September-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2
Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Zahlreiche Quellen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Wie immer sind die historischen Meldungen monatlich zweigeteilt, um den Besucherinnen und Besuchern von „gemeinde-schmalensee.de“ ein hoffentlich interessantes Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil für den Monat September.
Belebung der Wirtschaft durch Geflüchtete: Der in Bonn erscheinende General-Anzeiger befasst sich am 15. September 1950, vor 75 Jahren, mit dem „Flüchtlingsschaffen in Schleswig-Holstein“. Der Bericht hebt hervor, dass sich nach dem Weltkrieg das „industrielle Gesicht“ des Bundeslandes insbesondere dadurch nicht verändert habe, dass „mit dem Flüchtlingsstrom viele wertvolle Fach- und Führungskräfte ins Land kamen.“ weiter heißt es: „Wurden von den derzeit bestehenden 5600 Industriebetrieben 1400 nach dem Kriege gegründet, so wurden hiervon annähernd die Hälfte von Flüchtlingen ins Leben gerufen. Noch größer ist der Anteil der Flüchtlinge an den 7000 neuen Handwerksbetrieben, die seit dem Kriege entstanden. Ganz neu verpflanzt wurde durch die sudetendeutschen Flüchtlinge die Glasindustrie nach Schleswig-Holstein, in der bereits 620 Personen tätig sind. Allein in dem alten Marine-Munitionsdepot Trappenkamp arbeitet hiervon ein Drittel, durchweg Gablonzer Flüchtlinge, in 32 Betrieben. [...]“
Stockseer Straße lässt noch auf sich warten: Im Rahmen der produktiven Erwerbslosenfürsorge sollen laut Segeberger Zeitung vom 16. September 1950, vor 75 Jahren, im Kreis Segeberg mehrere Straßenbaumaßnahmen vorgenommen werden. Darunter ist der Bau der Straße von Schmalensee nach Stocksee. Hierbei Arbeit zu erhalten, hoffen auch zahlreiche örtliche Arbeitslose. Die bislang nur einem Feldweg ähnelnde „Straße“ nach Stocksee bedeutet bis dato eine Lücke in der Direktanbindung der Nachbargemeinde an ihren neuen Amtsort Bornhöved und darüber hinaus an die Bundesstraße nach Neumünster. Doch vorerst bleibt es bei der Planung des Ausbaus. Im November 1951 aber wird auch diese Maßnahme durchgeführt sein.
Ein Ausschluss aus der Feuerwehr:Das Ehrengericht der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee tritt am 17. September 1925, vor 100 Jahren, zusammen. Im Protokollbuch der Wehr ist davon zu lesen. Demnach hat Hauptmann Willy Siebke das Ehrengericht einberufen, weil bei ihm Beschwerde über das Mitglied der Steigerabteilung Heinrich Hamann eingegangen sei: Hamann habe in letzter Zeit an Versammlungen und Übungen nicht teilgenommen. Zudem habe er sich laut Zeugenaussagen abfällig über die Feuerwehr als Einrichtung sowie ihre Mitglieder geäußert. Alle fünf Mitglieder des Ehrengerichts stimmen dafür, Hamann aus der Wehr auszuschließen. Binnen drei Tagen habe er seine Uniform abzugeben. Vollzug meldet im Protokollbuch der Tätigkeitsbericht für 1925: „Ausgeschlossen aus der Wehr wurde Heinrich Hamann.“
Dragoner Im Dorf vor 135 Jahren: Im August und September 1890 finden rege Manövertätigkeiten der Armee unter anderem im Kreis Segeberg statt. Im Segeberger Kreis- und Tageblatt werden die Aufenthaltsorte bekanntgegeben. Mal nächtigt die Truppe in Lagern nahe Ortschaften – so vom 6. bis zum 21. August 1890 bei Bornhöved, mal wird in den Dörfern Quartier gemacht. In Schmalensee wird am 19. September die 5. Eskadron des Dragonerregiments Nr. 17 einquartiert. Diese umfasst 4 Offiziere und 109 Mann mit 120 Pferden. Die Gemeinde hat der Truppe Marschverpflegung zu stellen. 24 Stunden vor der Truppe trifft der Quartiermeister im Ort ein, um die Aufnahme von Männern und Tieren vorzubereiten.
Feldgottesdienst in Bornhöved vor 110 Jahren: Pastor Schlüter hält am 19. September 1915 um 10.15 Uhr auf dem alten Kirchhof vor der Vicelin-Kirche in Bornhöved einen Feldgottesdienst. Schon am Vorabend werden vom Kirchturm Choräle geblasen. Die Feldgottesdienste der Vergangenheit sollen stets über 1000 Besucher gehabt haben. Von diesem aus dem September 1915 ist sogar eine Fotografie erhalten, die seinerzeit als Postkarte (Feldpost) genutzt wurde.
