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April-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2

15. 04. 2022

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung.

Für die treue Leserschaft gibt es auch im Monat April die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr ein hoffentlich interessantes Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil.

 

Mitgliedschaft im Imkerverein lohnt sich:  Am 17. April 1887, vor 135 Jahren, findet in der Segeberger Gastwirtschaft von Böttger die Frühjahrsversammlung des Imkervereins Segeberg statt. Dieser ist nicht nur auf die Stadt Segeberg beschränkt, sondern steht auch Mitgliedern aus anderen Regionen des Kreises Segeberg offen, etwa dort, wo es noch keine eigenen Lokalvereine gibt, was aber dringend empfohlen wird. Der Bericht des Segeberger Kreis- und Wochenblatts hebt die Vorzüge solcher Vereine hervor, die als Versicherungsvereine anzusehen sind. Genannt wird ein Beispiel aus Bornhöved, wo im Jahr 1886 die Bienen eines Herrn Stegelmann ein Pferd töteten. Durch Vereinsmitgliedschaft war es möglich, den Schaden kollektiv zu regulieren: 152 Mark erhielt der geschädigte Besitzer. Wenn man bedenkt, dass die Jahresmitgliedschaft 2 Mark beträgt und man als Mitglied zudem zweimal monatlich das „sehr inhaltreiche Vereinsorgan frei ins Haus“ bekommt, wahrlich eine lohnenswerte Überlegung – wenngleich für jedes Bienenvolk auch ein Zusatzbeitrag zu entrichten ist, zwecks Versicherung.

 

Prominentes Objekt in Schmalensee wechselt den Besitzer: Die Hufe 1 ist in Schmalensee die zentrale Hofstelle mit Gastwirtschaft. Im April 1907, vor 115 Jahren, wechselt sie gleich zweimal den Besitzer. Am Ende kommt sie zur Familie Voß. Über die zeitlichen Abläufe übt sich die Quellenlage in trauter Uneinigkeit: Dorfchronist und Zeitzeuge Heinrich Göttsch schreibt 1948, dass Ludwig Saggau im Jahr 1900 die Hufe 1 vom früheren Gemeindevorsteher Matthias Suhr erwarb, diese 1907 an „Parzellanten“ veräußerte und über diese wiederum Friedrich Voß 1908 Besitzer wurde. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt allerdings geht davon aus, dass Ludwig Saggau schon „Anfang der 90er Jahre“ von Suhr kaufte, nun, am 17. April 1907, an den Gütermakler Böge aus Kellinghusen verkauft, der wiederum schon am 18. April 1907 an Friedrich Voß aus Hohenaspe weiterverkauft, der zum 1. September 1907 übernimmt. Glaubhaft ist Teil eins von Göttsch (Saggau kauft 1900 von Suhr) und Teil zwei aus der Zeitung, also alles, was diese aus dem Jahr 1907 berichtet.

Hinter den sogenannten Parzellanten steckt besagter Böge, der in einem weiteren Bericht tatsächlich „Parzellant“ genannt wird, denn der Besitz Saggaus geht nicht vollständig an Voß: Saggau selbst behält einen Teil, auf dem er die heutige Hofstelle Siebelts außerhalb des Dorfes am Weg nach Damsdorf errichtet; andere Flächen, Gebäude und Mobilien, etwa Nutztiere, versteigert Böge in öffentlicher Auktion. Damals ist es üblich, dass in der Zeitung Zahlen genannt werden. Ludwig Saggau, so Göttsch und die Zeitung unisono, habe von Suhr für rund 83.000 Mark gekauft und nun für 140.000 Mark an Böge verkauft. Allerdings muss bedacht werden, dass Ludwig Saggau den Gasthof um den noch heute von Vereinen und Festgesellschaften gern genutzten Saal anbauen ließ und weitere Modernisierungen am Dorfkrug vornahm – dessen Wert also gehörig steigerte. Friedrich Voß, so das SKTB am 20. April 1907, habe den Hof mit Gastwirtschaft und beim Hof verbliebenen Ländereien für 65.000 Mark von Böge gekauft.

