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Historisches Kalenderblatt im November: Reigen der Schmalenseer Schülerinnen zu Ehren ihres Lehrers

Schmalensee, den 31. 10. 2022

Corona-bedingt musste in Schmalensee nach 2020 auch im Dezember 2021 die Seniorenweihnachtsfeier der Gemeinde abgesagt werden, um Kontakte zu beschränken. Statt einer Feier erhielten die Seniorinnen und Senioren des Dorfes einen Präsentbeutel mit einem Premieren-Inhalt: Einem Schmalensee-Kalender für 2022 mit historischen Aufnahmen. Wenige Restexemplare gingen in den Verkauf für den guten Zweck.

 

Für alle Schmalenseer und Freunde, ob nun Besitzer eines solchen Kalenders oder nicht, sei im Jahr 2022 stets vor dem Monatsersten das nächste Kalenderblatt auf der Gemeinde-Homepage gezeigt und erläutert. Heute also das Kalenderblatt für den November.

 

Eines der schönsten Fotos aus Schmalensees Dorfgeschichte

 

Das Kalenderbild für November 2022 mag in manchem Schmalenseer Haushalt vorhanden sein, zur Verfügung gestellt hat es dem Arbeitskreis Dorfgeschichte Harald Saggau (), neben vielen anderen historischen Aufnahmen. Das Foto stammt aus dem Jahr 1921 und zeigt Schülerinnen der Schmalenseer Volksschule, die anlässlich einer bedeutenden Feier „zwei niedliche Reigen“ aufführten. Es handelte sich um die Feier des 25-jährigen Ortsjubiläums für Lehrer Heinrich Göttsch, der hier 1896 seinen Dienst angetreten hatte.

 

Am 1. November 1921 wurde der neben seiner Lehrtätigkeit in vielen Ehrenämtern und Funktionen in Vereinen und Verbänden rührige Leiter der einklassigen Volksschule von Schülern und Eltern, Verwandten und Weggefährten, Kameraden und Kollegen trotz Notzeit nach verlorenem Weltkrieg und einsetzender Inflationszeit auf besondere Weise gefeiert. Auch von den Schulkindern, und hier insbesondere durch die Reigen junger Mädchen, deren Namen alle überliefert sind.

 

Diese Aufnahme schaffte es auch in Schmalensees alte Chronik

 

Denn Heinrich Göttsch war aufgrund seiner Tätigkeit als Lehrer auch Chronist seines Dorfes. Und als solcher wollte er diesen „klaren Ausdruck der Wertschätzung der Schule und der Schularbeit seitens der Gemeinde“ (und somit natürlich seiner Person) keinesfalls unerwähnt lassen. Wie groß diese Wertschätzung war, besagt der nachfolgende Abschnitt. Doch zunächst zu den Feierlichkeiten 1921 und den jungen Mädchen.

 

Diese waren, hinten von links nach rechts: Luise Stegelmann, Ella Siebke, Erna Saggau und Magda Nagel. Davor, von links: Frieda Harder, Elli Harder, Frieda Siebke, Käte Stegelmann und Minna Harder.

 

In seiner „Chronik von Schmalensee“ räumt Heinrich Göttsch dem Fest einen Absatz ein, den tanzenden Mädchen nur den einen Satz von den „niedlichen Reigen“. Aber dafür auch das Bild als eines von nur wenigen im Gesamtwerk. In diesem zitiert sich Göttsch selbst bei der Beschreibung:

 

„Der Schulchronist schrieb: Zur Feier, die in der Gastwirtschaft stattfand, waren auch die Verwandten des Jubilars und die Mitglieder des Lehrervereins für Bornhöved und Umgebung mit ihren Damen eingeladen. Schon am Morgen hatte der Schulvorstand namens der Schulgemeinde einen kostbaren Teppich überreicht, die Schulkinder desgleichen Oldekops' Topographie in 3 Bänden.  Während des Abends frühere Schüler und Gäste ebenfalls wertvolle Geschenke. Der Lehrerverein widmete ein schönes Tassenservice.

 

Die Feier begann mit dem gemeinsamen Liede: Lobe den Herren. Amtsvorsteher Saggau sprach im Namen der Schulgemeinde, Lehrer Reese, Stolpe, für den Lehrerverein, Amtsvorsteher Dahm, Tarbek, dankte dem Jubilar für die von ihm in seiner Gemeinde geleistete Kriegshilfe (Anmerkung: Göttsch unterrichtete die Tarbeker Kinder, als deren Lehrer Kriegsdienst leisteten; Tarbek gehörte seinerzeit zum Amt Stocksee); Lehrer Schoer in Tensfeld bezog sich auf die Nebenämter (Anmerkung: in zahlreichen berufsständischen und landwirtschaftlichen Vereinen und Verbänden sowie in der Feuerwehr), Hufner Heinrich Harder sprach als früherer Schüler, Lehrer Lange, Wankendorf, dankte für die herrliche Bewirtung und Lehrer Petersen, Bornhöved, feierte in gebundener Rede die langjährige Kameradschaft.

