer Ralf aus Groß Gladebrügge, erklärt, dass der dieser viel zu lange damit gewartet habe, „endlich eine Dankesschuld“ abzutragen. Schon vor zwei Jahren habe der damalige Schriftführer Riemann (Geschendorf) den Gefallenen ein Gedenkbuch zu widmen. Nach Riemanns Tod habe nun Lehrer Rottgart (Sülfeld) fortgesetzt und 25 Nachrufe, die man ihm zugetragen habe, „mit viel Liebe und treuem Fleiß“ handschriftlich ins Ehrenbuch eingetragen. Auf Beschluss des Vorstandes soll dieses in der Kreislehrerbücherei untergestellt werden. Lehrer Ralf:

„Wenn man das Buch durchblättert, dann wird man gepackt von den ergreifenden Schicksalen, die hier festgehalten sind, und es offenbart sich die wuchtige Bedeutung der Begriffe 'Kriegsfreiwilliger', 'Heldentod', 'Vermisst' usf. Der jüngste Gefallene ist der Kriegsfreiwillige Bruno Göttsch aus Schmalensee gewesen, 1898 geboren! Ja, Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“ Und weiter führt Ralf aus: „So gingen sie dahin, fast alle mit dem Eisernen Kreuz geschmückt, viele als Offiziere an der Spitze ihrer Kompanie, vom Volltreffer dahin gerafft, zerissen – unbegraben, eingeschüttet im Unterstand – ertrunken in irgendeinem Fluss – gefangen, umgebracht von den Schwarzen, verwundet in irgendeinem Granatloch liegen geblieben, an allen Fronten des schweren Krieges.[...]“

In ihrer anschließenden Herbsttagung hören 136 Lehrer Vorträge über Kreispflegschaften sowie Elternhaus und Schule.

 

06.11.1928

Eine Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung in Hein's Gasthof hört einen Vortrag des Kielers Dr. Heinke über „Sterilität bei Stuten und Rindern, Verfohlen und Verkalben, Fohlen- und Kälberkrankheiten“.

 

06.11.1928

Der Vorstand des Schleswig-Holsteinischen Bauernbundes definiert Aufgaben und Ziele der landwirtschaftlichen Einheitsorganisation. Er zeigt sich offenbar unbeeindruckt von der Abstandnahme der beiden großen Organisationen Landbund und Bauernverein.

 

08.11.1928

Der Schleswig-Holsteinische Bauernbund besetzt seine Arbeitsausschüsse. Thematisch befassen sich diese mit 1. Allgemeiner Wirtschaftspolitik, 2. Steuerpolitik, 3. Sozialpolitik, 4. Absatz und Bewertung (Unterausschuss a. Viehzüchter und Gräser, b. Schweine, c. Ackerbau, d. Milchwirtschaft, e. Pferde), 5. Siedlungspolitik, 6. Kulturpolitik sowie 7. kommunale und politische Wahlen. Ein Ausschuss für Kreditwesen wird in Aussicht genommen.

 

11.11.1928

Der Vaterländische Frauenverein für Bornhöved und Umgebung feiert in Thodes Gasthof ein Wohltätigkeitsfest. Es gibt Aufführungen, eine Verlosung und ein Kränzchen zugunsten der Schwesternstation.

 

12.11.1928

Auf Provinzialebene wird eine „Umschuldung der Landwirtschaft“ vorangetrieben, um besonders den kleinen Betrieben die Existenz zu sichern.

 

28.-29.11.1928

Eine Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins in Bad Segeberg beschließt die Einführung eines neuen Gesangbuches für Schleswig-Holstein-Lauenburg. Auch wird die Einführung eines gesonderten plattdeutschen Gesangbuches beraten.

Außerdem nimmt die Synode Beratungen über die Öffnung des Theologiestudiums für Frauen und der daraus resultierenden Übernahme der Seelsorge und von Pfarrstellen durch Frauen auf.

 

29.11.1928

In Bad Segeberg wird das Richtfest für die neue Imkerschule gefeiert.