 

Schmalensees früherer Bürgermeister wird 80: Am 17. April 1962, vor 60 Jahren, kann der frühere Bürgermeister der Gemeinde Schmalensee, Willi Harder, seinen 80. Geburtstag feiern. Er gilt als weithin geachteter Mann, der insbesondere als erfolgreicher Landwirt an vielen Stellen wirkte – im  Landwirtschaftlichen Verein für Bornhöved und Umgebung, im Kreispferdezuchtverein, dem Milchkontrollverein Gönnebek-Schmalensee (später Bornhöved), und vor allem im Kreisverband Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner: Der Harder-Hof in der Dorfstraße 37 gilt als eine der Urzellen der Schwarzbuntzucht in Schleswig-Holstein. Im Jahr 1906 wird die Kuh „Lore 23921“ geboren. Sie bildet den Ursprung eines sich über elf Generationen erstreckenden Zuchtstammes – 1963, als Sohn Hans von der Landwirtschaftskammer gehrt wird – ist dies die älteste im ganzen Zuchtgebiet.

Zudem war Willi (oder auch Willy) Harder auch Spritzenführer der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee, Mitglied im hiesigen Jagdverein und im Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bornhöved. Politisch trat er 1918 in Erscheinung: Nach dem Ende des Kaiserreiches und in der anlaufenden Revolution in Deutschland formierten sich überall Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte. Willi Harder wurde in den Schmalenseer Bauernrat gewählt, der neben der Gemeindevertretung für Stabilität sorgte. Nach dem noch 1962 als „Zusammenbruch“ bezeichneten Ende des „Dritten Reiches“ und Zweiten Weltkriegs 1945 setzte die britische Besatzungsmacht den seit 1924 im Amt befindlichen Bürgermeister Heinrich Harder (Dorfstraße 20) ab und Willi Harder ein. An ihm war es nun, insbesondere die Aufnahme, Unterbringung und Versorgung zahlreicher Flüchtlinge aus den östlichen Teilen Deutschlands zu organisieren. Er amtierte bis 1949, war seit 1946 neben Hellmut Siebke eines der ersten Mitglieder der CDU im Kreis Segeberg.

 

Lehrer reden über die „jüdische Weltverschwörung“: Am 21. April 1937, vor 85 Jahren und in der Hochphase des nationalsozialistischen Deutschland, berichtet das Segeberger Kreis- und Tageblatt von der jüngsten Zusammenkunft des NS-Lehrerbundes im Kreisabschnitt Bornhöved. Wie zuvor im das Kirchspiel Bornhöved umfassenden Lehrerverein dienen solche Veranstaltungen der gegenseitigen Fortbildung. Das aktuelle Thema: „Judentum, Zentrum und Marxismus“. Der Kreisabschnittsleiter Lehrer Trenktrog aus Gönnebek führt über den „schmarotzerhaften Weltherrschaftstraum der Juden“ aus, von dem eine „ungeheure zerstörende Kraft ausgegangen“ sei. Aber auch das Zentrum und marxistische Kräfte hätten zum Untergang des Deutschen Reiches geführt. Gemeint ist das Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918.

 

Tödliches Ende einer Verfolgungsjagd: Ein dramatisches Ende nimmt am 23. April 1897, vor 125 Jahren, die Flucht des Kalübber Knechts Bünning. Der beim Hufner J. Saggau in Diensten stehende Mann steht im Verdacht, am 21. April in Dersau Feuer gelegt zu haben. Noch am selben Tag wird er verhaftet, kann aber während des Transports nach Ascheberg dem Polizeidiener entkommen. Bünning streift einige Tage ruhelos in der Gegend umher. Schmalenseer Knechten stiehlt er das Frühstück auf dem Feld. Sogar in Tensfeld soll er gesehen worden sein. Als ihn am 23. April ein Mädchen in einer Kalübber Scheune bemerkt, entflieht Bünning seinen Verfolgern querfeldein in Richtung Perdöl. Gut 30 Mann sind ihm auf den Fersen und auf dem Gut schließt sich der Verwalter zu Pferde und in Begleitung der Arbeiter der Hatz an. Bünning flüchtet über eine Wiese zum Stolper See und versucht, diesen zu durchschwimmen. Doch er erleidet offenbar einen „Schlagfluß“ (alte Bezeichnung für den Schlaganfall): Bünning wird tot aus dem Wasser gezogen.

