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Dezember-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2

15. 12. 2020

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung.

Weil seit Mitte März das neuartige Coronavirus das gesellschaftliche Leben beeinträchtigt und wir sehr wahrscheinlich noch einige Zeit mit Beschränkungen des gesellschaftlichen Lebens belegt sind, gibt es für die treue Leserschaft im Monat Dezember die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr in dieser schweren Zeit ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil.

 

Petition gegen Lehrerinnen: Der Lehrerverein für Bornhöved und Umgebung kommt am 17. Dezember 1910, vor 110 Jahren, zu seiner monatlichen Versammlung zusammen. Es wird eine Petition behandelt, mit der sich die Schleswig-Holsteinische Lehrerversammlung gegen eine „Verstärkung des Einfluss weiblicher Lehrerpersonen an Mädchenschulen“ wendet. Die lokalen Lehrer erklären sich mit dieser Petition einverstanden.

 

Viele Bauern an der Front: 25 Mitglieder des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung stehen während des andauernden Ersten Weltkriegs laut Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 17. Dezember 1915, vor 105 Jahren, derzeit „im Felde“. Von 13 Schmalenseer Mitgliedern betrifft dies zehn. Der Vorsitzende, Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee, ermahnt die Mitglieder, nach Kräften dazu beizutragen, dass „die Pläne der Engländer, Deutschland auszuhungern, vereitelt werden“. Die Kriegssituation wird trotz zahlreicher angesprochener Maßnahmen zur Kriegswirtschaft als positiv gesehen: Nur wenn der Krieg noch andauern sollte, wird die Frühjahrsversammlung des Vereins ausfallen.

 

Helga Feddersen in Schmalensee: Auf Initiative einiger junger Mütter ist es gelungen, die bekannte Künstlerin und Komikerin Helga Feddersen zu einem Besuch des Mütterkurheims am Schmalensee zu bewegen. Dort liest sie im Dezember 1975, vor 45 Jahren, ostpreußische und hamburgische Geschichten vor und lässt sich mit großem Interesse die Einrichtung zeigen. Berichtet wird darüber in der Segeberger Zeitung am 17. Dezember – nachdem der Besuch stattgefunden hat.

 

Doppelverlobung unter dem Grimmelsberg: In Schmalensee und Tarbek wird im Dezember 1905, vor 115 Jahren, eine Doppelverlobung gefeiert, wie eine Anzeige im Segeberger Kreis- und Tageblatt am 18. Dezember verrät: Demnach verlobt sich Willy Harder mit der Tarbekerin Karoline Dahm. Deren Bruder Gustav Dahm wiederum verlobt sich mit Willy Harders Schwester Helene.

 

Einsatz für Belauer Flüchtlingsunterkunft: Mitglieder der Schmalenseer Bürgerinitiative gegen eine Asylbewerber-Massenunterkunft besuchen am 18. Dezember 1990, vor 30 Jahren, das Asylbewerberheim in Belau und treffen dort mit 25 Menschen bei Kaffee und Kuchen zusammen. Das Treffen hat eine Vorgeschichte: Im November hatte der Kreis Segeberg überlegt, das ehemalige Mütterkurheim in der Belauer Straße zu einer Asylbewerberunterkunft zu machen. Zwischen 80 und 100 Asylbewerber beabsichtigte man dort unterzubringen. Dagegen aber regte sich Widerstand. Eine Bürgerinitiative mit dem heutigen stellvertretenden Bürgermeister Jürgen Bucksch an der Spitze – die „Bürgerinitiative gegen eine Asylbewerber-Massenunterkunft“ – formiert sich. Es gibt Zusammenkünfte und Wurfzettelaktionen, bei denen zum Beispiel der Verkehr in der Ortsdurchfahrt blockiert wird. Am 6. Dezember dann fand sich Segebergs Landrat Georg Gorrissen bei einer Einwohnerversammlung im Gasthof Voß ein. Vor 120 Anwesenden erklärte er, dass der Kreis Segeberg aufgrund des örtlichen Widerstands das Projekt fallen lassen werde. Stattdessen habe der Kreisausschuss beschlossen, dass es nun eine Quotenregelung zur Verteilung von Asylbewerbern über das Kreisgebiet geben solle. Neben Bürgermeister Hans Siebke zeigt sich auch Jürgen Bucksch zufrieden mit dem Ergebnis. Dieses, das stellen alle Seiten klar, bedeute nicht, dass grundsätzlich keine Unterbringung von Asylbewerbern im Ort erfolgen wird, nur eben nicht in Massen, wie den zunächst avisierten 80 Personen, die in der 380 Einwohner-Gemeinde hätten untergebracht werden sollen. „Es gibt keinen Grund, uns als Sieger zu fühlen“, sagt Bucksch. „Wir sehen sehr wohl, dass das neue Konzept viel schwieriger zu verwirklichen ist.“ Spontan wird Geld gesammelt: 600 DM kommen zusammen, die dem Asylbewerberheim im benachbarten Belau zugute kommen sollen.