 

29.11.1928

Die Provinzialvertreterversammlung des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins nimmt Stellung zur Einigungsbewegung der Landwirtschaft. Nachdem der Landbund sich von einer Selbstauflösung distanziert habe, sei dies auch für den Bauernverein kein Thema mehr, wir Dr. Hermes schon am 22.09.1928 zum Ausdruck gebracht habe. Der Fehler liege beim am 01.10.1928 gegründeten Bauernbund der es nicht verstanden habe, sämtliche Kreise Schleswig-Holsteins für seine Sache zu gewinnen. Der Bauernverein stehe weiter zu den Einigungsbemühungen. Diese aber könnten nur noch dergestalt umgesetzt werden, indem ein in alle Richtungen gestärkter Bauernverein die neu entstehende Organisation darstellen müsse.

[Anmerkung: Faktisch sind nunmehr die alten Fronten wieder hergestellt. Es gibt den Schleswig-Holsteinischen Bauernverein mit seinem Anspruch, die eigentliche Sammlungsbewegung einer geeinten Landwirtschaft zu sein. Ihm war schon vor dem Aufkommen der verstärkten Einigungsbemühungen die Deutsche Bauernschaft der Klein- und Mittelbauern beigetreten. Daneben gibt es weiterhin den Landbund Schleswig-Holstein, der ebenfalls Abstand von einer Selbstauflösung genommen hat. Der Reichsverband der Großgrundbesitzer hält sich aus allen Debatten heraus. Mit dem Schleswig-Holsteinischen Bauernbund (und darunter der Kreisbauernschaft Segeberg) ist eine neue Organisation entstanden, die zum Jahreswechsel bestrebt ist, als Vertreter der Landwirtschaft gegenüber Politik und Finanzbehörden aufzutreten. Eine tatsächliche Einigung ist nicht erreicht, vereinzelt, vor allem durch persönliche Anfeindungen, sind Gräben aufgerissen, die erst 1933 durch die von den Nationalsozialisten angestrengten Zwangsvereinigung in der Reichsnährstand-Organisation mehr oder weniger überwunden werden.]

 

01.12.1928

In Schleswig-Holstein wird die jährliche Viehzählung durchgeführt. Es werden 8.964 (1927: 8.960) Haushaltungen mit Vieh gezählt. Es gibt im Kreisgebiet 9.915 (10.608) Pferde, 4 (4) Esel, 66.041 (63.650) Rinder, 97.225 (124.155) Schweine, 1.814 (2.390) Schafe, 1.721 (2.177) Ziegen, 277.768 (251.667) Stück Federvieh, 1.447 (1.234) Kaninchen, 5.325 (6.353) Bienenvölker und 4.189 (1927 nicht gezählt) Hunde.

Viehaltende Haushaltungen sind landesweit vor allem in den Städten rückläufig, und da vor allem die Schweinehaltungen. Niedrige Absatzpreise und fortschreitende Motorisierung haben die Zahl der Pferde im Vergleich zum Vorjahr um 6 bis 7 Prozent sinken lassen. Die Bienenzucht, die am Ende des Weltkrieges auf ihrem Höchststand war, nimmt unablässig ab; ähnlich verhält es sich bei der Ziegenzucht. Wegen billiger Konkurrenz auf dem ausländischen Wollmarkt geht die Schafzucht ebenfalls deutlich zurück.

Der rapide Rückgang der Kaninchenzucht wurde gestoppt und man fragt nach Gründen dafür. Einer wird in Modeerscheinungen der Zeit vermutet – Kaninchen ist stark nachgefragt. Deutlich zugelegt hat im ganzen Land die Hühnerzucht und ein Ende dessen ist noch nicht in Sicht. Der Bau von Hühnerfarmen verspricht gute Renditen.

 

06.12.1928

Der Segeberger Kreistag wählt den bisher kommissarisch eingesetzten Grafen zu Rantzau zum Landrat. Das Innenministerium muss dem noch zustimmen.

 

08.12.1928

Der Kreisverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner feiert sein 25-jähriges Bestehen. Einleitend findet eine Generalversammlung unter der Leitung des Hufners Eduard Greve statt. Greve vertritt den „auf einer Reise nach Neuyork befindlichen“ Vorsitzenden, Gutsbesitzer Isenberg. Die Versammlung führt Wahlen umfangreiche Delegiertenwahlen durch. Zu Abgeordneten beim Provinzialverband für die Jahre 1929-1932 werden neben acht weiteren Mitgliedern gewählt: Heinrich Harder (Vertreter: W. Oostings aus Ostermannshörn) und Hugo Saggau (Vertreter: Willi Harder) aus Schmalensee. Ernst Stegelmann wird für die Jahre 1929-1931 erneut in die Körkommission gewählt.

