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Vor 135 Jahren: Schmalensee ein Raub der Flammen – Der Dorfbrand wirkt bis heute nach

Schmalensee, den 19. 04. 2020

Wer danach fragt, welches Ereignis für Schmalensee das bedeutendste sein mag, dem muss wohl das Großfeuer genannt werden, das am 19. April 1885, vor 135, mehr als die Hälfte der Häuser in Asche legte. Denn der Dorfbrand, bei dem kein Mensch körperlich ernsthaft zu Schaden kam, wirkt bis heute nach: In der annähernd einheitlichen Architektur des „südlichen“ Abschnitts der Dorfstraße, die Schmalensee den Namen „Säulendorf“ gegeben hat, und in einer Freiwillige Feuerwehr, die aufgrund der gemachten Erfahrungen vier Jahre später gegründet wurde.

 

Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr nach Großfeuern

 

Aus dem Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee, Eintrag vom 1. Dezember 1889: „Da unsere Gemeinde in den Jahren 1867 und 1885 die zerstörende und vernichtende Macht des Feuers am eigenen Hab und Gut erfahren, so wurde im Herbst des Jahres 1889, wo die Regierung auf Organisation von Zwangs-Feuerwehren auf dem platten Lande drang, in einer Kommissversammlung die Bildung einer freiwilligen Feuerwehr beschlossen, da eine solche einer Zwangswehr vorzuziehen sei. Die Gemeinde verpflichtet sich, die erforderlichen Ausgaben zu übernehmen.“

 

Das Feuer von 1867 hatte, wie ein weiteres im Jahr 1861, drei Höfe getroffen und dazu beigetragen, dass nicht mehr alle großen Gebäude nah am Ortszentrum lagen. So blieb der „nördliche“ Teil des Dorfes – den rund 70 Meter freien Raumes vom „südlichen“ trennten – mit fast genauso vielen Gebäuden vom Feuer verschont. Dennoch fand das Großfeuer 1885 reichlich Nahrung.

 

Schadensbericht im Segeberger Kreis- und Wochenblatt

 

Die Schadensübersicht lieferte das Segeberger Kreis- und Wochenblatt, die heutige Segeberger Zeitung, am 22. April 1885: „Über das Feuer in Schmalensee können wir berichten, dass die Gebäude der Hufner Schnoor (Schnohr, Anmerkung), J. Harder, H. Harder, A. Dunker, M. Saggau, Hinr. Saggau, eine Kate eines zweiten Hinr. Saggau, das Armenhaus und einige Eigenkaten, im Ganzen 18 Gebäude, durch Feuer vernichtet sind. […] So ist vom Mobiliar und den in den Häusern befindlichen Ackergeräten so gut wie nichts gerettet worden. […] Verbrannt an Vieh sind drei Kühe, drei Schweine, ein Kalb und zwei Kettenhunde.“

 

Ausgebrochen soll das Feuer in der Kate des Hufners Hinrich Saggau sein. Von dort habe es sich aufgrund des Windes, der Trockenheit und der größtenteils weich – also mit Stroh und Reet – gedeckten Dächer rasch über den südlichen Teil des Ortes ausgedehnt. Sechs zum Teil neue Hufenstellen, errichtet nach 1867 mit breiten Umfassungsmauern, brannten ebenfalls ab, da auch sie mit Reet oder Stroh eingedeckt waren. Vier Gebäude hingegen blieben aufgrund fester Bedachung von Zerstörung verschont oder wurden nur leicht beschädigt.

 

Feuer selbst in der Stadt Segeberg wahrzunehmen

 

Über die Zeit des Entstehens des Großfeuers ließe sich streiten. Das Segeberger Kreis- und Wochenblatt meldete am 21. April, dass am Vortag um 0.30 Uhr von der Stadt Segeberg aus in nördlicher Richtung ein derart mächtiger Feuerschein zu sehen gewesen sei, dass in der Stadt Häuser in der Kieler Straße „erleuchtet“ waren. Man vermutete das Feuer zunächst in Negernbötel oder Hamdorf. Chronist Heinrich Göttsch, erst ab 1896 im Ort, führte den Dorfbrand in einer Auflistung der Feuersbrünste, die Schmalensee heimsuchten, vorsichtshalber mit Datum „19./20. April 1885“. Wiederum die Zeitung liefert in ihrer Ausgabe am 28. April 1885 die Festlegung „in der Nacht vom 19. auf den 20.“ und eine Ausdehnung des Brandes binnen weniger als einer Stunde.