Trauung beim Amtsfeuerwehrfest:Verbunden mit den Feierlichkeiten zum 90-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Bornhöved findet dort am 19. September 1970, vor 55 Jahren, im Rahmen des Amtsfeuerwehrtages eine Besichtigung der Amtswehr durch Kreisbrandmeister Heinrich „Heini“ Juister statt. Für die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee ist dieser Amtsfeuerwehrtag noch mit einer ganz anderen Übung verbunden: Spalier stehen vor der Vicelin-Kirche, aus der ihr frisch getrauter Gruppenführer Burkhard Saggau und Frau Dörthe heraustreten.
Streiks vor 105 Jahren auf den Gütern:Im benachbarten Kirchspiel Wankendorf sind im September 1920 auf den Gütern Bockhorn, Schönböken, Perdoel, Diekhof und Löhndorf die Landarbeiter in Streik getreten. Wie das Segeberger Kreis- und Tageblatt am 20. September 1920 berichtet, fordern die Arbeiter eine tägliche Teuerungszulage von 10 Mark. Man geht davon aus, dass sich auch die Landarbeiter auf den Gütern Depenau, Nettelau, Horst und Bundhorst an diesem „wilden Streik“ beteiligen werden, den die Führer der Arbeiterbewegung nicht hatten eindämmen können.
Amtsbereisung durch den Landrat: Landrat Graf Schwerin von Krosigk bereist am 22. September 1970, vor 55 Jahren, das Amt Bornhöved. Im Beisein des Amtsvorstehers und der Bürgermeister legt er auch den Finger in offene Wunden. Der Ausbau von Land- und Kreisstraßen im Norden des Kreises ist noch nicht so weit vorangeschritten, wie es erforderlich erscheint. Immerhin ist die auszubauende Straße Schmalensee-Damsdorf bereits austrassiert. Vordringlicher ist für den Landrat der Ausbau der Dörfergemeinschaftsschule in Bornhöved als Grund- und Hauptschule. Graf Schwerin appelliert an die Gemeinde Stocksee, dem Schulverband beizutreten, dem bis auf das nach Trappenkamp orientierte Gönnebek alle amtsangehörigen Gemeinden beigetreten sind.
Mängel am Schmalenseer Wasserwerk:Das Gesundheitsamt des Kreises Segeberg legt der Gemeinde Schmalensee am 22. September 1970, vor 55 Jahren, das Ergebnis einer Überprüfung der zentralen Wasserversorgungsanlage der „Siedlung“ vom 17. September vor. Demnach „wurden erhebliche hygienische und technische Mängel festgestellt, die unverzüglich zu beseitigen sind.“ Die im Schreiben aufgezeigten Mängel sind nicht am Lebensmittel Trinkwasser festgestellt, sondern am Zustand des Wasserwerkes, der zusammengefasst als „vernachlässigt“ zu beschreiben ist. Allerdings sind auch Mängel in der Desinfektion und an der Enteisungsanlage erkannt worden, sodass für den 28. September 1970 die Entnahme mehrerer Wasserproben angeordnet wird. Immerhin: Am 2. Oktober wird das Hygiene-Institut der Universität Kiel einen Befund vorlegen, laut dem „sichere Hinweise für das Vorliegen einer Verunreinigung dem chemischen Befund nicht zu entnehmen“ seien.
Bedarf an Menschen und Material: Dem Segeberger Kreis- und Tageblatt ist im September 1915 durch amtliche Mitteilungen zu entnehmen, dass die Kaiserliche Armee zum Herbst 1915, vor 110 Jahren, einen hohen Bedarf an zusätzlichen Soldaten für den Kriegseinsatz hat, nachdem bereits die Reservisten-Kontingente von Landsturm und Landwehr ausgehoben worden sind. So werden im Zeitraum 24. September bis 1. Oktober in der Kreisstadt Segeberg die als „dauernd dienstunbrauchbar“ Gemusterten der Geburtsjahrgänge 1876 bis 1895 nachgemustert. Auch müssen der Rüstungsproduktion Metalle zugeführt werden. Am 16. September ist in der Zeitung zu lesen, dass größere Küchen- und Backstubengegenstände aus Kupfer, Messing und Nickel abzuliefern sind. Bislang noch freiwillig, jedoch spricht das Armeekommando dabei auch von „Beschlagnahme“.
Schmalensee, Erholungsort für Stadtkinder: In Schmalensee treffen am 24. September 1935, vor 90 Jahren, drei Altonaer Ferienkinder zur Erholung ein. Seit dem Sommer haben damit bereits 25 Kinder in Schmalensee Aufnahme gefunden. Es gibt im Ort mehrere Pflegeeltern, die zwei bis drei Kinder bei sich aufnehmen.