Den Festvortrag zum 25-jährigen Bestehen des Kreisvereins hält dessen Geschäftsführer, Heinrich Göttsch aus Schmalensee.

Dann während des Festaktes führt Amtsvorsteher i.R. Heinrich Christian Saggau (im Artikel des SKTB irrtümlich „Ludwig Saggau“ genannt) den Vorsitz. Er hatte auch die Gründungsversammlung vor 25 Jahren geleitet. Eduard Greve berichtet den Anwesenden, dass u.a. Heinrich Kock (Willingshöfen) zum Ehrenmitglied ernannt worden ist. Unter den Grußwortrednern ist auch Heinrich Harder aus Schmalensee, der einen Toast auf die Stadt Bad Segeberg ausbringt. Die Kreisstadt bringe der Tätigkeit des Vereins Interesse entgegen, das bezeuge die Anwesenheit zahlreicher Bürger.

Einen besonderen Auftritt haben vier junge Mädchen aus Schmalensee, die, als Japanerinnen verkleidet, unter Gesangbegleitung eine Tanz vorführen. Heinrich Göttsch beschließt den Festakt mit dem Vortrag selbst verfasster plattdeutscher Verse, die sich mit der Tätigkeit der Frau im Allgemeinen und der Landfrau im Besonderen befassen. Er bringt ein Hoch auf die deutsche Landjugend aus.

 

09.12.1928

Es finden neuerliche Wahlen zur Bezirkslehrerkammer der Provinz Schleswig-Holstein statt. Es ist nur ein Listenwahlvorschlag eingegangen, der die Namen der bisherigen Mitglieder enthält, darunter Heinrich Göttsch aus Schmalensee. Somit sind Göttsch und alle bisherigen Mitglieder für weitere drei Jahre gewählt.

 

13.12.1928

Nach einem Verzeichnis der Wasserschaumänner im Kreise Segeberg ist im Amt Bornhöved Arnold Kaack aus Bornhöved 1. Schaumann des Amtes. Der Gönnebeker Johannes Gerdt ist 2. Schaumann, August Harder aus Bornhöved 1. Stellvertreter und Ernst Saggau aus Schmalensee 2. Stellvertreter.

 

16.12.1928

Die Kreisjungbauernschaft veranstaltet in Henstedt einen so genannten „Führerkursus“, zu dem auch „Altbauern“ willkommen sind. Rektor Siebke aus Rendsburg spricht zur „Bildungskrise unserer Zeit“ und Dr. Laak aus Berlin über „Die Stellung der deutschen Landwirtschaft im Rahmen der Weltwirtschaft“.

 

18.12.1928

Zum 01.01.1929 tritt eine neue Satzung für die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Kraft. Die entsprechende Entscheidung des Sparkassenverbandes für die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved macht Verbandsvorsteher Heinrich Harder aus Schmalensee bekannt.

Sparkassenverwalter ist der 82-jährige Fritz Hein aus Bornhöved. Hein, ein Veteran des Krieges 1870/71 erfreut sich großer Beliebtheit. In der Sparkasse schätzt man seine Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit.

 

19.12.1928

Der Vaterländische Frauenverein für Bornhöved und Umgegend veranstaltet in Thodes Gasthof seine Weihnachtsfeier. Vom Reinertrag der Veranstaltung werden Alten und Bedürftigen Weihnachtsfreuden bereitet.

 

25.12.1928

Die Lichtspiele Bornhöved, im Hotel Stadt Kiel untergebracht, sorgen das ganze Jahr für filmische Unterhaltung. Ein in dieser Zeit beliebter Schauspieler ist am ersten Weihnachtstag mit einem seiner bekannteren Werke zu sehen: Charlie Chaplin in „Goldrausch“.

 

 

In dieser Jahreschronologie sind nicht alle erfassten Zeitungsartikel zum Kreisfeuerwehrverband, zum Kreispferdezuchtverein, zur Kreisgruppe des Stahlhelm und zum Jagdschutzverein Segeberg-Ost enthalten. Auch zu den Einigungsbemühungen der Landwirtschaft und zur Umschuldung der Landwirtschaft konnte nicht alles in die ohnehin umfangreiche Darstellung einfließen.