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Auch Trappenkamp muss man gesehen haben – Holsteinseen machte es möglich

Schmalensee, den 20. 08. 2023

Den Reiz eines Dorfes machen neben den Menschen, die darin leben, viele große und kleine Dinge, greifbare und unsichtbare aus. Etwa Architektur, Kunstwerke und Historie. Auch Trappenkamp kann an öffentlichen Plätzen und in verborgenen Ecken damit aufwarten – man muss nur wissen wo.

 

Um das herauszufinden, bedarf es entweder einer gewissen Ortskenntnis oder eines gesunden Entdeckergeistes. Oder aber eines ortsansässigen Führers, der seine Besucher zielgerichtet durch den Ort begleitet und sein Wissen verbreitet. Also einen Reinhard Bronsart, der am 12. August auf Einladung des Tourismusvereins Holsteinseen eine Besuchergruppe durch die Trappenkamper Ortsgeschichte und Trappenkamp selbst führte.

 

Reges Interesse an Trappenkamps Geschichte

 

Trotz anfänglich starken Regens kam an diesem Samstagnachmittag eine ansehnliche Gruppe Interessierter aus Trappenkamp und der Umgebung zusammen. Die Begrüßung erfolgte im „Museumsbunker“ durch Reinhard Bronsart und den Holsteinseen-Vorsitzenden Jürgen Bucksch. Die Augen der Besucherinnen und Besucher wurden immer größer, als sie die Ausmaße des Gebäudes und die Vielfalt der Ausstellung erblickten. Richtiger Entschluss: Lasst die Leute erst mal schauen.

 

Was es im „Museumsbunker“ zu schauen gibt, ist Trappenkamps Geschichte pur. Von den Großtrappen, die dem Ort seinen Namen gaben, über Dioramen vom Truppenübungsplatz für die Kavallerie auf der Gönnebeker Heide und des Mariensperrwaffenarsenals, über Glaskunst und Spielzeugherstellung bis hin zu Gebrauchsgegenständen aus der Pionierzeit der Ortswerdung.

 

Denn Trappenkamp ist zwar eine ganz junge Gemeinde, erst seit 1956 selbstständig, dafür aber ein durch und durch historischer Ort, der sich von den Umlandgemeinden deutlich abhebt. Und das macht ihn so interessant.

 

Huch! Der „Bunker“ ist kein Bunker?

 

Aber noch einmal zum „Museumsbunker“, der hier schon zum dritten Mal in Anführungszeichen gesetzt wurde. Der Grund ist einfach: Er ist gar kein klassischer Bunker oder Hochbunker, also überirdisch, wie die Luftschutz- und Flakbunker des Zweiten Weltkriegs in den großen Städten. „Nur die Decke und die Stützpfeiler entsprechen denen eines Bunkers“, verriet Reinhard Bronsart. „Die Wände bestehen aus Lehmziegeln und Mörtel.“ Dass das einen Grund hatte, dürfte klar sein – aber man sollte dieses Museum selbst einmal gesehen haben!

 

Fortgesetzt wurde der Nachmittag, gemütlich sitzend im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde, mit einem Parforceritt durch die Geschichte des Gemeindegebietes. Und die fängt schon mit dem Ende der letzten Eiszeit an, als, anders als in Schmalensee, das unter 300 Meter dickem Eis lag, hier der Gletscher Richtung Westen entwässerte und den „Ricklinger Sander“ schuf, eine karge Landschaft, die sich später nicht kultivieren ließ.

 

Trappenkamp auf der Gönnebeker Heide

 

Stattdessen wurde auf der „Gönnebeker Heide“ – „Zu Gönnebek haben wir gar nicht gehört, das war hier Gemarkung Rickling…“ – später, zu preußischer Zeit, ein Truppenübungsplatz unterhalten. Das war jetzt ein großer Zeitsprung; hier ein kleinerer: Weil das Gebiet dem Staat gehörte und mit großem Aufwand aufgeforstet worden war, fiel es den Nationalsozialisten mit ihren Aufrüstungsplänen geradezu in den Schoß: Binnen zwei Jahren geplant, erschlossen und gebaut entstand ein gut getarntes Marinesperrwaffenarsenal, in dem vornehmlich Seeminen montiert und gelagert wurden für den geplanten Krieg, der 1939 beginnen sollte.

