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April-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1

Schmalensee, den 01. 04. 2024

Auch im Jahr 2024 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Bildmaterial aus Familienalben rundet die Beiträge mitunter ab.

Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus werden wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt veröffentlichen – immer am 1. und a, 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat April.

 

Jedem Distrikt eine Hebamme: Mit Wirkung vom 1. April 1899, vor 135 Jahren, ist der bisherige 13. Hebammendistrikt des Kreises Segeberg mit jeweils einer Hebamme in Bornhöved und Damsdorf aufgehoben. Der neue Distrikt 13a mit Wohnsitz der Hebamme in Bornhöved umfasst Bornhöved, Daldorf, Gönnebek, Schmalensee und den Gutsbezirk Alt-Erfrade. Im Distrikt 13b finden sich Damsdorf, Stocksee, Tarbek und Tensfeld sowie die zum Kreis Plön gehörenden Orte Bredenbek und Pehmen wieder. 

 

Seit 110 Jahren Versicherungsschutz für Feuerwehrleute: Der Kreis Segeberg tritt zum 1. April 1914 der Schleswig-Holsteinischen Feuerwehr-Unfallkasse bei. Somit sind alle Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren und Brandwehren sowie Hilfsmannschaften gegen Unfälle versichert. Die Leistungen reichen von der Übernahme der Arztkosten bis zur Hinterbliebenenversorgung im Todesfall. Jeweils zum 1. Juli eines jeden Jahres ist eine vollständige Mitgliederliste jeder Wehr vorzulegen.

 

Trappenkamp entsteht als Wohnort: Der „Flecken“ Trappenkamp wird am 1. April 1949, vor 75 Jahren, ein Ortsteil der Gemeinde Bornhöved. Seit 1928 hatte das Gelände mit dem späteren Marine-Sperrwaffenarsenal zu Rickling gehört. In dem Arsenal wurden Seeminen und andere Marinemunition montiert und dann per Bahn zum Kriegshafen Kiel transportiert. Mit dem Kriegsende im Mai 1945 erreichten britische Truppen die Region – und gleichzeitig viele aus den „deutschen Ostgebieten“ Geflüchtete und Vertriebene, für die dringend Wohnraum benötigt wurde. Der vormalige Kommandant des Standortes, der mit Teilen seines alten Personals das Sperrwaffenarsenal abwickeln sollte, bewahrt es mit Überredungskunst vor der Sprengung. Stattdessen werden zahlreiche Gebäude für die Nutzung durch die obdachlos gewordenen Menschen freigegeben, die zum Teil ihre Geschäfte aus der alten Heimat hier fortführen. Im Museumsbunker der seit 1956 eigenständigen Gemeinde Trappenkamp wird dies heutzutage eindrucksvoll erklärt. 

 

Ein Schmalenseer trainiert Holstein Kiel: Neuer Trainer der Fußballer der KSV Holstein, die in der 2. Bundesliga spielen, wird am 1. April 1979, vor 45 Jahren, der Schmalenseer Fußballlehrer Günter Brust. Der Deutsche Fußballbund hatte von dem Kieler Klub verlangt, einen Lizenztrainer zu engagieren, weil der bisherige Coach Kuno Böge, der offiziell Co-Trainer ist, die nötige Befähigung nicht nachweisen kann. Vorherige Trainerstationen des Schmalenseers Brust, der seinen Fußballlehrer-Lehrgang 1950 bei keinem Geringeren als Sepp Herberger absolviert und 1952 die Zulassung erhalten hatte, waren bereits der Freiburger FC, FSV Frankfurt, Arminia Hannover, Göttingen 05 und Altona 93. Im Kreis Segeberg hatte Brust zuletzt kurzzeitig den SV Wahlstedt und die SG Seth trainiert. Einige der zuerst genannten Mannschaften spielten unter Brust in Oberligen, deren Spitzenteams vor Einführung der eingleisigen Bundesliga in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft einzogen. Am 14. Januar 1962 unterlag der von Brust trainierte FSV Frankfurt im Spiel der Oberliga Süd dem FC Bayern München mit 2:3. Bundesweit berichtet worden war über Günter Brust im SPIEGEL 39/1959. Im Beitrag „Das Brust-Rezept“ wurde die von ihm erfundene „Viereck-Taktik“ erklärt, die die Bildung von einem Defensiv- und einem Angriffsblock beinhaltete. Bei Holstein Kiel ist der 55-jährige Schmalenseer, der einst mit Kuno Böge beim TSV Lägerdorf als Spieler die Fußballschuhe geschnürt hatte, 1979 nur einige Wochen an der Seitenlinie tätig; der DFB übte zudem wegen seiner schon längeren Abwesenheit aus höheren Spielklasse erneut Druck auf die KSV aus: Man solle Brust zu einem DFB-Fortbildungslehrgang schicken. Dazu kommt es aber nicht. Günter Brust, schon nicht mehr in Diensten von Holstein Kiel, verstirbt im Dezember 1980 nach kurzer schwerer Krankheit 56-jährig.