 

Im ersten Bericht hatte es geheißen: „In einer Zeit von drei Viertelstunden standen sämtliche Gebäude in Flammen und bot sich ein Flammenmeer dar, welches den Zuschauern einen schrecklichen Anblick darbot. Dass bei diesem raschen Umsichgreifen so wenig gerettet werden konnte ist klar.“

 

Wie heute: Polizeiliche Ermittlungen aufgenommen

 

Immerhin: Die Gebäude waren bei der Landesbrandkasse versichert, Möbel und Gerät größtenteils bei der Lübecker Feuerversicherung. Nichtsdestotrotz wurden Ermittlungen angestellt. So wurden am 4. Mai 1885 vom Landrat des Kreises Segeberg 300 Mark Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung eines möglichen Brandstifters führen würden.

 

Dorfbrand selbst in Amerika in der Zeitung erwähnt

 

Die Feuersbrunst von Schmalensee hallte sogar über den Atlantik: Im Juni 1885 war die Nachricht vom Dorfbrand auch in den Vereinigten Staaten von Amerika Thema, wenn auch ein sehr kleines: In ihrer Tagesausgabe vom 4. Juni 1885 brachte die in Indianapolis erscheinende deutschsprachige „Indiana Tribüne“ auf der Seite 2 in einer Rubrik mit Kurznachrichten aus Deutschland und der Welt, in der Subrubrik „Oldenburg“, den einen Satz „Fast das ganze Dorf Schmalensee ist eingeäschert worden.“

 

Reet- und Strohdächer in der Kritik

 

Schmalensees Dorfbrand war zusätzliches Wasser auf die Mühlen derer, die im Rahmen des Feuerschutzes darauf drängten, weiche Bedachungen der Gebäude in geschlossenen Ortschaften zu verbieten. Denn Schmalensee war kein Einzelfall. In jener Zeit berichteten die Zeitungen immer wieder von verheerenden Feuern, die ganze Ortschaften betrafen. So war im April 1884 und zehn Jahre zuvor Bornhöved etwa jeweils zur Hälfte in Schutt und Asche gefallen. Am 15. Juni 1885 gab es erneut ein großes Feuer in Bornhöved, das mehrere Häuser aber nur das Leben eines Schweines forderte. Die Löschmannschaften der umliegenden Orte, auch aus Schmalensee, eilten zu Hilfe.

 

Viele Fragen zum Dorfbrand und seinen Folgen offen

 

Bis heute bleiben einige Fakten zum Schmalenseer Dorfbrand 1885 im Dunkeln: War es Brandstiftung oder nicht? Was spielte sich im Dorf ab – gibt es Augenzeugenberichte in Briefen, Tagebüchern oder Hofchroniken? Und kamen die Brandwehren der Umgebung, so wie ein Jahr zuvor und im Juni 1885 in Bornhöved – überhaupt mit ihren Spritzen zum Einsatz? Leider war Schmalensee dafür wohl zu unbedeutend oder kein Berichterstatter vorhanden, der dem Segeberger Kreis- und Wochenblatt einen Bericht vom Wiederaufbau hätte liefern können. Die Berichterstattung aus dem Dorf lief in normalem Umfang weiter, das gesellschaftliche Leben also nahm recht schnell „normale“ Züge an. Und bis heute geben uns die Eingänge der Bauernhöfe, deren Hauptgebäude nah zur damals bereits bestehenden Chaussee errichtet wurden, ein Zeugnis vom damals begonnenen Neuanfang.

 

 

 

Bild zur Meldung: Segeberger Kreis- und Wochenblatt am 21. April 1885 zum Dorfbrand in Schmalensee

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Dorfbrand (19. 04. 2020)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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