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Historisches Kalenderblatt im September: Kate mit Kolonialwarengeschäft von Peter Landschoof

Schmalensee, den 31. 08. 2022

Corona-bedingt musste in Schmalensee nach 2020 auch im Dezember 2021 die Seniorenweihnachtsfeier der Gemeinde abgesagt werden, um Kontakte zu beschränken. Statt einer Feier erhielten die Seniorinnen und Senioren des Dorfes einen Präsentbeutel mit einem Premieren-Inhalt: Einem Schmalensee-Kalender für 2022 mit historischen Aufnahmen. Wenige Restexemplare gingen in den Verkauf für den guten Zweck.

 

Für alle Schmalenseer und Freunde, ob nun Besitzer eines solchen Kalenders oder nicht, sei im Jahr 2022 stets vor dem Monatsersten das nächste Kalenderblatt auf der Gemeinde-Homepage gezeigt und erläutert. Heute also das Kalenderblatt für den September.

 

Die alten Backsteinhäuser – ob nun große Bauernhäuser mit ihren Säuleneingängen oder Landarbeiterkaten – machen das besondere Flair holsteinischer Dörfer und auch Schmalensees aus. Gerade von den Katen sind nur wenige historische Aufnahmen erhalten. Ihre Besitzer werden in früherer Zeit andere Sorgen gehabt haben, Fotografien anfertigen zu lassen. Ein Glücksfall ist diese Aufnahme vom heutigen Haus Dorfstraße 25. Christopher Brust hat im Nachlass seiner Vorfahren diese undatierte Aufnahme gefunden aus der Zeit, als Peter Landschoof in dem Gebäude ein Kolonialwarengeschäft mit Überlandhandel betrieb.

 

Davon berichtet dessen Zeitgenosse und Dorfchronist Heinrich Göttsch in der „Chronik von Schmalensee“, veröffentlicht 1948. Auf dem Grundstück, das ursprünglich zum an den Ortsrand verlegten Hof Siebke gehörte, errichtete ab 1860 Claus Gierau die Kätnerstelle. Die Kätner waren in der Regel bei den Hufnern, den Bauern beschäftigt, betrieben aber auf ihrer kleinen Stelle auch eine kleine eigene Landwirtschaft zur Selbstversorgung. 1895 änderte sich an diesem Haus die Nutzung: Peter Landschoof (eigentlich Johann Peter David Landschoof) kaufte und gründete hier sein Geschäft.

 

Peter Landschoof – ein stehender und wandernder Händler

 

Landschoof, geboren 1861, kam 1885 aus Bentfeld bei Neustadt nach Schmalensee. Er leitete zunächst vom 1. März 1886 bis 1895 die Schmalenseer Meierei im heutigen Haus Damsdorfer Straße 1. Dann kaufte er die besagte Kate und eröffnete 1895 die damals neben denen von Schnohr (später Tietgen) und Stegelmann (später Gloe) dritte Hökerei im Dorf, jedoch als Kolonialwarengeschäft. Auch betrieb er einen Überlandhandel, wofür er den nötigen Wandergewerbeschein besaß. Es handelte sich also nicht um ein reines „stehendes Geschäft“.

 

Heinrich Göttsch beschreibt in der Chronik von Schmalensee, was den Überlandhandel der Höker umfasste: „... verkauften den Landfrauen ihre Waren und kauften wieder, was im Garten und in der Viehwirtschaft erübrigt war. An jedem Freitagmorgen früh rollten dann die mit Körben vollbepackten Wagen hinaus nach Neumünster, wo die erhandelten Waren auf dem Wochenmarkt oder in den Häusern verkauft wurden. Nachdem dann bei Großfirmen der Bedarf des eigenen Ladens eingedeckt und noch allerlei im Dorf aufgegebene Besorgungen erledigt waren, ging es wieder heimwärts, um sich gleich für den nächsten Wochenmarkt zu rüsten.“

 

Was wir noch von Peter Landschoof wissen

 

Über Landschoofs Wirken als Meierist wissen wir nicht viel. 1885 hatten sich fast alle Schmalenseer Bauern (Hufner) zu einer Meiereigenossenschaft zusammengeschlossen, der später auch Bauern aus Tarbek und Belau beitreten sollten. Da aber war Landschoof schon zum Händler geworden. Als Meierist hatte er auf jeden Fall Zeit, auch Nebenfunktionen zu übernehmen: Im Februar 1890 wurde er für den Amtsbezirk Bornhöved als Amtsdiener und polizeilicher Exekutivbeamter angestellt. Und bei einer Tierschau des landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgegend am 1. Juni 1894 wirkte der Meiereiverwalter Landschoof als Preisrichter mit.