 

Forderung eines Staates für die Juden: Vor 100 Jahren ist ein neuer Reichstag ist zu wählen. Im Kreis Segeberg macht in einer Zeitungsanzeige am 2. April 1924 ein „Völkisch-Sozialer Block“ auf sich aufmerksam. Er zeigt auf, welche Elemente anderer Parteien gutgeheißen werden könnten, wirft diesen in ihrer Gesamtheit aber vor, mit dem Parlamentarismus versagt zu haben. Der völkische Block versteht sich als Mittel zur Überlebenssicherung des deutschen Vaterlandes. Mit der Parole „Los von Juda“ greift der Block die These der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei auf, wonach man den Juden einen eigenen Staat außerhalb Europas zubilligen sollte.

 

Schmalensee kommt in den Hörfunk: Für seine Sendung „Schleswig-Holstein-Topografie“ kommt am 2. April 2004, vor 20 Jahren, Moderator Thomas Lenz mit einem Team der NDR 1 Welle Nord in den Gasthof Voß, um ein plattdeutsches Ortsportrait zu erstellen, das am 20. April ausgestrahlt wird. Lenz interviewt verschiedene Bürgerinnen und Bürger auf dem Gemeindesaal und fängt weitere Eindrücke sowie einige Stücke der Jagdhornbläser ein. 

 

Eine Zeitung für den Kreis Segeberg: Am 3. April 1869, vor 155 Jahren, erscheint erstmals als Zeitung für den Kreis Segeberg das „Segeberger Kreis- und Wochenblatt“ (SKWB). In seinen Beratungen am  24. und 25. Februar 1869 hatte sich der Kreistag des Kreises Segeberg darauf verständigt, das „Segeberger Wochenblatt“ (SWB) zu seinem amtlichen Mitteilungsblatt zu machen. Eine Bedingung gegenüber dem Verleger Wäser: Häufigeres Erscheinen und im Titel der Hinweis auf die Rolle als Kreisblatt. Interessant: Die Bekanntmachungen der offiziellen Stellen werden unentgeltlich abgedruckt. Dem Verleger und seinen Nachfolgern beschert dies bis 1945 dennoch sichere Einnahmen durch mehr Abonnenten und Werbetreibende. Und ab 1905/06 wird die Zeitung als „Segeberger Kreis- und Tageblatt“ (SKTB) zur Tageszeitung mit sechs Erscheinungstagen. Die heutige Segeberger Zeitung ist die Nachfolgerin des SKTB. Für Schmalensee und Umgebung bewirkte der 3. April 1969, dass die Berichterstattung nicht mehr vornehmlich Nachrichten aus der Kreisstadt Segeberg umfasst, sondern Berichte und Terminankündigungen aus den Ämtern und Kirchspielen des Kreises stetig zunehmen.