 

Die Damen der Gemeinde hatten eine reichgedeckte Kaffeetafel hergerichtet, es waren 60 Torten da und Berge von Kuchen. Schülerinnen führten 2 niedliche Reigen auf. Der Quell der Unterhaltung war unversiegbar. Musik, Tanz, Lieder, Duette folgten in buntem Wechsel. Nach Mitternacht wurde belegtes Butterbrot herumgereicht. Alles in allem ein schöner Tag, der den Teilnehmern und insbesondere dem Jubilar unvergeßlich sein wird.“

 

Bild drückt die Verbundenheit des Dorfes mit Heinrich Göttsch aus

 

Am 1. Oktober 1933 schied Heinrich Göttsch aus dem Lehreramt aus und begab sich in den Ruhestand und damit nach Bad Segeberg. Der letzten Unterrichtsstunde in Schmalensee am 22. September 1933 wohnten die gesamte Gemeindevertretung, der Schulvorstand und Schulrat Lindrum bei, der die Dankesurkunde der Regierung überreichte. Tags darauf verabschiedete die Gemeinde Schmalensee im Beisein fast aller Einwohnerinnen und Einwohner und mit Aufführungen der Kinder Heinrich Göttsch und seine Frau Sophie, geborene Stegelmann, im Rahmen einer Kaffeetafel auf dem Saal des Gasthofs Voß.  Gemeindevorsteher Heinrich Harder, der ehemalige Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau und Pastor Erich sprachen Dankesworte.

 

Im Bericht des Segeberger Kreis- und Tageblatts, offenbar von einem Schmalenseer geschrieben, hieß es abschließend: „Nach dreijähriger Tätigkeit in Dersau wurde Göttsch zum Lehrer an der einklassigen Schule in Schmalensee gewählt und trat hier am 1. November 1896 seinen Dienst an. Von diesem Tage bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst hat Göttsch ununterbrochen die Lehrerstelle in Schmalensee innegehabt, ist also 37 Jahre lang Lehrer in Schmalensee gewesen, gewiss ein Zeichen seltener Treue und Beständigkeit.

 

In dieser Zeit sah er Kinder seiner Schule entwachsen, deren Kinder später wieder seine Schüler wurden. So war er mit den Gemeindeverhältnissen in Schmalensee eng verwachsen, zumal auch seine Ehefrau aus Schmalensee stammt. Der einklassigen Landschule galt sein ganzes Interesse, und er wurde zum Vorkämpfer für deren Belange und war mit führend in Kreis- und Provinzialvertretungen. Durch vielfältige Betätigung in seiner Eigenschaft als Lehrer und auch an Stellen, wohin ihn das Vertrauen seiner Mitmenschen berufen hatte, war vielleicht der Bogen seiner Kraft doch überspannt worden und die erschütterte Gesundheit zwang ihn vorzeitig seine Pensionierung nachzusuchen, die ihm von der Regierung gewährt wurde.“

 

Göttsch hält über den Wegzug hinaus Verbindung nach Schmalensee

 

Nach seinem Weggang aus Schmalensee blieb Heinrich Göttsch der Gemeinde Schmalensee – durch die Familie seiner Frau und weiterhin rege Tätigkeit in manchem Verein – engverbunden. Er arbeitete ihre Geschichte auf und veröffentlichte zu Weihnachten 1948 die „Chronik von Schmalensee“ im Selbstverlag, gedruckt bei C.H. Wäser in Bad Segeberg. Dem nördlichen Kreis Segeberg hinterließ er ein weiteres Buch, das, basierend auf intensiver Recherche in Segeberger Archiven, die Besitzverhältnisse an Grund und Boden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zum Inhalt hat.

 

Heinrich Peter Nikolaus Göttsch, geboren am 20. August 1872 in Stakendorf, starb am 23. März 1956 in Bad Segeberg. Seine Frau Sophie, die ihn 1897 19-jährig geheiratet hatte, starb 1958 im Alter von 79 Jahren.

 

Bild zur Meldung: Schülerinnen-Reigen 1921 - Bild gegeben von Harald Saggau

Fotoserien


Kalenderblatt 11 (31. 10. 2022)

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Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

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Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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