Seit 200 Jahren Schornsteinfeger in Segeberg: Eine Bekanntmachung in der Zeitung Altonaischer Mecurius vom 27. September 1825 betrifft unter anderem den Brandschutz in den Gemeinden des Amtes Segeberg: „In Uebereinsimmung mit einer unterm 10ten hj. ms. aus dem hohen Departement der Statthalterschaft an den hiesigen Magistrat erlassenen Authorisation wird hierdurch bekannt gemacht, daß ein eigner Schornsteinfeger für die Stadt und das Amt Segeberg angesetzt werden solle. Diejenigen, welche sich um diesen Posten bewerben wollen, haben ihre Gesuche unter Anlegung der Zeugnisse ihrer Geschicklichkeit binnen einer 6-wöchentlichen Frist bey dem hiesigen Magistrat einzureichen. Segeberg in Curia, den 14ten September 1825. Bürgermeister und Rath hieselbst.“
Schmalenseer Reiter und Fahrer vor 100 Jahren: In Neumünster findet am 26. und 27. September 1925 das Landesturnier des Pferdesports statt. Der Sonnabend steht im Zeichen von Eignungsprüfungen. Ernst Saggau aus Schmalensee wird Sechster in der Eignungsprüfung für Reitpferde, an Ludwig Saggau geht in der Eignungsprüfung für Wagenpferde im Einspänner der 1. Platz der schweren Klasse. Der Sonntag wird zum Triumphtag für den Reiterverein Bornhöved und Umgebung, dem die Schmalenseer angehören. Dem Verein gelingt es, im Landeswettkampf von 49 schleswig-holsteinischen Reitervereinen Vorjahressieger Kellinghusen auf Platz 2 zu verweisen und den Sieg davonzutragen. Im Patrouillen-Jagdspringen belegen die Bornhöveder den dritten Platz.
Seit 35 Jahren Vakuumentwässerungsanlage: Bürgermeister Hans Siebke meldet am 27. September 1990, vor 35 Jahren, über das amtliche Mitteilungsblatt Blickpunkt die baldige Beendigung der Bauarbeiten an der Schmalenseer Kanalisation. Was er der Einwohnerschaft zum Umgang mit der Anlage mitteilt, hat noch immer Gültigkeit: „Die Bauarbeiten für die Herstellung der Vakuumentwässerungsanlage der Gemeinde Schmalensee sind nahezu abgeschlossen. Es ist damit zu rechnen, dass die Anlage in den nächsten Tagen in Betrieb gehen kann. Aus gegebener Veranlassung weise ich darauf hin, dass die Vakuumschächte auf den Grundstücken ständig freigehalten werden müssen. Das bedeutet zum einen, dass auf die Kunststoffschachtdeckel keine Behältnisse gestellt werden dürfen, und zum anderen, dass die Schächte nicht mit Erdreich oder anderem angefüllt oder überdeckt werden dürfen. Zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Vakuumanlage ist es erforderlich, dass durch die Ventilschächte Luft angesaugt werden kann. Aus diesem Grunde muss unter den Schachtabdeckungen ein Freiraum von einigen Zentimetern gelassen werden. Ich bitte, diese betriebliche Notwendigkeit unbedingt zu beachten, da es andernfalls zu unliebsamen Störungen im Betrieb kommen kann, die wiederum alle angeschlossenen Grundstücke belasten.“
Munitionsfabrik Trappenkamp nicht sehr geheim: In Bornhöved findet am 29. September 1940, vor 85 Jahren, ein Herbstsportfest statt. Schon Wochen zuvor konnte man im Segeberger Kreis- und Tageblatt von Aufforderungen externer Hitlerjugend-Gruppen zum Training lesen. Gut besetzt ist das Teilnehmerfeld des 1500 Meter-Laufs, als stark gelten die Läufer des VfB Kiel. Neben HJ-Stämmen sind auch Kriegsmarine, „Marinezeugamt Trappenkamp“ (!) und der TSV Quellenhaupt mit Sportlern vertreten.
Der rechtschaffene Claus Gierau: Diese Anzeige vom 30. September 1890, vor 135 Jahren, dürfte einen juristischen Hintergrund haben. Heinrich Jäger sieht sich dazu bewogen, in der Zeitung eine so genannte „Ehrenerklärung“ abzugeben. Jäger: „Ich erkläre hierdurch, dass ich den Kätner Claus Gierau in Schmalensee für einen ehrlichen und rechtschaffenen Mann halte.“ Offensichtlich hatte Jäger genau das Gegenteil öffentlich behauptet und war gerichtlich, möglicherweise in Verbindung mit einer Geldstrafe, dazu verdonnert worden, die Äußerung ebenso öffentlich zurückzunehmen.
Hans Jürgens, ein Kriegstoter von 1915: Am 30. September 1915, vor 110 Jahren, stirbt der Schmalenseer Hans Jürgens als Soldat im Ersten Weltkrieg. Erst die Preußische Verlustliste Nr. 459 vom 19. Februar 1916 führt den gebürtigen Schmalenseer Hans Jürgens, Infanterie-Regiment Nr. 91, 7. Kompanie, als „verstorben (†) infolge Krankheit“. Laut Schmalensee-Chronik von Heinrich Göttsch war Hans Jürgens Infanterist im Ersatz-Bataillon Nr. 85 und Sohn des verstorbenen Schäfers Detlev Jürgens. Gestorben sei Hans Jürgens im Lazarett zu Czenstochau am 30. September 1915. Welchen Dienstgrad er hatte, verrät wiederum eine Gedenktafel in der Bornhöveder Vicelin-Kirche: Musketier.
Bild zur Meldung: Postkarte Feldgottesdienst Bornhöved September 1915