 

NSDAP in Schmalensee stärkste Kraft: Wahlen zum Preußischen Landtag am 24. April 1932, vor 90 Jahren. Über 8 Millionen Deutsche stimmen für Adolf Hitlers NSDAP, während die SPD als zweitstärkste Kraft gerade 4,6 Millionen Stimmen erhält. Auch in Schleswig-Holstein haben die Nationalsozialisten doppelt so viele Stimmanteile. Im Kreis Segeberg geben der NSDAP 17.665 Menschen ihre Stimme. 1928 erhielt die Partei hier noch 340 Stimmen. Das Stimmergebnis in Schmalensee: NSDAP 86, SPD 50, DNVP 16, DVP 13, Deutsche Staatspartei 9, Reichspartei des deutschen Mittelstandes 5, Sozialistische Arbeiterpartei, KPD und Radikaler Mittelstand je 1 Stimme. Noch am Morgen fand ein Propagandaritt von 20 jungen Nationalsozialisten statt, die von Bornhöved nach Wankendorf ritten.

 

Schmalenseer Familie verliert zweiten Sohn im Krieg: Am 25. April 1917, vor 105 Jahren, stirbt in einem Marinelazarett der 20-jährige Seesoldat Adolf Blunk aus Schmalensee an einer Lungenentzündung. Kein Tod durch Feindeinwirkung, was die Familie wohl veranlasst haben mag, in der Todesanzeige im Segeberger Kreis- und Tageblatt auf die Teilnahme des Sohnes in den vorangegangenen zwei Jahren als Kriegsfreiwilliger „in vorderster Reihe“ hinzuweisen. Immerhin: In derselben Ausgabe widmet die Zeitung dem Toten eineinhalb Zeilen: „Den Heldentod erlitt der Seesoldat Adolf Blunk aus Schmalensee.“ Die Familie Blunk hat da schon einen ersten Rückschlag durch den seit 1914 tobenden „Großen Krieg“ hinnehmen müssen: Am 16. Juni 1915 ist der ältere Bruder Hans im Rang eines Offiziersstellvertreters an der Westfront durch einen Artillerietreffer gefallen. Drei weitere Söhne von August und Sophie Blunk, Max, Rudolf und Paul, leisten ebenfalls Kriegsdienst und werden den Ersten Weltkrieg überleben.

 

Gefallenendenkmal soll erweitert werden: Über die Beratungen der Schmalenseer Gemeindevertretung wegen einer notwendigen Erweiterung des 1923 eingeweihten Gefallenendenkmals berichtet die Segeberger Zeitung am 26. April 1952, vor 70 Jahren. Demnach sollen eine oder mehrere Steintafeln mit den Namen der gefallenen und vermissten Schmalenseer versehen werden – die Bevölkerung wird aufgerufen, diese zu benennen. Aufgefordert sind die Einwohner auch, für die Erweiterung zu spenden, da die Gemeindekasse leer sei. Den Auftrag zur Neugestaltung will man Steinsetzmeister Suhr aus Bornhöved erteilen, dessen Unternehmen schon 1923 bei der Neuanlage des Denkmals war, das schräg gegenüber des Gasthofs gelegen ist.

 

Kinder als Brandursache: Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ist in Zeitungen immer wieder von Bränden zu lesen. Oft, diesen Eindruck haben die Behörden gewonnen, sind zündelnde Kinder die Ursache. Am 29. April 1887, vor 135 Jahren, veröffentlicht Segebergs königlicher Landrat von Willemoes-Suhm, eine Anweisung der Regierung, wonach die Polizeibehörden, das waren damals die Amtsvorsteher, eine Aufstellung aller in den letzten drei Jahren in ihrem Verantwortungsbereich durch zündelnde Kinder ausgelösten Brände vorzunehmen haben. Zugleich wird die Aufsichtspflicht verschärft: Zündeln Kinder mangels Aufsicht, so kann dem, der seine „Beaufsichtigungspflicht“ vernachlässigt hat, eine Strafe von bis zu 30 Mark auferlegt werden – damals eine Menge Geld.

 

Bild zur Meldung: Willi Harder um 1960

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Historisches (15. 04. 2022)

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Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
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