In Sachen Storch ist Schmalensee jetzt „HPo“…
Als sich für Schmalenseer Verhältnisse früh in diesem Jahr ein Storch auf dem Horst am Regenückhaltebecken niederließ, wuchsen Hoffnungen und Spannung zugleich. Mithilfe der Firma Hippe (Frank Mühlenberg) und unter Höheneinsatz von Feuerwehrkamerad Michael Hübner war das Nest saisonklar gemacht worden. Nun, nach zwei erfolglosen Jahren, müsste es doch klappen mit Storchennachwuchs in Schmalensee.
Um den 28. März 2025 entstanden erste Fotos, Anwohner begannen wieder, Meldungen abzusetzen über ihre Beobachtungen an dem von Sönke Siebke spendierten Nest, der Storchenschutzbeauftragte des Naturschutzbundes für den Kreis Segeberg erhielt ab sofort von Gemeindevertreter Christian Detlof unregelmäßige Meldungen aus Schmalensee.
Am 4. April hatte sich ein zweiter Vogel auf dem Nest eingefunden. „Sie sind jetzt zu zweit!“, lautete dann auch eine Nachricht. Unterdessen gab es vom NABU, in Kenntnis von Prognosen für das Frühlingswetter, Hinweise, wie den Störchen Wasser anzubieten wäre – Trockenheit kündigte sich an.
In Schmalensee aber konnte schon am 5. April beobachtet werden, dass „unsere“ Störche aktiv in die Familienplanung eingestiegen waren. Nächste Fotos gingen nach Henstedt-Ulzburg und vielerorts wurden Schmalensee die Daumen gedrückt, dass es hier Nachwuchs geben möge.
Jedoch: Auch wenn wir eher romantisierend über den Storch denken, hat er doch auch recht menschliche Züge. Territorialverhalten und Neid kennt Adebar leider auch. Und so gab es schon kurz nachdem womöglich mit dem Brüten begonnen worden war Angriffe anderer Störche auf das Schmalenseer Nest und seine Bewohner. Leider ging es stets so schnell, dass den Augenzeugen Fotos nicht möglich waren.
Belegt sind Attacken von mal einem, durchaus auch zwei Fremdstörchen am 8. und am 12. April. Nach dem letztgenannten Angriff hatte es den Anschein, als würde unser Brutpaar das Nest aufgeregt inspizieren – möglicherweise ein zerstörtes Gelege? Dann hoben sie einer nach dem anderen vom Nestrand ab und flogen davon. Der Storchenhorst am Regenrückhaltebecken war für einige Tage verwaist.
Aus anderen Gegenden des Kreises Segeberg wurden von NABU-Mann Holger Möckelmann erste Bruterfolge mitgeteilt. Aber auch die Sorge geschildert, dass es aufgrund Ausbleibens von Regen zu wenige Regenwürmer geben könnte, wichtigste Nahrung für die Küken, deren Leben somit in Gefahr sein sollte – denn der Storch wirft durchaus seinen Nachwuchs aus dem Nest, wenn sich abzeichnet, dass er diesen nicht durchbringen kann. Auch Kannibalismus ist möglich, wenn der Altstorch selbst nicht genügend Nahrung findet, und ein solcher Fall wurde auch aus dem Kreisgebiet gemeldet – drei Küken fraß der Altstorch auf.
Nach Schmalensee aber kam die Hoffnung am 18. April zurück: Erneut stand ein Storch im Nest, allein. Doch rasch mutmaßten alle Beobachtenden, dass dieser den Standort Schmalensee nur als Pausenort nutzte. Lange Abwesenheiten und keine Übernachtungen sprachen nicht für Sesshaftigkeit.
Die Folge: Während Schmalensee in einer NABU-Meldung noch als Brutplatz für den Storch galt, interessierten sich bereits andere Vögel für das Storchennest. Ein Paar Kanadagänse machte es sich ab dem 9. Mai darin bequem und vermittelte bald den Eindruck, selbst in den Brutbetrieb einsteigen zu wollen. Warum auch nicht, schließlich könnte man die Gänseküken einfach aus dem Nest in das Regenrückhaltebecken schubsen.
Aber nach wenigen Tagen dürfte den Gänsen aufgefallen sein, dass sie keine Nilgänse und deshalb eigentlich Bodenbrüter sind. Jedenfalls verließ auch dieses Duo bei Nacht und Nebel unser Nest, das seit geraumer Zeit unbesetzt ist. Mit Ausnahme des 23. Mai. Da saß noch einmal ein Storch darin, der aber seit Tagen nicht wieder gesehen worden war, als am 26. Mai der NABU darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass Schmalensee für dieses Jahr aus dem Rennen ist.
Denn selbst wenn in den nächsten Tagen und Wochen noch einmal ein Storch oder zwei hier beobachtet werden – für eine Brut ist es zu spät, die Hitze des Sommers naht und auch der Flug in den Süden.
Am 26. Mai hat NABU-Experte Holger Möckelmann dann als Reaktion wissen lassen, dass er mit Bedauern das Schmalensee-Kapitel für dieses Jahr geschlossen hat. In seiner Statistik für 2025 steht hinter Schmalensee nun „HPo – Horsbrutpaar ohne Bruterfolg“.
Dies gilt auch für andere Horste im Kreisgebiet. In Wiemersdorf zum Beispiel habe ein Greifvogel alle vier Jungvögel aus dem Horst geraubt. Immerhin: Solche Bilder sind uns hier erspart geblieben. Doch all das ist Natur.
Bild zur Meldung: Am 23. Mai wieder mal ein Storch im Nest