 

Vielleicht hatten die Schmalenseer vor diesem Hintergrund der vermeintlichen Verfügbarkeit Landschoofs diesem mit „sanftem Druck“ nahegelegt, die Führung der Freiwilligen Feuerwehr zu übernehmen, als diese am 1. Dezember 1889 gegründet wurde. Das ist natürlich Spekulation und in der Rückschau wurde Landschoof nach der Übergabe der Verantwortung an den Hufner Carl Schübeler im Jahr 1894 bescheinigt, durch Tatkraft und kameradschaftliches Verhalten die mustergültige Wehr stets einsatzbereit gehalten zu haben.

 

Der Kommunalpolitiker Peter Landschoof

 

Peter Landschoof gehörte im kaiserlichen Deutschland der 3. Klasse wählbarer Bürger an, hob sich also vom einfachen Arbeiter ab und rangierte in der dörflichen Hierarchie deutlich hinter den Grundbesitzern, den Hufnern.  Am 21. März 1905 wurde Höker Landschoof von der 3. (Wähler-)Klasse zum Gemeindevertreter gewählt. Vermutlich blieb er dies einige Jahre und kam deshalb in den Wirren der Zeit des Kriegsendes 1918 für einen Sitz im eilig gebildeten „Bauernrat“ der Gemeinde Schmalensee infrage.

 

Dieser Bauernrat, wie die Gemeindevertretung aus Angehörigen aller Schichten gebildet, hatte als Aufgaben die Unterstützung der Ortsbehörden in allen wirtschaftlichen Maßnahmen der Übergangszeit, Zurückführung der heimkehrenden Krieger in gesicherte Erwerbsverhältnisse, Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Schutz der Bewohner gegen willkürliche Übergriffe. Der Schmalenseer Bauernrat beabsichtigte laut Pressebericht, mit den Arbeiter- und Soldatenräten (der Städte) zusammenzuarbeiten. Wann er sich wieder auflöste, ist unbekannt, vermutlich geschah dies sobald wie möglich, als die Schmalenseer u.a. mit Blick auf Vorgänge in Neumünster erkennen konnten, dass halbwegs Ruhe in das Tagesgeschehen eingekehrt war.

 

Zurück zum Kaufmann Peter Landschoof. Der übergab 1935 das Geschäft an seinen Sohn Emil, der schon 1946 starb, sodass Schwiegertochter Frieda die Hökerei fortsetzte. Landschoof, 1952 in der Segeberger Zeitung anlässlich seines 92. Geburtstages noch als „geistig und körperlich verhältnismäßig frisch“ gelobt, starb im Juni 1953.

 

Ein Eintrag im Segeberger Kreis- und Wochenblatt vom April 1904 sei abschließend erwähnt, weil er in damaliger Zeit für den Berichterstatter aus Schmalensee erwähnenswert war, eine ausgefallene Handelsware nennt und offenbar einen ungewöhnlichen kaufmännischen Erfolg Landschoofs beschreibt:

„Höker P. Landschoof verkaufte vier Pappeln nach Segeberg für den ansehnlichen Preis von 128 Mark.“ Erhalten hatte Landschoof diese wohl kostenlos. „Da diese Bäume hier gut gedeihen, gehört die Anpflanzung an Stellen, wo die langen Wurzeln nicht schaden können, nicht zu den schlechtesten Geschäften.“

 

Bild zur Meldung: Hökerei von Peter Landschoof, Bild gegeben von Christopher Brust

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Kalenderblatt (31. 08. 2022)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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