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Vor 100 Jahren: Ein Super-Wahltag für die Schmalenseer

20. 02. 2021

Vor 100 Jahren, am 20. Februar 1921, waren die Menschen in Schleswig-Holstein zu einem wahren Super-Wahltag aufgerufen. Oder, wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß, zum „Groß-Wahltag“: Gleich vier Parlamente beziehungsweise Vertretungen galt es neu zu wählen – den Segeberger Kreistag und den schleswig-holsteinischen Provinziallandtag, den Preußischen Landtag (die Provinz Schleswig-Holstein war Teil Preußens) und den Deutschen Reichstag.

 

Zahlreiche Wahlversammlungen der Parteien fanden in den vorangehenden Wochen statt, neben der Kreisstadt war auch Bornhöved ein oft von Parteirednern besuchter Ort. Während die Parteilinien bei den Parlamentswahlen in Preußen und im Reich klar erkennbar waren, musste der unabhängige Wähler bei der Kreistagswahl und auch bei der in der Provinz schon genau hinschauen, wer auf welcher Liste kandidierte und welche Interessen von diesen Listen – vornehmlich im bürgerlichen Lager – tatsächlich vertreten wurden.

 

Politische Interessenvertretungen zur Kreiswahl

 

So hatten sich den Januar über nach zum Teil harten Beratungen innerhalb der berufständischen Organisationen gleich zwei bürgerliche Listen im Kreis Segeberg gebildet. Größtes Unterscheidungsmerkmal auch aus heutiger Sicht: Die „erste bürgerliche Liste“ enthielt neben Handwerksmeistern und weiteren gut gestellten Personen auch die Namen vieler Landwirte, während die „zweite bürgerliche Liste“ vornehmlich die Bezeichnung „Landmann“ führte, also die Namen kleinerer Landwirte.

 

Entsprechend war der Wahlkampf zur Kreiswahl geprägt von unterschiedlichsten Aufrufen der Unterstützergruppen für Kandidaten und deren Listen. Im Kreis Segeberg riefen zum Beispiel der Verein der Saalinhaber und der Wirteverein zur Wahl von Bad Segebergs Bürgermeister Kuhr (zweite bürgerliche Liste, „Liste Kuhr“) auf, der auch Unterstützung aus dem Amt Bornhöved erhielt.

 

Die erste bürgerliche Liste, ursprünglich als „Liste Einigung“ bezeichnet, führte Landwirt Friedrich Fock aus Altengörs an. Die damals parallel existierenden drei landwirtschaftlichen (Kreis-)Vereine hatten sich spät entschließen können, mit Handwerk und Teilen der Kaufmannschaft diese Liste zu bilden.

 

Beide bürgerlichen Listen sahen sich eindeutig als Gegengewicht zu den sozialistischen Kräften. Gemeint waren zuerst die Sozialdemokraten („Mehrheitssozialisten“) mit zahlreichen Landarbeitern und Arbeitern im Handwerk, aber auch – gemäß Berufsbezeichnung in der Liste – einer „Ehefrau“. Daneben gab es aber auch eine Liste der USPD („Unabhängige Sozialdemokratische Partei“) und eine Liste „Vereinigte Kommunistische Partei“. Auch diese beiden Listen führten jeweils eine „Ehefrau“ unter den Kandidaten.  

 

Das (heutige) Amt Bornhöved war auf diesen Kandidatenlisten zur Kreiswahl nur schwach vertreten. In der ersten bürgerlichen Liste um Landwirt Fock fand sich auf Position 13 Landwirt Gustav Dahm aus Tarbek, an 19. Position der Malermeister Gustav Lensch aus Bornhöved und, an Position 22, Landwirt Willy Siebke aus Schmalensee. In der nur halb so langen zweiten bürgerlichen Liste tauchte an sechster Stelle Postsekretär Ebsen aus Bornhöved auf; bei den „Mehrheitssozialisten“ an zehnter Stelle der Maurer Heinrich Kaack aus Damsdorf.

 

Segeberger Listen auch für den Provinziallandtag bedeutend

 

Die für die Wahl zum Segeberger Kreistag genannten Listengruppierungen stellten außerdem – mit Ausnahme der Kommunisten – kürzere Kandidatenlisten für die Wahl zum Provinziallandtag von Schleswig-Holstein auf. Friedrich Fock aus Neuengörs führte auch hier die erste bürgerliche Liste an, gefolgt von damals weithin bekannten Männern wie Geheimrat Dr. Ilsemann, der bis 1918 Landrat des Kreises war. Auch Landwirt Karl Rauert aus Bornhöved gehörte an Position 4 der Fünferliste an.

 

So lief der Wahltag in Schmalensee

 

Wahlvorsteher in Schmalensee war Gemeindevorsteher Theodor Schnohr, sein Stellvertreter war Ludwig Saggau, der auch stellvertretender Gemeindevorsteher war. Gewählt wurde am 20. Februar 1921 von 9 bis 18 Uhr. Wahllokal war die Schule (heute Dorfstraße 10, Haus von Gerhard und Jutta Mühlenberg). In früheren Zeiten war meist „die Wohnung“ des Wahlleiters – in der Regel der Gemeindevorsteher, also Bürgermeister – Wahlraum für die aufgrund des jeweiligen Wahlrechts überschaubare Wählerschaft.

 

Die Ergebnisse der Wahl zum Kreistag

 

In den Segeberger Kreistag, das vorweg, zog kein Vertreter aus dem Amtsbereich Bornhöved ein. Gewählt wurden 14 Bürgerliche und 9 „Sozialisten“. Die Liste „Einigung“ - erste bürgerliche Liste – siegte mit 7.380 Stimmen vor den Sozialdemokraten (6.553) und der zweiten bürgerlichen Liste – Liste „Kuhr“ (4.219).

 

In Schmalensee stimmten 64 Wähler für die „Einigung“ und 13 für „Kuhr“, was ein in damaliger Lesart bürgerlich-konservatives Übergewicht ausdrückt. Eine Stimme entfiel auf einen unabhängigen Kandidaten. Beachtenswert sind 44 Stimmen, die an die Kommunisten gingen – und keine an eine der sozialdemokratischen Listen.

 

Die weiteren Ergebnisse aus Schmalensee

 

In der Wahl zum Deutschen Reichstag entfielen in Schmalensee 37 Stimmen auf Deutschnationale, 34 auf Demokraten, eine auf die Schleswig-Holsteinische Landespartei, vier auf SPD, 42 auf KPD, 15 auf die Arbeiterpartei und acht waren ungültig.

 

Bei der Wahl zum Preußischen Landtag sah es ähnlich aus, auch hier erhielten die Kommunisten 42 Stimmen.

 

Interessant ist der Blick auf die Wahl zum Provinziallandtag: In Schmalensee erhielt die bereits genannte von Friedrich Fock angeführte Liste „Einigung“ 47 Stimmen, 31 entfielen auf eine weitere bürgerliche Liste („Ströh“). Wie beschrieben gab es keine wählbare Liste der Kommunisten – in Schmalensee wählte aber auch niemand die Sozialisten/Sozialdemokraten oder die USPD. Dafür gab es 42 ungültige Stimmzettel, in der Summe identisch mit den Ergebnissen der Kommunisten in den Wahlen zum Reichstag und Preußischen Landtag.

 

Bild zur Meldung: Kreistagswahl, Willy Siebke auf der Liste Fock, SKTB 16.02.1921

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Wahltag (20. 02. 2021)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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