 

Auch Schmalenseerinnen und Schmalenseer waren unter den gut 500 Zivilangestellten und 200 Soldaten, die hier tätig waren. Der Krieg ging zu Ende und weder Hitlers „Nero-Befehl“ zur Zerstörung aller militärischen Anlagen und Infrastruktur, noch die Absicht der britischen Besatzungsmacht, das Arsenal und seine 96 „Bunker“ zu sprengen, kamen zur Umsetzung. Stattdessen siedelten sich hier Geflohene aus den sogenannten „Ostgebieten“ des Deutschen Reiches an, die als Folge der Niederlage im verschuldeten Krieg abgetreten werden mussten. Als Geburtsstunde oder -tag gilt laut Reinhard Bronsart der 17. Juli 1946 mit der Freigabe zur Besiedelung.

 

Als die Flüchtlinge kamen

 

Diese Menschen schufen letztlich das Trappenkamp, das die Alten wohl noch kennen, wir Jüngeren vielleicht von Bildern. Ein Trappenkamp, das man schnell an mancher Schmuddelecke festmacht, das aber auch über interessante und schöne Flecken verfügt. Und ganz besondere, wie die Erlebnisschmiede, direkt neben der neuen Feuerwache. Gegründet wurde die Schmiede vom Dresdner Schmied Alfred Schmidt im Jahr 1956 – und zwar im früheren Trafogebäude des Marienarsenals.

 

Dessen Tochter Gudrun Tischler empfing die Besuchergruppe und gab Einblicke in die Unternehmensgeschichte und den Standort im alten Militärgebäude. Schmidt sei damals nicht in Konkurrenz zu den dörflichen Schmieden getreten, wie es sie in Schmalensee gegeben hat. Hufbeschlag und die Reparatur landwirtschaftlicher Geräte waren nicht sein Metier, er konzentrierte sich auf Konstruktionsbau, private Aufträge und später auf die (staatlich geförderte) „Kunst am Bau“.

 

Die Schmiede im Trafohaus, heute Ort der Begegnung

 

Heute dient die Erlebnisschmiede neben der Erinnerung an wahre Eisenkunst auch als Begegnungsort und Stätte für Kultur und Kulinarisches. Am 16. September 2023 gibt es hier Irish Folk und Guinnes vom Fass (Reservierung nötig) und am 24. September ab 11 Uhr eine Vernissage mit Fotografien von Dierk Hamann, den die Schmalenseer als Naturführer kennen.

 

Wer das Jugendzentrum in Trappenkamp kennt, sowie das dahinter befindliche ehemalige Gebäude für die Feuerwehr und den ganzen Komplex „Ostlandplatz“, der muss wissen: Das waren Kommandantur, Remise, Kantine und andere Bauten des Arsenals, getarnt (gegen Luftaufklärung) als großer Bauern- oder Gutshof. Tarnung ist halt das halbe Leben im Krieg…

 

Wer sich durch Trappenkamp bewegt, der achte auf die Kleinigkeiten und Details am Wegesrand, abseits überquellender Altglas-Container oder Brachflächen: Werke aus der Kunstschmiedewerkstatt, frühere „Bunker“ – heute bewohnt, Denkmale oder Erinnerungen wie die Seemine vor dem Gebäude der Gemeindewerke, die uns daran erinnern mögen, dass unser Amtssitz Trappenkamp mehr ist als der Ort, in dem man rasch einkauft und den Arzt aufsucht, tankt oder das Auto wäscht. Hier ist Regionalgeschichte sichtbar und erlebbar.

 

Leute, besucht den Museumsbunker!

 

Der Museumsbunker voller Informationen und Erinnerungen zur Ortsgeschichte Trappenkamps ist in der Schulstraße zu finden. Die ist derzeit wegen Bauarbeiten gesperrt, aber wer den Parkplatz in der Königsberger Straße vor der Sporthalle und Gemeindebücherei nutzt, findet den Weg zur Rampe. Geöffnet ist dieses empfehlenswerte Museum am zweiten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr (Änderungen vorbehalten). Außerdem können Gruppen auch zu anderen Zeiten Besuchstermine vereinbaren mit Renate Liesenfeld (Tel. 04323/2387) oder Werner Schultz (04323/914118).

 

Bild zur Meldung: Holsteinseen organisierte eine Begehung Trappenkamps

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Holsteinseen (14. 08. 2023)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail: