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Vor 85 Jahren - Willi Siebke löst Bauernverein auf

Schmalensee, den 13. 05. 2018

Vor 85 Jahren, am 13. Mai 1933, tagt im Kreisbauernhaus zum letzten Mal die von dem Schmalenseer Hufner Willi Siebke geführte Segeberger Kreisgruppe des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins. Tagesordnungspunkt 8 behandelt die Auflösung der Kreisgruppe.

 

Bezeichnend für das Ende des Bauernvereins im Kreis Segeberg ist, dass das Segeberger Kreis- und Tageblatt zwar die (bezahlte) Einladung zur Versammlung abdruckt, aber nicht von dieser berichtet. Rasch hat die Zeitung sich den politischen Verhältnissen angepasst und der im Kreis Segeberg 1919 gegründete Bauernverein, obwohl mit durchaus konservativen Sichtweisen ausgestattet, hat letztlich im Ringen um eine Vormachtstellung unter den Bauern verloren. Sichtbar wird das durch den Bericht über eine andere Veranstaltung:

 

Parallel zum Bauernverein nämlich tagt die Kreisgruppe Segeberg des Schleswig-Holsteinischen Land- und Bauernbundes unter ihrem Vorsitzenden, Hofbesitzer Köhler vom Tannhof bei Bad Bramstedt, um ebenfalls ihre Auflösung zu beschließen. „Der bisher im Bauernverein organisierte Bauer bejaht freudig und aus innerer Überzeugung die Zeit der Neuentwicklung“, lautet das Credo der Versammlung. Aus Gründen der „nationalen Geschlossenheit“ gebe es weder Platz für Sonderinteressen, noch für den Verein. Die Versammlung beschließt die Übertragung des Grundstückes und des Vereinsvermögens an die NSDAP bzw. die neu eingerichtete NS-Bauernschaft, die dem Reichsnährstand untergliedert werden wird.

 

Bewusst oder unbewusst wird im Köhler-Zitat das Wort „Bauernverein“ verwendet. Das kann an der Unbedarftheit des Berichterstatters oder der politischen Zielrichtung der Zeit liegen: Ob Verein oder Bund wird egal angesichts der („Zwangs-)Vereinigung in der Bauernschaft. Allerdings wird auch deutlich, dass es nicht die früheren Mitglieder des Bauernvereins sein werden, die in der NS-Bauernschaft die Vorreiterrollen spielen. Sie hatten die NSDAP auf ihrem Weg zur Macht nicht oder nicht genug unterstützt und werden verdrängt.

 

Ein bedeutendes Kapitel zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten ist die erzwungene Einigung der berufsständischen Organisationen der Landwirtschaft. Die insbesondere in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren ideologisch zerstrittenen Verbände werden in der Kreisbauernschaft „geeint“ und mit Züchter-Organisationen und anderen Vereinigungen, die eng mit der bäuerlichen Berufswelt in Verbindung stehen, im Reichsnährstand als Dachorganisation zusammengefügt.

 

Allerdings erfahren in erster Linie die (politischen) Interessenverbände der Bauern eine völlige Auflösung. Spezialisierte Organisationen wie der Rindviehzuchtverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner etwa, in dem ebenfalls Schmalenseer eine Rolle spielen, bleibt in seiner Organisationsform und Außendarstellung erhalten. Schmalensees Bürgermeister Heinrich Harder ist zur Zeit des Dritten Reiches Vorsitzender, Lehrer a.D. Heinrich Göttsch Geschäftsführer der Schwarzbunten.

 

Bild zur Meldung: Vor 85 Jahren - Willi Siebke löst Bauernverein auf

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Bauernverein (12. 05. 2018)

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24638 Schmalensee

 

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E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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