 

Beschluss über die Einteilung von Amtsbezirken: Der Segeberger Kreistag beschließt am 6. April 1889, vor 135 Jahren, eine Festlegung oder Neuordnung der Amtsbezirke. Das bisherige Amt Bornhöved wird demnach neu geordnet und in zwei Amtsbezirke aufgeteilt: Der neue Amtsbezirk Nr. 6, Bornhöved, bestehend aus den Landgemeinden Bornhöved, Gönnebek und Schmalensee, wird mit 17:1 Stimmen (von 20) genehmigt. Der neue Amtsbezirk Stocksee (Nr. 7), bestehend aus den Landgemeinden Damsdorf, Tarbek, Tensfeld und Stocksee sowie dem forstfiskalischen Gutsbezirk Stocksee, wird 15:3 Stimmen genehmigt. Im Amt Bornhöved leben 1421 Menschen – 835 in Bornhöved, 282 in Gönnebek und 304 in Schmalensee. Dessen Fläche umfasst 868,2243 Hektar. Schmalensee verfügt über ein Veranlagungssoll direkter Staatssteuern in Höhe 2846,88 Mark. Dies und die Einwohnerzahl bedeuten, dass Schmalensee wie Gönnebek eine Stimme im Amtsausschuss hat. Bornhöved hat zwei Stimmen. 

 

Die NS-Ideologie wird in die Gesellschaft „eingepflanzt“: In Bad Segeberg wird am 9. April 1934, vor 90 Jahren, im Beisein der Amts- und Gemeindevorsteher die Kreisführerschule eröffnet. Im ehemaligen Pflegeheim und der Jugendherberge im Kastanienweg ist eine Schulungseinrichtung für die politischen Leiter, die Funktionsträger des Kreises Segeberg eingerichtet worden. „Durch Schulung der Amtsleiter wird der Nationalsozialismus in das Volk hineingetragen werden. Über die Amtsleiter wird das Volk dann selbst nationalsozialistisch denken, fühlen und empfinden lernen. Die NSDAP schläft nicht“, heißt es im Segeberger Kreis- und Tageblatt. Inhalte der Führerkurse sind Rechnungswesen und Buchführung der Gemeinde; Steuern, Beiträge, Gebühren und Ortssatzung; Bauordnung; neues Standesamtswesen; Aufgaben, Rechte und Pflichten der Orts- und Gemeindevorsteher; Polizeiwesen und Polizeikosten; Erbhofgesetz sowie Rechte und Pflichten der Reichserbhofbauern, Heimatkunde; Luftschutz, Rassenkunde; Gemeindeverfassung und Gemeindeverwaltung; Preußische Jagdordnung; Landwirtschaftliche Entschuldung. 

 

Die Gemeindevertretung vor 50 Jahren: Am 10. April 1974 findet die konstituierende Sitzung der neuen Schmalenseer Gemeindevertretung statt. Als ältester Gemeindevertreter leitet Friedrich Bollbuck die Versammlung, die Bürgermeister Hans Voß in seinem Amt bestätigt. Zu stellvertretenden Bürgermeistern werden Hans Siebke und Werner Suhr gewählt. Suhr war in die Vertretung nachgerückt, weil der zum Gemeindevertreter gewählte Jürgen Stegelmann das Mandat abgelehnt hatte. In den Finanzausschuss werden Werner Suhr, Walter Behrend und als Bürgerliches Mitglied Gerhard Cuwie gewählt. Den Sozialausschuss besetzen Margarete Radloff, Hermann Griese, Günther Brust und als bürgerliches Mitglied Herta Stüben. Den Ausschuss für Wasserversorgung bilden Hans Siebke, Günther Brust und die bürgerlichen Mitglieder Willi Wulf und Schmiedemeister Helmut Nagel. In den Verschönerungsausschuss gehen Margarete Radloff, Hans-Jürgen Harder, Werner Suhr und die bürgerlichen Mitglieder Ewald Garber und Gerhard Mühlenberg. Den Wegeausschuss bilden Hermann Griese, Friedrich Bollbuck, Hans-Jürgen Harder und das bürgerliche Mitglied Jürgen Stegelmann. Den Jugendförderungs- und Sportausschuss besetzen Margarete Radloff, Hans-Jürgen Harder, Günther Brust sowie als bürgerliche Mitglieder Wolfgang Harder und Gerhard Scholz. Hans Siebke und Hans Voß vertreten Schmalensee im Schulverband Bornhöved. 