 

Ein zentrales Haus der Bauern: Die Segeberger Kreisgruppe des Schleswig-Holsteinischen Bauernvereins ist schon seit Monaten tätig, tritt am 22. Dezember 1920, vor 100 Jahren, aber zu ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammen, um die Satzung zu beschließen und die Kreisgruppe eintragen zu lassen. (Eine tragende Rolle im Bauernverein bis zu dessen Zwangsauflösung unter den Nationalsozialisten 1933 wird zukünftig der Schmalenseer Willy Siebke spielen.) Kurzfristig hat die Kreisgruppe in der Stadt Segeberg das Zentral-Hotel gekauft, um der größten Landwirteorganisation im Kreis ein „Heim“ zu bieten. Zukünftig soll das Gebäude „Kreisbauernhaus“ heißen. Das Gebäude gibt es noch heute: Es ist das Eckgebäude am Bad Segeberger Markt mit der Bäckerei Michely im Erdgeschoss.

 

Einbrecher feiern Weihnachten im Ferienhaus: Im Januar 1971 berichtet die Segeberger Zeitung von der Aufklärung einer Einbruchserie, die sich an Weihnachten 1975, vor 45 Jahren zugetragen hat: Demnach brechen damals zwei Männer, 46 und 26 Jahre alt, in zehn Ferienhäuser am Schmalensee ein, die in der kalten Jahreszeit unbewohnt sind. Die Gauner bedienen sich aus den Vorratskammern an Lebensmitteln und „kleiden sich neu ein“. In einem der Ferienhäuser, so die Ermittlungen der Polizei, verbringen beide auch den Weihnachtsabend. Am 16. Januar dann wird die Festnahme des 46-Jährigen nahe Fahrenkrug gemeldet, während die Suche nach dem jüngeren Komplizen anhält.

 

Unfall geht glimpflich aus: Am 30. Dezember 1895, vor 125 Jahren, berichtet das Segeberger Kreis- und Wochenblatt von einem Unfall mit weniger schlimmen Folgen, als möglich gewesen wären: Beim Ausroden einer gut 15 Meter hohen Buche steigt ein Sohn eines Hofbesitzers (Hufner) in die Baumkrone, um ein Tau zu befestigen. Da neigt sich der Baum zur Seite und stürzt mit lautem Krachen um und einen Abhang hinunter. Der junge Schmalenseer kommt mit dem Schrecken und einigen Hautabschürfungen davon.

 

Segeberger Notgeld ungültig: Der Segeberger Landrat lässt durch das Segeberger Kreis- und Tageblatt veröffentlichen, dass das „Segeberger Notgeld“ zum 31. Dezember 1920, vor 100 Jahren, seine Gültigkeit verliert. In mehreren Phasen der Inflation in Deutschland – von 1917 bis 1923 – wurden als Ersatz für fehlendes Kleingeld von Städten und Gemeinden Notgeldscheine gedruckt, oft mit nur kurzer Gültigkeitsdauer. Im Fall der Anordnung durch den Landrat geht es um Geldscheine über 5, 10 und 50 Pfennige, die der Vorschussverein zu Segeberg in Umlauf gebracht hatte. Diese sollten noch bis 31. März 1921 u.a. bei der Kreiskasse einzulösen seien. Parallel gab es weiteres Notgeld, etwa von der Segeberger Spar- und Leihkasse, das am 18. Dezember 1920 ausgestellt worden war und – wie üblich – Motive aus der Region zeigte, etwa das Stadtwappen und das Kurhaus am Großen Segeberger See.

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Segeberger Notgeld 1920

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Historische Meldungen (30. 11. 2020)

Kontakt
 

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Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
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