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Vor 120 Jahren: Ein Hosendiebstahl unter Berufskollegen

Schmalensee, den 03. 11. 2017

Das Jahr 1897 ist in der Presseberichterstattung für manch kuriose Anekdote aus Schmalensee gut. Im September bereits wurde von einem müden Bettler berichtet, den ein Knecht nach seiner Verhaftung mit der Schubkarre zum Amtsvorsteher ins Dorf bringen musste. Am 3. November nun kommt es zu einer gar schrecklichen Straftat: Dem Lehrer Heinrich Göttsch wird eine Hose gestohlen!

 

Erst seit einem Jahr ist Göttsch Lehrer in Schmalensee, als die Schreckenstat sich vollzieht. Der Sohn des Amtsvorstehers und Bauern Göttsch in Stakendorf bei Schönberg/Ostsee besuchte von 1890 bis 1893 das Segeberger Lehrerseminar. Als Schmalensees Lehrer Scheller seine Anstellung in Schmalensee zum 30. September 1896 kündigte, war Heinrich Göttsch, zuvor drei Jahre lang Lehrer in Dersau, einer von 16 Bewerbern auf die Stelle und einer von vier Bewerbern, die der Gemeinde seitens der königlichen Regierung empfohlen wurden.

 

Was geschah: Das Segeberger Kreis- und Wochenblatt liefert uns eine kurze Meldung zur Tat und eine längere vom Prozess vor dem Segeberger Amtsgericht, die zusammengefasst eine kleine Geschichte liefern: Demnach ist im November 1897 der frühere Lehrer und Arbeiter Peters unterwegs, um ehemalige Berufskollegen durch „Besuche und Anzapfungen abzustrafen“. Am 3. November klopft er auch bei Göttsch an die Tür. Als dieser nicht öffnet, verschafft sich Peters Zutritt zur Wohnung, entwendet eine neue Hose und setzt seinen Weg in Richtung Damsdorf fort.

 

Göttsch bemerkt den Diebstahl und nimmt mit einem Nachbarn, dem damaligen Schmied Rudolph Dunker, die Verfolgung auf. Ihr Weg führt über Damsdorf nach Tensfeld, wo Peters gerade dem Lehrer Mohr „einen Besuch“ abstattet. Göttsch und Dunker nehmen Peters die Hose wieder ab und bringen ihn zum Stockseer Amtsvorsteher Jürgens nach Damsdorf (Damals bestanden im heutigen Amt Bornhöved die zwei Ämter Stocksee und Bornhöved; Amtsvorsteher für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek war damals Heinrich Cristian Saggau aus Schmalensee). Der Amtsvorsteher ist die sogenannte Ortspolizeibehörde und sorgt in Fällen wie diesen für eine Überführung des Delinquenten zum Amtsgericht nach der Stadt Segeberg.

 

Dort ergeht gegen den aus dem ostfriesischen Holtgast stammenden Peters am 11. November 1897 durch Amtsrichter von Harten und die Schöffen Hein (Bornhöved) und Molt (Strenglin) das Urteil: Peters bekommt vier Wochen Gefängnis aufgebrummt, wovon eine durch die Untersuchungshaft als abgegolten gilt.

 

Und Heinrich Göttsch? Der spätere Dorfchronist dürfte spätestens jetzt, ein Jahr nach seiner Anstellung durch die Gemeinde Schmalensee in aller Munde gewesen sein. Vielleicht war sein Tatendrang zur Wiedererlangung der „neuen Hose“ auch darin begründet, dass er diese für einen besonderen Anlass gekauft hatte: Am 19. November 1897 nämlich ehelichte Göttsch die Schmalenseer Bauerstochter Sophie Stegelmann. Aus dieser Ehe sollten drei Töchter und zwei Söhne hervorgehen.

 

Bild zur Meldung: Vor 120 Jahren: Ein Hosendiebstahl unter Berufskollegen

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Hosendieb (03. 11. 2017)

 
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24638 Schmalensee

 

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