 

Ein Flächennutzungsplan für Schmalensee: Das Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein teilt der Gemeinde Schmalensee am 13. April 1964, vor 60 Jahren, die Kosten mit, die für die Erstellung des ersten Flächennutzungsplans im Maßstab 1:5000 anfallen werden. Die Fotomontage von sechs Kartenblättern zu einem Plan in Größe 74x100 Zentimeter wird demnach 236 DM kosten. Um Höhenlinien in den Plan zu übertragen fallen weitere 40 DM an. Das Amt bittet über den mit der Erstellung des Flächennutzungsplans beauftragten Architekten Heinz Schöning aus Schönwalde am Bungsberg auf Anerkennung dieser Kosten. 

 

Aktivität der NS-Frauenschaft vor 90 Jahren: Am 14. April 1934 berichtet das Segeberger Kreis- und Tageblatt aus Bornhöved. Dort hat der erste Pflichtabend der NS-Frauenschaft Bornhöved stattgefunden. Die Führerin Lilli Oberböster begrüßte vor allem die neu eingetretenen Mitglieder. Durch den Beitritt von 20 Frauen ist die Frauenschaft auf 200 Mitglieder angewachsen. Im Vortragsteil referierte Nanny Saggau aus Schmalensee über Kükenaufzucht. In einem zweiten Vortrag ging es um Frühgemüse und Heilpflanzen. 

 

Ein Schmalenseer kassiert für die Totengilde: Das Segeberger Kreis- und Tageblatt berichtet am 15. April 1909, vor 115 Jahren, von der Generalversammlung der vereinigten Totengilde Bornhöved-Schmalensee. Im abgelaufenen Jahr hatte die Gilde sieben Sterbefälle zu verzeichnen, davon waren vier Kinder. Die 135 Mitglieder zählende Totengilde hatte Einnahmen von 323,60 RM und Ausgaben von 268,48 RM. Johann Jürgens aus Schmalensee wird wieder zum Kassierer der Gilde in Schmalensee gewählt. (Bis heute existiert die „Sterbekasse für Bornhöved und Umgebung“, in der die Totengilde aufgehen wird und die dasselbe Ziel verfolgt: Den Mitgliedern aus ihren Beiträgen einen sicheren Anteil an den Bestattungskosten zu sichern.)

 

Das Feuerlöschwesen „auf dem platten Lande“ vor 135 Jahren: Die Königliche Regierung erlässt am 15. April 1889 die „Polizeiverordnung betreffend das Feuerlöschwesen auf dem platten Lande“. Inklusive Ausführungsbestimmungen ist dies eine umfangreiche Organisation des Brandschutzes in Schleswig-Holstein. Die Polizeiverordnung sieht die Einrichtung von Brandwehren im Sinne von Pflichtfeuerwehren vor: Alle tauglichen, 16- bis 60-jährigen männlichen Einwohner eines Ortes sind zum Dienst in der Brandwehr verpflichtet, ein jeder muss während dieser „Dienstzeit“ insgesamt drei Jahre lang eine Führungsposition einnehmen. Alle Gespannhalter sind in festzulegender Reihenfolge verpflichtet, die Spritze im Alarmfall mit Pferden zu bespannen. Der Brandmeister als örtlicher Führer ist mit seiner Brandwehr zur sofortigen Hilfeleistung in allen Orten im Umkreis von 7,5 Kilometern verpflichtet. Die Aufsicht über die Brandwehren liegt beim Amtsvorsteher als Oberbrandmeister. 

Die Einrichtung der Freiwilligen Feuerwehr ist nicht eindeutig als Alternative genannt. Ist aber eine solche im Ort vorhanden und genügt sie aufgrund von Stärke und Ausrüstung den durch die Polizeiverordnung verlangten Auflagen, so wird eine Brandwehr als Pflichtwehr obsolet. (In Bornhöved zum Beispiel gibt es lange Zeit beide Arten von Wehren, die Brandwehr ist dabei de facto die „Ersatzwehr“, die vom örtlichen Brandmeister mitgeführt wird.)

 

Bild zur Meldung: Günter Brust (2.v.li.) als Trainer des FSV Frankfurt

Fotoserien


Historisches-2024-04-01 (30. 03. 2024)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail: